Für drei Tage wurde Essen zum Nabel der Dokumenten-Management-Welt. Gerhard Klaes hat es durch persönlichen Einsatz geschafft, die DMS jedes Jahr größer und prominenter zu machen. Doch wie sieht es mit den Erwartungen der Aussteller, Besucher und Kongressteilnehmer aus? Sind Messeveranstaltungen dieser Art noch zeitgemäß ? Müssen sich Themen und Ausrichtung weiter wandeln ?
Die DMS blickt auf eine sechsjährige Geschichte zurück, von zwei kleineren Veranstaltungen in Stuttgart über eine Roadshow in 1997 nunmehr zur dritten DMS in Essen. Jedesmal steigerte sich das Interesse, die Zahl der Aussteller und die Zahl der Besucher stieg gut um das Doppelte. In diesem Jahr waren es knapp 20.000, die Zählung der Veranstaltung ergab genau 19.850, wobei rund 45% am zweiten Tag die Veranstaltung besuchten. Insgesamt 410 Aussteller und Unteraussteller belegten 20.000 Quadratmeter. Das Konzept der DMS (http://www.dmsexpo.de) paßte sich dabei dem Wandel der Interessensschwerpunkte an. Von DMS = Dokumenten-Management-Systeme zu DMS = Dokumente – Messaging – Security. In diesem Jahr wäre eigentlich schon wieder fast eine Neufokussierung des Begriffes DMS fällig gewesen. Der Veranstalter Advanstar ( http://www.advanstar.com ) ergänzte das herkömmliche Konzept um die VOICE, die sich auch der DMS-Teilsegmente Call Center und Customer Relationship Management annahm. CSC Ploenzke brachte einen weiteren Fokus auf Lösungen im industriellen Umfeld ein. Eine weitere Halle besiedelten Unternehmen, die eher im Segment Output-Management zu Hause sind. Irgendwie fehlte jedoch ein durchgängiges, übergreifendes Gesamtkonzept. Hier spiegelt sich die gleiche Unsicherheit wieder, die auch die bisherige DMS-Anbieterbranche derzeit erlebt – die Thematik ufert aus und die Lösungen werden Bestandteil der allgemeinen IT-Land-schaft. DMS ist Infrastruktur geworden. Einerseits gelang es der Gruppe21, sich einen festen Platz in der bereits in Deutschland engen Messe-Szene zu erkämpfen – die DMS EXPO ist inzwischen genausowenig wegzudenken wie z.B. die SYSTEMS in München. Die DMS EXPO hat in diesem Jahr den Anschluß an vergleichbare internationale Messen wie die AIIM Show in den USA gewonnen. Andererseits stellt sich immer mehr die Frage, wo sich potentielle Kunden über Anbieter und Produkte informieren – im Internet auf speziellen Foren, Portalen und Market-Places, auf vertikal ausgerichteten Branchenveranstaltungen, durch Hersteller-Seminare und –Roadshows, in der Fachpresse oder bei neutralen Beratern. Die Gruppe21 hat sich in diesem Jahr auf die Messe fokussiert. Die Stände der Aussteller sind noch einmal größer geworden. Der Wettbewerb führender DRT-Anbieter spiegelt sich auch in ihrer Messepräsentation – obgleich es fraglich ist, ob das investierte Geld durch neue Kontakte auf der DMS EXPO auch wieder hereinkommt. Im kommenden Jahr, wenn eine weitere neue Halle hinzukommt, werden die Stände noch einmal wachsen. Die Planung geht von 38.000 Quadratmetern aus, von denen bereits mehr als 60% bestellt oder vorgebucht sind. Andere hochkarätige Anbieter halten sich jedoch mit ihrer Messepräsenz zurück und beschränken sich auf eine bescheidenere Darbietung. Geht es doch eigentlich bei der DMS EXPO nicht um die Präsentation der Firmen, sondern eher um die Darstellung von Anwenderlösungen. Hierbei kommt den Systemintegratoren eine immer wichtigere Bedeutung zu. Der Schwund bei den echten Produktanbietern im DRT-Umfeld wird so durch die wachsende Anzahl von Realisierungspartnern mit ihren Anwendungslösungen ausgeglichen.
