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Auswahl von Portaltechnologie
Klassische Produktauswahl oder Beauty Contest?
von Stefan Meinhold, Seniorberater, CDIA+ E-Mail: Stefan.Meinhold@PROJECT-CONSULT.com 
Webseite:
http://www.PROJECT-CONSULT.com 
Stefan Meinhold ist seit 2001 Mitglied im PROJECT   CONSULT Beraterteam.
Der Begriff Portal wird heute von Anwendern und Herstellern so unterschiedlich assoziiert, dass die Schwierigkeiten schon bei der Projektdefinition beginnen.  Der Begriff „Portal“ wird dabei stark  gedehnt und reicht in seiner Bedeutung vom zentralen Zugang mit  Single Sign On, über Intranetfunktionen, Anwendungsportale, Redaktionsfunktionen bis hin zur personalisierten Bereitstellung von Informationen und mehr. Diese Interpretationsbreite  erschwert einen strukturierten Auswahlprozess.
Die Hersteller haben erkannt, dass der Lieferant der Portallösung eine zentrale Position in der IT- Landschaft des Kunden einnimmt und dadurch eine hohe Kundenbindung erreichen kann.  Daher werden die angebotenen Funktionalitäten gerne mit dem Suffix „-portal“ versehen, um dem Kunden zu assoziieren das man auch hier gut aufgestellt ist.
Portale als integraler Bestandteil des
IT-Bebauungsplans
Wer als Unternehmen in der glücklichen Lage ist und über einen IT- Bebauungsplan verfügt, hat es hier schon etwas leichter. Die Komponenten und Funktionalitäten sind schon in eine Struktur gebracht und lassen sich daher leichter zuzuordnen.  Die eigene Definition: „Was verstehen wir in unserem Unternehmen unter einem Portal“  kann präziser abgeleitet und Funktionalität abgegrenzt werden. Diese Vorarbeit ermöglicht eine strategische Auswahl der Portal-  Plattform und die Beschreibung der benötigten Funktionen erleichtert die Erstellung des Anforderungsprofils und eines Kriterienkataloges.
Doch leider kann man in vielen Unternehmen die Auswahl des Portals aus Zeitgründen nicht als strategisches Projekt positionieren, sondern man möchte eine konkrete benötigte Funktionalität zur Verfügung stellen, für die aber Portaltechnologie notwendig ist.  Die in den Unternehmen eingesetzten Softwarekomponenten z.B. von Microsoft, SAP, IBM, Oracle verfügen über diese Technologien und die Verwendung der vom selben Hersteller stammenden Portalsoftware verspricht eine kürzere Integrationszeit. Daher ist ein klassischer Auswahlprozess oft gar nicht möglich. Hier kann ein Vergleich der bereits im Hause vorhandenen Portalfunktionalitäten in Form eines „Beauty Contests“ weiterhelfen.
Die Integrationsfähigkeit ist der Schlüssel
Die Anforderungen an die Portalfunktionalität werden aus fachlicher Perspektive im Grobkonzept dokumentiert und gegen die bereits vorhandenen oder geplanten Portalkomponenten gespiegelt. Die rein fachlichen Anforderungen können präzisiert, um Funktionen wie Blogs, Feeds, Instant Messaging, Chats und Wikis ergänzt und in eine Vorschlagsliste der präferierten Portlets überführt werden.
Die Integrationsfähigkeit in die zur Auswahl stehenden Portalinfrastrukturen kann dann von den Herstellern in Form einer definierten Präsentationsaufgabe demonstriert und durch den Kunden nachvollzogen werden.  So bekommt man sehr schnell ein Gefühl für die Leistungsfähigkeit, Flexibilität und den benötigten Aufwand.
Dabei kommt es auf die exakte Nachbildung der spezifischen Infrastruktur (mit Single Sign On, LDAP- Integration, Authentifizierung etc. )  und die Interaktion der Komponenten und Portlets an. Auch wenn diese Komponenten von einem Hersteller stammen, kann man nicht per se  von einer Integration ausgehen.  Die hier gewonnenen Erkenntnisse erleichtern die Beurteilung der späteren Funktionalität und  liefern wichtige Grundlagen für das technische Feinkonzept.
Eine universelle Lösung für ein Auswahlverfahren gibt es nicht
Abschließend lässt sich festhalten, dass es keine allgemeingültige ideale Vorgehensweise für die Auswahl von Portalsoftware für alle Unternehmen gibt.  Während im ersten Fall die produktunabhängige Auswahl und Bewertung  im Vordergrund stehen, werden beim „Beauty Contest“ die vorhandenen Komponenten auf den größtmöglichen Deckungsgrad überprüft. Dabei soll nicht der Eindruck entstehen, dass sich strategische und architektonische Planungen beim Beauty Contest erübrigen bzw. die Produktauswahl nicht mit einem Praxisteil ergänzt werden kann. Beide Verfahren haben ihre Berechtigung und können auch in diversen Kombinationsformen eingesetzt werden. Ob sich mit dem klassischen produktunabhängigen Verfahren oder mit dem Beauty Contest eine kürzere Realisierungszeit ergibt, hängt von den Umständen des Einzelfalles ab.  (StM)
 
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