20010302 \  Gastbeitrag \  Knowledge to the People
Knowledge to the People
Vortrag von Gert J. Reinhardt,  
Vorstandsvorsitzender der SER Systems AG
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,  
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, 
sehr geehrte Gäste, 
liebe Mitarbeiter und Kollegen,
ich freue mich, Sie heute hier zur Einweihung unseres Schulungs- und Verwaltungszentrums begrüßen zu dürfen. Dies soll ein Ort des Know-how Transfers innerhalb und außerhalb der SER werden - regional, europaweit und weltweit -. Wir wollen hier unsere Mission im Kern begründen - eine Mission, die sich darauf aufbaut, unsere Technologie in den weltweiten Software- und IT-Service-Markt hinaus zu tragen.
Statt von Software-Kürzeln wie B2B, B2C oder sonstiger Software-Terminologie möchte ich heute von unserer Chance reden, die im Pluralismus der Wissensanwendung und der Wissensbereitstellung "Just in Time" für Jeden in dieser Welt steckt. Ich möchte dies als Wissenslogistik-Software oder K2P-Software bezeichnen. K2P – Knowledge-to-People steht für unser Konzept, Software von Menschen für Menschen zu entwickeln und dabei den Menschen die Nutzung ihres persönlichen Wissens und der Wissensbestände unseres Universums zu ermöglichen. Denn für was, außer für den Menschen selbst, wäre ein sinnvolles Ziel definierbar?
Ich hoffe, dass dieses Gebäude und die hier arbeitenden Menschen dabei helfen, unsere Botschaft in diesem Sinne in die Welt zu tragen.
SER und  
der Weltmarkt für Knowledge Man
agement
Natürlich kann man sagen, der Anspruch eines Knowledge-to-People Software-Konzepts hat aus der Marktposition der Europäer, speziell der Deutschen, kaum einen Sinn. Die IT- und Software-Märkte sind schließlich seit Jahren verteilt. Die USA haben 50% Marktanteil, Europa 25%, davon Deutschland 1/3, somit ca. 8% und der Rest der Welt wiederum 25%. Diese Situation ist seit Jahrzehnten zementiert, obwohl die europäische Wirtschaft ansonsten mit der amerikanischen, was die Größe der Märkte und die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft anbetrifft, fast identisch ist.
Von Deutschland aus den Weltmarkt der IT anzugehen und dann noch im Bereich Software, das stellt vor diesem Hintergrund eine sehr große Herausforderung dar. Bisher haben dies nur sehr wenige deutsche Unternehmen geschafft. Das prominenteste Unternehmen ist dabei sicherlich nach wie vor die SAP. Jedoch ist der Markt für die Produkte der SAP im Vergleich zum Zukunftsmarkt der SER für "Wissensmanagement- oder Knowledge Management-Software“ relativ klein.
Was ist das für ein Markt, von dem die SER spricht? Historisch war dies der Dokumenten-Management-Systemmarkt (DMS), in dem wir europaweit der größte Hersteller sind. Mit der Hinzunahme der USA, in der wir ca. 45% unserer Umsätze machen, sind wir die Nr. 3 im DMS-Markt weltweit. Dieser Markt ist ganze 10 Jahre alt, wobei die ersten technologischen Gehversuche bereits 15 Jahre zurückliegen. In dieser Zeit wurde auch die SER hier in Neustadt/Wied gegründet - wir haben hier unsere erste Technologie für den DMS-Markt entwickelt.
Die SER ist heute technologischer Vorreiter, um diesen mittlerweile etablierten DMS-Markt in den viel größeren und gesamtgesellschaftlich bedeutenderen Wissensmanagement-Markt zu wandeln. Nehmen wir einmal an, dass der Nutzen der Anwender aus DMS-Anwendungen den Wert X hat; dann hat der Nutzen aus Wissensmanagement-Anwendungen, die auf DMS bzw. Workflow-Systemen basieren, leicht den Wert 10 mal X oder auch schnell 100 mal X. Hier geht es nicht mehr um effiziente Massenverwaltungen, sondern um optimale Entscheidungen in allen Prozessen. Entscheidungen, die auf Basis der richtigen und damit vollständigen Information nach deren Umsetzung in Wissen gefällt werden müssen. Das impliziert Wissensunterstützung durch Software für Jeden.
