20011002 \  Editorial \  Twin Towers
Twin Towers
Jeder von uns wird die schrecklichen Szenen, wie sich die Flugzeuge in das WTC stürzten, die Ruinen in New York und Washington und das Leid und die Verzweiflung von Opfern und Angehörigen nie vergessen. Die Bilder haben sich in unseren Köpfen eingebrannt. Die Welt hat sich ver-ändert – zum Schlechteren. Die Ereignisse des 11. September 2001 markieren den wirklichen Beginn des Dritten Jahrtausends.
Bei PROJECT CONSULT haben wir die schreck-liche Ent-wicklung mitverfolgt und der betroffenen Menschen gedacht. Wir sind glücklich darüber, dass aus unserem Unternehmen und aus unserem der-zeitigen Kundenkreis es keine direkt Betrof-fenen gegeben hat. Wir sind uns darüber klar, dass es jeden hätte treffen können und dass die ver-meintliche Sicherheit nirgendwo mehr vorhan-den ist.
Wir möchten denjenigen unter unseren Lesern, die persönlich, im Verwandten-, Bekannten- oder Kollegenkreis durch die Katastrophe betroffen sind, unser Mit-gefühl und unsere Anteilnahme aussprechen.
Neben der menschlichen, politischen und kul-turellen Katastrophe zeigt der Terroranschlag wie verwundbar wir sind. Die bereits seit Monaten sich anbahnende Rezession hat durch das Ereignis auch bei uns eine Beschleunigung der Talfahrt erfahren. Viele Unter-nehmen haben die Katastrophe be-nutzt, um längst geplante Maßnahmen zu legiti-mieren. Hier wäre etwas mehr Ehrlichkeit ange-bracht gewesen.
Das Ausmaß der politischen und wirtschaftlichen Folgen des Ereignisses ist noch nicht abzusehen. Auch die IT-Branche leidet unter den Nach-wir-kungen des Terroraktes. Projektstau, vermin-derte Einnahmen, Entlassungen. Die Devise des ameri-kanischen Präsidenten, „das Leben geht weiter“, und „man solle nicht den Terroristen in die Hände spielen, in dem man in Agonie verhaftet bleibe“ gilt auch für uns in Deutschland, als nur indirekt betroffene Nation.
Die Angriffe auf das Pentagon und das World Trade Center waren Attacken gegen Symbole der Macht und Wirtschaft. Sie sollten uns auch zum Nachdenken bewegen, wie wir mit Andersden-kenden, mit fremderscheinenden Kulturen und mit be-nach--teiligten Menschen in Zukunft umgehen sollten. Wir stehen nicht außen vor, wir sind Bestandteil des Problems.
Neben der Aufteilung der Welt in wirtschaftlich reiche und arme Staaten entwickelt sich in-zwi-schen eine neue Trennung, die „Information Divide“. Wohlstand und Entwicklungschancen werden sich zukünftig auch über die Verfügbarkeit von Informationen definieren. Ohne Zugang zu elektronisch gespeichertem Wissen, ohne Beteili-gung an der weltweiten Kommunikation, ohne Ausbildung in neuen Medien, verringern sich die Chancen der bereits benachteiligten Staaten und Menschen, immer mehr. Fanatismus, Ignoranz und Hass sind immer auch Zeichen mangelnder Information, Kommunikation und Weltoffenheit.
Der Bewahrung, Erschließung, Verteilung und Nutzung von Information kommt daher auch eine große Bedeutung zu. Die Verfügbarkeit von Wissen löst noch nicht die Probleme dieser Welt, Wissen muss auch in konkreten Aktionen um-gesetzt werden. Die Wolken von Staub und Papier, die vom Einsturz der Twin Towers aufgewirbelt wurden, sollten uns auch an die Flüchtigkeit von Wissen erinnern. Wissen wird aber nur selten durch Katastrophen wie durch solche Terrorakte vernichtet. Es wird durch Nachlässigkeit und Ignoranz zer-stört. Wissen in den Köpfen und Wissen in Systemen, das wir benötigen, um die Zukunft der Welt zu gestalten. Auch in dieser Hinsicht sollte uns das Ereignis vom 11. September 2001 nachdenklich stimmen.
Ich glaube, dass auch hier unsere IT-Branche eine besondere Verantwortung hat. Viele IT-Groß-unter-nehmen haben für die Opfer gespendet. Vielleicht wäre es aber auch an der Zeit, durch den Zugang zu modernen Informationstechnologien, durch Bildung und durch Einbeziehung in Informations-kreis-läufe das Übel an der Wurzel zu packen. Fanatismus, wie er sich bei den Attentätern gezeigt hat, kann nur durch die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage und durch Wissen über die Welt bekämpft werden.
Wir werden gerade sehenden Auges Zeuge, wie ein ganzer Kontinent in Krankheit, Hunger und Despotismus versinkt. Afrika ist zudem voll-ständig von der Welt der Information abge-schnitten. Eine Kleinstadt in Deutschland hat mehr Anschlüsse ins elektronische globale Dorf als ganz Afrika. Der Terrorakt sollte uns bewusst machen, dass die Probleme dieser Länder auch unsere Probleme sind, dass Fehlentwicklungen auch auf uns zurück-fallen werden.
Die Lücke im ehemals vertrauten Gesicht Manhat-tans sollte uns hierfür eine Mahnung sein.
Dr. Ulrich Kampffmeyer
Geschäftsführer
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