“Social Computing and Ageism 2.0” nannte Francois Nonnenmacher seinen Blog-Beitrag, in dem er eine Diskussion auf der CeBIT anlässlich seines Vortrages reflektierte. Hintergrund ist die Frage, welche Alters- und Berufsgruppen am schnellsten neue Ideen wie Web 2.0 oder Enterprise 2.0 adaptieren. Wir erleben einen Umbruch, der extreme Auswirkungen auf Unternehmen und Verwaltungen hat – die Generation der Babyboomer ist in die Jahre gekommen und wird zunehmend von jungen Leuten ersetzt, die bereits mit dem Internet, Twitter und der Nintendo-Konsole groß geworden ist. Man unterscheidet in den Diskussionen hierbei eine Reihe unterschiedlicher Adaptionsformen: „analogs“ – Menschen, die mit Papier aufgewachsen sind und sich mit elektronischen Medien schwer tun, „digital immigrants“ – Menschen die sich in die elektronische Welt hineingearbeitet haben, und „digital natives“ – Menschen, die mit seit frühester Jugend mit elektronischen Medien umgehen. Auf den Führungsetagen im Top-Management ist man sich der Auswirkungen von E-Business und neuen Technologien durchaus bewusst, hier herrschen altersmäßig die „digital immigrants“ vor. Aber auf der Ebene des Mittelmanagements und der Sachbearbeitung überwiegen die „analogs“, die sich mit der Nutzung von moderner IT- und Kommunikationstechnologien noch schwer tun. Diese Generation der ca. 45 bis 60jährigen geht langsam in den Ruhestand. Die „digital natives“ rücken nach. Dabei ist es weniger eine Altersfrage denn eine Frage der Unternehmenskultur. „digital immigrants“ haben häufig eine wesentlich realistischere Einschätzung der Möglichkeiten, Grenzen und Risiken des Einsatzes elektronsicher Medien als euphorische „digital natives“, die ihre Arbeitsumgebung gleich á la Facebook, Google und Web 2.0 umgestalten wollen. Aber die Unternehmen haben keine Wahl mit der zeit zu gehen. Gilt es innovative, hoch qualifizierte junge Mitarbeiter zu gewinnen, muss man ihnen auch Arbeitsumgebungen anbieten, die dem entsprechen, was die User im privaten Leben bereits längst nutzen. Es geht nicht nur darum, Unternehmen mit Enterprise 2.0 fit für den Wettbewerb zu machen, sondern auch die Mitarbeiter zufrieden zu stellen und zu binden. Dies macht sich inzwischen auch beim Enterprise Content Management bemerkbar. Scannen, s/w-Bilder auf den Screen zu bringen, in einem elektronischen Archiv suchen – alles „kalter Kaffee“. Volltext, Favoriten, automatische Klassifikation, automatische Übersetzung, Foren, Wikis und Blogs als Ergänzung der Colloboration – die Liste neuer Funktionen ließe sich beliebig fortsetzen. Für Unternehmen und Verwaltungen gilt es dabei strategisch vorzugehen, da viele Features in ihrer Funktionalität redundant sind, und viele Funktionen einfach nur eine Spielerei darstellen. Zu dem neigen die schnell gestrickten neuen Tools dazu, sich der Kontrolle in zentral gemanagten Unternehmenslösungen zu entziehen – von einer Nachvollziehbarkeit und vernünftigen Archivierung der Informationen einmal ganz abgesehen. Neben diesen technischen Aspekten sind jedoch die wirtschaftlichen, organisatorischen und kulturellen Auswirkungen viel wichtiger. Eine Software ist schnell installiert, sie in Prozesse einzufügen und über all den neuen Features nicht den Unternehmenszweck zu vergessen ist viel schwieriger. Deshalb ist Enterprise 2.0 nicht nur die Beschäftigung mit neuen Technologien und Geschäftsmethoden, sondern auch die Beschäftigung mit Organisation 2.0, Prozessen 2.0 und Unternehmenskultur 2.0. Ageism 2.0 spielt dabei eine Rolle, ich bin mir aber sicher, dass weniger das Alter eines Menschen sondern eher seine geistige Mobilität, seine Neugier und seine Anpasssungsfähigkeit die ausschlaggebenden Faktoren sind. Die Herausforderung für die „digital immigrants“ ist, die neuen Spielräume auszuschöpfen und zu gestalten, das Feld nicht den „digital natives“ zu überlassen, denn Berufserfahrung und eine gewisse Abgeklärtheit zählen heute mehr denn je. (Kff)