Heute befinden sich die Nutzer von Software in außerordentlich fragmentierten Märkten, wenn wir einmal vom Internet und der Ausnahme Microsoft absehen; die Anzahl der Nutzer beträgt in diesen fragmentierten Märkten heute typischerweise einige Tausend, relativ selten wenige Millionen. Durch den Wandel hin zum softwaregestützten Wissensmanagement wird sich dies dramatisch ändern.
Wissensmanagement wird bereits in drei Jahren weltweit einen 10 Mrd. EURO Markt darstellen. Dabei sind wir davon überzeugt, dass die Benutzerzahl in 5 Jahren die 100 Millionen- bzw. dann auch die Milliarden-Grenze überschreiten kann (zum Vergleich: derzeit sind weniger als 400 Millionen Menschen über das Internet miteinander verbunden). An der Umsetzung dieser Markt-Vision wollen wir maßgeblich beteiligt sein, ohne damit als Internet-Company gelten zu wollen.
Wir sind uns dabei durchaus darüber im klaren, dass Deutschland gegenüber den im Softwaremarkt dominierenden Amerikanern eine denkbar schlechte Ausgangsposition hat, speziell das Marketing betreffend. Gewaltige Anstrengungen liegen vor uns auf dem Weg zur Weltmarktführerschaft im Software-Markt für Wissensmanagement und dies obwohl, oder trotzdem, wir bereits vom Erreichen der technologischen Marktführerschaft durch die SER sprechen können. Als wichtigen Baustein zur Erreichung unseres anspruchsvollen Ziels haben wir uns zum Aufbau dieses Schulungs- und Trainingszentrums entschlossen - als Ausgangspunkt, um unsere Initiative "Software made in Germany / Software made by SER" in die Welt zu tragen.
Warum sind wir sicher, dass wir dies schaffen werden?
Weil wir bereits mit unseren 5.000 Kunden und mit 300.000 Anwendern weltweit eine recht gute Ausgangsposition haben.
So verfügt die SER z.B. im Bereich eGovernment, speziell im sogen. Federal-Government der USA, über einen Marktanteil von 50% für Workflow-Projekte.
Eine ähnliche Situation existiert auch für Workflow-Projekte in Deutschland. Wir haben über unser Produkt DOMEA Eingang in 7 von 14 Bundesministerien gefunden. Die Landesbehörden werden gerade jetzt adressiert.
Und - dies mit einem Augenzwinkern - weil wir in Rheinland-Pfalz, dem Land Gutenbergs, unseren Ursprung haben.
Was haben Gutenberg und SER gemeinsam?
Gutenberg, der landläufig als Erfinder der Buchdruckerkunst gilt, ist u.E. der bedeutendste Rheinland-Pfälzer, weil man ihn besser als den Erfinder der ersten Kopiermaschine bezeichnen muss. Die war wiederum notwendig, um, noch treffender bezeichnet, das Informationszeitalter zu begründen.
Schaut man ein wenig hinter die Kulissen, so ist Gutenberg tatsächlich der Entwickler der Basistechnologie für die industrielle Revolution. Denn: Durch die "Kopiermaschine" erhielt vor 500 Jahren praktisch und plötzlich Jeder in kürzester Zeit die Möglichkeit des Zugriffs auf Informationen, die zuvor nicht publiziert werden konnten. Dies hat die zuvor mehrheitlich analphabetische Welt in kürzester Zeit dramatisch verändert. Wenn auch zunächst die Anzahl derjenigen, die Informationen publiziert haben, noch sehr limitiert war, nahm deren Anzahl in wenigen Jahrzehnten dramatisch zu.
Die Folgen der Gutenberg-Presse waren Preisreduktionen für die Informationsverteilung in einem Faktor größer 10.000. Dies begründete die Blüte der Wissenschaft, da durch die Einschaltung nun vieler Geister die Innovationsgeschwindigkeit exponentiell anstieg. Dies schließlich hat die industrielle Revolution Anfang des 19. Jahrhunderts impliziert.
