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Der deutsche IT-Markt im Jahr 2002 – quo vadis?
Beitrag von Sven Körber, Geschäftsführer der Good News! Marketing & PR Consulting GmbH
„Bad news” gab es im vergangenen Jahr nun reichlich. Die Arbeitsmarktzahlen, die Unternehmensinsolvenzen und die Stimmung vieler IT-Anbieter sprechen ein deutliche Sprache.
Die „good news“: In der zweiten Jahreshälfte erwarten die Marktbeobachter von Gartner ( http://www.gartner.com ) eine deutliche Verbesserung des IT-Marktes. Die insolventen Unternehmen werden mit Auffanggesellschaften einen neuen Start versuchen und um die Arbeitsmarktzahlen kümmern sich die Regierungsparteien. Also, alles im Griff auf dem Schiff? Fast, denn diejenigen, die sich auf ihre Kernprozesse konzentrieren, den Wert ihrer Produkte nicht einzig im Marktanteil, sondern in der Zufriedenheit der Kunden sehen, die werden die Rezession als Gewinner überstehen. Das bedeutet, dass sich wieder auf Qualität beim Kundenservice und den Produkten besonnen wird. Dazu gehört auch, Dienstleistungen als Wert zu schätzen und nicht wie „Lemminge“ weiterhin auf hohem Niveau zu jammern oder die Köpfe in den Sand zu stecken, was zur Zeit en vogue scheint. Denn, die Voraussetzungen für einen Aufschwung sind besser denn je:
Marktforscher und IT-Entscheider in den Unternehmen sehen einen hohen Bedarf an guten IT-Lösungen. Dazu einige Zahlen und Umfrageergebnisse von Gartner Group und CSC Ploenzke:
Der besseren Übersicht wegen teilte Gartner die Kernaussagen der über 200 ausgewerteten Vorhersagen in drei Bereiche ein.
   
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Der Bereich der äußeren Einflüsse: Die Lage sei weiterhin angespannt und führe zu weiteren Entlassungen und einer sich fortsetzenden starken Konsolidierung in der IT-Industrie.
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Der Bereich Geschäftsgebaren: Hier sei mit einer kurzfristigen Fokussierung der Budgetzurückhaltung bei gleichzeitig wachsendem Bedarf in den Unternehmen zu erwarten.
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Die Bereiche Anwendungen und Technologietrends: Trotz Budgetzurückhaltung seien unternehmenskritische IT-Investitionen wie zum Beispiel in Datensicherheit, in den Auf- und Ausbau einer eigenen Wireless-LAN-Infrastruktur und Netzwerkservices unerlässlich. Webservices werden im Jahr 2002 zunehmend Beachtung finden und bei den Top-2000-Unternehmen in den neu eingesetzten Anwendungen dominieren.
Ein anderes Thema, das die Unternehmen beschäftigen wird, ist laut Gartner die Integration ihrer internen Anwendungen in ihre Geschäftsabläufe und B2B-Aktivitäten. Das deckt sich mit dem Umfrageergebnis „Critical Issues“ des IT-Beratungs-unternehmens CSC Ploenzke. Befragt wurden weltweit rund 1.000 IT-Verantwortliche großer Unternehmen, davon 86 aus dem deutschsprachigen Europa.
Waren in der letzten Umfrage noch die Entwicklung geeigneter E-Business-Strategien das wichtigste Thema, so seien jetzt die Optimierung der Unternehmenseffizienz und der unternehmensweiten IT-Dienstleistungen die erstrangigen Themen. Über 93 Prozent der befragten Unternehmen beziehen E-Business, den Spitzenreiter der letztjährigen Befragung in ihre geplanten IT-Investitionen mit ein. Die Prioritäten haben sich allerdings verschoben. E-Business befindet sich nun auf Platz 18 der deutschen Rangliste. Von den in den USA befragten Unternehmen beachten nur 83 Prozent das Thema E-Business bei ihren IT-Projekten. Während in Deutschland 22,5 Prozent der Firmen bereits eine E-Business-Strategie implementiert haben, sind dies in den USA lediglich 5,8 Prozent.
Weitere internationale Unterschiede ergeben sich bei den IT-Projekten, die derzeit in Planung sind. Die USA halten dabei das Thema Kundenservice mit 67 Prozent für am wichtigsten, In Deutschland liegt der Schwerpunkt mit 64 Prozent eher auf integrierten Back-Office-Lösungen.
Nur 16,3 Prozent der befragten Unternehmen setzen Maßnahmen zur Erfolgsmessung ihrer IT-Projekte ein. Allerdings sind 36,4 Prozent bereits mit der Konzipierung und 23,7 Prozent mit der Einführung derartiger Programme beschäftigt. Rund 78 Prozent der weltweiten Unternehmen erwarten einen Return-on-Investment ihrer IT-Projekte innerhalb von zwei Jahren.
In Europa scheint zudem die Nachfrage nach IT-Outsourcing zu steigen. Nach Aussagen von CSC Ploenzke planten im vergangenen Jahr lediglich 35 Prozent der befragten Unternehmen eine zusätzliche Auslagerung ihrer Projekte, in diesem Jahr sind es bereits 63 Prozent. Am interessantesten sind für die europäischen Unternehmen mit 62 Prozent dabei Themen wie Anwendungsentwicklung, -installation und -wartung. Web-Hosting folgt mit 42 Prozent auf Rang zwei der wichtigsten Outsourcing-Projekte.
Die wichtigsten IT-Themen in diesem Jahr sind bei den deutschen Unternehmen:
 
   
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Optimierung der Unternehmenseffizienz
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Optimierung der unternehmensweiten IT-Dienstleistungen
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Upgrading veralteter Systeme
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Vernetzung mit Kunden, Lieferanten und/oder Partnern
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Organisation und Nutzung von Daten
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Schutz und Sicherung von Informationssystemen
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Reduzierung der IT-Kosten
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Installation funktionsübergreifender Informationssysteme
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Implementierung geschäftlicher Veränderungen
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Verbesserung des Systemanwendungsprozesses
Alles in allem steht außer Frage: der Bedarf an guter IT-Beratung, an anwenderfreundlichen IT-Lösungen, an intelligenten effizienzsteigernden Produkten ist höher denn je. Bleibt abzuwarten, welche Unternehmen aus diesen Trends Kapital schlagen und sich entsprechend darauf einstellen. Mit weiterem Personalabbau, Streichungen oder massiven Kürzungen von Marketingbudgets wird man jedenfalls nicht erreichen, dass potentielle Käuferschichten auf ein Unternehmen oder ein Produkt aufmerksam werden.
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