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CEBIT 2002 Review
In der Straßenbahn sind um 9 Uhr noch Plätze frei!
Jeder wusste, dass es nicht ständig aufwärts gehen konnte mit den Aussteller- und Besucherzahlen auf der CeBIT. Die allgemeine Rezession konnte auch nicht an der CeBIT vorübergehen. Die Leere auf der Autobahn und freie Sitzplätze in der U-Bahn boten Anlass für viele Kommentare, die wir hier nicht wiederholen müssen. Der Einbruch der Besucherzahlen trotz Verlängerung der CeBIT 2002 ist zwar auf den ersten Blick bedauerlich, hatte aber auf die Geschäfte der Anbieter von DRT-Lösungen weniger Auswirkungen als erwartet. Trauriger ist schon, dass die CeBIT ihr internationales Flair verliert. Trafen sich früher noch die Manager aus den unterschiedlichsten Regionen der Welt auf ihren Ständen, waren noch Ansprechpartner aus dem Ausland für die Kunden auf den Ständen erreichbar, so entwickelt sich die CeBIT heute immer mehr zu einer Messe von nur regionaler Bedeutung. Dies ist die wahre Krise der CeBIT. Ob der geplante Export des CeBIT-Konzepts ins Ausland, so z.B. nach New York im kommenden Jahr, hier Abhilfe bringt, ist wenig wahrscheinlich. Am bedauerlichsten für die gesamte Wirtschaft ist, dass trotz bemühter froher Botschaften von Politkern und Wirtschaftsmagnaten die erwarteten positiven Signale für die Telekommunikations- und Informationstechnologiebranche ausblieben. Hinzu kommt, das Informationstechnologie und Software inzwischen in vielen Unternehmen eher als Hindernis denn Unterstützung für effizientes Arbeiten betrachtet werden. Ständige Versionswechsel, Unzuverlässigkeit und Instabilität, umständlicher, aufwendiger Betrieb und immer größer werdende IT-Folgekosten führen zu einer allgemeinen Investitionsmüdigkeit.
DRT: Kampf um Marktanteile
Für die Anbieter von Document Related Technologies ist es zur Zeit noch schwerer geworden, ihre Lösungen an den Mann zu bringen. Die am neuen Markt notierten Anbieter galten zumindest den Analysten immer als der Maßstab der Branche. Kaum ein Produkthaus oder Systemintegrator blieb vom Niedergang verschont. Unternehmen wie die SER Systems AG ( http://www.ser.de ) oder die CEYONIQ AG ( http://www.ceyoniq.com ) werden zerlegt. Im Umfeld der SER Systems haben sich inzwischen zahlreiche Nachfolgegesellschaften gebildet, die zumindest ansatzweise für Kontinuität sorgen. Bei CEYONIQ steht noch der Verkauf von Unternehmensteilen und eine Konsolidierung auf eine überlebensfähige Unternehmensgröße bevor. In einem Umfeld, wo es auf die langfristige Verfügbarkeit von gespeicherten Informationen geht, wo in Jahrzehnten gedacht wird, ist die Schwäche der ehemals führenden Anbieter tödlich. Bei zahlreichen Messegesprächen war daher häufig weniger eine Neuanschaffung als die Migration einer vorhandenen Lösung das Thema. Anbieter wie FileNET ( http://www.filenet.com ), Tower Technology ( http://www.towertechnology.com ) und andere bieten inzwischen gezielt die Ablösung von Wettbewerbssystemen an. All dies ist auf der CeBIT wenig deutlich geworden, da zahlreiche führende Anbieter ebenso wie die in Schieflage geratenen Unternehmen nicht mit eigenen Ständen vertreten waren. Die Neuordnung des Marktes wird noch einige Zeit benötigen. Die Überlappung mit dem Content Management Markt wird außerdem bei dem sich dort ebenfalls anstehenden Shake-out erneut negativ auf BPM Business Process Management, ECM Enterprise Content Management und alle übrigen DRT-Marktteilnehmer auswirken. Die Märkte sind inzwischen zu sehr verflochten.
Im Gegensatz zu den allgegenwärtigen, negativen Aussagen zum Besucherschwund in diesem Jahr war die Stimmung auf den Ständen der DRT-Anbieter eigentlich gut. Aussteller wie Saperion ( http://www.saperion.de ), GFT Solutions ( http://www.gft.com ), Windream ( http://www.windream.com ), GID ( http://www.gid.de ) und andere berichteten über eine ausgesprochen gute Qualität und große Anzahl von Interessenten-Leads. Hier wirkte sich die Abwesenheit zahlreicher Wettbewerber positiv auf das Geschäft aus. Von einem Schwund der Besucherzahlen auf den Ständen war selbst in den abgelegeneren hinteren Regionen der Halle 1 nichts zu verspüren.
