Von Raid Kokaly, Berater bei PROJECT CONSULT
Mit dem Titel „Umwandlung von Wissenszufällen in Wissensmanagement“ beschreibt Mike Zisman, Executive Vice President of Strategie, Lotus Development Corporation eindrucksvoll, wie Zufälle zu «richtigen Informationen» führen können und welche Schwierigkeiten bei der Verwendung des üblichen Slogans für KM-Systeme: Bereitstellung der richtigen Information den richtigen Personen zum richtigen Zeitpunkt, entstehen. Dieser Slogan impliziert laut Zisman einen Automatismus zur Erkennung «richtiger Informationen». In Wirklichkeit existieren nicht immer solche richtigen „Just-In-Time“-Daten. Ideen, Einsichten und Argumente, also Informationen, entstehen oft durch (zufällige) Gespräche über einen Sachverhalt. Da für Wissensmanagement nicht auf Zufälle aufgebaut werden kann, wäre eine Beschreibung von KM-Systemen in der Form „Zusammenbringen der richtigen Personen für die Durchführung der richtigen Gespräche zum richtigen Zeitpunkt“ zutreffender. Diese Überlegungen führen zum Leitmotiv des Knowledge Management Ansatzes von Lotus und IBM – Personen, Orte & Dinge. Mit Dingen werden jene Informationen bezeichnet, die ein Unternehmen zu verwalten versucht. Dazu schlagen Lotus und IBM eine ganze Reihe von Produkten vor, um eine Informationen-Überflut zu vermeiden (Lotus Domino Release 5, Lotus Notes Release 5, Notes Release 5 Headlines, Domino Release 5 Catalog, Domino.Doc, Domino Extended Search, Domino Workflow, IBM KnowledgeX und IBM Enterprise Information Portal). Das entscheidende Element in der KM-Kette ist der Mensch. Um Gespräche zwischen Personen für das Finden der «richtigen Information» führen zu können, soll Lotus Sametime eingesetzt werden, womit Personen benachrichtigt werden wenn andere mit ähnlichen Aufgaben online sind. Sind nun die richtigen Personen und Dinge bekannt, so wird ein geeigneter Ort für den Austausch benötigt. Hier sollen die Produkte TeamRoom (ein Projektverwaltungs-Werkzeug), QuickPlace (für die Bereitstellung virtueller Orte - auch im Web), InterCommunity (für die Kommunikation über das Internet) und LearningSpace (für die Erstellung multimedialer Lektionen) zum Einsatz kommen.
Als KM-Plattform für den einheitlichen Zugriff auf Informationen verschiedener Quellen dient „Raven“, eine Serverplattform, die aus folgenden Komponenten besteht:
Mit Hilfe des Raven-Portals werden Informationen und Anwendungen nach Gruppen, Interessengemeinschaften oder Aufgaben organisiert. Die Definition eines persönlichen Portals erfolgt durch die Auswahl eines vorkonfigurierten „Wissensfenster“. Die vorhandenen Wissensfenster sind erweiterbar und unterstützen auch nicht Domino-Anwendungen. Unter den vordefinierten Wissensfenstern befindet sich eine „Hotliste“ für die wichtigsten Informationen und Anwendungen eines Benutzers. Die Informationen der Hotliste können E-Mails von ausgewähl-ten Personen umfassen, Dokumente eines Work-flow-Prozesses sowie Aufgaben in einem TeamRoom.
Die Discovery Engine besteht ihrerseits aus zwei Komponenten:
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| · | Content Catalog: Die Discovery Engine durchläuft vorhandene Dokumente und erstellt (bzw. aktualisiert) an-hand bestimmter Kriterien wie Benutzungs-häufigkeit, Verknüpfung mit anderen Dokumenten u. a. eine Art Inhaltsverzeichnis für die Informationen eines Unternehmens und stellt sie im Content Catalog zu Verfügung. |
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| · | Expertise Locator: Um die «richtigen» Personen für die Durchführung der richtigen Gespräche zur Ermittlung der richtigen Informationen finden zu können, werden Profile von Mitarbeitern mit Projekterfahrungen, Qualifikationen, Ausbildung etc. im Expertise Locator verwaltet. |
Auf der Basis von Raven sollen maßgeschneiderte KM-Anwendungen erstellt werden können. Um diesen Vorgang zu erleichtern werden Vorlagen für solche Anwendungen mitgeliefert, die neben dem technischen Aufbau einer Anwendung auch organisatorische Hinweise enthalten.
Während Microsoft für die Erkennung «richtiger» Informationen und deren Bereitstellung in einem KM-System auf sog. Subject Matter Experten setzt, die Informationen bewerten, filtern und bereitstellen, schlägt Lotus einen anderen Weg ein. Lotus geht davon aus, daß die «richtigen» Informationen nicht notwendiger Weise in geeigneter Form zur Verfügung stehen. Wissen in den Köpfen der Mitarbeiter ist potentiell vorhanden, jedoch erst zugänglich wenn die betroffenen Personen sich austauschen. Welche der Personen wie zusammengebracht werden, soll mit Hilfe von Personenprofilen und virtuellen Orten gelöst werden. Dabei wird auch davon ausgegangen, daß der erfolgreiche Einsatz eines solchen KM-Systems in Unternehmen mit kommunikativen Charakter eher zu erwarten ist.