20050624 \  In der Diskussion \  Benötigt unser Markt eine weitere Konsolidierung?
Benötigt unser Markt eine weitere Konsolidierung?
Es ist fast ein Naturgesetz, das jede Industrie einen Punkt erreicht, wo sie sich konsolidieren  muss. Dieses liegt hauptsächlich daran, dass es im Entwicklungsprozess zu besseren Produkten immer schwieriger und immer teurer wird, den erforderlichen Fortschritt zu erreichen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. An irgendeinem Punkt ist Darwinismus der einzige Ausweg. Dies trifft auch auf die DRT Document Related Technologies Industrie zu. Das muss allerdings nicht heißen, dass dadurch das Ende dieses gesamten Industriezweiges erreicht ist, im Gegenteil.
In der Computerindustrie haben einige Segmente ihre Konsolidierung bereits hinter sich,  besonders auch im PC- und Standardsoftware-Bereich. Von Hunderten von PC-Herstellern Anfang der 90er Jahre sind nur noch  wenige übrig. Diese Konsolidierung ist noch nicht vorbei. Denken wir einmal an das PC-Geschäft der IBM, dem Erfinder des PC’s. IBM hat jetzt dieses Geschäft an Lenovo weiter verkauft. Ein weiteres Beispiel für eine sich gegenwärtig konsolidierende Industrie ist die Telekom Service Industrie. Was vor noch wenigen Jahren  als unvorstellbar erschien ist inzwischen eingetreten. Die Muttergesellschaft AT&T wurde vor einigen Monaten von einer Ihrer Töchter (SBC) geschluckt. Es fanden hier keine Einwände der Regulierungsbehörden statt, wahrscheinlich weil es erkennbar war,  dass das Unternehmen alleine nicht mehr überlebensfähig gewesen wäre.
Und wie sieht es im DRT Markt aus?
Zuerst einmal der deutsche Markt. Weltweit  gibt es  keinen Markt der immer noch mit solch einer Vielfalt von kleinen und mittleren einheimischen Anbietern besiedelt ist. Nur eine geringe Anzahl dieser Anbieter hat auch internationale Anerkennung gefunden. Der Preiskampf, der sich zum Teil unter den mittelständischen Anbietern entwickelt hat, ist schon fast als ruinös zu bezeichnen. Rücklagen schwinden und geringe Umsätze erlauben kein dynamisches Wachstum. Hinzukommen in Deutschland die gut positionierten internationalen Hersteller wie  EMC, FileNet, Hummingbird und OpenText, um nur einige zu nennen, de in ihrer Preispolitik längst auch auf die mittelständischen Produktangebote ihrer Wettbewerber eingestiegen sind. Nicht zu vergessen die Speicherhersteller die sich in diesen Markt „eingekauft“ haben, wie z.B. EMC (Documentum). Diese Unternehmen haben nicht nur in Deutschland dazugekauft sondern auch in anderen europäischen Ländern. Zukünftig ist auch mit Unternehmen wie SUN, HP, Oracle, Microsoft und SAP verstärkt zu rechnen. SUN hat sich mit StorageTek in den Markt hineinbewegt. Diese Umschichtung des Marktes verbunden mit immer neuen kleinen Konsolidierungswellen ist noch lange nicht beendet. Der geschätzte Markt in Deutschland beträgt immerhin mehrere hundert Millionen Euro in den nächsten zwei Jahren. Deutschland ist damit neben England weiterhin einer der wichtigsten Märkte in Europa. Im Vergleich zu den USA und heranwachsenden Märkten in Asien wie Indien und China  verliert aber der deutsche  Markt an Bedeutung, zumal er in seiner Zersplitterung sehr mühsam zu bearbeiten und immer noch nicht aus der Rezession entkommen ist.
Ist eine Konsolidierung trotz der bereits statt gefundenen  Übernahmen, Mergers und Aquisitionen  im deutschen Markt weiterhin erforderlich und wie wird diese aussehen?