Wenig wirklich neue Produkte
Die meisten als neu angekündigten DRT-Produkte waren Weiterentwicklungen bereits bekannter Komponenten. Der Markt ist matur geworden. Die erreichte Reife lässt nur noch wenig Platz für wirklich neue Funktionalität. Der Fokus der Neuentwicklungen verschiebt sich auf die Integration in andere Anwendungsumgebungen und den Ausbau von Portfolios durch Einbindung weiterer Komponenten aus angrenzenden Technologiebereichen. Ein gutes Beispiel für neue Produktentwicklungen ist iXOS ( http://www.ixos.de ). Das am Neuen Markt notierte Unternehmen hat sich inzwischen gut erholt. Zu den gezeigten neuen Anwendungen gehörte ein Archiv für Microsofts Sharepoint Portal Server. Welches Geschäft mit dieser Ergänzung gemacht werden kann, muss abgewartet werden, da bereits bei Microsoft im .NET-Umfeld die nächsten Content-Management-Komponenten sichtbar werden. Weit verbreitet ist der Sharepoint Portal Server noch nicht und Anwender berichten über zahlreiche Unzulänglichkeiten. Durch die Nähe zu SAP ( http://www.sap-ag.de ) ist iXOS eines der ersten Unternehmen, das für die neue Records Management Komponente von SAP ein nachgeordnetes Archiv anbieten kann. Einige Anwender fragen sich jedoch, ob man ein separates Archiv überhaupt noch brauche, wenn man die Records Management Komponente von SAP in einer gesicherten Rechenzentrumsumgebung betreibt. Das Records Management von SAP wird von vielen eher als Konkurrenz zu herkömmlichen Archivlösungen betrachtet. SAP beabsichtigt darüber hinaus auch in einen anderen Markt einzutreten, den sich Archiv-, Dokumentenmanagement- und Workflow-Anbieter aufgebaut hatten –bestimmte Komponenten sollen einer DOMEA-Zertifizierung für den Einsatz in der öffentliche Verwaltung unterzogen werden.
IBM ( http://www.ibm.com/de ) gehört zu den Anbietern, die derzeit mit am meisten von der Krise der mittelständischen DRT-Anbieter profitieren. An Produktneuheiten war wenig zu sehen, dafür kann sich IBM aber mit der Unternehmensgröße, weltweiten Präsenz und einer Vielzahl interessanter Anwendungen profilieren. Lücken im Portfolio werden mit Partnerprodukten gestopft und so fanden sich selbst Unternehmen, deren Lösungen im Wettbewerb zu IBM-eigenen Produkten stehen, auf den Ständen wieder. Die Rede ist von Vignette ( http://www.vignette.com ) und Interwoven ( http://www.interwoven.com ). Den Beratern fiel es manchmal schwer, potentiellen Kunden zu erklären, wann man denn nun auf Domino, ECM-Suite, EIP7, Websphere oder eines der Partnerprodukte setzen sollte. Dies ist jedoch nicht nur ein Problem der konkurrierenden Produktvielfalt, denn Anforderungen von Anwendern können heute mit den unterschiedlichsten Technologien und auf verschiedenen Plattformen gelöst werden. Ob dabei ein Portal, ein Workflowsystem oder eine Content-Management-Lösung die Basis ist, bleibt unerheblich, wenn die benötigte Anwendungsfunktionalität bereitgestellt werden kann.
Im Capture-Marktsegment spitzt sich inzwischen alles auf einen Wettlauf zwischen Kofax und Captiva ( http://www.captivasoftware.de ) zu. Kofax ( http://www.kofax.com ) ist immer noch am weitesten bei Integratoren und Softwarelieferanten verbreitet. Durch die Übernahme von ActionPoint hat Captiva erheblich aufholen können. Besonders im Highend-Bereich liegen die Stärken der Captiva-Produktsuite. Im Capture-Marktsegment tendieren derzeit alle Produkte auf die Erfassung multipler Eingangskanäle – vom Web, über Scanning und Fax, von der E-Mail bis hin zum Output aus operativen Anwendungen. Beim Scannen ist inzwischen Farbe nicht mehr wegzudenken. Ziel ist, die Informationen aus unterschiedlichen Quellen gemeinsam zu erfassen und nach einheitlichen Kriterien aufbereiteten Anwendungen bereitzustellen. Nur so lässt sich die Idee vom „einheitlichen Posteingangskorb“, der alle unterschiedlichen Quellen gemeinsam repräsentiert, realisieren. Bei der automatischen Klassifikation ist eine gewisse Ernüchterung eingetreten. Zukunftsweisend sind Konzepte, bei denen die automatische Ordnung und Indizierung mit kontrollierten Wortschätzen oder Thesauri kombiniert wird und die Ergebnisse gegen vorhandene konsolidierte Datenbestände abgeglichen werden. Erst wenn die Software für die automatische Klassifikation zu realistischen Preisen angeboten wird, ist mit einem Durchbruch auf großer Linie zu rechnen. Die Anbieter müssen sich hier beeilen, da solche Komponenten in zukünftigen Standardsoftwarepaketen für Portale, Middleware, Content Management und Büroautomatisierung enthalten sein dürften. Was heute noch eine Besonderheit und ein Alleinstellungsmerkmal ist, kann morgen schon Allgemeingut sein.
