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Hot Topics 2003
Zu Beginn eines Jahres ist es immer üblich eine kleine Vorausschau abzugeben, was sich denn so im DRT-Markt tun wird. Hierbei darf nicht übersehen werden, dass die Erholung der deutschen Wirtschaft und des IT-Marktes insgesamt erst zögerlich einsetzt. Die meisten größeren DRT-Anbieter berichteten aber bereits im vergangenen Jahr über gute, steigende Geschäftszahlen. Die absehbaren Trends sollen hier in Gruppen zusammengefasst werden, um eine bessere Vergleichbarkeit zu erzielen – die Reihenfolge der Einträge ist jedoch ohne Wertung und die Liste selbst ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Trends aus Marketingsicht
Auch in diesem Jahr werden Marketing und Realität des Kundeninteresses auseinander klaffen. Während sich einige Hersteller auf die Stärkung des Bekanntheitsgrades der von Ihnen benutzten Akronyme und Produktkategorisierungen konzentrieren, haben kleinere Anbieter Probleme überhaupt ihre Visibilität und die Darstellung ihrer Überlebensfähigkeit im sich konsolidierenden Markt zu verbessern. Wir rechnen damit, dass folgende Themen die nächsten sechs Monate beherrschen:
   
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ECM Enterprise Content Management 
... Firmen wie IBM und FileNET sehen hier ihren fachlichen Schwerpunkt. Die Portfolios werden immerhin marketingtechnisch immer größer und konsolidierter, reale, wahrhaft unternehmensweite Lösungen sind aber weiter noch die Ausnahme
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DAM Digital Asset Management 
... die nächste Generation der Schlagworte im Umfeld von Dokumenten- und Content-Management zeichnet sich ab
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BPM Business Process Management 
... wer sich ehemals im Workflow positionierte, wertet seine Position wie z.B. Staffware, in diesem Feld auf
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KM Knowledge Management 
... ja, es zeichnet sich eine Renaissance ab, und nicht nur bei der automatischen Klassifikation
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GDPdU-konforme Archivierung 
... was auch immer das sein mag und wer auch immer irgendwann einmal Produkte hierfür zertifizieren wird, kann oder darf
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Collaboration 
... was man früher unter Bürokommunikation, Groupware oder Workflow fand, wird heute gern besonders bei den Internet-Technologie-basierten Lösungen mit diesem schönen neuen Marketing-Wort aufgewertet
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Migration 
... im letzten Jahr kamen die ersten Ansätze auf Grund der Krise einiger Anbieter. Mehr noch wird aber der Systemgenerationenwechsel und das Merger-Fieber der Anwenderunternehmen zum Thema beitragen
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Zertifizierung 
... bei SAP bereits eine Selbstverständlichkeit und andere ERP-Anbieter ziehen nach. Daneben gewinnen Themen an Bedeutung wie bestimmte ISO-Standards, neue Formate für den Pharma- und Gesundheitsbereich, DOMEA und MoReq im öffentlichen Sektor, das Thema revisionssichere Archivierungsverfahren, Qualifizierung der Mitarbeiter, etc. – möglichst alles mit einem „offiziellen Stempel“ oder „Qualitätssiegel“
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Vertrauensbildende Maßnahmen 
... wer halt keine neuen Produkte hat, wird damit werben, wie sicher und verlässlich seine Lösungen sind, und wie lange er schon im Markt tätig ist
Trends aus Produktsicht
Für den Endanwender wird es immer schwieriger zu unterscheiden, ob eine Software mit ein paar Verbesserungen nur umetikettiert wurde oder ob echte neue Produkte, oder gar Innovationen, sich hinter den kryptischen Produktbezeichnungen verbergen. Eine Reihe von Anbietern ist dabei, ihre Produktpalette zu reformieren. Weg von Ein-Plattform-Lösungen zu betriebssystemunabhängigen Lösungen. Wessen Software heute nur auf einer einzigen Plattform läuft, sei sie auch noch so weit verbreitet wie Windows, bekommt im Laufe dieses Jahres Probleme. Historisch gewachsene, heterogene Umgebungen nehmen zu und damit auch die Anforderungen an Interoperabilität, Standardschnittstellen und Plattformunabhängigkeit. Welche Themen bewegen die Entwicklungsabteilungen?
   
