Man wird schon nachdenklich, 15 Jahre Web, 17 Jahre PROJECT CONSULT. Im Rückblick auf unsere ersten Projekte im Umfeld des Internet und späteren Web sticht eines aus den Jahren 1992/1993 heraus, wo wir für die Umweltorganisation der UNO eine multilinguale Plattform für die Harmonisierung von Umweltdaten berieten. Damals gab es nur das ARPANET. Allerdings erhielten wir schon lange vor dem offiziellen Geburtsdatum des Internet (hier wird der 30.04.1993 als das Geburtsdatum genannt) die Auskunft vom CERN, dass man das ARPANET der Allgemeinheit zugänglich machen möchte. Berners-Lee war damals nur einer Handvoll von Insidern innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft bekannt. In den Frühtagen des Web war allerdings an die Übertragung von Dokumenten, Karten und anderen speicherintensiven Informationen nicht zu denken. Den Erfolg der ersten Phase des Internet sicherten die allgemeine Zugänglichkeit und die Einfachheit der zugrunde liegenden Technologie. Richtig erfolgreich wurde das Web erst, als Millionen ihre Webseiten publizierten. Erst durch die immer schnelleren Verbindungen und die große Bandbreie wurde Web 2.0 mit seinen Video-, Musik-, Film-, Community- und Bild-Datenbanken möglich. Heute wird bereits am CERN an der nächsten Generation der Technologie geschraubt. Ian Bird kennt heute auch kaum noch jemand. Dies wird sich aber ändern, wenn die Grid-Technologie und der Einsatz von Supercomputern zur Verarbeitung und Verteilung großer Mengen von Informationen – am CERN sind dies schon gut gerne einmal 15 PetaByte auf einen Schlag - allgemein zugänglich wird. Technologisch werden die Grenzen des Webs also ständig ausgeweitet und auch Berners-Lee ist bei der Weiterentwicklung des Web, auch semantisches Web oder Web 3.0 genannt, wieder an vorderster Fron mit dabei. Europäische Innovationen, aber wer beherrscht die Infrastruktur des Web, die Verbindungsrechner? Dies ist ein anderes Thema. Aber bei all der Euphorie über das Internet sollte man nicht die aktuellen Entwicklungen unterschätzen, die die ursprünglichen Ideen des weltweiten freien Zugriffs bereits heute unterminieren. Längst sehen wir nur Ausschnitte des Web, die uns die gesamte Menge nur vortäuschen. Längst haben Regierungen und Organisationen das Web nach ihren Bedürfnissen segmentiert. Dies zeigt sich gerade wieder bei den Maßnahmen autoritärer Regimes, die längst nicht mehr das Internet einfach abschalten sondern raffiniert für ihre Zwecke nutzen. Kulturschocks wie das Vordringen von Chinesisch im Web-Universum stehen uns dabei noch bevor. Große Internet-Firmen wie Google dominieren längst das Web, die Form, wie wir es nutzen, und die Inhalte, die wir sehen. Die Auswirkungen der Web-Economy sind gerade in Ansätzen erkennbar. Übernahmeschlachten wie zwischen Microsoft und Yahoo sind erst der Anfang beim Kampf um die Vorherrschaft im Web, jenseits jeglicher bisheriger politischer oder gar kontrollierender Instanzen. Auch das Thema ECM Enterprise Content Management erhält durch das Web eine neue Dimension. Ging es in den Anfangstagen lediglich um Browser-basierte Clienten oder die Integration in interne Web-basierte Portale gewinnt heute unter Schlagworten wie SaaS (Software as a Service) und ASP (Application Service Providing) die Verlagerung von collaborativen Umgebungen und Archiven in das Web an Bedeutung. Hier eröffnet das Web gerade kleineren Firmen und Privatleuten Möglichkeiten, die es bisher auch Gründen der Kosten und der Komplexität von ECM-Lösungen nicht gegeben hat. Die Grenzen zwischen internen und externen Web-basierten Lösungen verwischen dabei immer mehr. Sicherheits- und Vertrauensfragen setzen dabei aber auch immer mehr Grenzen in der Nutzung des Web. Wegzudenken ist das Internet jedoch nicht mehr, es hat inzwischen nicht nur die Kommunikation und die Wirtschaft umgekrempelt, sondern auch massiv unsere Kultur. Die Informationsgesellschaft basiert heute in wesentlichen Teilen auf dem Web. Diese virtuelle Welt ist aber angreifbar und die Abhängigkeit von der Verfügbarkeit des Web wird immer größer. Inzwischen verbraucht das Web einen nicht unbeträchtlichen Teil der Energie so dass auch Fragen des Umweltschutzes und der Ressourcenhaushaltung größere Bedeutung gewinnen. All diese Entwicklungen zeigen, dass wir immer noch am Anfang der Entwicklung unserer vernetzten Welt stehen. Die nächsten 15 Jahre werden daher mindestens so spannend werden wie die ersten. (Kff)