Das Content oder Document Lifecycle Management (CLM, DLM), früher nur durch klassische Dokumentenmanagementsysteme abgedeckt, findet sich inzwischen auch in Produkten wieder, die nicht in den engeren Bereich der Branche gerechnet werden. Ein gewisses Eigenleben haben hier die Zeich-nungsarchivierungs- und Produktdatenmanagementsysteme entwickelt. Auf Grund der spezifischen Anforderungen an die Verwaltung großformatiger Pläne, der Versionierung von Zeichnungskomponenten und der Systematik der Erschließung gibt es hierfür inzwischen spezialisierte Lösungen. Auch im industriellen Bereich greift man weniger auf die bekannten Dokumentenmanagementsysteme denn auf spezielle Lösungen, die sich direkt in die Planungs- und Produktionssysteme einklinken, wie Pro*File ( http://www.procad.de ) zurück. In diesem Umfeld gibt es jedoch noch reichlich Potential für Enterprise Content Management als Unternehmenslösung, wenn es gilt, Pläne, Produktdaten, Handbücher, Qualitätsdaten und Steuerungsprozessdaten zusammen mit kaufmännischen -und Verwaltungsdaten im Intranet oder Extranet bereitzustellen. Auch Archivsysteme für Krankenhäuser entwickeln auf Grund der speziellen Anforderungen von Patientenakten ein Eigenleben. Lösungen von Optimal Systems ( http://www.optimal-systems.de ) oder Prompt! ( http://www.prompt.de ) haben sich bereits in einigen Anwendungen bewährt.
Im Content Management zeichnen sich weitere Marktsegment-Differenzierungen ab. Gab es bisher hauptsächlich drei große Gruppierungen mit WCM Web-Content-Management für die Erstellung und Pflege von Website-Präsentationen, Portale für eBusiness im Internet- und Extranet-Umfeld sowie ECM Enterprise Content Management Systeme, die sich schwerpunktmäßig auf interne Anwendungen konzentrierten, lässt sich nunmehr der Markt wie folgt gruppieren:
   
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Web-Publikation mit Editoren- und Design-Tools, Workflow für den Publikationsprozess und Präsentation im Web mit Schwerpunkt as Internet-Anwendung
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Webtechnologie-basierte Portale, die ebenfalls den Editions- und Pflegeprozess unterstützen, darüber hinaus aber auch andere Anwendungen integrieren, Personalisierung, E-Business, Shops, Forum und andere Funktionalität für Internet-, Extra- und Intranet-Anwendungen zusammenführen
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ECM Enterprise Content Management Lösungen, die herkömmliches Dokumentenmanagement, Archive, Workflow und Collaborative Anwen-dungen mit Portalen, Web-Publikation, aktiver Informationsdistribution und Datawarehouseansätzen für Intranet- und Extranet-Anwendungen zusammenbringen
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Multimedia Asset Management Lösungen, die sowohl Content-Management-, Portal- und Webpublikationstechnologien nutzen, aber zusätzlich Security, Data Rights Management, eBilling, Publishing on Demand und andere Funktionalität für die Bereitstellung von elektronischen Büchern, Digital Video oder Audio, online-Datenbanken etc. umfassen.
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Middleware-Komponenten und Content Reposi-tories für die Verwaltung der Inhalte, zusammenführen von Quellen und Daten, Enterprise Application Integration, Klassifikation, Personalisierung und andere Basistechnologien ohne eigene Anwendungsfunktionalität und ohne eigene Clienten.