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Java 
... unabhängige, modulare, Komponentenlösungen ersetzen zunehmend monolithische Systeme in herkömmlichen Programmierumgebungen
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XML 
... für Schnittstellen, Format- und Strukturdefinitionen setzt sich XML durch. Die Zahl XML-basierter Standards für spezielle Branchen nimmt zu und auch im Web-Umfeld zeichnet sich zumindest bei professionellen Lösungen langsam die Verdrängung von HTML ab 
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Ressourcen-Repositories 
... Parametrisierung, Konfigurierung, Individualisierung, Multilingualität – früher häufig direkt mit dem Produkt verheiratet, wird nun sinnvoll in datenbankgestützte Repositories mit Profilen oder Schemata verlagert, die die Wartung, Pflege, Versionierung und Nachvollziehbarkeit erleichtern. Die Kunden achten eben inzwischen mehr auf die Toolfunktionalität und den einfachen Betrieb als auf „bunte Oberflächen“
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Verringerung der Fertigungstiefe 
... Zukauf von Komponenten, Kooperationen und Wiederverwendbarkeit werden für die Pflegbarkeit, wirtschaftliche Entwicklung von Produkten und für die Portfolioerweiterung immer wichtiger
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Weg von proprietären Komponenten 
... hatte man früher nicht so sehr darauf geachtet, ob man proprietäre Lösungen unterstützt oder selbst proprietär ist, wird die Einhaltung von Standards bei Architekturen und Schnittstellen immer wichtiger
Trends aus Marktsicht
Die Konsolidierung des Marktes ist noch nicht abgeschlossen, aber die Schwerpunkte verschieben sich. In diesem Jahr wird man weniger auf die Archivsystemanbieter blicken (zumindest hoffen alle, dass es hier nicht zu neuen Crashs wie im vergangenen Jahr kommt), sondern es werden die Web-Content-Management-Anbieter gebeutelt. Einige Trends, die seit längerem die Entwicklung bestimmen, werden sich verstärken:
   
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Konsolidierung 
... es muss nicht immer gleich die Firmenaufgabe sein, man kann ja auch schrumpfen, sich zum Nischenanbieter spezialisieren oder in das Lager der Systemintegratoren begeben, um dort mit einem zugekauften Produkt weiterzumachen
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Personalüberangebot 
... durch zahlreiche Freisetzungen und Firmenaufgaben der letzten Monate ist gutes Personal günstiger zu haben. Dies hat leider auch Auswirkungen auf die Preise und erhöht so den Druck auf die verbliebenen Anbieter im Projektgeschäft. „Jeder, der nicht unterkommt, macht sich selbständig und wird Berater“, dieser Spruch kursiert in der DRT-Branche, aber über die Richtigkeit der Aussage und die damit verbundene Qualität und Qualifikation wollen wir hier nicht spekulieren
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Vertriebsnetzwerke 
... als reiner Produktanbieter hat man nur eine Chance, wenn möglichst viele Partner das Produkt vertreiben. Um die guten Partner im Systemintegrationsbereich ist eine Wettkampf entbrannt und die Systemhäuser legen sich auch nicht mehr nur auf einen exklusiven Anbieter fest
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Nicht mehr im Fokus der Entscheider 
... durch all die neuen Schlagworte und die Verschärfung der wirtschaftlichen Situation wird das Thema DRT zu nachrangig behandelt. Das Kaufinteresse richtet sich auf andere, vermeintlich existenziellere Schwerpunkte. Mangels gemeinschaftlicher Schaffung einer höheren Visibilität des Themas weniger Projekte als in den „guten Jahren“ – möglich wäre mehr
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Boliden und Nischenplayer 
... nur noch wenige Hersteller machen die großen Geschäfte, die kleinen überleben als Zulieferer von Komponenten und Subsystemen oder als Anbieter von Branchenlösungen
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E-Government 
... auch wenn in den öffentlichen Kassen immer weniger Geld für die Realisierung der schönen politischen Ankündigungen ist, wird das Thema DRT durch die E-Government-Initiativen endlich einmal wieder positiv besetzt und zumindest publikumswirksam vorangetrieben
Trends aus Anwendersicht
Bei den potentiellen Anwendern muss man unterscheiden, was sie an Lösungen wollen, und was sie sich an Lösungen leisten können. Häufig wird in einer Ausschreibung die eierlegende Wollmilchsau gesucht und auch ausgewählt, die Realisierung bleibt dann aber in einem Piloten mit 10 Anwendern stecken, weil das Geld zum Rollout fehlt. Typisch daher bei Ausschreibungen, Verträge, mit denen man sich die Sicherheit für den zukünftigen Ausbau festschreibt. Die Masse der Projekte beschäftigt sich auch nach 20 Jahren Dokumenten-Technologien häufig immer noch mit den Basics. Wenden wir uns erst einmal dem Grundtenor zu:
     Grundtenor
   
