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Alles Wissensmanagement?
Artikel von Nicolas Scheel, Diplomand bei der PROJECT CONSULT Unternehmensberatung
Der vorliegende Artikel soll darlegen, warum die Hersteller von Softwareprodukten, dem Hype vom Wissensmanagement folgend, innerhalb kürzester Zeit geeignete Produkte für das Management von Wissen anbieten konnten.
Der Begriff „Wissensmanagement“ ist in aller Munde und es wird gern auf die Bedeutung von Wissensmanagement für den Unternehmenserfolg hingewiesen. Da der Wert eines Unternehmens zu einem großen Teil von immateriellen Vermögensbestandteilen wie z.B. Wissen bestimmt wird, wundert es nicht, dass in der einschlägigen Literatur die Benennung eines „Chief Knowledge Officer (CKO)“ gefordert wird. Interessant ist allerdings, dass plötzlich auch Office–Programme Fähigkeiten des Wissensmanagements enthalten und Hersteller von Dokumentenmanagement-, Content-Management- und Workflowsystemen eine Wissensmanagement – Lösung präsentieren. Wie ist das zu erklären? Haben diese Hersteller ihre Produktpalette komplett verändert und ist Wissensmanagement nun das verfolgte und einzige Ziel?
Grundsätzlich kann zwischen impliziten Wissen, d.h. den Kenntnissen und Erfahrungen der Mitarbeiter, und explizitem Wissen, d.h. in Dokumenten oder Datenbanken kodifiziertem Wissen unterschieden werden.
 
Zu den Aktivitäten, mit denen sich Wissensmanagement beschäftigen muss, gehören:
   
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Sozialisation
Weitergabe von Wissen von einem Mitarbeiter zum anderen
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Explikation
Transformation von implizitem zu explizitem Wissen, z.B. in Form von Lessons–Learned–Berichten.
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Kombination
Schaffung von neuem, explizitem Wissen durch die Kombination von vorhandenem Wissen
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Internalisierung
Schaffung von implizitem Wissen durch die Nutzung von explizitem Wissen durch einen Anwender.
Die vier genannten Transformationsprozesse können durch den Einsatz moderner Technologien unterstützt werden.
   
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Bibliotheken und Archive ermöglichen die geordnete und systematische Ablage von explizitem Wissen. Darüber hinaus bieten sie häufig einen einfachen Zugang zum enthaltenen Wissen mittels Retrieval – Techniken.
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Landkarten ermöglichen es dem Nutzer, visuell zu erfassen, wo Wissen gespeichert ist und welche Beziehungen zwischen Wissenskomponenten bestehen.
 
 
(Abb.: Wissensmanagement-Matrix, in Anlehnung an Böhmann und Krcmar, 1999)
 
   
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Systeme zur Unterstützung von Gruppen erleichtern die Zusammenarbeit unabhängig von Ort und Zeit, gestalten Arbeitsprozesse effizienter und erlauben den Austausch von Ideen über den starren Bereich der Organisationseinheit hinaus.
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Systeme, die den Wissensfluss unterstützen, erleichtern die Schaffung von neuem Wissen, da explizites Wissen gewissermaßen im Unternehmen zirkuliert und mit anderem explizitem und implizitem Wissen in Verbindung gebracht werden kann.
In der Wissensmanagement-Matrix sind die Wissensmanagementaktivitäten und Unterstützungsansätze zusammen mit existierenden Technologien dargestellt. Häufig werden von den Anbietern verschiedene Technologien gebündelt (z.B. Dokumentenmanagement, Information Retrieval und Navigation) und als ein Produkt verkauft, wobei zu beachten ist, dass meistens ein Schwerpunkt existiert und die anderen Technologien eine „Beigabe“ darstellen.
Die Etikettierung existierender Technologien mit dem Schlagwort „Wissensmanagement“ ist also durchaus zutreffend, da unter Wissensmanagement viele Aktivitäten zusammengefasst sind. Eine universelle oder perfekte Lösung existiert hingegen nicht, so dass der Entscheider einen Schwerpunkt setzen muss, welche Aktivität in seinem Unternehmen mit welchem Ansatz unterstützt werden soll. Danach kann er das für seinen Bedarf geeignete Produkt des Wissensmanagements auswählen.
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