20001011 \  Rezension \  'Workflow Handbook 2001‘ von Layna Fischer
'Workflow Handbook 2001‘ von Layna Fischer
Lighthouse Point, Florida – Die Workflow Management Coalition (WfMC) hat ein Workflowhandbuch mit dem Titel 'Workflow Handbook 2001' herausgegeben. Autorin und Verantwortliche für die Beitragssammlung ist, General Manager der WfMC. Das Buch geht in drei Bereichen auf unterschiedliche Aspekte des Workflows, auf Workflow-Standards und auf Leistungen und Struktur des WfMC ein. Die Inhalte werden in Form von Einzelbeiträgen unterschiedlicher Autoren geliefert, die eine große Breite an Workflowthemen abdecken. Bemerkenswert ist die Offenheit, mit der Layna Fischer bereits zu Beginn des Buches auf eines der Kernprobleme des WfMC eingeht, den enormen Zeitaufwand der zur Konsensbildung benötigt wird, so z.B. allein fünf Jahre zur Herbeiführung eines von allen Mitgliedern getragenen Verständnisses von Workflow. In der Zwischenzeit war die Systementwicklung allerdings so weit vorangeschritten, daß sie Schwierigkeiten hatten, die Produkte wiederzuerkennen. Die Schwerfälligkeit großer Organisationen wie auch der WfMC mit vielen unterschiedlichen Interessenvertretern allein bereits unter den Systemanbietern ist einer der wesentlichen Gründe, weshalb sich die verabschiedeten Vereinbarungen und Standardisierungsbemühungen nicht oder nur unwesentlich durchsetzen konnten. Im folgenden soll kurz auf die ersten Einzelbeiträge eingegangen werden:
   
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'Workflow: An introduction' von Rob Allan 
bietet eine Einführung in die Workflowthematik mit Definitionen, Nutzeneffekten und einer Erläuterung des Workflow Reference Models der WfMC und seiner sechs Interfaces. Abschließend bietet er noch eine Erfolgsstory am Beispiel der Tenessee Valley Authority (TVA).
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'Workflow for the information worker' von Keith Swenson 
geht auf Arbeitsabläufe ein, die nicht wie ein Produktionsprozeß standardisierbar sind. Dieser Teil der Arbeitsweise nimmt in dem Maße zu, wie Standardprozesse automatisiert und die Mitarbeiter mit anderen nicht formalisierbaren Aufgaben betraut werden können. Dennoch sieht er auch in diesem Umfeld Möglichkeiten technischer Unterstützung auch in Form eines Workflow Management Systems (WMS), die er anhand von drei Beispielen erläutert.
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'The many generations of Workflow' von Carl Frappaolo 
ist sowohl ein kurzer chronologischer Streifzug durch die technische Entwicklungsgeschichte des Workflow als auch der unterschiedlichen Hypes wie Knowledge Management und E-Business. Für deutsche Leser überraschend mag sein Ausblick erscheinen, in dem er die Stand-ortbestimmung des heutigen Workflow zwisch-en Stand alone Workflow und zukünftiger Komponente einer E-Business-Umgebung angibt. Hier tritt das unterschiedliche Verständnis von Workflow, seiner Integrationsbedeutung und damit der Einsatz und Verbreitungsgrad der Systeme zwischen insbesondere den USA und Deutschland zutage.
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'Workflow-based Process Controlling – or: What you can measure you can control' von Michael zur Mühlen 
geht auf die Möglichkeit des Prozeßmonitorings und –controllings ein. Die Grundidee des Beitrags ist, die Arbeitsabläufe noch während ihrer Laufzeit auszuwerten und für eine kontinuierliche Verbesserung der Prozesse zu verwenden. Hierzu werden die Realtimedaten (Monitoring) den vorangegangenen Analysen (Controlling) gegenübergestellt. Betrachtet werden Prozeßkosten, Prozeßzeiten und involvierte Ressourcen. Betrachtet man allerdings die Kostenrechnungen in den meisten Unternehmen und vor allem auch die Leistungsfähigkeit der WMS erscheint die die Begeisterung des Autors für die technischen Möglichkeiten, die angeblich nur durch kulturelle und rechtliche Beschränkungen begrenzt werden, ein wenig zu optimistisch und technikverliebt.
