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BPM: Standards fördern die Interoperabilität
Artikelserie von Dr. Martin Bartonitz. Martin Bartonitz ist bei der SAPERION AG für das Thema BPM Business Process Management Produkte verantwortlich. Vor seinem Wechsel nach Berlin war Dr. Bartonitz als Senior-Berater in BPM-Projekten von PROJECT CONSULT tätig. E-Mail: martin@bartonitz.net. Die drei Artikel zu BPMN, BPEL und XPDL waren ursprünglich für das Standardlexikon „Telekommunikation von A-Z“ der Firma INTEREST verfasst worden.
Einführung
Der Begriff Business Process Management (BPM) wurde etwa zur Jahrtausendwende von dem weltweit führenden Beratungshaus Gartner Group das erste Mal konsequent am Markt platziert. BPM setzte damit als neuen Hype die Themen Business Process Reengineering (BPR) und Workflow der 1990er-Jahre fort. Im Schlepptau der drei Buchstaben BPM gab es gleich ein wahres Feuerwerk weiterer Akronyme wie BPEL (Business Process Execution Language), BPML (Business Process Modeling Language), BPMN (Business Process Modeling Notation), XPDL (XML Process Definition Language) und viele mehr (siehe u.a. den Artikel „BPM - Wachsen die BPM- und Workflow-Welten zusammen?“, PROJECT CONSULT Newsletter 20061025Newsletter 20061025).
Der im Deutschen nächstliegende Begriff ist der des Geschäftsprozessmanagements (GPM). Während unter diesem Begriff in Deutschland fast ausschließlich die Anwendung einer der anerkannten Methoden zur Optimierung von Geschäftsprozessen, wie zum Beispiel das Total Quality Management (TQM) oder das Six Sigma (6 Sigma) verstanden werden, umfasst das BPM aus Sicht von Gartner sowohl alle organisatorischen Tätigkeiten als auch den konkreten Einsatz von Systemen mit spezifischen Funktionen zur ständigen Verbesserung der Geschäftsprozesse.
Seit Ende der 1980er Jahre haben wir eine fast schon „Unzahl“ von unterschiedlichsten Systemen zur elektronischen Steuerung von Arbeitsaufgaben kommen und gehen sehen. Von einer einsetzenden Konsolidierung kann nach wie vor nicht gesprochen werden, da es einerseits bisher noch keinem der Hersteller gelungen ist, einen entsprechend großen Marktanteil für sich zu gewinnen und andererseits jedes Jahr wieder neue Systeme auf den Markt drängen.
Am 12.07.07 titelt die ecommerce Magazin „Jede dritte BPM-Software ist ein Fehlkauf“. Gleichzeitig wird aber auch festgestellt, dass sich die Erkenntnis allseits durchgesetzt hat, dass große Nutzenpotentiale durch den Einsatz eines BPM-Tools freigelegt werden können. Wie kann es zu dieser Diskrepanz kommen? Das ist relativ einfach: Obwohl man meinen sollte, dass nach so langer Zeit inzwischen alle Systeme den gleichen Funktionsumfang besitzen sollten, muss aktuell festgestellt werden, dass dies zwar für den Kern stimmt, aber ein ebenso großer Teil differiert. Das größte Manko der Tools scheint aber zu sein, nicht gleichzeitig die Anforderungen der Fachwelt und der IT-Welt zufrieden stellen zu können. Ein anderes Manko war bisher die Tatsache, dass sich zu viele Organisationen auf die Fahne geschrieben hatten, Standards festzulegen und diese Standards auch noch sehr instabil waren, sprich regelmäßig ergänzt oder korrigiert wurden. Damit gab es für keinen der Hersteller oder Kunden eine Sicherheit, wo denn der Zug hingeht. Und so war der Vielfalt Tor und Tür geöffnet.
Inzwischen ist abzusehen, dass sich im Umfeld des Geschäftsprozessmanagement drei Organisationen mit Ihren Definitionen durchzusetzen scheinen:
   
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Die OMG – Object Management Group – im Schwerpunkt mit beschreibenden Notationen wie die UML und BPMN sowie einer Reihe weiterer wichtiger Definitionen in diesem Umfeld
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Die OASIS - Organization for the advancement of Structured Information Standards – mit der Prozessausführungssprache BPEL
   
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Die WfMC – Workflow Management Coalition – mit der Prozessausführungssprache XPDL
Die Business Process Modeling Notation scheint sich als grafische Notation für die fachliche Beschreibung der Prozesse mehr und mehr durch zu setzten, was sich an der rasch wachsenden Anzahl von unterstützenden Tools festmachen lässt. Da diese Notation aber neben grafischen Elementen keinerlei Speicherformat festlegt, dienen sich hier die beiden Organisationen OASIS und WfMC an, indem sie Ihre Standards so erweitert haben bzw. noch werden, dass eine Überführung der grafischen Informationen in ihre jeweilige Prozessausführungssprache BPEL oder XPDL exportiert werden kann. Somit wird der Weg frei für die Interoperabilität zwischen Tools, mit denen Prozesse nur grafisch modelliert, oder nur simuliert, oder nur ausgeführt werden.
Stand heute ist es allerdings nur mit dem XPDL-Format möglich, die Prozessdefinitionen wieder in ein grafisches Werkzeug zu importieren.  Dem BPEL-Format fehlt noch die Definition von Koordinaten so wie Organisationsrollen. Es darf aber davon ausgegangen werden, dass diese Defizite in den nächsten Jahren beseitigt werden.
Details zu den drei Standards BPMN, BPEL und XPDL werden in dieser und den nächsten zwei Ausgaben des PROJECT CONSULT Newsletter ausführlich dargestellt.  (MBA/Kff)
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