Es gibt eine große Anzahl von kleinen und mittelständischen Herstellern in Deutschland die sich mit den diversen DRT Entwicklungen wie z.B. Email Archivierung, ECM, Workflow  usw. beschäftigen. Hinzu kommen in Deutschland immer wieder neue „Start Ups“ sowie im Ausland bereits etablierte Hersteller. Es herrscht ein deutliches Überangebot in diesem Bereich. Die Nachfrage ist momentan trotz der neuen gesetzlichen Richtlinien in den diversen Industriezweigen  sowie bei den Öffentlichen Verwaltungen, Kommunen und den Regierungsbehörden noch relativ gering. Die heutigen Anbieterunternehmen haben nur beschränkte Möglichkeiten des Überlebens: Spezialisierung auf lukrative Nischen, besondere Komponenten oder Branchenlösungen, Kaum ein mittelständischer Anbieter ist in der Lage, ein vollständiges Portfolio analog zu den internationalen Anbietern aufzubauen. Die deutsche Unternehmenslandschaft im DRT Bereich ist jedoch besonders jetzt weiterhin  verlockend für nationale und internationals  Anbieter sowie  Finanzinvestoren. Die momentane relative niedrige Bewertung von einigen deutschen mittelständischen Anbietern ist für diese Investoren interessant.
Und wie stehen hier die Chancen der deutschen Anbieter?
Sie haben die Möglichkeit, sich als kleiner Spezialist in einem Nischenmarkt zu etablieren, was nicht leicht sein wird,  wenn wir die diversen gesetzlichen Richtlinien und den wachsenden Anforderungskatalog an Funktionalität der Lösungen berücksichtigen, oder von einem größeren Anbieter  übernommen zu werden, was ebenfalls problematisch sein könnte, da der Wert einiger übernahmefähiger oder übernahmewürdiger Unternehmen sich praktisch mit jedem Monat verringert. Eine  weitere aktuell diskutierte Alternative wäre das Zusammenschmelzen mit einigen der anderen unter Druck geratenen mittelständischen Anbieter -  was Synergieeffekte hervorrufen würde und somit automatisch zum Mehrwert aller Beteiligten und auch  als nationale Anbieter klare Vorteile gegenüber den größeren international Anbietern vorweisen.  Als  weitere Option sind  transatlantischen Kooperationen denkbar, die in der Vergangenheit aber selten den erhofften Effekt erzielten. So ist die klassische Variante der Konsolidierung, die Akquisition  und Fusion, wahrscheinlich die erfolgversprechendste aller Strategien. Entweder selbst verkaufen oder auch selber mit anderen Investoren und auch  Mitwettbewerbern sich zusammenzuschließen, dadurch Synergieeffekte und Mehrwert schaffen, um so gestärkt im Markt weiterhin zu bestehen. Ist eine ausreichende Größe erreicht kann man dann später selbst an Zukäufe denken um das Produkt- und Lösungsangebot zu vervollständigen.  En solcher Zusammenschluss direkter Wettbewerber hat aber einen gewaltigen Haken – die Redundanz der Produktangebote. Hier muss zunächst bereinigt und dann eine Strategie der Weiterführung bestehender Produkte parallel zu einem einheitlichen zukünftigen Produkt aufgesetzt werden. Die Reduzierung der Zahl der Anbieter durch die Konsolidierung verbessert zum Teil die Chancen für die verbleibenden Unternehmen. Da sich aber ausländische Investoren und auch investitionswillige Wettbewerber immer die Filetstücke aus dem Markt herauspicken, wird der Abstand in Leistung und Qualität zwischen den führenden Anbietern und dem verbleibenden Mittelfeld immer größer werden. Die Übernahmen des Sommers sind nur die Vorboten einer neuen Konsolidierungswelle in den nächsten Monaten. Es wird sich im Umfeld von DRT das Gleiche wiederholen was wir schon bei Pharma, Banken, Versicherungen, Automobilen und in anderen Branchen erlebt haben:: die Konzentration auf einige wenige große globale Anbieter, einige  regionale Spezialisten im Mittelfeld und viele kleine lokale Anbieter, die nur als Integratoren der Standardprodukte der führenden Anbieter überleben.  (MHH (PCI Ltd.))
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