Die Entwicklung damals war wesentlich "revolutionärer" als heute, da keinerlei Infrastruktur und kein Basismarkt zur Verfügung stand. In weniger als 50 Jahren war diese Technologie trotzdem europaweit verbreitet und führte z.B. etwa um das Jahr 1700 bereits zur allgemeinen Schulpflicht. Die Printmedien-Industrie entstand – eine Industrie, die wir bei SER als Teil der IT-Industrie ansehen und zwar in dem Verständnis, dass das "I" in IT für „Information“ steht. Mit dem Umgang mit Informationen sind heute bereits - direkt oder indirekt - die meisten arbeitenden Menschen beschäftigt.
Wer dieser Argumentation nicht folgen mag, stelle sich doch einfach vor, wie wir heute oder auch vor 200 Jahren ohne schriftliche Dokumentation planen, handeln, erklären und abrechnen würden. Nichts liefe oder läuft mehr ohne schnelle und preiswerte Informationsverteilung. Hierin liegt allerdings auch bereits das Problem der gesamten Informationsverteilung - besonders für die Zukunft. Was initial für die Informationsverteilung eine relative Geschwindigkeitserhöhung um den Faktor 2000 bewirkte und die atemberaubende Verteilung dieser Technologie über Europa, und schließlich die ganze Welt herbeiführte, führt heute in absoluten Zahlen zur Produktion von ca. 10 Mrd. gedruckten Seiten pro Tag. Diese Informationsflut kann, anders als früher, heute niemand mehr wirklich akkurat, vollständig lesen, um dann für sich zu entscheiden, welche der Informationen ist für mich, meinen Arbeitsprozess oder meinen Lebensprozess wichtig und richtig. Was brauche ich für meinen Entscheidungsprozess?
Die Umkehr der Gutenberg-Presse
Wir, die SER, haben vor 15 Jahren begonnen, über die "Umkehrung der Gutenberg-Presse" nachzudenken und dies als Motivation und Anspruch unserer Softwaretechnologie-Entwicklung angesehen. Dies führte im ersten Schritt zur Entwicklung der sogen. Dokumenten Management Systeme. Sie haben das elektronische Verarbeiten, Speichern und Verteilen von beliebigen Informationen und Dokumenten zum Ziel. Diese Systeme gehen heute fließend in sogen. Workflow-Systeme oder Prozess Management Systeme über. Hiermit ist die Voraussetzung geschaffen, auf beliebig große Informations- und Wissensbestände aller Art automatisch zugreifen zu können. Und mit dem Internet ist der weltweite Zugriff auf diese Bestände technisch kein Problem mehr.
Im zweiten Schritt, nachdem wir nun mehr als ein Jahrzehnt Dokumente elektronisch gespeichert, verwaltet und verteilt haben, ist es uns gelungen, eine Softwaremaschine zu entwickeln, die den Gutenbergprozess des Vervielfältigens und Verteilens tatsächlich so umkehrt, dass diese Maschine für uns, den Menschen, liest und in der selben Geschwindigkeit "versteht", wie kopiert und verteilt wird. Dabei heißt verstehen: Wir können nun schnell und exakt die Informationen automatisch erhalten, die uns interessieren oder, die wir in unseren Entscheidungsprozessen benötigen.
Unabhängig davon, ob wir Harry Potter, Marktstudien, Gesetzestexte oder Krankengeschichten bearbeiten müssen, die Maschine liest und gibt uns die für uns jeweils inhaltlich relevante Information.
Für diese Technologie haben wir in den USA Anfang des Jahres 2000 auf einer Messe in New York einen Innovationspreis erhalten, der am Ende des Jahres 2000 mit der Auszeichnung "Product of the Year 2000" der Zeitschrift Imaging & Document Solutions bestätigt wurde.
Wie Gutenberg lässt sich auch die SER differenziert betrachten. Landläufig sind wir ein Unternehmen der IT-Industrie. Eine bessere Bezeichnung ist: wir sind der Softwarehersteller Nr. 1 in Rheinland-Pfalz und gehören zu den Top 10 der deutschen Software-Industrie; im Ranking der mit uns vergleichbaren deutschen Softwarehersteller stehen wir an Platz 3.
Noch treffender: wir sind Hersteller von DMS, Workflow- und Wissensmanagement-Systemen. Diesen Weltmarkt sehen wir langfristig größer als den Markt für alle anderen Softwaresysteme an. Und für diesen Weltmarkt haben wir die Basistechnologie entwickelt!
Damit verstehen wir uns tatsächlich als Entwickler der Basistechnologie, die für den Übergang von der Informations- zur Wissensgesellschaft notwendig ist.