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Wirtschaftlichkeit, Wirtschaftlichkeit, Wirtschaftlichkeit 
... wenn schon investiert wird, dann muss es sich eigentlich schon „bei der Investition gerechnet haben“. Sparsamkeit bestimmt alle Projektbudgets
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Keine aufwendige individuelle Lösung 
... standardisiert, vorkonfektioniert, ohne großen Aufwand einzuführen, möglichst als adaptierbare Branchenlösung
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Integration, Integration, Integration 
... die neuen Lösungen müssen sich in die vorhandene Landschaft nahtlos einpassen
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„Ich habe doch schon alles ...“ 
... da immer mehr Funktionalität in ERP-, Datenbanken-, Groupware- und Office-Suiten mitkommt, muss man sich da noch weitere Produkte antun oder vielmehr schon nur noch entscheiden, welche redundant vorhandene Funktionalität in vorhandenen Produkten man nicht nutzen will
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Billig 
... es darf nichts kosten und wenn der Einkauf allein entscheidet, kann man sich die Lösung häufig gleich sparen
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Qualität 
... gegensätzlich zum Argument „billig“ wird aber deutlich bessere Qualität vom Anbieter verlangt, „Bananen-Software“ (reift beim Kunden) ist deutlich out. Nach all den Zumutungen der letzten Jahre ein sehr berechtigtes Verlangen
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Sicherheit 
... so mancher Anbieter muss sich im Kundengespräch länger mit Fragen nach seiner Seriosität, finanziellen Situation und Überlebensfähigkeit als denn nach seinen Leistungen und Produkteigenschaften beschäftigen. Besonders beim Thema revisionssichere Archivierung ist auch eine generelle Unsicherheit zu verspüren, die die Investitionsfreudigkeit deutlich behindert
    Bedarfsthemen
   
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Archivierung 
... als Backbone für ERP, Archivierung für E-Mails, Archivierung für steuerrelevante Daten, Archivierung von Media Assets, Archivierung als Informationspool für CRM, Archivierung für Transaktionen und Webinhalte, Archivierung von Output-Dateien, Archivierung für... das Thema Archivierung ist einfach nicht „tot zu kriegen“ und wird inzwischen um weitere Anforderungen des Records Management ergänzt
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Virtuelle Akten 
... die Zusammenführung von Informationen aus unterschiedlichen Quelle in virtuellen Vorgängen, Akten und Mappen, um endlich einen einheitlichen Überblick über alle kundenbezogenen Daten und Informationen im Unternehmen zu erhalten
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Posteingang 
... die Überwindung des Flaschenhalses Informationserfassung mit Scannen in Farbe, automatische Auswertung von Barcodes und Inhalten, Zusammenführung mit Stamm- und Bewegungsdaten in operativen Systemen, Einklicken in die Eingangskörbe der Groupware und Workflow-Systeme, usw. Auch Scan-Outsourcing spielt eine immer wichtigere Rolle
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Enabling 
... hübsche Baukästen mit allen möglichen Document Related Technologies zum Einbauen in die eigene IT-Landschaft – nicht mehr eigenständige Produkte, sondern die Funktionen in der vorhandenen Umgebung integrieren
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Prozessunterstützung 
... neben ERPs, Fachanwendungen und Datenbanken werden vermehrt Softwarewerkzeuge zur Automatisierung und Vereinfachung von Prozessen benötigt. Selbst die Vision des „papierlosen Büros“ ist wieder auf dem Vormarsch. Ziel ist bei allen Anwendern die Überwindung oder Vermeidung von Medienbrüchen
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Zentralisierung 
... „Zurück von der Insel“ – Zentralisierung und Re-zentralisierung und sogar wieder ASP sind wichtige Themen wenn es um den Betrieb, die Wirtschaftlichkeit und die Zusammenführung „wild“ gewachsener IT-Infrastrukturen der „Client/Server-„ und „Web-Portal“-Generation geht. Auch die Überführung mancher Archivinsel und der Aufbau eines einheitlichen Directory-Service-Berechtigungssystems für eine einheitliche unternehmensweite Lösung bewegt die Gemüter
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Die Lösung der Probleme a) anderer Software und b) der schnellen technologischen Entwicklung 
... wenn man schon seine anderen Anwendungen nicht vereinigt bekommt, dann soll doch wenigstens das Dokumentenmanagement dafür sorgen, dass alle Informationen unabhängig von der Quelle allen anderen Anwendungen nutzbar gemacht werden können ... Konverter, Rendition-Manager, einheitliche Dokumentenspeichersysteme, Middleware-Ansätze, verteilte Lösungen, Migrationssicherheit etc. sind hier die diskutierten Themen
    Branchenfokus
   
