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DMS-Expo Review
Hamburg/Essen - Drei Tage Stress sind vorbei, die diesjährige DMS EXPO ( http://www.dmsexpo.de ) hat ihre Pforten geschlossen. Aussteller und Veranstalter blicken mit einem „weinenden“ und einem „lachenden Auge“ auf die Veranstaltung zurück. Die Erwartungen wurden nicht vollständig erfüllt, die Befürchtungen im Vorfeld der Messe haben sich jedoch vielfach als unbegründet erwiesen.
Besucher, Aussteller und imposante Stände
Die Besucherzahlen lagen um ca. 1000 Besucher unter denen der DMS EXPO 2000. Rund 18.200 Besucher kamen vom 25.9. bis 28.9.2001 in die Messehallen in Essen. Der leichte Schwund lässt sich verkraften, denn nach Auskunft vieler Aussteller war die Qualität des Publikums gut und die Entscheidungsfreudigkeit hoch. So berichtet z.B. Ceyoniq, dass sie mehrere größere Abschlüsse während der DMS EXPO tätigen konnte. Negativ auf die Besucherzahlen dürfte sich auch die sich derzeitig anbahnende Rezession und die zurückgehende Bereitschaft, in IT zu investieren, ausgewirkt haben. Auch die Folgen des Desasters vom 11.9.2001 in den USA waren spürbar, nicht zuletzt durch die Einschränkung des Flugverkehrs und das verminderte Flugreiseaufkommen. Besonders der Besuch aus dem südlichen Deutschland und dem Ausland  hat hierunter gelitten. Dies hat auch Auswirkungen auf den Anspruch der DMS EXPO, die sich als mittel-europäische Leitmesse positionieren wollte.
Die Zahl der Aussteller ging im Vergleich zum Vorjahr zurück. Rund 390 Aussteller und Unteraussteller bevölkerten die zwei Hallen. Nicht nur Mergers&Acqusitions spielte hier eine Rolle, sondern leider auch das „Wegbrechen“ einiger Anbieter. Dennoch war mit ca. 390 Ausstellern die DMS EXPO sogar im internationalen Vergleich noch gut bestückt. Die Anbieterschaft kam jedoch schwerpunktmäßig aus dem „D“-Bereich des Wahlspruches „Documents – Messaging – Security“. Es ist dem Veranstalter bisher nicht gelungen, auch Anbietern aus dem „M“- und „S“-Bereich die DMS EXPO als Plattform zu vermitteln. Auch der neue „C“-Bereich, „Content-Management“, war nur in Ansätzen vertreten. Hier dominierten Anbieter, die sich aus dem „D“- in den „C“-Bereich bewegen, reine CMS- und WebCMS-Anbieter waren kaum vertreten. Andere Veranstaltungen mit einem weiter gefassten Themenanspruch wie z.B. in den USA „Enterprise Content Management“ haben hier eher die Chance, sich neue Ausstellerpotentiale zu erschließen. Deutlich gewachsen ist jedoch die Ausstellungs-fläche. Zahlreiche Anbieter hatten in einem regelrechten „Beauty Contest“ die Stände ausufern lassen. Zusammen mit dem größeren Platzangebot und den verringertem Besucherzustrom entstand dann auch leider häufiger das Bild einer größeren Leere als im Vorjahr. Besonders der Vormittag des ersten Tages und der Freitag Nachmittag litten hierunter. In wieweit die häufig und harsch geäußerte Kritik vieler Aussteller berechtigt ist, sollte solange abgewartet werden, bis sich der Wert der gewonnenen „Leads“ und angebahnten Geschäfte herausgestellt hat. Der Veranstalter war jedoch gut beraten, nicht noch eine dritte Halle aufzumachen. Dies war, wie die Nummerierung der Stände zeigte, ursprünglich vorgesehen, und führte bei manchem Besucher fast zur Ver-zweiflung. Die Nummerierung und das Leitsystem sind fürs nächste Jahr sicherlich verbesserungs-würdig. Dass weniger Besucher kamen, haben sich die Aussteller zum Teil auch selbst zuzuschreiben. Bei einigen der Unternehmen, die im vergangenen Jahr noch zehntausende Broschüren selbst verschickt hatten, war in diesem Jahr wenig passiert. Wenn sich dann Aussteller „A“ darauf verlässt, dass er von den eingeladenen Besuchern der Aussteller „B“, „C“ usw. ohne eigene Aktivitäten partizipieren kann, und „B“, „C“ usw. agieren genauso ... nun, das Ergebnis kann sich jeder denken.
