20020327 \  Messen & Kongresse \  AIIM Show & Conference Review
AIIM Show & Conference Review
Hamburg/Silver Springs - Die diesjährige AIIM Show & Conference 2002 ( http://www.aiim2002.com/overview.html ) fand erstmals als Advanstar-Veranstaltung statt ( http://www.advanstar.com ). Vom 5.3. bis zum 8.3.2002 traf sich die Szene in San Francisco im Moscone Center Im vergangenen Herbst hatte die AIIM Association for Information and Image Management International ( http://www.aiim.org ) die Veranstaltung verkauft. Die AIIM war in zu vielen Arbeitsgebieten tätig und zu stark vom Erfolg einer einzigen Veranstaltung abhängig. Das Konzept geht für beide Partner auf – die AIIM kann sich mehr auf ihre eigentlichen Verbandsaufgaben konzentrieren, und Advanstar steigt mit der AIIM Show, der On-Demand und der DMS EXPO zu einem der führenden Messeveranstalter im DRT-Segment auf. Der Verband AIIM ist auch in den kommenden Jahren für das Konferenz-Programm sowie für die Standards-, AIIM-Mitglieder- und Awards-Aktivitäten zuständig. Es war kaum etwas von Advanstar zu bemerken, die gesamte Veranstaltung präsentierte sich im gewohnten AIIM Design. Die Kooperation zwischen AIIM und Advanstar klappte von Anfang an. Die AIIM Show 2002 in San Francisco wird dennoch nicht alle Erwartungen des neuen Besitzers Advanstar erfüllt haben.
Weniger Aussteller, weniger Besucher
Man kann viel hin und her argumentieren – die Nachwirkungen des 11. September, die Amerikaner reisen weniger, der Termin lag wesentlich früher als sonst und zu nah an der CeBIT, die Veranstaltungen an der Westküste waren immer schwächer besucht als z. B. die AIIM Show in Chicago oder New York, usw., usw. Fazit ist, die DRT-Branche schwächelt auch in den USA. Rund 300 Aussteller füllten knapp die Halle des Moscone Centers. Die Zahl der Besucher lag deutlich unter den Zahlen der letzten Jahre. Auch die Aussteller bemängelten diesen Zustand. Abhilfe ist jedoch in Sicht – 2003 wird die  AIIM Show & Conference wieder im Javitts Center in New York stattfinden. Gleichzeitig wird die On-Demand-Messe an die AIIM Show angedockt. Auch wenn die CeBIT im Sommer nach New York geht, wird dies kaum die AIIM Show beeinträchtigen. Durch Schwäche anderer Verbände wie z. B. der xPlor und die zunehmende Investitionsbereitschaft in elektronisches Records Management gewinnt die AIIM Show sogar noch an Gewicht.
Kongressthemen in gewohnter Fülle
Viele der Vorträge, besonders die einführenden, kannte man schon aus vergangenen Jahren – gleiche Referenten, leicht überpolierte Kopfzeilen und neue Schlagworte. Der Bedarf aber gerade an diesen einführenden Themen scheint ungebrochen. Über 100 Vorträge zählte allein das Hauptprogramm des Kongresses. Hinzu kamen zahlreiche Workshops, Einführungsseminare, das neue CDIA+ Zertifizierungsprogramm und andere Ausbildungsveranstaltungen. Die Schwerpunkte der sechs parallelen Sessions des Hauptkongresses waren betitelt mit Content Communication, Presentation & Delivery, Content Management, Electronics Records & Document Management, E-Business & Internet Technologies, Industry Standards & Best Practices sowie Strategic Management Issues. Diese Angebote wurden von rund 1800 Teilnehmern wahrgenommen – gemessen an den Zahlen deutscher Kongress- und Seminarveranstalter eine ungewöhnlich hohe Teilnehmerzahl. Aber auch die Zahl der Kongressteilnehmer in diesem Jahr liegt deutlich unter den Zahlen der Vorjahre.
