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Enterprise Content Management
Die unternehmensweite Informationsplattform der Zukunft
Teil 1 eines Whitepapers von Dr. Ulrich Kampffmeyer, Geschäftsführer und Chef-Berater der PROJECT CONSULT Unternehmensberatung. 
Einführung
ECM Enterprise Content Management ist ein modernes Kunstwort, dass Produkte, Lösungen, einen Markt und eine Branche beschreiben soll. ECM fügt sich ein in das weite Feld der Informationstechnologie und soll Hilfsmittel bereitstellen, Information, elektronisches Wissen, effektiv nutzbar bereitzustellen.
Im Prinzip geht es aber um ein uraltes Thema: Unsere Kultur und Gesellschaft basieren auf der Übermittlung von Erfahrungen und Wissen. Dies unterscheidet den Menschen vom Tier. Es begann mit der mündlichen Überlieferung, nach Gebärden der zweiten Grundform von Informationsübermittlung. Man kann daher sagen, Knowledge Sharing als wesentliche Komponente des Wissensmanagement gibt es seit mindestens 100.000 Jahren. Doch wie sollte man mündlich das Wissen an jemand vermitteln, der nicht dabei war?
Die Erfindung der Schrift erlaubte es, Information aufzuzeichnen, damit man sich daran erinnern , aber auch diese Information an Dritte weitergeben konnte. Mit der Aufzeichnung war das Dokument geboren, dass für die Beteiligten aber auch Un-beteiligten die Nachvollziehbarkeit eines Informationsaustausches oder einer Vereinbarung ermöglichte. Mit der Vielzahl entstehender Dokumente wurde auch das Dokumentenmanagement, die Verwaltung der Dokumente, geboren. Frühe Ordnungssystematiken vor 5000 Jahren unterscheiden sich vom Prinzip her nur unwesentlich von heutigen, auch wenn es um Tontafelarchive mit Keilschriftdokumenten geht.
Mit dem Papier und dem Ordner wurde der entscheidende Schritt zur Schaffung der Verwaltung getan, die sich ausschließlich mit der Bearbeitung von Dokumenten und den darin enthaltenen Informationen beschäftigt. Im 19. und 20. Jahrhundert kam dann die technologische Revolution hinzu, die die Verwaltung mit den notwendigen Werkzeugen zur Erstellung, Verteilung und Speicherung von Dokumenten versorgte. Das elektronische Dokumentenmanagement ist der jüngste Schritt, mit dem wir den Übergang aus einer physisch greifbaren in eine virtuelle, elektronische Welt vollziehen. Letztlich geht es aber um das Gleiche wie vor Tausenden von Jahren – nur die Medien, die Geschwindigkeit und der Anspruch haben sich geändert.
Elektronisches Dokumentenmanagement gibt es erst seit ungefähr 25 Jahren. Nur was heißt in der Informationstechnologie „erst“ 25 Jahre? 25 Jahre sind gemessen an den immer kürzer werdenden Innovationszyklen und jährlich neuer Softwarereleases ein ziemlich langer Zeitraum. Man kann heute davon ausgehen, dass diese Technologien weitgehend matur, ausgereift, sind. Unser Problem ist jedoch, dass wir mit elektronischen Dokumentenmanagement, elektronischer Archivierung, elektronischem Content Management, uns in eine kaum greifbare, immaterielle elektronische Welt begeben müssen.
Sprach man noch bis vor ein paar Jahren von Dokumentenmanagement und der DMS-Branche, so hat sich das Bild heute gewandelt. Offenbar war die Begriffe Dokument und Dokumentenmanagement des Marketiers nicht mehr aktuell genug, erweckten zuwenig Interesse bei potentiellen Kunden, wirkten staubig und outdated. In den letzten Jahren wurden die Anwender daher mit einer Flut von Akronymen und Begriffen im Umfeld der Dokumenten-Technologien überschüttet: DRT, WCM, ECM, CM, KM oder Collaborative Commerce, Business Process Management und natürlich das Thema dieses Whitepapers, ECM  Enterprise Content Management.