Das für jeden Menschen (jede Gruppe, jede Gesellschaft) notwendige Wissen kann an jedem Ort zu jeder Zeit auf Basis des gesamten weltweit verfügbaren Wissens bereitgestellt und zur optimalen Entscheidungsfindung herangezogen werden.
Nun bei aller Zuversicht auch ein Problem. Der Know-how-Transfer in einem internationalen Softwareunternehmen erfolgt langsamer als man denkt und plant. Die Anzahl der Mitarbeiter ist derzeit zwar auf 1.200 gestiegen - bei einer Ausgangslage von 150 Mitarbeiter im Jahre 1997. Für 2001 haben wir einen Plan-Umsatz von 240 Mio. EURO vorgesehen - ein sehr bescheidener Plan, wenn wir dies im Vergleich zum Weltmarkt-Volumen von größer 10 Mrd. EURO für die SER-Technologie sehen.
Um ein signifikant größeres Stück von diesem Kuchen zu erlangen, braucht man das beste Personal in allen Bereichen - von der Entwicklung über die Vermarktung bis hin zum Service. Wem dies gelingt, der erreicht die Welt-Marktführerschaft! Für die Marktführerschaft im Hightech-Bereich werden nicht nur hochqualifizierte Software-Spezialisten benötigt; wir benötigen bestes Personal für die gesamte Palette vertriebs- und marketingbezogener Tätigkeiten, für Schulung, Training, Auskünfte, Beratung usw.
In unserer Entwicklung der letzten drei Jahre können Sie deutlich ablesen, dass das Ausland dramatisch schneller wächst als das Inland und dies, obwohl wir hier relativ den besten Markt vor der Haustür haben. Dies hat etwas mit der Verfügbarkeit von Mitarbeitern auf einem Arbeitsmarkt zu tun, der, was das Thema "Software" betrifft, unterentwickelt ist.
Deutschland hat noch keine Software-Entwicklungs-Kultur! Der Anteil derer, die sich für unsere Produkte interessieren, ist relativ zu denen, die sich dazu entschließen können, bei der Entwicklung und Vermarktung dieser Produkte mitzuarbeiten, gering.
Zeitbombe Mensch als Chance!
Die weltweit allgegenwärtige Zeitbombe "Mensch" wird, wenn man sie einmal anders betrachtet, zu unserer Chance, weil der Mensch unsere wichtigste Ressource darstellt. Die Vielzahl der Menschen sorgt gerade dafür, dass uns ein unerschöpfliches Potenzial an einem Rohstoff zur Verfügung steht, der nicht vergeht: dem Rohstoff Wissen.
Die effiziente Nutzung dieses Rohstoffs und die Nutzung der Ressource Mensch erfordert gemeinsames Handeln, Diskussionen und Interaktionen miteinander; Effizienz im Alleingang wird nicht erreichbar sein. Denn der Anteil des Wissen eines einzelnen Menschen am Gesamtwissen der Menschheit nimmt stetig ab. Bei einer abnehmenden Halbwertzeit für die Gültigkeit des Wissens bedeutet dies zwangsläufig, dass ein einzelner Mensch relativ zum Gesamtwissen nichts weiß. Diese Feststellung gilt in Zukunft jedoch nur noch solange, wie der einzelne Mensch keinen Zugriff auf das Gesamtwissen hat bzw. sich dieses Wissen nicht durch eine Gruppenzugehörigkeit erschließen kann.
Betrachten wir die Entwicklung der Menschheit einmal aus einer ganz anderen Sicht!
Die landläufige Betrachtung der Menschheit und deren Entwicklung ist bekannt. Die Weltbevölkerung um Christi Geburt betrug ca. 170 Mio. Menschen. In den folgenden Jahrhunderten wuchs die Weltbevölkerung wie auch zuvor nur sehr, sehr langsam.
Eine deutliche Veränderung des Wachstums trat nach dem Mittelalter ein, zum selben Zeitpunkt also, als das Informationszeitalter defakto durch Gutenberg ins Leben gerufen wurde. Wir vertreten hier die These, dass die Industrialisierung ohne die seit Gutenberg mögliche beliebige Verteilung jedweder Information an prinzipiell Jeden, nicht möglich gewesen wäre. Die Nutzung der Ressource Mensch für das zur Industrialisierung notwendige Know-how wäre ohne die Gutenberg Erfindung nicht zu bewältigen gewesen!
