Verbesserung von Geschäftsprozessen mit flexiblen Workflow-Management-Systemen
Rezension von Martin Fichter über den dritten Bericht des Forschungsprojekts MOVE
Das Buch besteht aus einer Sammlung von sechs Artikelbeiträgen, die von verschiedenen Autoren verfaßt wurden. Alle Beiträge sind in sich abgeschlossen und betrachten unterschiedliche Bereiche des Gesamtthemas Workflow-Management, die drei Schwerpunkte abdecken:
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| · | Mitarbeiterorientierung Gegenstand sind datenschutzrechtliche Betrachtungen und Möglichkeiten der Schulung, Qualifizierung und ständige Weiterbildung der Mitarbeiter auf der einen Seite sowie die stetige Verbesserung von Prozessen auf der anderen Seite. |
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| · | Organisationsentwicklung Hier wird auf Fragen Workflow-gestützter Feedbackmethoden im Rahmen eines Verbesserungsprozesses eingegangen und Möglichkeiten der Workflow-Unterstützung im Bereich der Produktentwicklung am Beispiel der Fischerwerke Artur Fischer GmbH & Co.KG aufgezeigt. |
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| · | Technikgestaltung Gegenstand dieses Teils sind Ausführungen zur Entwicklung von Workflow-Anwen-dungen durch Prototyping und zu Anforderungen an die flexible Arbeitsverteilung mit WMS. |
Wie die kurzen Inhaltshinweise bereits verdeutlichen, bauen die einzelnen Artikel nicht aufeinander auf. Das betrifft sowohl die Übergänge von einem Kapitelteil zum nächsten als auch die Beiträge innerhalb der einzelnen Teile. Hierin ist auch die Ursache zu sehen, daß nicht die Detailtiefe erreicht wird, die der Leser vielleicht zunächst von den Ergebnissen eines Forschungsprojektes erwartet. Dieser Punkt stellt gleichzeitig auch das größte Manko des Buches dar. Dennoch ist es geeignet, Einsteigern einige der zahlreichen Facetten des Themas Workflow-Management vorzustellen und auch bereits Workflow-vertraute Leser finden sicherlich noch interessante Aspekte. Im Artikel zu den Datenschutzkonzepten sind insbesondere die übersichtliche Zusammenfassung der Regelungserfordernisse zu Abfragen und nachträglichen Auswertungen sowie der Vorschlag zur Regelung des Umgangs mit personenbezogenen Daten in WMS gelungen. Gerade die Betrachtung der rechtlichen Seite läuft Gefahr, sehr "trocken" und für den Leser mühsam nachvollziehbar auszufallen. Der Beitrag hat diese Hürde unterschiedlich gemeistert. Der erste Teil hätte sicherlich noch etwas gestrafft werden können, zumal die Ausführungen im wesentlichen auf zwei Kernaussagen hinauslaufen, die frühzeitige Einbindung des Betriebsrates bereits in der Konzeptionsphase und die Sicherstellung der Mitarbeitermotivation durch Gewährung von Mitentscheidungsbefugnissen bei der Ausgestaltung und Auswertung von WMS. Die zweite Hälfte beruht mehr auf praktischen Erfahrungen und dürfte von vielen Lesern sehr viel einfacher und flüssiger nachvollzogen werden können. Der zweite Artikel rollt im Grunde das Thema Computer-Based-Training (CBT) mit Unterstützung von WMS und Intranet-Technologie erneut auf und versucht den Brückenschlag zu einem kontinuierlichen unternehmensinternen Verbesserungsprozeß. Hier werden zwar die neuen technologischen Möglichkeiten zur Unterstützung von CBT genannt, doch bleiben die Ausführungen insgesamt zu sehr an der Oberfläche, um wirklich hilfreiche und verwendbare Informationen zu liefern. Hier sind doch wesentlichen Chancen vergeben worden, die in der Verbindung von Technologie, Unterweisung der Mitarbeiter und Einforderung von Vorschlägen vorhandenen Stärken, pointierter und damit für den Anwender reizvoller darzustellen.
Der dritte Artikel beschäftigt sich in erster Linie mit Feedbackmethoden, die streckenweise sehr theoretisch behandelt werden und vielfach die Verbindung zum eigentlichen Thema Workflow-Management vermissen lassen. Interessant dürfte für einige Unternehmen der Hinweis auf die Kurve der freiwilligen Mitarbeiterbeteiligung sein, wann die Beteiligung am größten ist und welche Ursachen dafür wahrscheinlich sind. Ansonsten werden generelle Anforderungen an Feedbacksysteme gestellt, die mit der technischen Ausprägung wenig bis gar nichts zu tun haben. Auch der zweite Artikel in diesem Teil bringt als wesentliche Aussage nur, daß PDM-Systeme (Produktdaten-Management) immer stärker Workflow-Funktionalität integrieren und WMS zusehends auf die Erfüllung von PDM-Anforderungen hin, ergänzt werden. Ansonsten sind auch die Ausführungen in diesem Artikel nicht detailliert genug, um dem interessierten Leser mehr als nur einen Einblick in den Themenbereich zu bieten, zumal sich die aufgeführten Anforderungen an ein WMS in diesem Umfeld auf die Nennung von einigen Status- und Historiendaten sowie die Möglichkeit des Ad hoc-Workflows beschränken. Der fünfte Artikel beschäftigt sich mit der Entwicklung von Workflow-Anwendungen auf Basis einer Standard-Workflowengine mittels Prototyping. Obwohl sich Plädoyers für das rapid Prototyping und dem Vorzug einer schnellen Realisierung vor zu starker Detailtiefe mehrfach wiederholen, bietet dieser Artikel einige Tips, die noch nicht in allen EDV-Abteilungen bekannt sind. Die meisten Bezüge zu Workflow-Management-Systemen stellt der sechste und letzte Artikel her. In ihm werden zunächst die gängigsten Ziele und erreichbaren Nutzenaspekte in Verbindung mit der Einführung eines WMS genannt. Es folgen zahlreiche Ausführungen, wie die Bearbeitung von Vorgängen und einzelner Aufgaben erfolgen kann und welche Anforderungen sich daraus für ein WMS ergeben. Die Angaben bieten einen guten und vergleichsweise umfangreichen Einstieg in die Verwaltung, Verteilung und Steuerung von Arbeitsaufträgen. Allein die Formulierung so manchen Satzes hätte auf den Versuch der intellektuellen Darstellung lieber verzichten sollen:"..., können Arbeitsaufträge so 'wandern', bis ein geeigneter, kapazitativ verfügbarer Bearbeiter gefunden ist." Auf diese Weise hätte man vermeiden können, daß so mancher Leser an seine kapazitativ vorhanden intellektuellen Ressourcen gelangt.
„Verbesserung von Geschäftsprozessen mit flexiblen Workflow-Management-Systemen (WMS)“ / (Hrsg.) Herrmann, Thomas; Scheer, August-Wilhelm; Weber, Herbert / Physica-Verlag Heidelberg 1999 / ISBN 3-7908-1224-2 / Bd. 3, 185 S.