Keine der neuen Bezeichnungen ist eindeutig und allgemein gültig definiert. Jeder Anbieter im Markt versucht sich mit eigenen Begriffen und eigenen Interpretationen der gängigen Akronyme abzuheben. Dies führt jedoch bei potentiellen Anwendern eher zur Desorientierung und Verunsicherung denn zu Kaufentscheidungen. Da Dokumenten-Technologien Infrastruktur sind, verschwinden die Komponenten immer mehr im Bauch anderer Systeme und sind kaum noch als eigenständige Produkte sichtbar. Die Branche hat hierdurch ihr Profil und ihre Visibilität verloren.
Besonders das Internet veränderte den bisherigen Dokument-Begriff und die damit verbundenen Lösungsangebote. Man spricht modern von Content und den dazugehörigen Systemen wie Content Management, Web Content Management oder Enterprise Content Management. Dokument und Content haben eine unterschiedliche Qualität, man kann die Begriffe nicht synonym verwenden. Bei Content wird der geschlossene Charakter des elektronischen Dokumentes aufgelöst. Strukturinformationen, beschreibende Metadaten, Layouts werden getrennt vom eigentlichen Inhalt verwaltet, damit der Inhalt in unterschiedlichsten Formen, für unterschiedlichste Zwecke benutzt werden kann. Im Umfeld des Content Managements ist es manchmal schon sehr schwierig geworden, überhaupt festzustellen: was war denn das Original, für welchen Zweck, für welche Repräsentation war diese Information einmal vorgesehen?
Enterprise Content Management selbst ist nur einer der vielfältigen Begriffe im Umfeld des Content Managements. Enterprise Content Management hat den Anspruch, auch Web Content Management mit einzuschließen. Der allgemeine Oberbegriff Content Management ist äußerst facettenreich und schließt seinerseits Web Content Management, Content Syndication, Digital oder Media Asset Management und natürlich Enterprise Content Management ein. Dieser „circulosus virtuosus“ der Begriffe zeigt denn auch Mangel an Klarheit bei den Marketingaussagen der Hersteller.
Ob ECM Enterprise Content Management hier die Botschaft sein wird, die die potentiellen Anbieter „hinter dem Ofen hervorlockt“, muss die Zukunft erst noch zeigen. Die Lösungen selbst, um die es hier geht, sind unabdingbarer Bestandteil moderner Informationssysteme und werden die Lebenszeit der Akronyme überdauern.
Entscheidend ist, ob sich mit dem Begriff ECM Enterprise Content Management eine neue Qualität, ein Mehr an Funktionalität und Nutzen für die Anwender verbinden lässt. Dies ist sowohl bei einigen Teilbereichen als auch beim ganzheitlichen Anspruch von ECM Enterprise Content Management der Fall. Jedoch muss man auch angesichts des allumfassenden Anspruch und der zahllosen Komponenten von Enterprise Content Management konstatieren, dass ECM allenfalls als Vision, Strategie oder Bezeichnung einer Branche dienen kann – eine geschlossene Systemlösung oder ein einzelnes Produkt ist ECM nicht. Man kann daher ECM gleichbedeutend mit DRT Document Related Technologies oder DLM Document Life-cycle Management nur als eine mögliche zusammenfassende Gruppenbezeichnung für die verschiedenste Technologien und Unternehmen positionieren.
CM  Content Management
Geht man an die Wurzeln des Begriffes Content Management, so muss man feststellen, dass bereits der Begriff „Content“ im Angloamerikanischen nicht eindeutig fassbar ist. Er ist nicht einfach eine Neudefinition des herkömmlichen Dokumentenbegriffs. Content ist im Prinzip alles was an inhaltlicher Information in Systemen vorgehalten wird. Selbst die herkömmliche Abgrenzung zwischen un- oder schwachstrukturierten Daten greift beim Begriff Content nicht mehr.
Content wird heute in Datenbanken verwaltet und die Grenze zwischen strukturierten Datensätzen und unstrukturiertem Content ist längst verwischt. Es gibt jedoch Merkmale für elektronischen Content, die diesen von anderen Formen von Inhalten in elektronischen Systemen unterscheiden.
 
