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DTX 20020422
DTX
Der DTX verfolgt das Ziel, die Marktentwicklung des DRT-Segments der IT-Branche zu dokumentieren. Hierzu werden ausgewählte börsennotierte Anbieter zusammengefasst. Um eine Einschätzung der DRT-Branchenentwicklung zu ermöglichen, wird der DTX dem DAX und einem Vergleichsindex DTV gegenübergestellt. Der DTV basiert auf den Kursen der Keyplayer aus der IT- und Kommunikationsbranche. Darüber hinaus werden regelmäßig wechselnde Einzelunternehmen und deren Entwicklungsverlauf in den Kursvergleich einbezogen. Die Erläuterungen, die Auswahl-kriterien der Index-Unternehmen und die Unternehmen des DTV Vergleichsindexes sind dem Newsletter 20010120Newsletter 20010120 zu entnehmen. Die Aktienkurse werden in Euro angegeben und ca. zwischen 11:00 und 14:00 Uhr MEZ abgerufen. Bei Aktiensplit werden die Kurse der Vorperioden entsprechend neu berechnet. Bei dieser Ver-fahrensweise wird in Kauf genommen, daß die an der New Yorker Börse notierten Werte vom Vortag stammen.
Technologietrend
Der Technologietrend ist kein Börsentrend, sondern beruht auf den PROJECT CONSULT bekannten technologischen Innovationen der DRT-Unternehmen. Folgende Symbole werden für die Trendeinordnung verwendet:
 Hohes Potential durch neue Technologie
 Potential
 Ausgeglichen
 Keine neueren technologischen Entwicklungen
 Technologische Stagnation
  