Wohltuend ist zumindest die Ehrlichkeit von Gerhard Klaes, Gruppe21, der offen zugibt, dass seine Erwartungen nicht vollständig erfüllt wurden. Er hat für seinen Teil zumindest alles getan, um auch die diesjährige Veranstaltung zu einem Erfolg zu machen. Das die Ausstellerzahlen bei einer Konsolidierung des Marktes und Besucherzahlen angesichts der derzeitigen Inter-essens-schwerpunkte im IT-Umfeld nicht beliebig gesteigert werden können, ist inzwischen jedem Beteiligten klar. Die DMS EXPO wird auch im nächsten Jahr stattfinden. Die Flächen und Standgrößen werden wieder zurückgehen. Die Beteiligung von Partnern, die spezielle Lösungen und Anwendungen zeigen, wird noch weiter steigen. Auch die Verlegung der Messetage auf Dienstag-Mittwoch-Donnerstag wird sich positiv auswirken, denn am Freitag Nachmittag ist schon jeder halb im Wochenende. Neue Konzepte und neue Themen müssen jedoch die Attraktivität der DMS EXPO nachhaltig steigern. Der Bedarf für eine spezialisierte Fachmesse zu DRT Document Related Technologies ist aber unverändert vorhanden.
Seminare, Vorträge und Panel Discussions
Da in diesem Jahr keine Veranstaltungsforen direkt in der Ausstellung angeboten wurden, verlagerten sich die Besucherströme zeitweilig auch in die separaten Kongressräume. Während in einigen Hersteller- und Produktvorträgen gähnende Leere herrschte, hatten die Keynotes, die neutralen Vorträge zu aktuellen Themen und die Podiums-diskussionen regen Zulauf. Bei einigen Veranstal-tungen mussten selbst in den größten Saal noch Stühle gestellt werden und stehende Zuhörer lehnten an den Wänden – z.T. jedoch nur bis zum Umsturz von abtrennenden Stellwänden.
Zwei Themen beherrschten die am stärksten besuchten Veranstaltungen: die Veränderungen der Anforderungen an die elektronische Archi-vierung durch neue Gesetze und Verordnungen, und das Thema Knowledge Management. Während ersteres Thema nahezu jede Infor-mationswand der Archivsystemanbieter in der Ausstellung schmückte, war das Thema Knowledge Management auf der DMS EXPO eher nur verhalten beworben.
