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Document Related Technologies - Trends 2007 (3)
Der erste Teil des Trendberichts ist im PROJECT CONSULT Newsletter 20070917Newsletter 20070917, der zweite Teil im Newsletter 20071015Newsletter 20071015  erschienen.
Forrester
Nur wenig später als Gartner (siehe Newsletter 20071015Newsletter 20071015) veröffentlichte auch Forrester seinen aktuellen Report „The Forrester Wave: Enterprise Content Management Suites, Q4 2007“ (9.11.2007; http://www.forrester.com/Research/Document/Excerpt/0,7211,38876,00.html). Forrester untersuchte 11 Unternehmen mit ECM-Suite-Angeboten: Alfresco, EMC, Hyland, IBM, Interwoven, Microsoft, Open Text, Oracle, SAP, Vignette und XEROX. Nicht alle spielen eine Rolle in Deutschland – und – es ist auch ein Vergleich von „Äpfeln mit Birnen“.  Die Forrester-Studie weist auf fünf Trends hin, die von den Verantwortlichen in Unternehmen für Informations- und Wissensmanagement gefordert werden:
   
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Eine möglichst breite ECM-Suite mit allen Komponenten aus einer Hand
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Eine durchgängige Plattform, auf die man die eigenen Ressourcen hin ausbilden lassen kann
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Ein möglichst günstiges preisliches Angebot, um jedem Mitarbeiter im Unternehmen die Plattform zugänglich machen zu können
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Die Bündlung aller Compliance-relevanten Informationen an einer Stelle
   
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Die Aufbereitung und Zusammenführung von Inhalten (Content) in ihrem Kontext
Auch Forrester betont, dass ECM inzwischen zu Infrastruktur geworden ist und untermauert dies mit einer anderen Untersuchung:
Abb. 1: The Forrester Wave: Enterprise Content Management Suites, Q4, 2007. Forrester Research, Inc..
Hieraus ergibt sich ein sehr großes Potential für Content-Management-Lösungen. Forrester legt zugleich auch mit einer eigenen Darstellung der zukünftigen Aufteilung von Content-Management-Lösungen unter dem Gesichtspunkt „Kontext“ nach: „Transactional“, „Business“ und  „Persuasive“ Kontext von Content.
Abb. 2: The Forrester Wave: Enterprise Content Management Suites, Q4, 2007. Forrester Research, Inc..
Hierbei verschieben sich auch die traditionellen Schwerpunkte von Enterprise Content Management in Richtung Web-2.0-Technologien, Enterprise Search, Digital Asset Management und Publishing. Fast könnte man die Grafik mit dem Akronym „ECM 2.0“ betiteln.
Für die Weiterentwicklung von ECM sieht Forrester fünf Trends:
   
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Technik- Populismus treibt ECM-Innovation voran.
Menschen setzen Technologien, die sie auf der Arbeit kennenlernen zunehmend zuhause ein. Ebenso andersherum.
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Komplexität der IT drängt ECM in eine Information-Management Infrastruktur. 
Um das Chaos im Bereich der Inhalte einzudämmen, haben Organisationen Investitionen in ECM Priorität zugeordnet. Es setzt sich aber langsam die Erkenntnis durch, dass man Inhalte und Daten nicht getrennt betrachten kann, sondern eine Gesamtstrategie benötigt wird. Strategische Investitionen sollten sich auf Information-Management Infrastrukturen fokussieren.
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Wachsende Anwenderbedürfnisse zerschlagen bisherige Strategie 
Um den wachsenden Ansprüchen der Anwender zu genügen, werden die meisten Unternehmen von ihrer strategischen Fokussierung auf ausschließlich einen Anbieter abweichen müssen. Die „alles-aus-einer-Hand“-Strategie hat ausgedient.
Der Bedarf an Multichannel-Lösungen rückt Output Management zunehmend in den Vordergrund und lässt auch das Interesse an Direkt-Mailing und verschiedensten Print-Lösungen wieder größer werden.
   