Die Keynotes der Veranstaltung wurden wieder von namhaften Referenten der Anbieterschaft vorgetragen. Hier wurde der Wechsel der AIIM aus dem klassischen Dokumentenmanagement in die neue Welt des Enterprise Content Management besonders deutlich. CEO Greg Peters von Vignette ( http://www.vignette.com ) stellte in seiner Keynote diesen Übergang dar. Er sieht Technologien zur Verwaltung von Content als Grundvoraussetzung für die neue schöne Welt des eBusiness. Content Management Komponenten werden integraler Bestandteil von allen Geschäftsanwendungen. Dies ist eine Chance aber auch eine Gefahr für die heutige Anbieterschaft. Martyn Christian von FileNET ( http://www.filenet.com ) betonte ein anderes aktuelles Trendthema – Desaster Recovery. Seit dem 11. September wird die Absicherung von Daten- und Dokumentenbeständen und das außer Haus Scannen der Eingangspost in den USA als eines der wichtigsten Trendthemen der IT gehandelt. In einer Podiumsdiskussion wurden die Auswirkungen und besonders die deutlich gewordenen Abhängigkeiten von hochkarätigen Managern aus der Anwenderschaft von Dokumentenmanagement-Technologien kommentiert.
Trendthemen auf der AIIM Show 2002:
-  Desaster Recovery Strategies
-  Secure Records Management
-  Capture & Scanning
-  Scan-Outsourcing
-  Integrated Web Content Management
-  Portal-based Document Management
-  Multimedia Asset Management
-  Business Process Management
-  Digital Rights Management
-  Electronic Forms
-  XML
-  Digital Preservation
-  Enterprise Application Integration
Auch der Enron-Skandal trägt inzwischen seinen Teil zur Steigerung der Attraktivität von elektronischer Archivierung, Dokumentenmanagement und Records Management bei. In Kürze ist mit Vorgaben zu rechnen, die die revisionssichere Archivierung auch von E-Mails und Transaktionen fordern. Nach Einschätzung von Branchenanalysten steht damit das elektronische Records Management erst am Anfang einer großen Karriere. Dennoch positioniert sich heute FileNET auch eher im ECM, BPM und eBusiness, denn in den traditionellen Archivierungsthemen.
Die dritte Keynote des CEO von Documentum, David de Walt, war etwas zu produktlastig. De Walt positionierte seinen Vortrag – und damit auch Documentum ( http://www.documentum.com ) – deutlich im eBusiness- und Content Management-Umfeld. Seine Einschätzung, dass heute jeden Monat mehr elektronische Information entsteht als seit Erfindung des Computers zusammengerechnet, zeigt die Dimension des Problems. Auch wenn bei den Content Management Systemanbietern ebenfalls ein Shake-out bevorsteht, werden die Absatzchancen inzwischen wieder sehr euphorisch eingeschätzt. De Walt sieht Content Management als Infrastruktur zukünftiger .NET und J2EE-Plattformen.