 
Definition „Content“
Content (engl. Inhalt) ist Information in strukturierter, schwach strukturierter und unstrukturierter Form, die in elektronischen Systemen zur Nutzung bereitgestellt wird.
   
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Strukturierter Content sind Daten, die in einem standardisierten Layout aus datenbankgestützten Systemen bereitgestellt werden (z.B. formatierte Datensätze aus einer Datenbank).·
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Schwach strukturierter Content sind Informationen und Dokumente, die zum Teil Layout und Meta-Daten mit sich tragen, jedoch nicht standardisiert sind (z.B. Textverarbeitungsdateien).·
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Unstrukturierter Content besteht aus beliebigen Informationsobjekten, deren Inhalt nicht direkt erschlossen werden kann und die nicht eine Trennung von Inhalt, Layout und Metadaten besitzen (Bilder, GIF`s, Video, Sprache, Faksimiles etc.)
Content setzt sich immer aus dem Inhalt und zugehörigen Meta-Informationen zusammen. Diese Meta-Informationen müssen für den Nutzer nicht unbedingt sichtbar sein. Sie dienen vorrangig der Verwaltung und Kontrolle des eigentlichen Inhalts. Wichtige Komponente von CMS Content-Management-Systemen ist daher die Trennung von Layout- und Strukturinformationen vom eigentlichen Inhalt.
Für diese Aufgabe gewinnt XML, eXtensible Markup Language, als universelle Beschreibungssprache immer mehr Bedeutung, ohne dass die Nutzung von XML für Schnittstellen und Dokumentformaten heute bereits als grundlegende Eigenschaft zu werten ist.
Definition „CMS Content Management System“
Content Management Systeme im übergreifenden Sinn unterstützen:
   
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die Erstellung von Content (direkt oder durch Anbindung weiterer Programme)·
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die Verwaltung von Content (Content Management im engeren Sinn)·
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die Bereitstellung von Content (Präsentation, Distribution)·
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die Kontrolle von Content (Rechte, Versionierung)·
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die Individualisierung von Content (Personalisierung, Sichten)
Content Management im engeren Sinn bezeichnet lediglich die programmgestützte Verwaltung von Inhalten (Datenbanken, Archive etc.).
Die Begriffe Content Management und CMS werden von Anbietern und Anwendern häufig undifferenziert benutzt. Bei der Betrachtung des Themas Content Management muss daher zwischen der generellen Kategorie CMS Content Management Systeme sowie zwei speziellen Ausprägungen, den WCMS Web Content Management Systemen und ECMS Enterprise Content Management Systemen unterschieden werden. Sie haben verschiedene Ursprünge, differente Funktionen und einen sehr unterschiedlichen Anspruch. Derzeit sind somit drei Hauptströmungen der ,,Begriffsbesetzung" Content Management festzustellen. Rechnet man DAM Digital Asset Management bzw. auch MAM Media Asset Management oder RMM Rich Media Management genannt, hinzu, sind es sogar vier Ansätze.
Content Management und Content Syndication
Die erste Strömung kann man als Content Management im engeren Sinn betrachten. Hier geht es wirklich um den Inhalt, den Content. Man spricht in diesem Zusammenhang von Content Syndication. Der Content sind digitale Bücher, digitale Videos, digitale Musik, die verwaltet, abgerechnet, geschützt und verteilt werden sollen. Ziel der Verleger und anderer Content-Anbieter ist die gesicherte und auf die Anforderungen der jeweiligen Zielgruppe gerichtete Vermarktung des Content. Hier spielen deshalb Komponenten wie DRM Digital Rights Management oder MMCRS MultiMedia Clearing Rights Systems zur autorenrechtlich einwandfreien Nutzung, Content Syndication zur Zusammenführung von Inhalten, die Abrechnung der Nutzung, Telecommunication Integration für WAP und den Internet-Fernseher zu Hause, eBooks, digitale Wasserzeichen und Kopierschutzmechanismen, schnelle komprimierte Bereitstellung über unterschiedlichste Netze etc. eine besondere Rolle. Die technische Lösung ist hierbei von nachgeordneter Bedeutung, der Schwerpunkt liegt auf der kommerziellen Ausnutzung des Content selbst. Content Management mündet hier zunehmend in Media Asset Management.
WCM  Web Content Management
Die zweite Ausprägung ist Content Management im Sinne von Web-Content-Management (WCM).
Hier ging es zunächst nur darum, die unzulänglichen Möglichkeiten von HTML zur Gestaltung einer Website mit professionellen Tools zu überwinden. Versionierung von Websites, Integration von geschützten Intranet-Bereichen, eCommerce mit Bezahlfunktionalität, dynamisches Füllen von Seiten aus Datenbanken und effiziente Pflegetools, die den editorischen Prozess der Inhaltserstellung und Publikation unterstützen, bilden den Schwerpunkt dieser Produktkategorie. Sie unterscheiden sich von herkömmlichen Dokumenten-Management-Produkten durch die fokussierte Ausrichtung auf Internet-Formate wie HTML, XML, GIF und andere.
Inzwischen sind die Grenzen zwischen Website-Gestaltung, Website-Inhaltsverwaltung, datenbankgestützte Informationsbereitstellung, Personalisierung und automatisierte Inhaltspublikation weitgehend verwischt.
Definition „Web Content Management System“
Web-Content-Management umfasst die Verwaltung von Content auf internet-basierten Web-Sites und Portalen.
Web-Content-Management-Systeme (WCMS, WebCMS) lassen sich funktional wie folgt gruppieren:
   