Der VOI Verband Organisation und Information bot Interessierten Einführungsseminare in das Thema HGB AO und GDPdU an. Zum gleichen Themenkomplex wurden aber auch in der Ausstellung selbst zahlreiche Vorträge bei GFT Solutions, SER Systems und anderen angeboten. Die Diskussion kulminierte jedoch in dem provokanten Keynote-Vortrag von Dr. Ulrich Kampffmeyer mit der anschließenden Podiums-diskussion. Der nach-bohrenden Befragung durch Dr. Kampffmeyer stellten sich Herr Welling, Rechtsanwalt beim BDI, Herr Driesen, Geschäftsführer bei GID, Herr Zöller von der gleichnamigen Unternehmensberatung, Herr Rasloff für die KPMG, Herr Kottenbrink für den VOI und Herr Sikora für den HYPARCHIV-Anwenderverband. Bereits die ersten Statements des BDI-Rechtsanwalts sorgten für einige Überraschung bei den Zuhörern. Der BDI hatte maßgeblich an der Diskussion der Grundsätze des Datenzugriffs und der Prüfbarkeit digitaler Unterlagen mitgewirkt. Die GDPdU ist vorrangig eine interne Verwaltungsrichtlinie zur Verein-fachung der Prüfungen. Ihre Auslegung ist nicht bei allen OFDs gleich. Es ist mit weiteren Änderungen zu rechnen und auch die Zulassung analoger Medien nach einigen Jahren elektro-nischer Bereitstellung wird in Erwägung gezogen. Dies nutzte Driesen für die Promotion des Mikro-films als Langzeit-Archivmedium. Kottenbrink musste für den VOI quasi stellvertretend den Kopf dafür hinhalten, dass einige Hersteller mit ihren Aussagen zur GDPdU etwas über das Ziel hinausgeschossen sind. Kampffmeyer äußerte in diesem Zusammenhang, dass die entscheidenden gesetzlichen Veränderungen bereits im Jahr 2000 erfolgt sind, die Anbieter zu spät reagierten und so dem Anwender zu wenig Zeit für eine sinnvolle Planung der elektronischen Archivierung liessen: „Elektronische Archive müssen langfristig ausgelegt werden und sich als Wissensbasis in die IT-Infrastruktur einfügen. Sie müssen die gesetz-lichen Auflagen erfüllen, aber die Vorgaben dürfen nicht alleiniger Zweck einer elektronischen Archivierung sein – dies ist unwirtschaftlich“. Zöller machte an einem Beispiel klar, dass der „Schuster um die Ecke“ natürlich kein teures Archivsystem benötige. Eine ordnungsgemäße elektronische Buchhaltung und die Aufbewahrung der mit Word erstellten Rechnungen in Papierform ist weiterhin ausreichend. Rasloff machte deutlich, dass aus Sicht der Wirtschaftsprüfer die elektro-nische Prüfung eine erhebliche Erleichterung für den Prüfer und den Geprüften darstellt. Sikora stellte die Ergebnisse einer Befragung unter den Anwendern von Archivsystemen vor. Auch selbst bei denjenigen, die bereits digital archivieren, ist nicht sichergestellt, dass die Systeme den Anforderungen entsprechen. Die Verunsicherung und der Informationsbedarf ist sehr groß. Rasloff und Zöller betonten, dass in Hinblick auf die elektronische Signatur, Protokollierung und die Bereitstellung von Archivsystemen als universeller Informationsspeicher noch einiges bei vielen Herstellern getan werden müsse.
Das Thema Knowledge Management wurde in drei Veranstaltungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten diskutiert. Die Podiumsdiskussion unter Leitung von Dr. Storp beschäftigte sich mit unterschiedlichen Facetten des Thema`s und kam zu dem Ergebnis, dass es DIE EINE Knowledge-Management-Lösung nicht gäbe. Die Podiums-diskussion der KPMG unter Leitung von Jens Rasloff, an der auch Dr. Kampffmeyer teilnahm, beschäftigte sich zunächst mit den Möglichkeiten technischer Systeme. Bedingt durch die Teilnahme von Anbietern wie Insiders und Autonomy war ein Schwerpunkt die Möglichkeiten und die Grenzen der Automatisierung des Wissenserwerbs und der Wissensverteilung. Die Diskussion wechselte jedoch sehr schnell zu den grund-sätzlichen Anforderungen an Knowledge Manage-ment. Die menschliche und die organisatorische Komponente wurden deutlich herausgestellt. Auch die Hersteller stimmten mit den Beratern im Panel überein, dass Knowledge-Management-Systeme eigentlich nur Assistenz-Systeme sind. Dr. Kampffmeyer stellte als These heraus, dass „90% der Aufgaben in einem Knowledge-Management-Projekt im Bereich der Akzeptanzschaffung, Organisation und Kommunikation“ liegen.
