20001124 \  Normen & Standards \  XML breitet sich aus
XML breitet sich aus
Hamburg - Die eXtensible Markup Language (XML) breitet sich immer weiter aus und entwickelt dabei immer neue Facetten, die einer Standardisierung eigentlich entgegenstehen. Ursprünglich für die Auszeichnung von Dokumenten mit Metainformationen und für Formatbeschreibungen für den Datenaustausch gedacht, werden mit XML immer mehr Funktionalitäten unterschiedlicher Anwendungen gesteuert. Derzeit entwickeln sich zahlreiche individuelle Dialekte und Ausprägungen, die einer allgemeinen Standardisierung entgegenwirken. Auch die Übergabe von DTD`s, Schemata und anderen XML-Spezifikationen an zentrale Koordinationsstellen schafft hier keine Abhilfe. (FvB)
  
PROJECT CONSULT Kommentar:
Sicherlich ist XML kein Allheilmittel, dennoch birgt es viele Vorteile, um einen Daten- und Dokumentenaustausch zumindest für eine plattformunabhängige Komunikation vorzubereiten. Doch genau in diesem Feld scheinen die wirklich interoperablen XML-Definitionen mehr und mehr auf der Strecke zu bleiben. XML gestattet jedem Hersteller derartige Freiheitsgrade, daß eher herstellerspezifische Anforderungen mit dieser Sprache umgesetzt werden, als den eigentlichen plattformunabhängigen Ansatz in den Vordergrund zu stellen. Dieses gibt den Softwareanbietern die Möglichkeit, sich in der Außendarstellung modern und weltoffen zu präsentieren und gleichzeitig im Innenverhältnis ihr „eigenes Süppchen zu kochen“. Der Kern für diesen unabhängigen Austausch liegt in der Standardisierung der mitzuliefernden Metadaten. Können diese nicht standardisiert werden, so muß jede Applikationen über ein entsprechendes Tool verfügen, das diese Metainformationen den Applikationen anpaßt, also übersetzt.  Kommen hier in einem sehr heterogenen Umfeld viele unterschiedliche XML-Dialekte zum Einsatz, so kann man sich schnell vorstellen, daß die benötigte Anzahl dieser Übersetzungstools exponential ansteigen kann. Dieses bedingt wiederum einen großen Programmieraufwand mit zusätzlich entstehenden Administrationsaufwänden. Daten und Dokumente werden heute für die unterschiedlichsten Einsatzzwecke zwischen unterschiedlichen Anwendungen ausgetauscht. Dieses können zunächst Dokumente sein, die Informationen mitbringen müssen, um Fragen zu beantworten, wer der Besitzer des Dokuments ist, wer welche Rechte im Umgang mit dem Dokument hat oder einfach mit welcher Anwendung es angezeigt werden kann. XML kann aber auch dazu benutzt werden, um z. B. Work-flows anzusteuern oder sonstige Aufgaben bekannt zu machen. Softwareentwickler sind in diesem Bereich schnell dazu geneigt, sich eigene DTDs auszudenken und somit das selbst erfundene Derivat als komplette API zu benutzen. Schnell wird deutlich, daß hier ein dringender Bedarf entstanden ist, die benötigten Metadaten im Sinne von steuernden und beschreibenden Informationen zu standardisieren. Auch im PROJECT CONSULT Newsletter wurde in letzter Zeit mehrfach über Standardisierungsbestrebungen zu diesem Thema berichtet. Im Dokumenten-Umfeld wird häufig der Dublin Core als Basisstandard genannt. Der Dublin Core gilt jedoch nur als kleinster gemeinsamer Nenner und wird von anderen Projektgruppen in der Europäischen Kommission in Frage gestellt und durch parallele Entwicklungen gegebenenfalls zukünftig abgelöst. Alleine in Europa bestehen zur Zeit ca. 20 Gremien, die sich mit der Standardisierung von Metadaten für die unterschiedlichsten Einsatzzwecke befassen. Die gleiche heterogene Vielfalt gilt inzwischen auch die Standardisierung von DTDs. So existieren hier unterschiedliche Vorgaben (siehe Rubrik XML Catalog unter http://www.xml.org ), die leider meistens im Kern nicht kompatibel sind. Nicht einmal die Verwendung von Datumsangaben kann in diesem Umfeld als einheitlich bezeichnet werden. Positiv ist sicherlich, daß die XML.org zusammen mit der OASIS ( http://www.oasis-open.org ) einen einheitlichen und auch ganzheitlichen Standard für den elektronischen Handel unter der Bezeichnung ebXML ( http://www.ebxml.org ) beschreiben möchte. Inzwischen tut sich eine zweite Front auf – neben DTDs treten Schemata als Definitionsformat. Schemata sind auf-wendiger zu programmieren, gewähren aber mehr Freiheitsgrade als eine DTD. Gebräuchliche Schemata sind z.B. XDR (XML Data Reduced), die auch von Microsoft unterstützt werden (MSXML Parser). Beim World Wide Web Consortium W3C ( http://www.w3c.org ) liegen eine Reihe von Vorschlägen vor, die aber noch längst nicht als allgemein akzeptiert gelten können. Hierzu gehören z.B. die Document Content Description, die eine Teilmenge von XDR mit dem Resource Description Framework (RDF) definiert. Weiter zur Aufsplitterung der XML-Landschaft tragen Standardisierungsvorschläge wie Object-oriented XML oder DDML bei – letzteres übrigens ursprünglich von der GMD in Deutschland als XSchema entwickelt. Neben dem W3C mischen auch die Japaner mit Ihrem Schemata-Standard Relax kräftig mit ( http://www.xml.gr.jp ). ).Inzwischen ist auch die ISO in die Relax-Schemata-Standardisierung involviert.
Bevor sich aus irgendeinem dieser Standardisierungsansätze international einheitliche und verwendbare Ergebnisse herauskristallisieren, muß sich heute jede Branche und jedes Unternehmen beim XML-Einsatz selbst positionieren. Bei der Anschaffung sogenannter  XML-fähiger oder XML-basierter Anwendungen muß man sich zugleich auch über eine eigene branchenweite oder zumindest unternehmensweite Standardisierung der Metainformationen Gedanken machen. (FvB/Kff)
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