Der enorme Zuwachs an Ausstellungsfläche hatte jedoch auch seine Nachteile. Die Besucherzahlen sind zwar im Vergleich zum Vorjahr erheblich gestiegen und trafen die Erwartungen des Veranstalters, jedoch verloren sich die Interessenten in den weitläufigen Gängen. Hierdurch entstand der subjektive Eindruck, es wären weniger Besucher als im Vorjahr gekommen. Einige abgelegenere Bereiche, wie die CSC Solutions in Halle 4 oder die VOICE im Untergeschoß von Halle 1 erinnerten früh morgens und nachmittags an Geisterhallen, in denen sich nur die Aussteller zum Plausch trafen. Eine Vielzahl der Aussteller war dennoch über den Zulauf zufrieden. So äußerten sich z.B. Jörg Kottenbrink von COI, Jürgen Brintrup von CE und Karl Grote von A.I.S. sehr positiv über das Besucherinteresse und die Anzahl der Leads. Andere Standverantwortliche wie Ingrid Ley von Ley, Uwe Hoffmeier von ACS oder Gerhard Schmitz von IBM konnten ihrer Standpräsenz auf der DMS EXPO immerhin ein positives Gesamtergebnis bescheinigen. Aussteller wie Jörg Rogalla von PDV oder Steffen Tampe von KPMG Consulting hinterfragten jedoch, ob es Sinn macht, in Zukunft mit großen Ständen auf der DMS EXPO vertreten zu sein. Die Chefs von kleineren Ständen in den hinteren Hallen und Seitengängen machten dagegen teilweise richtig „lange Gesichter“ und retteten sich zum Slogan „dabeisein ist alles“. Auch bei dieser Messe zählte wieder die alte Regel, wer sich seine Kunden im Vorfeld einlädt, hat gut besuchte Stände, wer auf Laufkundschaft wartet, ist schlecht bedient. Auch PROJECT CONSULT hat in diesem Sinn die DMS EXPO verstärkt zur Kundenakquisition im Vorfeld genutzt und den Schwerpunkt auf Betreuung vorhandener Kontakte auf der DMS, Informationen für Interessenten und Vorträge gelegt.
Obwohl der Veranstalter der DMS EXPO betont, daß Kongress und Konferenzen nicht mehr sein Thema sind, gab es eine ganze Reihe von Veranstaltungen. Hierzu gehörten die AIIM eBusiness-Konferenz (siehe den Beitrag in diesem Newsletter), Solutions@Ploenzke, Seminare des VOI und der KPMG, Sonderveranstaltungen für Analysten, Diskussionsrunden zum Thema Knowledge Management sowie nicht zuletzt die Vorträge in den zwei Foren in der Ausstellung selbst. Bedingt durch den Wettbewerb der Veranstaltungen untereinander und durch das Angebot der Anbieter mit lautstarken Präsentationen auf den Ständen selbst, war die Teilnehmerzahl von Vortrag zu Vortrag äußerst unterschiedlich. Manch rein produktbezogener Marketingvortrag erhielt dabei mehr Zuspruch als die sehr guten, von Anwendern gehaltenen Vorträge. Besonders bei einigen mit internationalen Experten und namhaften Vertretern von Großunternehmen besetzten Vorträgen wäre wünschenswert gewesen, wenn man alle Vorträge in einem übergreifenden Programm zur Hand gehabt hätte. Der Forum-Keynote-Vortrag "Knowledge Management, eBusiness, Content Management - alles nur neue Verpackung ?" von Dr. Ulrich Kampffmeyer (Forum, 7.9.2000) kann unter der Internet-Adresse http://www.dms21.de/firmenvortraege.htm im Real-Video-Format heruntergeladen werden. Im kommenden Jahr wird die DMS EXPO vom 26.9. bis 28.9. wieder in Essen stattfinden. Ziel von Gerhard Klaes und Advanstar ist dabei die weitere Internationalisierung der Veranstaltung. Die deutschen Besucher werden weiterhin das Gros stellen, jedoch bemüht man sich um Aussteller aus anderen Ländern und will auch die Auslandsbewerbung der DMS verstärken. Zu dieser Strategie gehört auch der Export des DMS EXPO Konzeptes zu Advanstar-Veranstaltungen in den USA und in England im kommenden Jahr. Die DMS EXPO wird hierdurch ihre Position nachhaltig verstärken und damit zum unvermeidlichen Bestandteil der Messepräsenz aller Anbieter im DRT-Markt werden. (Kff)