Höhepunkt der Veranstaltungen zum Thema Knowledge Management war jedoch die Keynote des bekannten Wissenschaftsjournalisten und Fernsehmoderators Ranga Yogeshwar. In seinem Einführungsvortrag stellte er das Thema in einen globaleren Zusammenhang, der jede Facette unserer Gesellschaft berührt. In der anschlies-senden Diskussionsrunde, an der Ulrich Pfeiffer, AUDI AG, Hans-Christian Eppich, USU AG, Peter Schmerler, SER Systems AG, und Dr. Ulrich Kampffmeyer, AIIM Europe, teilnahmen, wurden die unterschiedlichsten Auswirkungen diskutiert, wobei die technologischen Aspekte deutlich ins Hintertreffen gerieten. Pfeiffer berichtete über die Rückkehr von AUDI zu persönlichen Infor-mations-treffen zum Wissensaustausch. Auch Eppich und Schmerler räumten ein, dass Wissensmanagement wesentlich mehr als nur technologische Lösungen ist. Eine besondere Bedeutung hat die Wissenskultur in Unternehmen. Ohne sie sind rein technologische Ansätze zum Scheitern verurteilt. Yogeshwar lenkte geschickt die Diskussion auf die Thematik der „Information Divide“. Ganze Nationen sind vom elektronischen Wissen abgeschnitten. Kampffmeyer wies darauf-hin, dass Wissen ein Gut ist, dass geschützt werden muss und zukünftig auch nicht mehr kostenfrei zu haben sein wird. Schmerler er-läuterte, dass wir heute unter einer Wissens-überflutung leiden und das Wesentliche nicht mehr erkennen. Nimmt man die Fähigkeit des menschlichen Gehirn als Maßstab für die Aufnahme von Informationen, so passen diese heute leicht auf eine Notebook-Festplatte. Ohne Technikunterstützung ist das Wissen nicht mehr organisierbar. Die Runde machte nicht den vergeblichen Versuchen Knowledge Management zu definieren, überhaupt wurde der techno-logische geprägte Begriff nicht mehr als sinnvoll erachtet und wird als Schlagwort seitens der Branche immer weniger verwendet. Jedoch ist festzuhalten, das Wissen, dessen Erwerb, Nutzung und Weitergabe, die Grundlagen überhaupt der menschlichen Gesellschaft sind. In dem Maße wie Wissen zugänglich gemacht, verteilt oder gar manipuliert wird, verändert sich unsere Gesell-schaft. Ohne die Bereitschaft, Wissen technischen Systemen anzuvertrauen, lässt sich der derzeitige Stand der Informationstechnologie nicht weiter-entwickeln. Schmerler ist jedoch der Überzeugung, dass Funktionalität, wie sie sich heute in einzelnen Produkten findet, in wenigen Jahren zu allgemein verfügbaren und genutzten Infrastrukur ent-wickelt. Unternehmen müssen sich daher heute bereits auf die Schaffung von Akzeptanz und eine neue Wissenskultur, die wesentlich auf der Er-schließung digitaler Informationen beruhen wird, einrichten.
Ein kleiner Rundgang
Ein Rundgang durch die Messehallen zeigte sehr unterschiedliche Aspekte der Branche. Die Stimmung auf den Ständen war zum Teil verhalten. Die Rede war von Kündigungen und mancher Stand diente eher als Bewerberforum denn als Information für potentielle Kunden. Auch die Betroffenheit über die Katastrophe in den USA und Auswirkungen auf die Branche und Wirtschaft dominierten die Gespräche unter Kollegen. Viele der als neu angekündigten Produkte entpuppten sich erwartungsgemäß als „potemkinsche Dörfer“, Messe-Vorführ-Proto-typen, die allenfalls in ein paar Monaten serienreif sind. Andere werteten Produkte durch ein paar neue Funktionen und eine neue Versionsnummer auf und versuchten diese als neues Produkt anzupreisen. Einige Stände blieben ganz leer und der Ausrichter der Ausstellung hatte Mühe, sie durch Sitzecken, Bühnen und Gesträuch nicht als Leerraum auffallen zu lassen.
