20070309 \  Artikel \  Service Oriented Architecture
Service Oriented Architecture
Ein Paradigma in der IT (Teil 2)
von Christoph Jeggle, PMP, CDIA+, E-Mail: Christoph.Jeggle@PROJECT-CONSULT.com. Christoph Jeggle ist Seniorberater bei PROJECT CONSULT.
Begriffe im SOA Umfeld
Vor diesem Hintergrund sollen nun einige Begriffe erläutert werden, die im Umfeld von SOA immer wieder genannt werden und häufig eher zur Verwirrung als zur Klärung beitragen.
Begriffe wie Enterprise Service Bus (ESB), Enterprise Application Integration (EAI) beschreiben, wie der Aufruf von Services durchgeführt werden kann. Dabei ist EAI mehr technisch ausgerichtet auf die Lösung der Fragestellung, wie Anwendungen bzw. Dienste mit unterschiedlichen Schnittstellen aufgerufen werden können. ESB ist dagegen stärker auf die Abbildung von Prozessen durch Dienste ausgerichtet. Auch die ESA Enterprise Service Architektur von SAP zielt mit dem XI-Bus in diese Richtung.
Web Services und die damit zusammenhängenden Begriffe SOAP, Universal Description, Discovery and Integration (UDDI), Web Services Description Language (WSDL) sind dagegen eine spezifische Implementation, die für SOA verwendet werden kann. Diese Begriffe sind keinesfalls gleichbedeutend mit SOA, und Systeme, die Web Services verwenden, sind auch nicht unbedingt eine Implementierung einer Service Oriented Architecture.
Dennoch zeigt die Implementierung von SOA durch die Web Services, welche Elemente wichtig sind. SOAP ist die auf XML beruhende Schnittstelle zu den Diensten. Dabei wird per XML sowohl der Funktionsaufruf als auch die dazu gehörenden Daten übergeben und die Antwort des Dienstes zurückgegeben. UDDI und WSDL sind die Implementierung der Registrierung von Diensten im Sinne einer Bekanntmachung des Angebotes, um beim Bild des Anbieters und des Konsumenten zu bleiben. Dabei wird zum einen die Plattform geschaffen, in der solche Angebote abgegeben werden können, zum anderen aber auch festgelegt, wie das Angebot beschrieben werden soll. Als Definition für SOA kann man die OASIS heranziehen, die 2006 SOA allgemeingültig als Referenzmodell formulierte1.
Es fehlt aber noch die Komponente der Prozesssteuerung. In diesen Bereich gehören Begriffe wie Business Process Management (BPM), Business Process Execution Language (BPEL), Business Process Modeling Notation (BPMN). Während BPM ein allgemeiner Oberbegriff ist, stellen die beiden anderen Begriffe konkrete Möglichkeiten der grafischen (BPMN) bzw. XML-basierenden (BPEL) Darstellung von Prozessen dar.
Zusammenfassung
SOA kann man nicht kaufen. SOA muss angewendet werden. Dies ist zugleich die Stärke und das Risiko von SOA. Es ist kein technischer Standard, der in dem Moment der Standardisierung bereits technisch überholt ist, und damit keine kurzlebige Modeerscheinung. Vielleicht wird der Begriff der Service Oriented Architecture nach einiger Zeit nicht mehr modern sein und durch einen anderen ersetzt werden. Aber das Paradigma der SOA selbst, Geschäftsprozesse eng mit der Informationstechnologie zu verknüpfen und diese als notwendiges und wichtiges Mittel zur Ausführung der Prozesse zu sehen und nicht als Selbstzweck, wird für die Informationstechnologie, die den Kinderschuhen der alleinigen Technikorientierung entwächst, bleiben. Vielleicht ändert sich das Etikett, aber das Paradigma entwickelt sich weiter.
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1 OASIS Reference Models for Service Oriented Architecture 1.0 vom 2. August 2006, 
http://www.oasis-open.org/committees/tc_home.php?wg_abbrev=soa-rm
Zugleich ist die Tatsache, dass SOA nicht einfach zu kaufen ist, auch die Schwäche in vielen SOA Projekten, in denen SOA-fähige Produkte eingekauft werden, in der Hoffnung, so eine Service Oriented Architecture implementieren zu können, ohne dass die Geschäftsprozesse sorgfältig definiert und mit den vorhandenen oder neuen Anwendungen implementiert werden. SOA ist zunächst keine Frage der Technik und keine Aufgabe für IT-Spezialisten, sondern zu aller erst eine Aufgabe der Fachabteilungen. (CJ)
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