PROJECT CONSULT Kommentar:
Sind die börsennotierten Anbieter von elektronischen Archivsystemen in Deutschland am Ende? Selbst wenn man die internen Entwicklungen in den Unternehmen und den Umstand, dass Vorstände wegen Betrugsvorwürfen in Haft sitzen, außer Acht lässt, reicht ein Blick auf die Wertentwicklung, um eher zu einer Bestätigung dieser Frage als zu einer abwartenden Haltung, der zur Zeit positivsten Alternative, zu gelangen. So betragen die heutigen Unternehmenswerte im Vergleich zum Januar 2001 für Ceyoniq nur noch 1,16 Prozent, für Easy 12,09 Prozent, für GFT 11,86 Prozent und für SER 0,95 Prozent. Unsere Einschätzung vom Januar dieses Jahres, „95% des Börsenwertes vernichtet“ war also für viele korrekt. Ach ja, falls es jemand noch nicht mitbekommen hat, Ceyoniq hat Insolvenz angemeldet. Konsequenterweise durch den Betriebsrat und die Staatsanwaltschaft und nicht durch den Vorstand. Im Vergleich hierzu hatte IXOS wahrscheinlich geradezu Glück, dass ihr Insiderskandal zu einer Zeit publik wurde, als man solche Vorkommnisse noch mit – zwar erheblichen – Blessuren überstehen konnte. Diese Zeiten sind vorbei, selbst günstigste Preise dürften zur Zeit kein solventes Unternehmen reizen, einen Archivanbieter zu übernehmen, der außer Schulden kaum etwas zu bieten hat. Statt dessen reagieren erste Mitbewerber bereits mit günstigen Migrationsangeboten. Diese dürften bei weiteren zu erwartenden Insolvenzen jedoch kaum so günstig bleiben.
Damit ergibt sich für unseren DTX-Börsenindex in einer nicht fernen Zukunft allerdings ein zentrales Problem, er löst sich quasi von innern heraus auf. Und die ehemals zweite Reihe von Anbietern lassen sich als GmbH`s in der gewohnten Form nicht verwerten. Nicht, dass die Entwicklung überraschend kam, nur die ein oder andere Ausprägung und die Form, wie mit den eigenen Mitarbeitern umgegangen wurde, war trotz allem bemerkenswert.
Zur Erinnerung ein paar Auszüge aus früheren Newslettern in ihrer chronologischen Reihenfolge:
„Auch wenn jetzt immer mehr Unternehmen an die Börse drängen – der Markt in Deutschland ist deutlich überbesetzt. Es gibt kein anderes Land in Europa, in dem so viele Unternehmen Archiv- und DMS-Produkte anbieten. Allein aggressives Marketing und neues Kapital werden nicht reichen. Es ist in den nächsten Jahren eine Konsolidierung des Marktes zu erwarten, die auch von den großen Namen nicht haltmachen wird“. (Juli 1999, Newsletter 19990716Newsletter 19990716).
„Es muß die langfristige Verfügbarkeit der Lösung sichergestellt werden, damit auch in Jahren der Anwender seine Informationen nutzen kann. Ein Großteil der Ressourcen und des Kapitals wird hierdurch gebunden, so daß bei kleineren Softwareherstellern häufig nicht mehr genügend Mittel und Mitarbeiter vorhanden sind, um neue innovative Produkte oder Zusatzmodule auf den Markt zu bringen. Die große Zahl der heute noch im Umfeld Dokumenten-Management vorhandenen Anbieter wird sich daher in den kommenden Jahren drastisch reduzieren.“ (Juli 2000, Newsletter 20000227Newsletter 20000227)
„So verfolgen die deutschen Anbieter jeder für sich ihre Expansionsstrategien. Hierzu gehören die Gründung von Niederlassungen, Aufkauf von Wettbewerbern, Ausbau von Partnernetzwerken und Kooperationen. Jeder kämpft für sich allein. So mancher Aufkauf oder Investition lassen vermuten, daß zwischen Globalisierungskonzept und realer Umsetzung bei den im Umbruch befindlichen deutschen DRT-Anbietern noch Lücken klaffen. Der Aufbau einer Organisation, die den weltweiten Auftritt auch umsetzen kann, ist vielerorts noch nicht vollzogen. Der Ausbau des Geschäftes orientiert sich dabei immer noch häufig daran, was die Wettbewerber in diesem Marktsegment tun. Nur wenige Investitionen und Kooperationen zielen auf neue Marktsegmente und damit auf Diversifizierung. Letztere ist aber für ein langfristiges Überleben der Unternehmen erforderlich, da die bisherigen Grenzen des Themas Dokumenten-Management fallen und von der allgemeinen IT-Entwicklung vereinnahmt werden. Es ist daher fraglich, ob jeder Anbieter für sich allein die gesetzten Ziele im globalen Wettbewerb erreichen kann. Dies gilt auch für die börsennotierten DRT-Anbieter in Deutschland. Die Strategie des Gegeneinander wird die Ressourcen aufzehren und mancher wird scheitern.“ (März 2000, Newsletter 20000330Newsletter 20000330)
„Hinzu kommt, dass einige der deutschen Anbieter mit ihrer Produktstrategie zukünftig immer größere Probleme in Auswahlverfahren bekommen dürften. Nebenbei angemerkt, in einem Markt mit begrenzten Wachstumsraten, wo zukünftig statt Erschließung neuer Anwender Verdrängungswettbewerb die vorherrschende Form der Geschäftsentwicklung darstellen wird. Sollten insbesondere bei einigen der größeren deutschen Anbieter keine schnellen und zukunftsfähigen Entscheidungen getroffen werden, ist damit zu rechnen, dass sich Neu- wie Migrationskunden auch in Deutschland immer stärker mit internationalen Anbietern auseinandersetzen werden.“ (Juni 2001, Newsletter 20010607Newsletter 20010607)
„Während FileNET sich auf einem vergleichsweise recht hohen Niveau stabilisieren konnte und auch EASY sowie GFT sich zu fangen scheinen, geht die Rutschpartie für Ceyoniq, Ixos und vor allem SER munter weiter. Die (Börsen-) Entwicklung dieser drei Unternehmen werden wir in den nächsten Wochen und Monaten mit Spannung verfolgen.“(Juli 2001, Newsletter 20010710Newsletter 20010710).