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Finanzdienstleister 
... der frühere Hauptinvestor in solche neuartigen Technologien kämpft mit seinen Kosten und der Strukturkrise. Ersatz und Ausbau sind eher Themen als Neuanschaffungen
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Industrie 
... in Abhängigkeit von Branche und Größe entwickelt sich hier ein mehr oder weniger großer Nachholbedarf an Dokumenten-Technologien
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Öffentliche Verwaltung 
... E-Government droht zum Hype-Thema zu werden, besonders wenn die Mittel fehlen und hinter einer bunten Webseite häufig die herkömmliche Papierbearbeitung triumphiert. Im Vergleich zum vorangegangenen Jahrtausend aber sicherlich einer der wichtigsten Märkte in diesem Jahr
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Energie 
... Energieunternehmen, wenn sie nicht gerade mergen oder splitten, investieren in diesem Jahr deutlich mehr als im vergangenen in Dokumenten-Technologien
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Gesundheit 
... dieses Marktsegment kommt langsam in Fahrt, besonders wenn man Krankenhäuser und öffentliche Versicherungs- und Rententräger hinzurechnet. Allerdings stellen Patientenakten die meisten Standardprodukte noch vor ziemlich viele Herausforderungen
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und viele andere Marktsegmente und Branchen ...
Ausblick
Zum Thema Trends lassen sich noch viele weitere Aspekte anführen, weitere Branchen im Detail betrachten, einzelne Bedarfstypen auf Produktportfolios abbilden, usw. ...  für einen Überblick zum Jahresauftakt soll dies jedoch hier genügen. Stellt sich noch die Frage, was ist denn mit den anderen Trendthemen des letzten Jahre, was wurde z.B. aus
   
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ASP  
... immer noch ziemlich „mau“, außer bei den Rechenzentren, die ihre spezielle Klientel bedienen
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automatischer Klassifikation 
... das Thema läuft neu an mit Produkten der zweiten Generation, wird aber inzwischen als Standardkomponente bei Information Capture und Knowledge Management gesehen
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Web-CMS
... hier kämpfen zahlreiche Redaktions-, CMS- und Portal-Systeme um das Überleben, Microsoft und IBM sind im Kommen
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E-Business
... wird erst nächstes Jahr wieder richtig kommen, uns sitzt immer noch der dot.com-Crash in den Knochen, aber die zweite Welle des E-Business rollt an
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EAI
... die Produkte leisten immer noch nicht genug, es ist immer noch zu viel individuelle „Schrauberei“ erforderlich
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Business Intelligence 
...bisher noch viel Wind um wenig Funktionalität
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elektronischen Signatur  
... die Marktdurchdringung wird auch in diesem Jahr auf sich warten lassen und ist ansonsten im Umfeld E-Government platziert
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WORM-Tapes und revisionssichere Festplattenspeichersysteme  
... muss man nicht mehr diskutieren, wird inzwischen zunehmend nach Bedarf und Eignung eingesetzt
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der Verbindung von Output-Management und Dokumenten-Technologien  
... läuft auf der operativen Ebene bereits gut, ist aber offenbar nicht sehr medienträchtig
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Verfahrensdokumentation 
... müsste jeder haben, scheint als Thema aber lästig zu sein
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und, und, und ...
Viele Themen werden immer wieder einmal aufscheinen und man benötigt natürlich für die nächste Trendzusammenstellung (nach der CeBIT 2003) auch noch ein paar Argumente. Bleibt noch die Frage nach Marktzahlen, Marktgröße, Marktanteile ... dies überlassen wir gern den Analysten, denn hier hat in den letzten Jahren kaum jemals einer richtig gelegen. (Kff)
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