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Neue Markteintrittsmodelle geben Anwendern mehr Auswahl. 
Open Source und SaaS werden ECM beeinflussen. Um die Bedürfnisse der Anwender besser einschätzen zu können, werden die ECM-Anbieter Communities ähnlich denen von Open Source Projekten einsetzen. SaaS wird dazu führen, dass ECM-Anbieter gehostete Lösungen z.B. für Inhaltsarchivierung oder leichtgewichtiges Dokumenten-Management anbieten werden.
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Design für die Anwender 
Die zentrale Frage für die Bewertung von ECM wird sich verschieben von „Wie werden Inhalte gemanaged?“ zu „Wie können die Inhalte nützlich eingesetzt werden?“.
Die im Forrester-Quadranten dargestellten Unternehmen verfolgen – gemessen an den fünf erwähnten Trends – sehr unterschiedliche Strategien. Einige sehen sich noch nicht einmal als ECM-Suite-Anbieter, wie z.B. SAP.
Abb. 3: The Forrester Wave: Enterprise Content Management Suites, Q4, 2007. Forrester Research, Inc..
Vergleicht man den Gartner-Quadranten mit dem Forrester-Wave-Diagramm so gleichen sich fast die Bilder, auch wenn die zugrundeliegenden Kriterien andere sind. Oben rechts wie immer die großen vier – EMC, IBM, OpenText und - neu - Oracle.  Der Rest gruppiert sich in den anderen Bereichen des Quadranten. Im Gegensatz zu Gartner zeigt Forrester auch noch die Marktpräsenz des Anbieters an. Basis des Bildes sind folgende Einzeleinschätzungen:
Abb. 4: The Forrester Wave: Enterprise Content Management Suites, Q4, 2007. Forrester Research, Inc..
Immerhin bietet diese Zusammenstellung etwas mehr an Transparenz als die öffentlichen Ergebnisse von Gartner.
Wie erwartet schneidet IBM nach der Übernahme von FileNet sehr gut ab. Auch im Lotus- und Web-2.0-Umfeld spielt IBM inzwischen mit. Bei Oracle ist es nicht nur die Übernahme von Stellent sondern auch das vorhandene Middleware-, BPM- und Datenbank-Portfolio, das die Position weit oben begründet. EMC ist weiterhin in der Oberliga vertreten und kann sich durch Captiva und das erweiterte Storage/ILM-Portfolio gut positionieren. Open Text  ist der einzige verbliebene reine ECM-Softwareanbieter, der durch Allianzen mit Microsoft, SAP und Oracle seine Position ausbaut. Microsoft selbst positioniert sich zwar auch im ECM-Markt, kann mit den Produkten jedoch – noch – nicht richtig überzeugen. Viele Mittelständler profitieren von den Lücken im MOSS und sind dankbar über die Marktöffnung durch Microsoft. Interwoven und Vignette bewegen sich mühsam im mittleren Bereich. Durch Portfolio-Änderungen in Richtung Archivierung, Records Management und Dokumentenmanagement können sie sich jedoch halten. Hyland baut kontinuierlich sein Portfolio aus und hält sich damit ebenfalls im Mittelfeld. Wie viele andere setzt Hyland dabei auf die Microsoft-Plattform. XEROX positioniert sich mit Docushare aber auch anderen spezialisierten Services. Alfresco ist als Verteter für Open Source dabei und kann nach Meinung von Forrester durchaus mit anderen, bereits länger am Markt verfügbaren Produkten mithalten. Die Rolle von SAP wird von den verschiedenen Analysten sehr unterschiedlich gesehen. Für SAP ist unstrukturierter Content einfach ein anderer Datentyp und in die Reihe der traditionellen ECM-Anbieter will sich SAP keineswegs einordnen lassen. Jedoch besitzt auch SAP einiges an Modulen, die ein zusätzliches ECM-Produkt bei manchem Anwender einfach überflüssig machen. Neben Microsoft ist SAP dasjenige Unternehmen, dessen Position sich in den nächsten Quadranten sicher nach oben verändern wird.
Betrachtet man aus deutschem Blickwinkel die Darstellung, so fällt sofort auf, dass einige Anbieter überhaupt nicht sichtbar sind und erst mühsam um Anerkennung kämpfen. Dies gilt sowohl für Xerox und Hyland wie auch für Alfresco. Auch die Positionierung von Interwoven und Vignette lässt in Deutschland zu wünschen übrig. Oracle steht erst am Anfang eines langen Weges zum Kunden. So dominieren von den internationalen Spielern immer noch IBM, ECM und Open Text in der Oberliga, im Mittelstand macht sich langsam Microsoft breit und zieht dabei die halbe ECM-Branche hinter sich her, und überall, wo bereits SAP-Dominanz vorherrscht, versuchen die Walldorfer auch das Thema Content zu besetzen. Der Markt ist für alle offenbar noch groß genug.
IDG
Ein Bild aus anderem Blickwinkel zeichnet IDG mit ihrem Report „Content value: the strategic approach to managing and exploiting unstructured content“ vom Oktober 2007. In einer größeren Markstudie zum Thema Enterprise Content Management bei Anwenderunternehmen (527 Telefoninterviews in Belgien, Deutschland, England, Frankreich, Spanien, Schweiz und den Niederlanden) kristallisierten sich drei Haupttrends heraus:
   