100.000 Jahre auf dem Weg zur Zivilisation
Auf dieser These aufbauend kann man die Geschichte heute auch aus einer ganz anderen Sicht betrachten. Die Menschen haben Größenordnungen von 100.000 Jahren benötigt, bis sie ein erstes Werkzeug zustande brachten, dann ein weiteres, bis sie schließlich auch eine "Serienfertigung" organisieren konnten.
Mit der Erfindung der Schrift, die vor ca. 7.000 Jahren an verschiedenen Stellen in der Welt, u.a. von den Ägyptern erfunden wurde, entstand das universellste Werkzeug, das der Mensch je geschaffen hat. Allerdings hat der Mensch 6.500 Jahre dieses Werkzeug im Wesentlichen nur für Dokumentation der gesellschaftlichen Vorgänge und nur in einem sehr verschwindend geringen Bereich für die Informationsverteilung genutzt.
Trivialerweise war dies auch nicht möglich, da der überwiegende Teil der Bevölkerung weder lesen noch schreiben konnte. Erst mit Gutenberg änderte sich das. Auf einmal lernten die Menschen lesen und konsequenterweise auch schreiben. Es gab etwas zu lesen, das so preiswert war, dass es sich faktisch (fast) Jedermann, und nicht mehr länger nur einige wenige Privilegierte, leisten konnte. Dies hatte zur Folge, dass der Prozentsatz der Bevölkerung, der von der Informationsverarbeitung lebte bzw. die Informationsverarbeitung für das Leben nutzen konnte, dramatisch anstieg.
Im Rahmen der industriellen Revolution wandelte sich die Werkzeugerstellung in komplexe Prozesse zur Massenproduktion. Seit ca. 100 Jahren wird weltweit eine Kommunikationsinfrastruktur aufgebaut, die über initial Telegraphen, später Telefon, Radio, Fernsehen die elektronische Kommunikation mit exponentiell wachsendem Verkehrsvolumen ermöglichte.
Dieser Prozess setzte sich durch die Erfindung der programmiergesteuerten Rechenanlagen in der Tendenz fort; er wurde jedoch in keinster Weise neu begründet. Auch die kommerzialisierte Nutzung des Internets bringt hier keine neue Qualität, sondern lediglich nur die Fortsetzung des Trends, dass zukünftig de Facto Jeder von der Informationsverarbeitung lebt - zumindest insofern davon lebt, dass er Informationen konsumiert. Meinungs- oder Wissensbildung sind hier gleichzeitig möglich.
Jeder will heute mit Jedem kommunizieren können. Jeder will die Informationen so individualisiert haben, dass sie für ihn persönlich optimal verständlich werden und ein Broadcasting individuell ermöglichen.
Wir werden uns der Frage stellen müssen, wie diese Bedürfnisse statt mit 600 Mio. Menschen in den Industrieländern auch für 6 Mrd. Menschen insgesamt befriedigt werden können. Unsere Zukunftsprognose hierzu lautet: Information, und damit Wissen, wird für Jeden verfügbar sein. Die Umsetzung dieses Wissens wird in den Nachfragemärkten zu besseren, preiswerteren und allgemein verfügbaren Produkten und Serviceangeboten führen. Der Ressourcenverbrauch wird dabei von der Nutzung physikalischer Ressourcen zunehmend auf die Nutzung der virtuellen Ressource „Wissen“ umgestellt.
In der Zusammenfassung bedeutet dies: 100.000 Jahre auf dem Weg zur Zivilisation
10.000 Jahre Entwicklung und Nutzung der vom Menschen geschaffenen Schrift mit sequentieller Informationsverteilung zur Nutzung der Dokumentation der Gesellschaft
100 Jahre für die Entwicklung einer weltweiten Kommunikationsinfrastruktur zur beliebigen Verteilung von Informationen für die Kommunikation "Jeder mit Jedem"
10 Jahre - in die Zukunft: Ersatz der physikalischen Ressourcen durch die virtuelle Ressource „Wissen“ und damit Wissen für Jedermann!
