20031215 \  Messen & Kongresse \  Medica
Medica
IT verstärkt auf der Medica 2003 präsent - aber wo waren die DRT-Anbieter?
Während die Veranstalter der Medica 2003 ( http://www.medica.de ), einer der weltweit wichtigsten Messen der Medizintechnik, in ersten Pressemitteilungen von neuen Besucher-  und Erfolgsrekorden sprachen, beurteilten die auf der Medica  in einer eigenen Halle vertretenen IT-Hersteller die Situation eher skeptisch, da die vermeintlichen Besuchermassen anscheinend nicht in den gewünschten Mengen den Weg zu ihnen fanden. Andererseits aber wurde das erstmals stattfindende „Meet-IT Forum“, auf dem aus erster Hand Erfahrungsberichte von Softwareanwendern zur Einführung und zum Einsatz von IT–Lösungen im Gesundheitsbereich geboten wurden, von anwesenden Anwendern und Entscheidungsträgern sehr positiv angenommen. Inhalte und Organisation dieser neuen Informationsplattform lagen in der Verantwortung des Spitzenverbandes „Informationstechnologie im Gesundheitswesen“.
Überraschend war auch die Tatsache, dass die deutschen Anbieter von DRT (Dokument Related Technologies) wie z.B. Archiv- oder DMS-Lösungen bisher noch nicht den Weg nach Düsseldorf zur Medica gefunden haben. Lediglich die OPTIMAL SYSTEMS ( http://www.optimal-systems.de ) aus Berlin und die d.velop ( http://www.d-velop.de ) aus Gescher in Kooperation mit der Guardeonic ( http://www.guardeonic.com ) bildeten in Halle 16 eine Ausnahme.
Die allgemeine Zurückhaltung erscheint um so erstaunlicher, da noch auf der DMS 2003 in Essen der VOI (Verband Organisation- und Informationssysteme) ( http://www.voi.de ) das Competence Center (CC) e-Health gegründet hatte und sich zum Ziel setzte, dem Markt neben der bereits vorhandenen Technologiekompetenz auch herstellerübergreifendes Wissen für Lösungen in zukunftsträchtigen Branchen wie z.B. dem Gesundheitswesen zur Verfügung zu stellen. Dabei repräsentiert der VOI zur Zeit fast 200 Mitgliedsfirmen, hauptsächlich aus Deutschland.
Zwar wird der IT-MARKT in Bezug auf das Gesundheitswesen seit längerem als wachstumsstarker Markt proklamiert, jedoch haben die Hersteller von DRT-Lösungen, die sich bisher vor allem um die Branchen Industrie, Handel, öffentliche Verwaltung und Finanzdienstleister  bemühten, dieses Marktsegment gemieden oder sich diesem nur sehr zögerlich genähert- vielleicht aber auch aus gutem Grund?
Die Herausforderungen im Gesundheitswesen liegen nicht nur in der Verwaltung und Organisation eines äußerst heterogenen, hohen Dokumentenaufkommens, wie z.B., Laborberichte, sonderformatige EKG-Aufzeichnungen, Röntgenbilder usw., die zu einer digitalen Patientenakte zusammengefasst werden sollen. Zusätzlich müssen zahlreiche Spezial- oder auch Subsysteme bedient werden, wobei der Datenaustausch teilweise im Rahmen internationaler Standards (HL7, DICOM, CCOW),  aber auch über proprietäre Schnittstellen erfolgt. Zudem bestehen auch zahlreiche Standards bezüglich der medizinischen Dokumentation, in Fragen des Qualitätsmanagements oder der verwendeten Formulare im Rahmen klinischer Prozesse, den sogenannten clinical pathways.
Zu den Gründungsmitgliedern des CC e-Health in Deutschland gehört mit OPTIMAL SYSTEMS ein DRT-Anbieter, der bereits seit 1993 Krankenhaus Lösungen in Form eines Digitalen Archivsystems und einer Elektronischen Patientenakte anbietet. Auf der Medica 2003 wurde erstmalig, neben den klassischen Archiv- und DMS Funktionen, eine Anbindung an die Centera der DMS Handhabungssysteme GmbH mit der XenData Archive Series Software vorgestellt. Diese Lösung ermöglicht die Archivierung von Dokumenten und unveränderbaren Informationen über Zeiträume von bis zu 30 Jahren und nutzt als Medien AIT- WORM Magnetbänder, die nur einmal beschreibbar sind und den HIPAA (Health Insurance Portability and Accountability Act) entspricht. Durch die Kombination von Tape- und Festplattentechnologie werden extrem hohe und dennoch kostengünstige und platzsparende Archivkapazitäten bei gleichzeitig kurzen Zugriffszeiten erreicht. Eine weitere Neuheit bei OPTIMAL SYSTEMS war die mobile Datenerfassung und –verfügbarkeit direkt am Krankenbett (mobile bed-side documentation) mit Hilfe von Tablet-PCs und Microsoft Infopath aus dem Microsoft Office 2003, wodurch die Portabilität eines Notebooks mit der Flexibilität von Stift und Papier geboten wird. Die Elektronische Patientenakte OS:EPA von OPTIMAL SYSTEMS auf Basis des eigenen digitalen Archiv-, Dokumentenmanagement- und Workflowsystems stellt die für den Eingang und die Anzeige benötigten Datenmodelle bereit und ermöglicht den Import der erstellten Daten im XML-Format, die dann in die gewünschte Dokumentform mit Hilfe von Stylesheets transformiert und an der richtigen Stelle archiviert werden.
d-velop stellte ihre Lösung d.3 zusammen mit der Guardeonic vor. d-velop d.3 bietet eine flexible Integration in die Systemumgebung und eine Krankenhausspezifische Lösung zur Reorganisation der Krankenblattarchivierung. Sie benutzt dazu die standardisierte Dynamische Schnittstelle HL7 sowie das Datenaustauschformat XML. Die Lösung reicht vom einfachen Archivsystem bis zum krankenhausweiten Dokumenten- und Workflowmanagement-System mit Internetintegration und bietet des weiteren eine Vielzahl von Funktionen im Klinik- und Verwaltungsbereich an. Es werden hierbei nationale sowie international Standard angewandt.  (MHH)
  
PROJECT CONSULT Kommentar:
Es bleibt abzuwarten, welche der in Deutschland ansässigen DMS Hersteller den Mut aufbringen werden, sich in den wachsenden Gesundheitsmarkt zu begeben. Es gibt hier momentan genug Möglichkeiten eines Einstiegs, sei es durch weitere Eigenentwicklungen der bestehenden Lösungen, Kooperationen oder auch durch Zukäufe. Die Chancen für die deutschen Anbieter sind gut, jedoch werden mittelfristig auch internationale DRT Unternehmen in diesen weiter wachsenden Markt einsteigen. Es wird allerdings nicht allein damit getan sein, sich mit den technologischen Herausforderungen auseinanderzusetzen, sondern vielmehr bedarf es zusätzliches, zum großen Teil noch nicht vorhandenes Fachwissen aus der Medizin, um diesen Markt erfolgreich zu erobern. Die Gründung des Competence Center e-Health ist ein erster Schritt, der nun mit Leben und vor allem Inhalten gefüllt werden sollte. Größere nationale und internationale Unternehmen aus dem DRT Umfeld werden sich vielleicht diesem Center zuwenden. Auch die unterschiedlichen Verbände wie z.B. der VOI und BITKOM könnten dazu beitragen ihre Kompetenzen einzubringen, um diesen Markt weiter auszubauen. (MHH)
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