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Redaktionssysteme zur Erstellung, Verwaltung und Beschickung von Web-Sites (Web-Editoren, Web-Authoring, Web-eProcess u. a.)
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Web-Site-Operating-Systeme, die den Content zur Laufzeit bereitstellen. Diese Systeme sind zunehmend Datenbank-basiert (Ablösung von HTML-hierarchischen Verzeichnissen)
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Web Design-Werkzeuge für Entwurf, Graphikdesign und Aufbau der Funktionalität einer Website·
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Web Publishing-Lösungen mit aktiver InformationsverteilungWCMS konzentrieren sich auf die Bereitstellung von Content für offene Benutzergemeinschaften im Internet.
Das Web-Content-Management entwickelt sich zur Basistechnologie von Portalen. Benötigte Dokumenten-orientierte Komponenten wurden dabei nicht den herkömmlichen DMS-Produkten entlehnt sondern häufig neu erfunden.
Für Web Content Management lassen sich vier Hauptkategorien unterscheiden:
   
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WCM Authoring 
Diese Lösungen dienen hauptsächlich zur Gestaltung der Website und zur Unterstützung des Editionsprozesses mit Workflowfunktionalität.
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WCM Repository 
Hier geht es um das interne Management der bereitgestellten Informationen und die Bereitstellung als Laufzeitumgebung. Als besondere Eigenschaft kommt die Zusammenführung von Inhalten aus verschiedenen Quellsystemen hinzu.
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WCM Publication 
Diese Lösungen bieten neben der reinen Pull-Bereitstellung von Informationen auch das Push-Prinzip mit der gezielten Distribution von Informationen.
   
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WCM eBusiness 
Bei diesen integrierten Systemen geht es über die reine Aufbereitung, Verwaltung und Verteilung des Content hinaus. Weitere Funktionen erlauben auch die direkte Interaktion und individualisierte Nutzung. Basis für diese Lösungen sind in der Regel aufwendige Portal-Systeme.
ECM – Enterprise Content Management
Die dritte Strömung, ECM Enterprise Content Management ist auf den ersten Blick nur eine Transformation bestehender Technologien oder gar nur von Marketingaussagen - frei nach der Devise ,,aus dem Archiv-Server wird ein Document-Server wird ein Content-Server wird ein Portal-Server wird ein „xyz“-Server wird ein ...".
Die Studie der AIIM International zum ECM-Markt, die von der Gartner Group erstellt wurde, tut sich daher auch sehr schwer mit der Abgrenzung. Der weltweite Dachverband der Anbieter und Anwender von Dokumenten-Technologien, AIIM Association for Information and Image Management International, Silver Springs, USA, gilt als Wegbereiter von ECM Enterprise Content Management und hat in mehreren Anläufen versucht ECM zu definieren.
 