Der Angriff der Deutschen ist vorüber
Wie sagte mir jemand auf dem Gang ins Ohr: „The kraut-attack is over“. Hintergrund ist die geringere Präsenz deutschstämmiger oder ursprünglich deutscher Unternehmen auf der AIIM Show. Einerseits wird die Nähe zur CeBIT und die Entfernung nach San Francisco eine Rolle gespielt haben – dies zeigen auch die sehr geringen Zahlen von Besuchern aus Europa. Andererseits wird aber auch die Entwicklung der europäischen Anbieter, z. T. bedingt durch deren NASDAQ-Aktivitäten, inzwischen sehr genau beobachtet. Um so verwunderlicher war für viele der sehr große Stand der SER Solutions Inc. ( http://www.ser.de ), die sich auch als Sponsor der AIIM Veranstaltung positionierte. Die Ausgliederung dieses Unternehmensteils der ursprünglichen SER Systems AG ist weitgehend abgeschlossen und das Unternehmen hat weder personell noch von seiner Kultur noch viel mit der alten SER AG zu tun. Auch der amerikanische Ableger von EASY war vertreten, allerdings kleiner als im letzten Jahr. Weder CEYONIQ (noch die übernommene Treev; ( http://www.ceyoniq.com ) waren irgendwo zu finden. Man traf lediglich den einen oder anderen herumwandernd in den Hallen. Auch iXOS ( http://www.ixos.de ) war mehr oder weniger nur durch ein Schild präsent. Anders kleinere Anbieter aus Deutschland – Asimus Datensysteme AG ( http://www.asimus.de ) zieht es offenbar jedes Jahr wieder zur AIIM Show und auch die Inotec Organisationssysteme GmbH ( http://www.inotec.de ) war diesmal wieder mit einem eigenen Stand vertreten. Sonst war wenig aus Deutschland – und aus Europa – auf der AIIM Show zu sehen.
Neue Anbieter, neue Produkte
Im PDF- und Adobe-Umfeld tut sich vieles. Adobe ( http://www.adobe.de ) selbst weitet seine Produktpalette aus. Hier wird zukünftig auch die übernommene Accelio eine wichtige Rolle bei E-Forms und Workflow spielen. Es gibt aber auch eine Reihe von Add-on-Anbietern wie activePDF ( http://www.activepdf.de ), die Ergänzungskomponenten und auf PDF zugeschnittenes Content Management anbieten. Stratify ( http://www.stratify.com ) positioniert ihre neue Lösungen Discovery System und Classification Server als automatische Ordnungs- und Klassifizierungs-Engine. Stratify muss sich mit Anbietern wie Neurascript ( http://www.neurascript.com ) oder SER Solutions vergleichen lassen. Der modulare Ansatz und der günstige Preis geben Stratify Chancen im Markt. eiStream ( http://www.eistream.com ) bietet weiterhin einen Warenkorb unterschiedlicher Lösungen mit reichlich funktionaler Überlappung an. Wirtschaftlich wieder gut konsolidiert könnte das Unternehmen an seinen Produkten eigentlich etwas mehr tun. Es zeichnet sich aber ab, dass das WMS Workflow Management System das Flagschiff von eiStream werden wird. Auch ein neues günstiges Unterschriften-Pad von Interlink Electronics ( http://www.interlink.com ) mit passender eSign-Lösung war zu finden. In den USA erfreuen sich solche Unterschriften-Pads inzwischen größerer Beliebtheit. Tower Software ( http://www.tower.de ), nicht zu verwechseln mit Tower Technology) präsentierte mit TRIM gleich mehrere neue Produkte für Records Management, Software Integration, Content Management und Workflow. Übrigens nutzt auch Tower Technology ( http://www.towersoft.com.au ) Komponenten von Tower Software. Tower Technology stellte ihre neue Web Capture Lösung zur Archivierung von Transaktionen im eBusiness- und eCommerce-Umfeld vor. Eine neue Technologie für die unveränderbare Speicherung im WORM-Verfahren  von Daten und Dokumenten auf Magnetbändern präsentierte XenData ( http://www.xendata.com ). Die Software und ein spezieller Controller arbeiten mit Sony Laufwerken und Bändern. Die hochkapazitativen Medien erlauben Speicherkapazitäten weit über den TerraByte-Bereich hinaus. Day ( http://www.day.com ) zeigte