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2/3 aller europäischen Unternehmen haben bereits eine Strategie zur Handhabung unstrukturierter Inhalte umgesetzt (23%) oder sind in der Umsetzung (42%).
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 Betrachtet man die Vorhaben jedoch im Detail, so zeigt sich, dass das volle Ausmaß der Herausforderung noch nicht erkannt ist. 1/3 sagt sogar, dass noch keinerlei Überlegungen zum Umgang mit unstrukturierten Inhalten vorhanden sind.
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Bei denjenigen, die sich bereits mit Content Management auseinandersetzen, geht es häufig um Einzelaktivitäten, eine generelle Strategie fehlt. Konsolidierung von heterogenen IT-Landschaften ist besonders bei größeren Unternehmen ein wichtiges Thema.
Die Befragung brachte auch eine große Unsicherheit darüber zu Tage, was „unstructured content“ eigentlich ist. An vorderster Front der Anforderungen stehen E-Mail und das Scannen von Papier. Deutlich zeigt sich, dass in Europa die Verbesserung der Geschäftsprozesse Vorrang vor dem Thema Compliance hat.  Beim Thema „Gemeinsame Nutzung von Information“ liegen E-Mail und Portale mit 86%, bzw. 80% vorn. Recordsmanagement und Dokumentenmanagement spielen hier nur nachgeordnete Rollen. E-Mail wird dabei von den Unternehmen zunehmend als problematisch angesehen.
Schwerpunkt der Studie war die Frage nach dem Wert der Information, der im Content erschlossen werden muss. Hier zeigte sich, dass der Wert des Content in den meisten Unternehmen noch nicht ausreichend gewürdigt wird. Dies gilt übrigens auch für den Begriff ECM, der vielen der Befragten nicht geläufig war. Auch beim Thema „Aus- und Weiterbildung“ des erforderlichen Personals gibt es Nachholbedarf. Im europäischen Vergleich, wer bereits ein ECM in Betrieb hat, zeigt die Erhebung, dass Deutschland am meisten hinterherhinkt. Ob dies an der Begrifflichkeit liegt – denn Deutschland hat sehr viel in Archivierung und Dokumentenmanagement investiert – lässt sich aus der Untersuchung nicht ableiten. Unabhängig davon, mit welchen Begriffen man hantiert, muss noch viel getan werden. Deshalb warnt die IDG-Studie auch davor, die Hände in den Schoss zu legen. ECM ist eine der wichtigsten Technologien, um die Geschäftsprozesse zu verbessern und die Unternehmen im Wettbewerb flexibler und schneller agieren zu lassen. Auch IDG betont den Ansatz einer ECM-Infrastruktur als Grundlage für ein übergreifendes Informationsmanagement.  
ComputerWoche
Zu IDG gehört auch die ComputerWoche, die im Dezember die Ergebnisse einer Studie vorlegte (http://www.computerwoche.de/produkte_technik/software/1849982/). 185 befragte Unternehmenslenker sehen besonders die Informationsflut und die Sammelwut ihrer Mitarbeiter als eines der grundlegenden Probleme an. Gesetzliche Vorgaben erhöhen zusätzlich und zunehmend den Druck. Die wenigsten Unternehmen haben bereits eine ganzheitliche ECM-Strategie eingeführt, viele werden nur opportunistisch mit der Lösung von Einzelproblemen tätig.
Im Fokus in Deutschland sind immer noch die klassischen Themen Archivierung und Dokumentenmanagement, wobei es sich hier nur um andere Worte für modernere Begriffe im ECM-Umfeld handelt. Scannen und Archivierung sind bei immerhin 75% der Befragten immer noch das Hauptthema. Dabei spielt E-Mail-Management erst jetzt langsam eine wichtigere Rolle – leider bei vielen noch als „Insellösung“ und nicht Bestandteil eines Archiv-Gesamtkonzeptes
20% gaben an, eine eigenständige E-Mail-Archivierung zu besitzen. Lediglich 5% wollen E-Mail-Management in ein ganzheitliches ECM-Konzept integrieren. Die Bewertung des Erfolges von ECM-Installationen ist nicht sehr positiv – die Komplexität hinterlässt ihre Spuren. Dies bestätigen auch die Zahlen von Benchpark (http://www.benchpark.de/ecm.htm). Fehlende Budgets, hohe Komplexität, nicht identifizierter ROI und fehlende Management-Unterstützung behindern derzeit den Erfolg von ECM in deutschen Unternehmen. Zu ähnlichen Ergebnissen kam auch eine Studie des VOI Verband Organisations- und Informationssysteme e.V. im Juli 2007  (http://www.computerwoche.de/it_strategien/it_management/596245/index.html). 
Nimmt man alle Studien von AIIM, ComputerWoche, Forrester, Gartner, IDG und VOI zusammen, so zeigt sich deutlich, dass ECM als Thema den Markt immer noch nicht durchdrungen hat. Besonders in Deutschland und in Frankreich leidet man unter der babylonischen Sprachverwirrung der Akronyme. Das Thema Compliance beginnt sich in Europa erst zu entwickeln und – dies ist am Wichtigsten – Trends aus den USA lassen sich nicht beliebig auf Europa übertragen. Gerade der deutsche Markt mit seinen zahlreichen mittelständischen Anbietern zeigt ein anderes Gesicht als die internationale Szenerie. Bleibt die Frage, ob sich ECM noch als Begriff durchsetzen kann bevor das nächste Buzzword der Analysten die Aufmerksamkeit der Anwender auf sich zieht. ECM ist immer noch nicht ganz oben auf den Aktivitätslisten der CIOs angekommen. (Kff)
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