Einige Anbieter fokussieren sich auf Teilbereiche des Content Management, andere meinen sich als Universalanbieter in allen fünf Klassen positionieren zu können. Während sich in Halle 6 sich ein Schwerpunkt für WCM mit Anbietern wie Gauss Interprise ( http://www.gauss.de ), Infopark (http://www.infopark.de ), ObTree ( http://www.obtree.ch ), Pironet NDH ( http://www.pironet.de ), RedDot ( http://www.reddot.de ) und anderen herausbildete, war der Rest der Content Management Branche ebenso wie die anderen DRT-Anbieter über viele Hallen zersplittert. Auch darf nicht vergessen werden, dass Microsoft und Lotus ebenfalls in dieser Liga präsent sind und Highend-Portal-Lösungen von IBM, Vignette, Interwoven, SAP, Oracle ( http://www.oracle.com ) und anderen die Funktionalität von WCM Web-Content-Management quasi nebenbei mit abdecken. Erfreulich ist, dass sich XML mehr und mehr als Standard etabliert. Häufig ist es heute nur ein Unterschied im Preis. Der Funktionalitäts-umfang im Web-Content-Management nähert sich immer mehr einem allgemeinen State-of-the-Art an und im Internet finden sich inzwischen auch immer mehr kostenfreie Open-Source-Tools. Auch wenn die Vielzahl der Websites im Internet einen quasi unendlich groß erscheinenden Markt suggeriert, werden mittelfristig nur wenige Unternehmen überleben. Einige Anbieter suchen daher die enge Kooperation mit ihren Kunden in gemeinsamen Unternehmen zum Betrieb von Portalen und Websites. Ein Beispiel im Portalumfeld ist die Firma Ponton ( http://www.ponton.de ), die Portal-Software entwickelt und zusammen mit dem Verband der Papierindustrie auch das Portal betreiben. Die Beteiligung von Kunden an den Softwareherstellern ist auch ein Geschäftsmodell für die langfristige Absicherung von Investitionen bei der elektronischen Archivierung. Der Kunde, der sich durch die Speicherung seines Wissens und seiner Geschäftsdaten in eine starke Abhängigkeit von der Verfügbarkeit und Weiterentwicklung der Lösungen bringt, kann so die Kontrolle behalten und die Softwareanbieter erhalten ausreichend Kapital ohne sich den Risiken der Börse oder des Venture-Capital-Markts aussetzen zu müssen.
Im Storage-Marktsegment verschwinden die traditionellen digitalen optischen Speicher zu Gunsten von CD und zunehmend DVD immer mehr. Bei den traditionellen sind im Prinzip nur noch die 5 ¼“-Medien im SoftWORM-Technologie am Markt verfügbar, die Vielfalt der 90er Jahre ist ausgestorben. Bei der DVD wirkt sich immer noch hinderlich aus, dass es immer noch keine einheitlichen Standards für selbstbeschreibende Medien gibt. Immer kostengünstigere Festplattenspeicher drängen darüber hinaus die elektronischen Archivmedien vom Online-Archiv in die Datensicherung ab. Neben spezialisierte, von Servern verwaltete Subsysteme, treten immer mehr SAN Storage Area Network orientierte Standardkomponenten. Die Anforderungen an Revisionssicherheit, indizierte Verwaltung und Auslagerbarkeit von Medien sorgen zwar für Überlebensfähigkeit elektronischer Archive, dennoch erhöht sich der Druck durch Techniken zur unveränderbaren Speicherung von Informationen auf magnetischen Medien. Versuche der Mikrofilm-Branche, hier noch einmal mit dem Thema „Digital Preservation“ Boden gut zu machen, haben jedoch in Deutschland bisher wenig Erfolg. Unternehmen wie Kodak ( http://www.kodak.de ) und GID setzen auf hybride Konzepte. Performance und übergreifende Online-Retrievalanforderungen spielen den grossen, auf Festplatten gehaltenen Content Management Repositories immer mehr in die Hände. Die herkömmliche elektronische Archivierung wird zum nachgeordneten Sicherheitsspeicher.
Im Bereich des Outsourcings entwickelt sich das Scan-Outsourcing immer mehr zum Standardszenario. Bei vollständiger Erfassung des Posteingangs bei Dienstleister gehen Kunden sogar dazu über, gleich ihre Postanschrift auf das Outsourcing-Unternehmen umzuleiten. Neben der traditionellen Bereitstellung der erfassten und vorindizierten Dokumente auf optischen Medien oder auf Bändern, geht der Trend in Richtung online-Übermittlung. Die Dokumente können so schneller und frühzeitiger in die Verarbeitungsprozesse eingespielt werden. Vollständige ASP- oder DMCO Document Management Complete Outsourcing Lösungen, bei denen auch das gesamte Archiv vom Dienstleister betrieben wird und der Anwender nur über Leitung auf seinen Bestand zugreift, konnten sich immer noch nicht durchsetzen. Zwar stellen solche Lösungen wie auch elektronische Safes im Internet eine aus Investitions- und Betriebskostensicht günstige Lösung dar, jedoch scheitern die Anbieter häufig an der „Vertrauensfrage“ der langfristigen Verfügbarkeit. Große Outsourcing-Anbieter wie EDS, T-Systems oder CSC und Branchen-Rechenzentren wie z.B. die Datev schließen seit längerem verschiedenste Dokumenten-orientierte Services in ihre Lösungen ein, ohne dass dies explizit als Trend im Markt herausgestellt wurde.