„Gut, fast alle börsennotierten DRT-Hersteller und DRT-Systemintegratoren bewegen sich langsam auf den ,,Null-Kurs" oder gleich den Rausschmiss aus dem Neuen Markt zu. Aber Idioten ist für Anleger, besonders Klein-Anleger, zu ungerecht bemessen. Verkraften könnte man noch gerade Begriffe wie Illusionisten, Euphoriker, Nachläufe oder Zocker. Dies alles hat nichts mit harmlosen Idioten zu tun, deren Geisteskräfte lediglich unserem Alltag nicht gewachsen sind. Bei einigen Analysten und Unternehmenslenkern muß man auch Begriffe wie Scharlatan oder Größenwahnsinniger in den Mund nehmen. Börse, Anleger, Analysten und Unternehmen begaben sich in eine tödliche Spirale von ,,self-fullfilling prophecies", die einmal umgekehrt, im ,,Spin" zu Boden führt. Flieger wissen, ,,Spin-Recovery" ist nicht einfach - man braucht hierfür eine gute Ausbildung, gute Nerven und entsprechend zupackendes Handeln. Bleiben wir hier daher beim noch ungefährlichen Begriff Euphorie. Die Euphorie erfaßte nicht nur die Anleger, sondern viel schlimmer, auch die Unternehmer. Die noch ungeübten, von der Entdeckung der Börse faszinierten Anleger wurden von einer unreflektierten Euphorie überwältigt als unverantwortliche Protagonisten die Devise ausgaben, am Neuen Markt läßt sich Geld ohne Arbeit, Leistung und Risiko verdienen. Die Unternehmen der Börsengänger, im DRT-Bereich, alles eher hausbackene, kleinere Mittelständler, handelten ebenfalls im euphorischen Rausch und waren ganz einfach der Herausforderung einer börsennotierten AG nicht gewachsen. Das Geld wurde mit vollen Händen für fragwürdige Aufkäufe und unkontrollierte Expansion ausgegeben. Viele Gründer von Start-Ups sind inzwischen abgetreten worden-, mancher wird noch folgen. Es wurde versäumt, rechtzeitig ein effizientes, qualifiziertes Management aufzubauen und langfristig tragfähige Strategien zu entwickeln. Dem Druck der eigenen quartalsmäßigen Erfolgsmeldungen war man dann nicht mehr gewachsen. Idioten merken häufig nicht, was mit Ihnen passiert oder was sie tun - Glückselige. Vielleicht sollte man sich doch besser an Voltaire halten: ,,In einer irrsinnigen Welt vernünftig sein zu wollen, ist schon wieder ein Irrsinn für sich". (August 2001, Newsletter 20010809Newsletter 20010809)
„Viele Anbieter dürften sich daher immer mehr an die noch nicht lange zurückliegende Zeit erinnern, als sie in Form solider mittelständischer Softwareanbieter ihr Auskommen hatten. Einigen von ihnen wird der gewählte Börsengang immer mehr zum Verhängnis. Verhaftet in der Euphorie der Börsengewinne ging der Blick für die vorhandene Kundenbasis verloren. Denn was nun auf schmerzhafte Weise immer offensichtlicher wird, ist der Umstand, dass mit dem Gang an die Börse zwar erhebliche Gelder abgeschöpft werden konnten, eine Börsennotierung allein aber keinen einzigen neuen Kunden bedeutet.“ (Oktober 2001, Newsletter 20011002Newsletter 20011002).“
„In aktuellen Auswahlverfahren ist zu beobachten, dass der Gesichtspunkt der Investitionssicherheit erheblich an Bedeutung gewonnen hat. Von dieser Situation profitieren vor allem große internationale Anbieter wie IBM. Unternehmen wie SER oder Fabasoft werden dagegen zunehmend skeptisch beurteilt.“ (November 2001, Newsletter 20011121Newsletter 20011121).
„Obwohl es um einige der DTX-Unternehmen zur Zeit nicht sehr gut bestellt ist, haben wir die vage Hoffnung, an der bestehenden Liste zumindest in diesem Jahr keine Änderungen vornehmen zu müssen. Es ist allerdings nicht abzustreiten, dass es drei bzw. vier Kandidaten gibt, deren Fortbestand äußerst kritisch zu bewerten ist.“ (Januar 2002, Newsletter 20020121Newsletter 20020121).“
„Es ist schon ein Trauerspiel ... die DRT-Branche in Agonie und Selbstbeweihräucherung, der Markt dem Zusammenbruch nahe. Viele Anbieter werfen das Handtuch, suchen ihr Heil in Mergers & Acquisitions, Kooperationen, Zusammenschlüssen. Besonders SER war in den letzten Wochen im Mittelpunkt des Interesses, aber auch andere Neue Markt Teilnehmer wie EASY oder CEYONIQ sind in einer ähnlich misslichen Lage.“ (März 2002, Newsletter 20020305Newsletter 20020305)
„Die DRT-Unternehmen erhöhen die Geschwindigkeit auf ihrem Weg zurück zu ihren Wurzeln, zumindest was ihre Größenverhältnisse und Bedeutung betrifft. Bleibt nur zu hoffen, dass sie bei dieser Geschwindigkeit nicht vom Weg abkommen und für immer verloren gehen.“ (März 2002, Newsletter 20020327Newsletter 20020327).
Der aktuelle Stand
Nun denn, diese Hoffnung war vage, aber nicht völlig unbegründet. Viele größere Absturzkandidaten gibt es ja nicht mehr und die deutsche Szene wandelt sich immer mehr zu einem Gemenge kleinerer Anbieter – fast wie vor der Erfindung des Neuen Marktes.
Unsere Kursangaben stammen vom 19.4.2002. Inzwischen ist es weiter nach unter gegangen -: Easy sozusagen „im freien Fall“. Nachdem der Kurs im vergangenen Monat kontinuierlich gesunken ist, verzeichnet die Aktie heute einen massiven Einbruch von über 35 Prozent. Hinter vorgehaltener Hand gab es bereits seit längerer Zeit Vermutungen über die Zukunft des Unternehmens. Sollte sich Easy nun in Richtung Pennystock entwickeln, steht zu befürchten, dass bestehende große Rahmenverträge mit Kunden zu keinen Verträgen mit den Einzelgesellschaften mehr führen werden. Spätestens diese Entwicklung dürfte dem Unternehmen die verbliebene Existenzgrundlage entziehen.  (MF/Kff)
 
