20020422 \  Märkte & Trends \  Media Asset Management (MAM)
Media Asset Management (MAM)
Im Zuge der fortschreitenden Multimedialisierung in unserem Informations- und Medienzeitalter wird es immer wichtiger, multimediale Inhalte wie Bilder, Grafiken, Audios, Videos, technische Zeichnungen, Layouts und Präsentationen, die in den unterschiedlichsten Formaten vorkommen, optimal zu verwalten. In der Finanzwelt bezeichnet das Asset Management die Vermögenswertverwaltung. Das Media Asset Management versucht die Vermögenswerte, die Medieninformationsobjekte für ein Unternehmen darstellen, zu verwalten und zur optimalen Nutzung zur Verfügung zu stellen. Ziel des Media Asset Managements (MAM) ist somit, ein effektives und effizientes Management von multimedialen Informationen zu ermöglichen und dadurch einen wirtschaftlichen Nutzen und Wettbewerbsvorteile zu erzielen.
Doch was ist ein Media Asset?
Ein Media Asset ist grundsätzlich eine Form von Content. Content ist Information in strukturierter, schwach strukturierter und unstrukturierter Form, die in elektronischen Systemen zur Nutzung bereitgestellt wird. Ein Media Asset besteht zum einen aus multimedialen unstrukturierten Informationsobjekten wie Bildern, Grafiken, Präsentationen oder Rich-Media-Inhalten wie Audio und Video, zum anderen aus strukturierten Metainformationen. Erst durch das Hinzufügen der strukturierten Metadaten wird aus einem Medieninformationsobjekt, welches lediglich Informationen darstellt, ein „wertbehaftetes Asset“, welches verfügbar, recherchierbar, wiederverwendbar und handelbar wird. Die strukturierten Metadaten beinhalten beispielsweise Informationen zum Autor, zu Urheberrechten, Erstellungsdatum und Formatinformationen sowie Informationen zum Farbmanagement und Inhaltsbeschreibungen. Auch Knowledge Management (KM) kann von den Fähigkeiten eines MAM profitieren. Wissen ist im Unternehmen eben auch in Media Assets enthalten und kann mit Hilfe der Metadaten der multimedialen Informationsobjekte aus dem MAM lokalisiert werden.
Abgrenzungsprobleme CM und MAM
Doch wie grenzt sich das Media Asset Management zum herkömmlichen Content Management (CM) ab? Der Unterschied zum Content Management ist auf den ersten Blick kaum zu erkennen. Grundsätzlich können mit einem Content-Management-System (CMS) die gleichen Informationsobjekte verwaltet werden wie mit einem Media-Asset-Management-System (MAMS). In der Medienbranche wird Content Management als „Unterabteilung“ von Media Asset Management gesehen, wobei den CMS Funktionen wie „Watermarks“, „Digtial Rights Management“, „eBilling“, „Digital Video Channeling“, „User Profiling“, „Distributed High Performance Asset Repositories“ und viele andere fehlen. Dagegen gibt es kaum echte MAM-Produkte – viele der Lösungen sind individuell für einen Media-Assets-Anbieter zusammengeschraubt worden.
Die gravierenden Unterschiede bestehen in der technischen Umsetzung. Das Content Management ist aus dem Dokumenten Management heraus entstanden. Letzteres ist für den Zweck geschaffen worden, den juristischen und geschäftsprozessrelevanten Dokumentenbestand eines Unternehmens verwalten zu können. Das CMS soll inzwischen auch den gesetzlichen Anforderungen wie Aufbewahrungsfristen, Unverfälschbarkeit und Revisionssicherheit gerecht werden, obwohl dies bei WCM Web-Content-Management-Lösungen noch zu wünschen übrig läßt. Das Media Asset Management kommt dagegen aus dem Bereich der Medien-Unternehmen und ist aus dem Bedürfnis heraus entstanden, den Wert des Unternehmens in Form von Texten, Grafiken, Bildern und Rich-Formaten verwalten zu können und zentral, dezentral verfügbar zu machen. Ständige Verfügbarkeit und kommerzielle Nutzbarmachung der Informationsobjekte stehen hier an erster Stelle. Aus diesem Grund unterscheidet sich das CMS und MAM auch auf technischer Ebene.
Anders als beim MAM wird ein herkömmliches DMS in der Regel mit einer Referenzdatenbank realisiert, die im Index Referenzen der Informationsobjekte speichert. CMS-Lösungen arbeiten zum Teil noch auf Filesystemen, verlinkten HTML-Seiten, Referenzdatenbanken oder aber schon objektorientiert mit XML-Strukturen. Das MAM dagegen speichert die Informationsobjekte direkt in spezialisierten Datenbanken, welche auch eine höhere Performance in Bezug auf die Verfügbarkeit mit sich bringen. Um die Verfügbarkeit auch bei stark frequentierten Systemen garantieren zu können, werden im MAM Informationsobjekte auch redundant gehalten. Beim DMS und CMS wird dies nach Möglichkeit aus Konsistenz-, Zugriffsschutz- und Verwaltungsgründen vermieden.