Trendthemen der CeBIT 2002
Betrachtet man die Entwicklungen im DRT-Markt in Verhältnis zu den allgemeinen Trends der Informations- und Kommunikationstechnik so muss man feststellen, dass DRT-Themen gar nicht oder nur indirekt auf der CeBIT 2002 bestimmend waren. Indirekt beteiligt war die DRT bei mehr oder weniger hohlen Schlagworten wie „2nd Phase of E-Business“, „Business Intelligence“, „Enterprise Portals“ oder „Enterprise Application Integration“. Das zunehmende Zusammenfließen von Informations-technologie und Telefonie mit kombinierten „PDA-Telefon-Notebook-GIS-Spiele-usw.“-Geräten dominierte deutlich in den Medien. Auch das Thema Sicherheit wurde betont, ohne dass jedoch Document Related Technologies explizit eine Rolle spielten.
Werfen wir auf die CeBIT-Trends im DRT-Umfeld einen Blick aus zwei Winkeln – Besucherinterresse und Marketingaussagen:
Was suchten die Besucher auf den DRT-Anbieter-Ständen ?
- Sicherheit für Zugriffe und Verfügbarkeit von Daten und Dokumenten
- Lösungen um Kosten einzusparen und einen schnellen ROI bei geringem Risiko zu erreichen
- Lösungen für bruchfreie Prozesse, z.B. bei CRM oder SCM
- Einfache Erschließung von unstrukturierten Informationen
- Vorgefertigte, einfach und schnell installierbare Branchenlösungen
- Beratung in der derzeit unsicheren Markt- und Rechtssituation
- Integration unterschiedlicher Quellen unter einer Browser-basierten Oberfläche
- Vereinfachung des Betriebes heterogener Lösungen
- Überführung vorhandener Bestände in neue, komfortablere und sichere Systeme
 
Welche Schlagworte und Themen besetzten dagegen die DRT-Anbieter auf der CeBIT ?
- ECM Enterprise Content Management
- Automatisierte Posteingangserfassung
- Enterprise Portal
- Enterprise Application Integration
- Revisionssichere Archivierung entsprechend den Vorgaben des Gesetzgebers
- Farbscannen
- E-Mail-Archive für Exchange, Lotus und andere Umgebungen
- Knowledge Management
- Business Process Management
Die sichtbaren Divergenzen zwischen Anwenderanforderungen und Marketingaussagen der Anbieter machen eines deutlich – wenn die DRT-Branche überleben will, ist konzertierter Handlungsbedarf angesagt. Die wichtigen Themen von der Bewahrung des „Gedächtnisses des Informationszeitalters“ über die Rechtssicherheit elektronischer Dokumente bis zur Wirtschaftlichkeit elektronisch unterstützter Prozesse müssen den potentiellen Kunden besser deutlich gemacht werden. Die Menge und Komplexität elektronischer Information wächst ständig. Die DRT-Branche hat hier eine wichtige Schlüsselaufgabe: die Erfassung, Erschließung, Verwaltung, Bereitstellung und Sicherung von Information. Unternehmen, Verwaltungen und Organisationen sind zunehmend abhängig vom Faktor Information, sie sind bei Nichtverfügbarkeit oder Verfälschung in ihrer Arbeitsfähigkeit bedroht. Die ständige Verfügbarkeit von Information wird zum Überlebensfaktor unserer hochtechnisierten, vernetzten Gesellschaft. Für die Bedeutung der Dokumenten-Technologien muss daher auf Entscheiderebene das entsprechende Bewusstsein geschaffen werden. Hierzu sind reine Messeveranstaltungen wie die CeBIT nicht der richtige Weg (die begleitenden Veranstaltungen einmal außer acht gelassen). Kongresse, Seminare, Schulungen, universitäre Ausbildung, Publikationen - alle Medien haben hierzu beizutragen. Die derzeitige Krisenstimmung ist nur durch vertrauensbildende Maßnahmen zu überwinden und es wird Zeit, dass die DRT-Anbieter sich entsprechend neu positionieren. (Kff)
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