neue Lösungen und Komponenten rund um ihren ContentBus. Der ContentBus ist eine integrative Middleware und EAI-Komponente, die die Zusammenführung unterschiedlichster Anwendungen und Repositories vereinfacht. Day erhielt für ihre Lösung den Frost & Sullivan Award for Technology Innovation. Tarian Software ( http://www.tariansoftware.com ) ist mit ihrer Records Management Software im Aufwind. Die leicht integrierbare eRecordsEngine unterstützt das gesamte LifeCycle Management wie es besonders in Behörden gefordert wird. Exigen ( http://www.exigengroup.com ) präsentierte die neueste Version ihres Workflow-Tools „Foundation 5“. Ziel der BPM-Lösung ist eine signifikante Reduzierung der cost-of-ownership. Einer der größten Integratoren von exigen ist EDS. Hyland Software ( http://www.hyland.com ) war wieder mit ihrem großen „Baseball“-Stand vertreten. Das Produkt OnBase ist zwar immer noch etwas Dokumentenmanagement- und Imaging-lastig, unterstützt aber inzwischen Web- und Portal-Technologien. Es gilt als einfach zu integrieren. Workflow, Distribution, OCR, Publishing und andere Komponenten runden inzwischen das OnBase-Portfolio ab. Der Capture-Spezialist Captiva ( http://www.captivasoftware.com ) machte besonders durch die Übernahme des fast gleich grossen Unternehmens ActionPoint von sich reden. ActionPoint-Komponenten konnten bereits in der Vergangenheit im Rahmen der Capture-Verarbeitungskette von Captiva genutzt werden. Captiva stärkt durch die Übernahme erheblich ihre Marktposition. Documentum hatte wenig Neues zu bieten und macht offenbar immer noch einen größeren Teils ihres Geschäftes im traditionellen Dokumentenmanagement. FileNET dagegen kann sich mit ihren neuen Panagon-Komponenten weiterhin als Führer der Branche fühlen – auch wenn die Ergebnisse in den USA nicht ganz so positiv waren. Staffware ( http://www.staffware.com ) macht jedoch inzwischen FileNET zumindest im BPM- und Workflow-Umfeld die Führungsrolle streitig. Die neue Produktsuite hat inzwischen alles, was man sich jahrelang von einem Workflow-Produkt erwartete und zielt inzwischen ähnlich wie IBM`s MQSeries( http://www-.ibm.com/software/ts/mqseries ) auf den EAI-Markt. Staffware wird vielfach unerkannt als OEM-Produkt von zahlreichen Systemhäusern in ihre Produkte integriert. So z. B. auch von Gauss Interprise ( http://www.gauss.de ), die sich mühsam aus dem reinen Redaktionssystem- und WCM-Umfeld in das lukrativere Enterprise Content Management vorkämpfen. Gauss tritt hier in Wettbewerb mit den grossen CM- und Portal-Anbietern. Interwoven ( http://www.interwoven.com ) und Vignette kämpfen mit IBM und nachrückenden Portal-Middleware-Anbietern um die Führungsrolle im integrierten Web Content Management Markt. Dementsprechend lautstark waren Ankündigungen, aber irgendwie scheint die „Luft aus dem WCM-Markt“ raus zu sein. Nur langsam wird die Botschaft von der „2nd Phase of eBusiness“ akzeptiert.
Besonders Aussteller wie Vignette, FileNET, Documentum, Opentext ( http://www.opentext.com ) und Interwoven machen den Wechsel der Positionierung der AIIM in Richtung ECM Enterprise Content Management deutlich. Traditionelle Themen treten in den Hintergrund. Mikrofilm-Technik wurde nur noch vereinzelt von Ancomp ( http://www.anacomp.com ) und Kodak ( http://www.kodak.de ) angesprochen. „Digital Preservation“ gilt zwar als Trendthema, bei der   AIIM haben jedoch Standards wie XML inzwischen einen höheren Stellenwert als z. B. die Mikrofilm-Themen. So mag mancher alte Kämpfer etwas wehmütig an die guten alten Zeiten von NMA und AIIM zurückgedacht haben. Zu ihnen gehört sicherlich auch Heinz Müller-Saala, der von der AIIM wohlverdient einen der höchsten AIIM-Awards für seine Standardisierungsarbeit erhielt.  (Kff/IKB)
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