20000330 \  In der Diskussion \  Eine Vision - die DMS Deutschland AG
Eine Vision - die DMS Deutschland AG
Die deutschen Anbieter für Dokumenten-Management-Technologien haben in den letzten zwei Jahren internationales Profil gewonnen. Sie waren hierbei sehr erfolgreich. Dominierten früher Firmen aus den USA diesen Markt, so sind nunmehr deutsche Unternehmen wie ACS, A.I.S., CE AG, COI, Docunet, EASY AG, iXOS AG, SER AG, Win!DMS und einige andere zum Gegenangriff angetreten. Andere Unternehmen aus Europa tauchen in diesem Wettkampf kaum auf, nur sehr wenige Firmen - besonders aus England - haben bisher in diesem Markt den Sprung zu internationalen Keyplayern geschafft. Besonders die jungen Aktiengesellschaften verfügen über genügend Kapital, Aggressivität und Ideen, um ihre Marktposition auch international auszubauen. Hintergrund für die Expansion sind die fallenden Handelsbarrieren, die zunehmende Vereinheitlichung des europäischen Marktes, Globalisierung und nicht zuletzt die Erkenntnis, daß das Potential des deutschen Marktes mittelfristig nicht ausreicht, um Produktentwicklungen langfristig zu finanzieren und die Wachstumserwartungen der Aktionäre zu erfüllen.
So verfolgen die deutschen Anbieter jeder für sich ihre Expansionsstrategien. Hierzu gehören die Gründung von Niederlassungen, Aufkauf von Wettbewerbern, Ausbau von Partnernetzwerken und Kooperationen. Jeder kämpft für sich allein. So mancher Aufkauf oder Investition lassen vermuten, daß zwischen Globalisierungskonzept und realer Umsetzung bei den im Umbruch befindlichen deutschen DRT-Anbietern noch Lücken klaffen. Der Aufbau einer Organisation, die den weltweiten Auftritt auch umsetzen kann, ist vielerorts noch nicht vollzogen. Der Ausbau des Geschäftes orientiert sich dabei immer noch häufig daran, was die Wettbewerber in diesem Marktsegment tun. Nur wenige Investitionen und Kooperationen zielen auf neue Marktsegmente und damit auf Diversifizierung. Letztere ist aber für ein langfristiges Überleben der Unternehmen erforderlich, da die bisherigen Grenzen des Themas Dokumenten-Management fallen und von der allgemeinen IT-Entwicklung vereinnahmt werden. Es ist daher fraglich, ob jeder Anbieter für sich allein die gesetzten Ziele im globalen Wettbewerb erreichen kann.
Stellen wir uns einmal vor - was wäre wenn ...
die Vorstände der drei, vier verbliebenen Marktführer - die anderen sind inzwischen auf Nischen reduziert, aufgekauft oder haben sich zum Integrator gewandelt - auf einer Pressekonferenz den Zusammenschluß ihrer Unternehmen bekanntgäben und nebenbei mitteilen würden, daß sie auch die Mehrheiten an einigen US-Wettbewerbern erworben hätten ... Die so gebildete "DMS Deutschland AG" hätte ausreichend Gewicht, den gesamten Markt für Document Related Technologies zu dominieren und darüber hinaus ein großes Potential in die neuen Wachstumsmärkte in den Bereichen Internet, Content-Providing, E-Commerce und Telekommunikation zu investieren. Die typischen Fragen unsicherer Kunden nach standardisierten Aufzeichnungsformaten, Schnittstellen und langfristiger Verfügbarkeit von Informationen würden sich schnell erübrigen - die Standards würden von der "DMS Deutschland AG" gesetzt. Parallele Entwicklungen würden in Hinblick auf die jeweils beste Lösung innerhalb der ursprünglichen Unternehmen vereinheitlicht, der Auftritt im Ausland könnte durch Zusammenlegung der Ressourcen effizienter gestaltet werden und das neue Unternehmen hätte ein ausreichendes Gewicht, im IT-Markt den Anschluß an die großen Keyplayer wie Sun, IBM, Cisco, Microsoft, Oracle oder SAP zu gewinnen.
Warum wird dies wahrscheinlich nur Vision bleiben? Erstens gerät das recht staubige Thema Dokumenten-Management immer mehr aus dem Blickwinkel des Anwenders - dieser läuft längst den nächsten Schlagworten hinterher. Zum Zweiten werden die deutschen Anbieter alle von erfolgreichen und ausgeprägten Entrepreneurs im besten Sinne geführt. Es bleibt fraglich, ob Vorstände wie Brintrup, Hanisch, Reinhardt, Strack-Zimmermann, Vollmering oder Wenzke - von den Geschäftsführern der außerdem am Aufholrennen beteiligten Anbieter hier einmal abgesehen - sich jemals an einen Tisch setzen würden. Drittens geben die bisherigen eigenständigen Erfolge der Unternehmen noch keinen Anlaß, einmal über einen größeren Wurf nachzudenken. Für Journalisten, Aktionäre und Anwender bleibt daher das Rennen der Wettbewerber im DRT-Markt weiterhin äußerst interessant. (Kff)
Weitere Kapitel
© PROJECT CONSULT Unternehmensberatung GmbH 1999 - 2016 persistente URL: http://newsletter.pc.qumram-demo.ch/content.aspx?DOC_UNID=418dc908e40a4ed3002571f70037e564