Unternehmen des DTX am 19.04.2002
        
Unternehmen
Börse
WKN
19.01.2001
11.02.2002
25.03.2002
22.04.2002
T-Trend
Autonomy
Nasdaq
05329Q105
 
32,53
4,80
5,80
5,00
Beta Systems
FSE
522440
 
6,70
2,60
4,00
3,55
Ceyoniq
FSE
542000
 
13,80
4,47
1,08
0,16
Dicom Group
FSE
931486
7,90
6,90
7,40
6,98
Documentum
Nasdaq
256159104
 
48,69
20,39
25,55
21,47
Easy
FSE
563400
 
18,20
3,00
2,91
2,20
Fabasoft
FSE
922985
 
6,90
1,60
1,80
2,00
FileNet.
Nasdaq
316869106
 
23,06
21,45
18,20
17,33
Gauss Interprise
FSE
507460
 
5,50
0,88
0,66
0,47
GFT
FSE
580060
 
43,00
5,00
4,83
5,10
Intraware (Inc.)
Nasdaq
46118M103
 
3,19
2,05
1,75
1,23
Ixos
FSE
506150
 
13,00
6,55
6,73
6,10
JetForm (Accelio)
Nasdaq
004296109
2,94
2,73
2,76
2,85
Kleindienst
FSE
629020
 
4,20
3,30
3,45
2,31
OpenText
Nasdaq
683715106
 
26,34
25,36
26,69
22,04
SER Systems
FSE
724190
 
18,90
0,88
0,39
0,18
Tibco
Nasdaq
88632Q103
 
44,86
13,20
11,60
9,70
Vignette
Nasdaq
926734104
 
7,81
3,38
3,47
3,88
Arithmetisches Mittel
 
28,12
7,42
7,92
6,76
 
Unternehmen des DTV am 19.04.2002 (zu den Unternehmen des DTV Vergleichsindex siehe Newsletter 20010120Newsletter 20010120)
      
DTV-Unternehmen
19.01.2001
21.01.2002
11.02.2002
25.03.2002
22.04.2002
Arithmetisches Mittel
57,91
44,38
41,99
42,50
37,17
Index-Vergleich
      
Index
12.2000
01.2002
02.2002
03.2002
04.2002
DTX
64,80
24,73
24,59
26,22
22,40
DTV
80,00
71,62
67,76
68,60
59,99
DAX (Wert v. 31.12.1999 = 6.958,14)
94,24
73,61
69,50
76,84
75,64
DTX-Chart
 
 
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