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'The role of workflow in portal environments' von Mike Marin 
beschreibt zum einen die Anforderungen an die Informationsbereitstellung in einem Portal und zum anderen die Rolle des Workflow. Seine Angaben zum Thema Workflow bieten wenig neues und beschränken sich im wesentlichen auf die bekannten Benefits, nur daß sie in einem neuen Gewand präsentiert werden. Das Novum hierbei ist, daß das Portal als Lösung für einen echten unternehmensübergreifenden Workflow betrachtet wird (B2B). Folgerichtig steht am Schluß die Forderung, daß die Unternehmen das Web nicht nur als statisches Medium zur Bereitstellung von Content betrachten, sondern als interaktive prozeßgesteuerte Plattform annehmen.
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'A supply chain management framework using the TINA-C business model and a jFlow Workflow prototype' von B. T. Giordani und M. Mendes 
ist ein technisch gehaltener Beitrag zu der Rolle von Workflow im E-Commerce-Umfeld, vor allem im Bereich des Supply Chain Management. Er erläutert das TINA Business Modell, das im wesentlichen die Rollen der Marktteilnehmer, ihre jeweilige Semantik und ihre Schnittstellen als Referenzbeziehungen darstellt. Anschließend wird die Koordinierungsrolle des WMS aufgegriffen und ein Klassenmodell entwickelt.
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'Managing time in workflow systems' von J. Eder und E. Panagos 
kritisiert die bisher nur rudimentäre Unterstützung von WMS im Bereich des Zeitmanage-ments. Der Beitrag greift die nach Meinung der Autoren entscheidende Rolle des Zeitmanagements und die Möglichkeiten ihrer Berücksichtigung bei der Modellierung, Überwachung und Verwaltung während der Laufzeitumgebung auf. Der Leser sollte sich allerdings Zeit nehmen für diesen mit vielen Formeln versehenen Beitrag.
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'The birth of M-Commerce' von Robert Haxne
greift die Entwicklung des Mobilfunks auf und geht davon aus, daß erstens E-Commerce durch M-Commerce abgelöst wird und zweitens, daß zukünftig Lieferanten, Partner und Kunden über das internet und / oder WAP aktiv in den Produktionsprozeß eingebunden werden. Das heißt, daß sie über das Internet Zugriff auf die Verarbeitungsprozesse des dahinter liegenden Backbones haben. Drittens prophezeit er, daß sich E-Process in M-Process wandelt, reißt kurz Themen wie die digitale Signatur und Telekommunikationsstandards (UMTS) an um anschließend auf Lösungen und Architekturen am Beispiel Staffware einzugehen.
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'Interflow: a challenge for business-to-business electronic commerce' von H. Hayami, M. Katsumata und K. Okada 
beschreibt Möglichkeiten der unternehmens-übergreifenden Prozeßorganisation und der Systemunterstützung am Beispiel von InConcert von Tibco. Interessant an diesem Beitrag ist die Darstellung der unterschiedlichen technischen und organisatorischen Voraussetzungen in den kooperierenden Unternehmen. Die aufgeführten Varianten betreffen die eines zentralen WMS-Rechners für alle Unternehmen, meh-rere homogene WMS in jedem Unternehmen, mehrere heterogene WMS in den Unternehmen mit E-Mail als Datenaustauschmedium sowie der eigenständigen Prozeßdefinition mit eigen-en Modellierungstools oder einer übergreifenden hierarchisch strukturierten Prozeßmodellierung.
Im Bereich der Beiträge zu den Standards ist herauszuheben, daß die Spezifikationen von Wf-XML ausführlich erläutert werden.
Insgesamt handelt es sich um ein Werk , das neben einer Reihe von Beiträgen, die eher an eine Selbstdarstellung der Autoren oder vertretener Organisationen bzw. Unternehmen erinnern, doch auch neue Aspekte aufgreift und Sichtweisen eröffnet. Allerdings bleibt vieles, wie in Artikelform auch nicht anders möglich, oftmals zu sehr an der Oberfläche. (MF)
The Workflow Handbook 2001; Layna Fischer; Future Strategies Inc., Book Devision; ISBN 0-9703509-0-2; US $95; Bezugsquelle: ( http://www.wfmc.org )
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