Ein Blick ins Dokumenten-Universum
Damit unser Wissen bestmöglich eingesetzt und genutzt werden kann, müssen wir den unlimitierten Zugriff auf die Informations- und Wissensbestände dieser Welt ermöglichen. Dazu können wir mit unserer SER Technologie das Dokumenten-Universum in ein mathematisches Universum, einen sogen. n-dimensionalen Vektorraum, abbilden.
Nun muss man, um der Wahrheit die Ehre zu geben, hier sagen: dies ist eine pseudodreidimensionale Darstellung auf einem zweidimensionalen Medium eines n-dimensionalen Raumes in der Dimension 3000. Diese Darstellung dient der Visualisierung der Speicherung und des Zugriffs auf ein beliebiges Dokument in diesem (Teil-)Universum.
Da der Zugriff in diesem Dokumenten-Universum beliebig ist, sind wir an den Punkt gekommen, dass wir sagen können, mit der SER Technologie ist "ALLES" inhaltlich abbildbar und zwar nach einer für den Menschen individuellen Bedeutung. Dies ist die Voraussetzung, um Wissen software-technisch inhaltlich zu verarbeitbar. Die Verknüpfung zwischen der Abbildung im Dokumenten-Universum und der individuellen Bedeutung für den Menschen, schaffen wir mit unserer Technologie über sog. Referenzpunkte. Diese Referenzpunkte (in der Anwendungspraxis etwa als Beispieldokumente bezeichnet) sind von jedem Menschen individuell vorgebbar, so dass unsere Software-Technologie als ein individueller Zusatzprozessor und Zusatzspeicher zum menschlichen Gehirn verstanden und genutzt werden kann - eine besonders in der Zukunft immens nützliche Ergänzung bei immer schneller werdenden Markt- und Innovationszyklen.
Um das breite Spektrum der Möglichkeiten zur Nutzung der SER Technologie aufzuzeigen, haben wir erste konkrete Knowledge Management Anwendungen entwickelt, die eine intelligente Ablage und das Finden beliebiger Informationen auf dem persönlichen Arbeitsplatz (SERpersonalBrain) über den entsprechenden professionellen Arbeitsplatz im Unternehmen bzw. beliebig großen Organisationen (SERenterpriseBrain) bis hin zum globalen Netzarbeitsplatz im Web unterstützen (SERglobalBrain). Wissensagenten lotsen Sie durch den Informationsdschungel!
Ein weiteres Beispiel ist das Produkt SERdistiller, das beliebige eingehende Informationen automatisch analysiert, die Zuordnung zu den jeweils notwendigen Geschäftsprozessen durchführt, und bei dieser Gelegenheit die Daten für die Weiterverarbeitung in den Geschäftsprozessen automatisch aus den Dokumenten herausextrahiert. So können repetitive Prozesse SW-gestützt gelernt werden.
Auf Basis der SER Technologie ist es aber auch möglich, automatisch eMails zu beantworten und Massenanfragen in Call-Centern oder ähnlichen Organisationen intelligent zu beantworten.
Soweit die Beispiele, die wir Ihnen hier in unserem Hause im späteren Verlauf des Tages gerne ausführlich präsentieren.
Wissensmanagement mit Softwareunterstützung
Die Lösung zur Bewältigung unserer Zukunftsherausforderungen lautet: Wissensmanagement mit Softwareunterstützung. Unsere Antwort heißt: Wissensmanagement powered by SERbrainware.
Diese Basistechnologie haben wir in den letzten drei Jahren entwickelt. Die Vermarktung der Technologie und darauf basierender Produkte war im Jahr 2000 mit ca. DM 10 Mio. für die ersten 9 Monate seit Marktfreigabe recht erfolgreich. Für 2001 planen wir in diesem Bereich eine Ausweitung des Umsatzes auf DM 100 Mio. weltweit.
Bei der Realisierung von SERbrainware haben wir uns an die Funktionsweise des menschlichen Gehirns angelehnt. Wir speichern Informationen ebenso wie das Gehirn, das sämtliche Informationen, die es aufnimmt, in einem Netzwerk von Beziehungen der Informationen untereinander speichert (neuronales Netz). Der Mensch assoziiert und denkt dabei mit enormer Geschwindigkeit. Dies resultiert daraus, dass dem Menschen die Informationsaufnahme bildhaft "realtime" möglich ist und das Netzwerk parallel versorgt wird.