IBM konnte in einer Reihe von Beispielen und durch Partner-anwendungen zeigen, dass die Zusammenführung ihrer verschiedenen Produkte in einer Unter-nehmensplattform dem Anspruch eines ECM Enterprise Content Management inzwischen gerecht wird. eiStream zeigte dagegen noch separate Anwendungen der unter-schiedlichen ein-geschlossenen Firmen, die erst noch einer Inte-gration harren. Dem Anspruch von umfassenden Lösungen für Dokumenten-Management, Archivierung, Workflow, Web-Content-Manage-ment und Portal nähern sich immer mehr Anbieter. Tower Technologies und FileNet sind hier den anderen wie Ceyoniq, Easy, Saperion, Universe4 noch deutlich voraus. Ceyoniq konnte jedoch einiges an Boden gut machen und zeigte neben den bereits vor Monaten ver-sprochenen Business-Line-Lösungen auch den neuen „Archiv“-Server, der einiges mehr in Hinblick auf die Transaktions-sicherheit als bisher bietet. Universe4 hatte Probleme, die „4“ zu erklären, da nur drei Anbieter auftraten und das Feld „Workflow“ derzeit offen-bar nicht mehr besetzt ist. GFT Solutions selbst konnte sich mit ihren selbstragenden Archiven profilieren. USU erhielt für ihre integrierte Knowledge-Management-Lösung, Knowledge-Miner, reges Interesse. Jetform präsentierte sich nun wirklich als Accelio und konnte auch einiges an neuen Produkten zu bieten, die einen Wechsel in der Positionierung des Unternehmens deutlich machen. Tower Technologies positioniert sich als „Rolls Royce“ unter den Anbietern, was sich auch am Preis erkennen läßt, konnte aber noch nicht viele Referenzen in Deutschland vorweisen. BS Biometric Systems hat mit ihren Unterschrifts-Pads einen Fehlstart hingelegt und war nicht mehr auf der Messe vertreten. Optimal aus Berlin bemüht sich redlich aus ihren bisher individuellen Projekt-lösungen ein vermarktungsfähiges Standard-produkt zu machen. Hier ist Saperion bereits weiter und ergänzt ihr Produktportfolio laufend um neue Adaptoren und Komponenten. IXOS bewies, dass das Unternehmen nicht nur an der Börse wieder gut im Kurs liegt, sondern auch mit einem wettbewerbsfähigen, modern designten Produkt aufwarten kann. Bei SER Systems war deutlich zu spüren, dass die Ausrichtung des Unternehmens in Richtung USA lauft. Herkömm-liche Themen wie Archivierung und Workflow traten deutlich hinter das Thema SERBrainware und automatische Klassifikation zurück. COI setzt stark auf die Empfehlungen für Domea in der öffentlichen Verwaltung und ihr Produkt Favorit. Documentum schwankt etwas zwischen dem herkömmlichen Dokumenten-Management und der neuen Ausrichtung als Portal-Company. XEROX profiliert sich inzwischen nicht nur mit eigenen Produkten sondern ebenso wie KPMG als Documentum-Integrator. Das Thema Archivierung wird bei Documentum durch zahlreiche Partner-schaften abgedeckt. Bei Future Software war eine interessante Lösung zu sehen, um SAP-Systeme über einen Web-Clienten mit den Daten aus gescannten Belegen zu ver-sorgen. Gauss positio-nierte sich als Universal-anbieter mit ECM-An-spruch, auch wenn die Integration der Kompo-nenten und einge-schlossenen OEM-Produkte noch etwas brüchig wirkt. Eine klarere Strategie in Richtung XML verfolgt hier Schema. BancTec möchte mit seinen objektorientierten Lösungs-komponenten sich gern aus der Finanzdienst-leistungswelt in andere Märkte entwickeln.
