Eine weitere Befragung von PROJECT CONSULT auf der CeBIT zielte auf das Thema Standards und DMS. Die Fragen an die Hersteller konzentrierten sich auf die vier Standards ODMA (Open Document Managment API), DMA (Document Management Alliance), WfMC (Workflow Management Coalition) und XML (extended Markup Language).
ODMA wird von den meisten DMS- und Archivsystemanbietern angeboten, z.T. als Sonderschnittstelle (z.B. CE AG) und nicht zum Standard-Lieferumfang gehörend. Die Hauptanwendung dieser Schnittstelle liegt im Umfeld der Anbindung von Office-Produkten. DMA wird auf Grund seiner Komplexität nur von wenigen Anbietern und dies auch nur im Rahmen von Prototypen für die „AIIM-Interoperability-Workshops“ unterstützt. Es gibt vereinzelt auch DMA-kompatible Client-Software, so z.B. von Siemens, Mannheim. Die Bemühungen der WfMC liegen im Umfeld der Interaktion zwischen Produkten verschiedener Hersteller. Im Internet-Umfeld konnte WfMC durch die engere Einbindung der Initiativen von Jflow und SWAP wieder Akzeptanz gewinnen. Auch die Anlehnung an die OMG hat den WfMC-Standard gestärkt. XML löst die Probleme der derzeitigen HTML-Formate und bietet darüber hinaus die Möglichkeit, nicht nur strukturierte Dokumentinhalte zu transportieren, sondern auch Anweisungen, Codes und beliebige Objekte. (FvB)
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| PROJECT CONSULT Kommentar:
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Die potentiellen Anwender interessieren sich offenkundig kaum für Standards. Lediglich in grösseren Ausschreibungen werden Standards berücksichtigt, bei der Realisierung häufig aber nicht eingefordert. Vorrangige Entscheidungskriterien der Anwender sind Kostenaspekte, Marktpräsenz des Produkts und die optimale Betreuung durch einen Anbieter.
Als Kritikpunkte wurde zu langsame Entwicklung ODMA, DMA und WfMC genannt. Auch seien diese Standards zu weit weg vom Marktgeschehen. Eine strikte Orientierung an internationalen und zukunftsweisenden Standards kann vorrangig bei den kleineren Anbietern beobachtet werden, wohingegen die grossen Hersteller - so scheint es zumindest - befürchten, Marktanteile durch zu grosse Transparenz und Ersetzbarkeit ihrer Produkte zu verlieren.
Die Chancen für DMA können als relativ gering eingeschätzt werden. In der traditionellen Massen-Daten- und Faksimile-Archivierung spielt DMA - ebenso wie bei den Workflow-Anbietern - keine Rolle. Zwar wurde das Zusammenwirken der Standards DMA und WfMC bereits definiert und erprobt, eine Markt- oder Produktreife ist jedoch in absehbarer Zeit nicht zu erwarten.
WfMC ist bei allen Workflow-Anbietern ein zentrales Thema. Daneben sind jedoch vielfach proprietäre Schnittstellen zu Archivsystemen zu vermerken. Für Archivsystemanbieter dagegen ist WfMC kein aktuelles Thema. Auch der Anwender legt derzeit kein gesteigertes Interesse auf WfMC, da er sich meist auf ein Produkt in seinem Unternehmen beschränkt. Sofern die WfMC die verbleibenden Definitions- und Implementierungsarbeiten rechtzeitig leistet, wird dieser Standard zumindest bei den Workflow-Anbietern untereinander seine Bedeutung behalten.
XML ist bei den meisten Anwendern noch nicht aktuell. Auch auf den Herstellerständen der DMS-Branche sah man sich kaum zu konkreten Aussagen in der Lage. Lediglich in den Entwicklungsabteilungen wird dieser Standard sehr hoch gehandelt. Zumindest alle Anbieter mit Internetfähigen DMS-Lösungen setzen auf XML. Als kritisch wird derzeit angesehen, dass Microsoft offensichtlich wieder beabsichtigt, hier einen eigenen Weg zu beschreiten. (Kff, FvB, MF, SL)