MAM und Cross-Media-Publishing
Das Media Asset Management sorgt für die Aufnahme, Speicherung, Kategorisierung, Indizierung und Bereitstellung von Media Assets mit der Prämisse, eine hohe Bearbeitungsgeschwindigkeit und eine optimale Wiederverwendung zu ermöglichen. Zu der Grundausstattung eines MAM zählen Funktionen wie Verschlagwortung und Indizierung, Mechanismen zur Datensicherheit und Zugriffskontrolle, medienspezifisches Datenmanagement wie Farbmanagement und medienneutrale Formate, komplexe Suchfunktionen über Metadaten sowie automatische Bildinhaltserkennung, Unterstützung des Workflows bei der Medienproduktion, Versionsmanagement und Verwaltung sowie das Management von Urheberrechten, digitale Signaturen, Wasserzeichen und Lizenzen. MultiMedia Clearing Right Systems (MMCRS) und Digital Rights Management (DRM) stellen für MAMS derzeit eine der größten technologischen Herausforderungen dar. Auch das elektronische Abrechnen von Kleinbeträgen (Micropayment) für die Nutzung von Inhalten ist nicht durchgängig realisiert und befindet sich auf einem temporären Rückzug. Ein weiterer integraler Bestandteil ist das „CrossMedia-Publishing“ des MAM. Mit dieser Eigenschaft kann ein MAM-System gleichen Inhalt über unterschiedliche technische Kanäle publizieren. Nach dem Motto „Create once, use many“ können beispielsweise die Bereiche Druck, Internet und Multimedia mit gleichem Inhalt aus dem MAM bedient werden. Unter gleichen Gesichtspunkten ist auch Content Syndication, die mehrfache Nutzung von Inhalten auf verschiedenen Anbieterseiten mit unterschiedlicher Visualisierung und Informationszusammenstellung zu sehen. Voraussetzung ist die Speicherung der Inhalte in medienneutralen Formaten, aus denen für die unterschiedlichsten Anwendungszwecke die benötigten Formate automatisch generiert werden können.
MAM für die aktive Bereitstellung von
kommerzie
llen Content
Abschließend bleibt festzuhalten, dass ein Media Asset Management zwei wesentliche Ziele verfolgt. Zum einen wird die Verfügbarkeit von Informationsobjekten in einem Unternehmen und über deren Grenzen hinweg optimiert, denn das Vorhandensein von Media Assets bedeutet noch lange nicht, dass diese auch verfügbar und auffindbar sind. Mit einem Media Asset Management werden durch die Bereitstellung von intelligenten Suchfunktionen und die Eingrenzung durch Schlagwörter, Kategorisierung und Versionsmanagement Suchzeiten minimiert, welches eine erheblich Kostenersparnis mit sich bringt. Zum anderen können Kosten im Bereich der Herstellung und Datenaustausch minimiert werden, da dank der medienneutralen Datenhaltung und der damit verbundenen medienübergreifenden Publikation eines Media-Asset-Management-Systems eine konsequente Wieder- und Mehrfachverwendung betrieben werden kann.
Die MAM-Produkte sind aus der Medienwelt heraus generiert oder von diesen Untenernehmen selbst entwickelt worden und haben mittlerweile Produktreife erreicht. Langfristig wird die Abgrenzung von MAMS und CMS immer schwieriger werden, da sie sich eher aus technischer Sicht als auf Grund der Funktionalität unterscheiden lassen. Gerade in diesem Punkt werden sich die Produkte sich immer weiter annähern. In nicht ferner Zukunft werden beide derzeitig noch unabhängigen Varianten zusammenfinden. Hierfür ist seitens der Web Content Management und der Enterprise Content Management Anbieter aber noch einiges zu tun.
Die zunehmende Verbreitung von MAMS ist als wichtiger Trend zu werten. Besonders da diese Systeme auch neue Benutzergruppen ansprechen. DMS und Intranets dienten nur zur verbesserten Informationsbereitstellung innerhalb von Unternehmen, CMS und Portale eröffneten den Weg in Extranets und B2B-Geschäfte. Nur wenige B2C-Geschäftsideen haben sich inzwischen auch wirtschaftlich rentiert. MAMS zielen jedoch nicht nur auf den geschäftsmäßigen Informationsnutzer sondern besonders auch auf den privaten Endverbraucher. Damit sind MAMS ganz vorne an der technologischen Front dabei – Fernseher und mobile Telefone als Endgeräte, innovative Formen der Benutzeroberflächen und Informationsformate, neue Techniken der Nutzungskontrolle und Abrechnung von elektronischen Dienst-leistungen. Ob MAM--Lösungen in den nächsten ein, zwei Jahren als echte Standardsoftwarepakete auf den Markt kommen ist wenig wahrscheinlich. Nur große Informations-anbieter wie die weltweit tätigen Verlagshäuser, Fernsehanstalten, Studios und Spieleindustriekonzerne können sich heute eine solche Investition leisten.  (RC)
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