Auf seiner letzten Sitzung hat das Executive Committee des DLM Forum ein großes Paket an Unterstützungsmaßnahmen für MoReq2 geschnürt. Die Bekanntmachung des Standards soll damit vorangetrieben werden. Die Europäische Kommission wird das DLM Forum durch den Druck des Standards selbst aber auch durch weitergehende Maßnahmen wir die Erstellung einer Kurzbroschüre in allen Sprachen der Europäischen Union unterstützen.
MoReq2 zielt sowohl auf die öffentliche Verwaltung wie die Privatwirtschaft. Der Standard adressiert elektronisches Records Management ebenso wie die Verwaltung von hybriden Dokumenten. Er geht mit den optionalen Modulen weit über das klassische Records Management und besonders über das Schriftgutmanagement deutscher Begriffsprägung hinaus. Gerade angesichts neuer Anforderungen an die Dokumentationspflichten wie die 8. Direktive oder die Dienstleistungsrichtlinie ist MoReq2 die Antwort auf die gewachsenen Compliance-Vorgaben. Besonders für europaweit aufgestellte oder agierende Organisationen und Unternehmen bietet der europäische Standard den Vorteil, dass für alle Länder nach einer Vorgabe vorgegangen werden kann. Unabhängig von Tests und Zertifizierung definiert der Standard den aktuellen State-of-the-Art des Records Management und erlaubt jedem Interessierten selbst die Requirements und die Test-Cases für eigene Projekte zu nutzen. MoReq schafft letztlich eine hohe Austauschfähigkeit, langfristige Sicherheit sowie einheitliche Rahmenbedingungen für die Entwicklung und den Einsatz von Systemen zum Dokumenten- und Records Management sowie zur elektronischen Archivierung im europäischen Raum. Eine Reihe von Übersetzungen von MoReq2 in verschiedene europäische Sprachen sind in Vorbereitung.
MoReq2 Zertifizierung
Inzwischen wurde vom DLM-Forum Executive Committee über das zukünftige Zertifizierungsverfahren eine Entscheidung getroffen. Testcenter in Europa können sich bei einer Certification Authority, die im Auftrag des DLM-Forum handelt, akkreditieren lassen. Die akkreditierten Testcenter wiederum führen die Prüfungen der Produkte entsprechend den MoReq2 Requirements auf Basis der Testszenarien durch. Als Certification Authority wurde die EA European co-operation for Accreditation ausgewählt (http://www.european-accreditation.org/). Obwohl die Testfälle noch nicht abschließend erarbeitet und gereviewt worden sind, wurden bereits eine Reihe von möglichen Testcentern in Europa benannt. Die imbus AG wurde inzwischen vom DLM Forum autorisiert, die ersten Produkttests und –zertifizierungen, die noch diesen Herbst beginnen, durchzuführen. Kritik an MoReq2
Während generell MoReq2 positiv bewertet wird, gibt es einige kritische Anmerkungen zum Umfang sowie zum Test- und Zertifizierungsverfahren. Der Aufwand für die Umsetzung von MoReq2 in RM-Produkten wird von einem Berater aus England, der sich an der Kommentierung von MoReq2 während der Entwicklung des Standards nicht beteiligt hatte, als sehr hoch eingeschätzt. Dabei wird jedoch häufig übersehen, dass sich MoReq2 modualar aus zwei Bereichen zusammensetzt: Der Records-Management-Kern-funktionali-tät und den optionalen Modulen. Getestet und zertifiziert wird nur der Kernbereich der Basisfunktionalität. Hier ist davon auszugehen, dass jedes “vernünftige” Records-Management-Produkt, besonders diejenigen, die bereits nach DoD 5015.2 zertifiziert sind, diese Funktionalität erfüllen kann.
Auch ein Mitglied des Vorstands des VOI Verband Organisations- und Informationssysteme kritisierte MoReq2. Er sieht keinen Nutzen in MoReq2 und auch keine Nachfrage. MoReq2 wurde als Marketing-Hype dargestellt, der nur den Zertifizierungsanbietern nützt. Details und Stellungnahmen finden sich auf http://www.MoReq2.de. (Kff)