20080320 \  Personalia \  Joseph Weizenbaum gestorben
Joseph Weizenbaum gestorben
„Weder ein Computer noch das Internet enthalten Wissen. Nur wenn ein Mensch die Informationen interpretiert, werden sie zu Wissen.“
Der amerikanisch-deutsche Informatiker, Wissenschafts- und Gesellschaftskritiker Joseph Weizenbaum ist tot. Er starb am 5. März im Alter von 85 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Weizenbaum war einer der weltweit bekanntesten Kritiker eines bedenkenlosen Computereinsatzes und warnte vor einem blinden Fortschrittsglauben. Er sagte über sich selbst einmal: „Ich bin kein Computerkritiker. Computer können mit Kritik nichts anfangen. Nein, ich bin Gesellschaftskritiker.“
Weizenbaum begann seine akademische Karriere 1963 am Massachusetts Institute of Technology, wo er 1970 zum Professor für Computer Science berufen wurde. Öffentliche Aufmerksamkeit erlangte Weizenbaum besonders mit einem Programm namens „ELIZA“, das den Anschein erweckte, es könne mit dem Menschen kommunizieren. Als Psychologen meinten, einen Teil von psychologischer Beratung auf diese Weise automatisieren zu können, wurde Weizenbaum auf die teils überzogenen Erwartungen an die Künstliche Intelligenz aufmerksam. In seinem Aufsatz „Albtraum Computer“, der im Januar 1972 in der Wochenzeitung Die Zeit erschien und aus dessen Ansatz 1976 Weizenbaums Hauptwerk „Computer Power and Human Reason“ („Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft“) hervorging, schrieb er „Der meiste Schaden, den der Computer potenziell zur Folge haben könnte, hängt weniger davon ab, was der Computer tatsächlich kann oder nicht kann, als vielmehr von den Eigenschaften, die das Publikum dem Computer zuschreibt. Der Nichtfachmann hat überhaupt keine andere Wahl, als dem Computer die Eigenschaften zuzuordnen, die durch die Presse verstärkte Propaganda der Computergemeinschaft zu ihm dringen. Daher hat der Informatiker die enorme Verantwortung, in seinen Ansprüchen bescheiden zu sein.“
Joseph Weizenbaum erhielt im Laufe seines Lebens viele Auszeichnungen, z.B. das Große Bundesverdienstkreuz und mehrere Ehrendoktorwürden, unter anderem von den Universitäten Bremen und Hamburg. Er war Ehrenmitglied der Gesellschaft für Informatik und Ehrenvorstand beim Forum für InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Entwicklung. (SMe)
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