Bild 1: Ursprüngliche Positionierung von ECM der AIIM International
Das Akronym ECM wurde in den letzten zwei Jahren mehrfach neu interpretiert und mit anderen Inhalten versehen (es wurden z.B. ursprünglich verwendete Begriffe wie „Create“ oder „Customize“ in der Definition ersetzt). Seit 2003 wird ECM von der AIIM wie folgt interpretiert:
Definition „Enterprise Content Management“ der AIIM International:
The technologies used to capture, manage, store, deliver, and preserve information to support business processes.
Aus dem Umfeld von Document Related Technologies werden die Funktionalität traditioneller Archiv-, Dokumenten-Management- und Workflow-Lösungen auf die Anforderungen des Content Management umgebaut oder neue Produktsuiten generiert, die Web-basierte Komponenten mit den herkömmlichen Produkten verbinden. Aus Content Management wird in diesem Zusammenhang dann meistens ECM Enterprise Content Management. Damit soll deutlich gemacht werden, dass es nicht nur um die weborientierte Außenwirkung, sondern um die Erschließung aller strukturierten und unstrukturierten Informationen im Unternehmen geht. Der Fokus der meisten Lösungen ist daher häufig noch auf Intranets oder anders abgekürzt, auf B2E, „business to employee“, ausgerichtet. Aber auch aus diesem Ansatz kommen neue Komponenten, die das Content Management sinnvoll erweitern - automatische Klassifikation, Profiling, Web-Transaktions-Archivierung und andere.
Scope von „ECM  Enterprise Content Management“
ECM Enterprise Content Management geht vom Ansatz aus, alle Informationen eines Unternehmens auf einer einheitlichen Plattform zur Nutzung intern, im Partnerverbund und extern bereitzustellen („Unified-Federated-Repository“, Data-/ Document-/ Content-Warehouse).ECM umfasst herkömmliche Informationstechnologien wie Dokumentenmanagement, Knowledge Management, Workflow, Archivierung etc. und integriert die Host- und Client/Server-Welt mit Portal- und anderen Internet-Technologien.Ziel von ECM ist, Daten- und Dokumentenredundanz zu vermeiden (jede Information existiert nur einmal), den Zugriff einheitlich zu regeln, unabhängig von Quelle und Nutzung beliebige Informationen bereitzustellen und als Dienst allen Anwendungen gleichförmig zur Verfügung zu stehen.ECM ist eine Basistechnologie von eBusiness zur Bereitstellung der erforderlichen Informationen und Steuerung der Prozesse.
Mit dem Begriff Enterprise Content Management werden daher Lösungen zusammengefasst, die zwar auch Internet-Technologien benutzen, aber schwerpunktmäßig auf die Inhouse-Informationsbereitstellung zielen. Lösungsspektrum sind hier vorrangig Enterprise Portale für B2B als Extranet und B2E als Intranet. Die Mehrzahl der bisherigen Dokumenten-Management-, Groupware- und Workflow-Anbieter, die ihre Architekturen noch nicht vollständig umgestellt haben und lediglich einen Web-Server vor ihre Anwendungen stellen, finden sich auch in dieser Kategorie wieder.
ECM Enterprise Content Management verfolgt dabei einen Komponentenansatz, der in mehreren Schichten die notwendige Infrastruktur für beliebige Anwendungen bereitstellt.

Bild 2: Schichtenmodell von ECM der AIIM International
Wichtigste Anwendungsschwerpunkte von ECM Enterprise Content Management sind:
   
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ECM Portal 
Browser-basierte, personalisierte Oberfläche zum Zugriff auf Informationen aus unterschiedlichen internen und externen Quellen sowie zur Ablösung bisheriger Host- und/oder Client-Benutzeroberflächen.
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ECM Data/Document-Warehouse 
Applets, Middleware und Meta-Datenbanken zur Zusammenführung und Verdichtung von unstrukturierten Informationen aus verschiedenen Quellen im Unternehmen.
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ECM Workflow 
Prozessgesteuerte Zusammenführung und Nutzung von Informationen.
   
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ECM Knowledge Management  
Aufbereitung von strukturierten und unstrukturierten Informationen, automatische Klassifikation sowie CBT Computer Based Training.
Merkmale des Enterprise Content Management
Betrachtet man die Definitionen der unterschiedlichen Anwendungsbereiche von ECM und WCM wird deutlich, dass die heute noch vorhandenen Unterschiede in den Systemkategorien nicht mehr lange aufrechterhalten werden können. Dies gilt für die Produkte und die technischen Plattformen ebenso wie für die Nutzungsmodelle. Was heute noch als reine Inhouse-Lösung genutzt wird, soll morgen bereits dem Partner oder Kunden zugänglich gemacht werden. Die Inhalte und Strukturen eines heutigen, auf Außenwirkung ausgerichteten Web-Portals soll morgen bereits die Plattform für die interne Informationsbereitstellung sein. Der Anspruch eines Enterprise Content Management Systems reduziert sich dann auf drei wesentliche Ideen, die solche Lösungen vom Web Content Management unterscheiden.
   
