20020828 \  Märkte & Trends \  Japans Behörden im Aufbruch
Japans Behörden im Aufbruch
Hamburg - Wenn man an Japan denkt, dann kommen einem vielleicht spontan Bilder in den Sinn wie Sushi, Samurai oder Sumo-Ringer. Im Zusammenhang mit der öffentlichen Verwaltung war das Land der aufgehenden Sonne bisher eher dafür bekannt, Dinge wie elektronisches Dokumenten--Management zu meiden wie der Teufel das Weihwasser. Schließlich hatte es die papierliebende japanische Bürokratie fast zu einem Dogma stigmatisiert, Dokumente u.ä. nur in Papierform zu archivieren.
Doch dieses Bild könnte sich jetzt ändern. Das Japan Research Institute (JRI) hatte Anfang des Jahres eine Umfrage über die Entwicklung der e-Government Projekte in 287 lokalen Verwaltungen gestartet. Dabei kamen interessante Fakten ans Licht. Laut des JRI hatten 46.1 Prozent der Lokalen Verwaltungen einen PC pro Beschäftigten. Ein signifikante Steigerung zum Oktober 2000, wo nur 12.8 Prozent jedem Mitarbeiter einen eigenen PC zur Verfügung stellen konnten. Ebenso die Netzwerkentwicklung: Im März diesen Jahres waren bei 61.8 % der Befragten alle PCs in einem LAN verlinkt, vergleichsweise viel zum Jahr 2000, wo es nur 28 % gewesen sind. Doch mit dem zunehmenden Einzug der Netzwerke in die japanischen Behörden tauchen auch die bekannten Probleme auf. Zum einem ist es die Kostenfrage, die 71,4 Prozent Kopfzerbrechen bereitet, da die Budgets für die Pflege der IT-Infrastruktur nur schwierig zu bekommen seien. Zum anderen das fehlende Fachwissen, so sagen 36.4 Prozent der Befragten, das die Benutzer kein ausreichendes Wissen über die vorhandenen Anwendungen besitzen würden.
Ein weiterer Aspekt der Umfrage war die Frage nach den Dienstleistungen, die die Verwaltungen mit Hilfe der technischen Neuerungen anbieten möchten, dabei standen informative Websites, öffentliche Auktionen sowie lokale Services im Zusammenhang mit den kürzlich eingeführten ID-Nummern im Vordergrund. Die Einführung dieser Nummern sind in Japan seit längerem Bestandteil hitziger Diskussionen. Mit diesen 11-Stelligen Nummern, die jeden japanischen Staatsbürger elektronisch mit den dazugehörigen (persönlichen) Daten in einem Behördennetzwerk erfassen sollen, hatte die japanische Regierung geplant, ihren Bürgern beispielsweise den Zugang zu verschiedenen Dokumenten zu erleichtern. Das System wurde Anfang August gestartet. Doch das Vorhaben stößt bei vielen noch auf Skepsis, einige befürchten Hacker könnten das System auf Kosten der dort gespeicherten Bürger für ihre Zwecke missbrauchen. Interessenverbände und Datenschützer rügten die Einführung einer ID-Karte als einen Eingriff in die Privatsphäre und befürchten, dass mit dem System Behörden nun eine Möglichkeit gegeben wurde, Kritik leichter zu unterbinden. Hinzu kommt, das mehrere Stadtverwaltungen sich bisher weigerten, an dem System teilzunehmen. Die Regierung wird noch einige Überzeugungsarbeit leisten müssen, um das System wirklich zu etablieren.  (AM)
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