Für die Betrachtung eines Filmes benötigen wir z.B. zwei Stunden. Danach sind wir in der Lage, diesen Film innerhalb von Sekunden bzw. wenigen Minuten vor unserem "geistigen Auge" ablaufen zu lassen. Für das Lesen des Buches oder das Skript des entsprechenden Filmes müssten wir tagelang Zeit aufwenden und erhielten dadurch dennoch nicht signifikant mehr an Informationen als wir bereits aufgenommen haben. Der Prozess des Lesens und Schreibens erfolgt also sequentiell mit relativ geringer Geschwindigkeit.
Während seines gesamten Lebens kann der Mensch max. 4 GB lesen und schreiben. Dies entspricht ca. 2 Mio. Seiten (entsprechend ca. 100 Seiten pro Tag in 50 Jahren an 365 Tagen und 2.000 Zeichen pro Seite). Dies ist heute nur noch ¼ der Festplattenkapazität eines PC´s und kostet deutlich weniger als 1.000,00 DM. Zum Vergleich: Das Internet hat heute bereits 15 Mrd. Seiten und täglich werden ca. 10 Mrd. Seiten gedruckt und in der Welt verteilt.
Die Frage, welche dieser Seiten, die für den Menschen individuell wichtigen und richtigen Informationen enthalten, ist nicht mehr durch menschlich sequentielles Lesen beantwortbar.
Dies schafft nur noch eine Maschine, die für uns in unserem Sinne liest und versteht. Wir brauchen zum Treffen der richtigen Entscheidungen eine Maschine, die für uns liest und versteht. Die Lösung des Problems der Wissensverarbeitung heißt also nicht "noch mehr lesen", sondern "lesen lassen".
Dies gilt für alle Wissensgebiete: für die Wissenschaft ebenso wie für die Technik, die Produktion und auch die Verwaltung.
Die Menschen, die in den einzelnen Wissensgebieten arbeiten, brauchen Zeit, um ihre Informationen, die sie permanent austauschen, zu Wissen zu verarbeiten. Es kommt darauf an, diese Zeit optimal zu nutzen, da für jeden Vorgang und für jedes Handeln die Zeit des Menschen endlich ist, obwohl die Zeit an sich unendlich erscheint.
Wir vertreten hier die These, dass das Problem, welches aus dem beschränkten Vorhandensein aller physikalischen Ressourcen entsteht, dadurch gelöst werden kann, dass wir zur Bewältigung und Gestaltung unserer Zukunft auf die einzige nicht physikalische Ressource, "das Wissen", ausweichen.
Durch die Anwendung und den Einsatz von Wissen können wir auch die vorhandenen beschränkten physikalischen Ressourcen so optimieren und permanent verbessern, dass es uns gelingen kann, den heute vorhandenen Mangel in der Welt praktisch zu beseitigen, zumindest nicht existenzbedrohend werden zu lassen. Natürlich nur dann, wenn wir uns entscheiden, unser Wissen für diese Ziele einzusetzen! Voraussetzung für ein solches Gelingen ist, dass der Produktionsfaktor "Wissen" global bereitgestellt wird.
Wissen ist die einzig beliebig teilbare Ressource der Menschheit, die sich durch Teilung nicht verzehrt. Gleichzeitig gilt: Wissen multipliziert sich durch Teilen. Dies ist der Kerngedanke für ein praktizierbares Wissensmanagement, das heute mit SER Softwareunterstützung individuell und trotzdem automatisch Wissen bereitstellen kann. Wir entschärfen die Zeitbombe Mensch durch den Einsatz von SERbrainware.
Basisinnovationen nach Kondratieff
Abschließend wollen wir anhand einiger Beispiele aus der Wirtschaft mit unterschiedlichen Gesichtspunkten die Implikationen des softwaregestützten Wissensmanagement aufzeigen.
Betrachten wir hierzu zunächst die langen Wellen der Konjunktur und ihre Basisinnovationen. Wir stimmen mit Kondratieff bzw. Nefiodow überein, dass es in der Vergangenheit vier epochale Basisinnovationen gegeben hat, die die industrielle Gesellschaft vorangetrieben haben. Die Baumwollindustrie wurde durch die Dampfmaschine ermöglicht. Die Stahlindustrie durch die Eisenbahn. Die Chemieindustrie durch die Elektrotechnik und die Automobilindustrie durch die Petrochemie.