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Enterprise Content Management als integrative Middleware 
ECM soll die Restriktionen bisheriger vertikaler Anwendungen und „Insel“-Architekturen überwinden. Der Anwender sieht im Prinzip nicht, dass er mit einer ECM-Lösung arbeitet. Für die neue Welt „web-basierter IT“, die sich quasi als dritte Plattform neben herkömmlichen Host- und Client-/Server-Systemen etabliert, bietet ECM die notwendige Infrastruktur. Für die Einführung und Nutzung von ECM spielt daher EAI  Enterprise Application Integration eine besondere Rolle.
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Enterprise Content Management Komponenten als unabhängige Dienste 
ECM soll Informationen unabhängig von der Quelle und unabhängig von der benötigten Nutzung verwalten. Die Funktionalität wird hier als Dienst bereitgestellt, der von den verschiedensten Anwendungen genutzt werden kann. Der Vorteil eines Dienstekonzeptes ist, dass für jede Funktionalität jeweils nur ein allgemeiner Dienst zur Verfügung steht und redundante, aufwendig zu pflegende und teuere Parallelität gleicher Funktionalität vermieden wird.
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Enterprise Content Management als einheitliches Repository für alle Typen von Informationen
ECM soll als ContentWarehouse (übergreifend für DataWarehouse und DocumentWarehouse) Informationen des Unternehmens in einem einheitlich strukturierten Repository zusammenführen. Aufwendige Redundanz und damit verbundene Probleme der Konsistenz von Informationen werden überwunden. Alle Anwendungen liefern ihren Content in einem einheitlichen Repository ab, das wiederum allen Anwendungen die benötigten Informationen bereitstellt.
Enterprise Content Management funktioniert dann richtig, wenn der Anwender praktisch davon nichts merkt. ECM-Technologien sind Infrastruktur, die als nachgeordnete Dienste Fachanwendungen unterstützen.
ECM ordnet sich so als eine Sammlung von Infrastrukturkomponenten in ein Mehrschichtenmodell ein und umfasst alle DRT Document Related Technologies zur Handhabung, Erschließung und Verwaltung schwach strukturierter Daten. ECM Enterprise Content Management stellt damit eine der notwendigen Basiskomponenten des über-greifenden Anwendungsfeldes E-Business dar. ECM erhebt auch den Anspruch, alle Informationen eines WCM mit zu verwalten und als universelles Repository die Anforderungen der Archivierung mit abzudecken.
 
Komponenten von ECM Enterprise Content Management
Für ECM Enterprise Content Management Lösungen werden die unterschiedlichsten Technologien und Komponenten kombiniert, die zum Teil auch als eigenständige Lösungen sinnvoll ohne den Anspruch an ein unternehmensweites System nutzbar sind.
Diese ECM-Komponenten und -Technologien lassen sich in verschiedene Kategorien einordnen, von der
   
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Erfassung (Capture),
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Verwaltung (Manage),
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Speicherung (Store),
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Ausgabe (Deliver) bis zur langfristigen
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Sicherung (Preserve).
Dieses Modell orientiert sich an den fünf Leitbegriffen der AIIM International.

Bild 3: Komponenten von ECM Enterprise Content Management
Die bisherigen Anwendungsfelder
   
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DM Document Management (DMS, Dokumentenmanagement),
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Collaboration (die Zusammenarbeit unterstützende Systeme, Groupware),
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WCM Web Content Management (einschließlich Portale),
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RM Records Management (Archiv- und Ablageverwaltungssysteme mit Langzeitspeichermedien) und
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Workflow /BPM Business Process Management (Vergangsbearbeitung)
bilden die eigentlichen „Manage“-Komponenten, die Capture, Store, Deliver und Preserve verbinden und kombiniert oder alternativ eingesetzt werden können. Während Document Management, Web Content Management, Collaboration, Workflow und Business Process Management eher für den dynamischen Teil des Lebenszyklus von Information zuständig sind, ist die Aufgabe des Records Management die Verwaltung nicht mehr zu verändernder Information. Über allem schwebt die Nutzung der Information, sei durch eigenständige Clienten der ECM-System-Komponenten oder in Gestalt eines „Enabling“ vorhandener Anwendungen, die auf die Funktionalität der ECM-Dienste und die gespeicherten Informationen zugreifen. Besonders durch die Integration bestehender Technologien wird deutlich, dass ECM nicht als eine neue Produktkategorie auftritt, sondern sich als integrierende Kraft positioniert.
Im folgenden Kapitel sollen die einzelnen Kategorien und ihre Komponenten näher betrachtet werden.
Anm. der Redaktion: Teil 2 und 3 erscheinen in den zwei folgenden Ausgaben des Newsletters.
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