Bei den Anbietern von Erfassungs-, OCR- und Klassifikationssystemen herrscht derzeit harter Wettbewerb zwischen Autonomy, Docutec, Captiva, Cardiff, Kleindienst, IBM, TIS, Insiders, ITESoft, ReadSoft, SER und einigen anderen, der sich inzwischen auch in harschen E-Mail-Kommunika-tionen niedergeschlagen hat. Welches dieser Unternehmen sich – neben Autonomy, IBM und SER – nachhaltig im Markt platzieren wird, kann noch nicht abgesehen werden. Platz für alle ist jedenfalls nicht. Erfassungssysteme wandeln sich zu-nehmend zu vorgelagerten Subsystemen der eigentlichen Anwendung. Ähnliches gilt auch für die vielen Archiv-Server-Produkte, ob nun von EASY, DocuWare, AsOne, FileNET, Ceyoniq, Saperion ... und ca. 40 anderen. Der Markt ist überbesetzt und allein auf den Gesetzgeber zu zeigen, langt nicht. Gerade bei der Langzeit-archivierung erwarten die Kunden auch lang-fristige Verfügbarkeit, Sicherheit und Kompa-tibilität – zumindest in der Produktlinie des je-weiligen Anwenders. Ein anderer Archiv-systemanbieter mit innovativem Produkt hat es so gerade eben noch auf die DMS EXPO geschafft. WinDream von AIS wurde auf einem improvisierten Stand gezeigt. Das Unternehmen hat inzwischen Insolvenz angemeldet. Es wird in diesem Jahr nicht das letzte bleiben.
Viele Anbieter stehen vor dem Aus. Angesichts der Rezession wird nicht vor April/Mai nächsten Jahres mit einer Erholung für die Branche zu rechnen sein. Wer nicht genug Geld auf der „hohen Kante“ hat, wird die nächsten Monate nicht überleben. Dies bremst jedoch nicht zahlreiche junge neue Unternehmen beim Eintritt in den hart umkämpften Doku-menten-, Knowledge- und Content-Management-Markt. Wenig bekannte Namen wie Abbyy, Authentidate, Meridio, Trados, Tridion, Ultimus und andere brillierten mit neuen Ideen und neuen Produkten. Auch einige Schwergewichte der Branche aus alten Tagen wie Kodak und Canon haben sich zurückgemeldet oder wie z.B. Ocè das Angebotsprofil gewechselt. Ein gutes Zeichen für die DMS EXPO ist, dass sie doch den einen oder anderen schwergewichtigen „Player“ aus der Content-Management-Arena für die Ausstellung gewinnen konnte, z.B. Vignette.
In den kom-menden Jahren wird sich der Schwerpunkt deut-lich zu Unternehmen wie Microsoft, IBM/Lotus, Oracle, SAP, Interwoven, Vignette und anderen Teilnehmern im großen Content-Management-Markt verschieben. Die traditionellen Anbieter aus der DMS-Ära werden zu „Nischenanbietern“, Subsystem- oder Kompo-nenten-Lieferanten oder System-integratoren. Von der Teilnahme der markt-bestim-menden Anbieter im weitergefassten Enterprise-Content-Manage-ment-Umfeld wird auch der zukünftige Erfolg der DMS EXPO abhängen. Nicht nur beim Veranstalter ist Umdenken angeraten, sondern auch bei der Mehrheit der Anbieter, die in diesem Jahr noch für ein wahres Füllhorn von Lösungsangeboten gesorgt haben. Das Ende der Vielfalt ist absehbar. 
 (SKK/RC/FvB/MF/Kff)
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