Der Aussage des einen oder anderen Volkswirtschaftlers, dass wir derzeit von der Basisinnovation der Informationstechnik getrieben werden, können wir jedoch nicht zustimmen. Hier fehlt das Gegenstück, sozusagen die generelle Wissensanwendung (Wissen pur) - von der Information allein können wir nicht leben!
Die Geschichte zeigt, das wir uns in einem permanenten Optimierungsprozess befinden, der alles Vorhandene kontinuierlich verändert, vieles beibehält und gelegentlich auch etwas substituiert. Für die Zukunft betrachten wir das Wissen als den wesentlichsten, den überlebensnotwendigen Produktionsfaktor.
Diese These möchten wir auch durch die Betrachtung der Entwicklung der Beschäftigung in den Industrieländern (hier am Beispiel der Bundesrepublik Deutschland) stützen.
Die Landwirtschaft, die ursprünglich vor 200 Jahren ¾ der Bevölkerung beschäftigt hat, beschäftigt heute nur noch 5%. Dies reicht aus, die Gesamtbevölkerung zu ernähren, obwohl diese sich in den letzten 200 Jahren verzehnfacht hat.
Die Beschäftigten in der Produktion sind heute nach 200 Jahren Industrialisierung tendenziell wieder auf dem selben Niveau wie zuvor. D.h. weniger als 20% der Bevölkerung reichen aus, um für die gesamte Bevölkerung alle Waren herzustellen, die von diesen benötigt bzw. gewünscht werden.
Die Anzahl der Beschäftigten, die den sogen. Service leisten, ist zwar in den letzten 200 Jahren gestiegen, wird aber, wenn man die Informationsservices von sonstigen Services abstrahiert, auf dem Niveau von ca. 25% verweilen. Damit ist die Masse der Bevölkerung mit der Informationsverarbeitung bzw. auch Informationserstellung beschäftigt. Und Information ist der Rohstoff für Wissen.
Für die Innovationszyklen der Vergangenheit und die Nutzung der jeweiligen Basisinnovationen zur Verbesserung der Lebensumstände galt in der Vergangenheit die Maßeinheit "Jahrtausend". Erst mit den jüngsten Technologien reden wir bei Innovationszyklen von Jahrzehnten und stellen heute fest, dass wir mit der Situation konfrontiert werden, dass die Jahrzehnte zu Jahren zusammenschrumpfen.
Das Automobil, das Telefon, die Elektrizität haben aus einer Entwicklungsphase von mehreren Jahrzehnten heraus, in denen ihr Marktanteil oder ihre Marktdurchdringung kaum messbar war, dann noch 50 bis 100 Jahre gebraucht, um durch eine allgemeine Verbreitung in ihren Märkten zu einer Marktsättigung von annähernd 100% zu gelangen. Die Ersatztechnologien brauchen heute nur noch 10 Jahre, um bereits zu einer Marktsättigung von 50% zu gelangen. Als Beispiel sei hier die Mobiltelephonie im Vergleich zur traditionellen Telephonie über Festnetze angeführt bzw. die Verbreitungsgeschwindigkeit des Internets im Vergleich zum PC bzw. vor dem PC die Verbreitung der sogen. Großrechnersysteme.
Wissen als entscheidende Ressource
Jede dieser Technologien basiert auf "Wissen". Will man also die Marktdurchdringung neuer Technologien aktiv unterstützen, muss der Wissenstransfer schneller vonstatten gehen als bisher! Will man weltweite Märkte erreichen, so gilt dies für die weltweiten Märkte. Will man eine Technologie für derartiges Handeln bereitstellen, so gilt dies auch für die Bereitstellung dieser Technologie für ein Knowledge-Service-Providing (KSP) auf Basis des PC´s und Internets.
Damit darf ich zum Fazit kommen: Mit einer Software, die den Wissensaustausch der Menschheit verbessert und die eine globale Nutzung des Wissens ermöglicht, ist Wohlstand für alle machbar!
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

(Anm. der Redaktion: Einfügung der Zwischenüberschriften sowie Positionierung und Auswahl der Abbildungen aus der umfangreicheren Vorlage erfolgte durch PROJECT CONSULT. Der Text ist ohne Kürzungen wiedergegeben).
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