Washington. – Das Consultative Committee for Space Data Systems (CCSDS) (www.ccsds.org) hat die eigenen Standardisierungsbestrebungen OAIS (Open Archival Information System) der ISO (International Standardization Organization) vorgelegt. Die CCSDS wurde 1982 von den Raumfahrtagenturen gegründet und besteht zur Zeit aus zehn Mitgliederagenturen, 23 beobachtenden Agenturen und über 100 Industrieunternehmen. Ziel des Ausschusses ist die Bereitstellung eines weltweit zugänglichen, virtuellen Datensystems für die Raumfahrt. Dadurch sollen Synergieeffekte zwischen den einzelnen Teilnehmern genutzt werden können. In den letzten Jahren wurden bereits verschiedene Spezifikationen bei der ISO eingereicht. (FvB) | |
| PROJECT CONSULT Kommentar:
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Mit dem OAIS Referenzmodell wird eine komplette produktneutrale Architektur beschrieben, in dem drei grundsätzliche Modelle unterschieden werden:
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| · | Information Package Transformations |
Neben diesen drei detaillierten Modellen werden langfristiger Zugriff und Aufbewahrung archivierter Informationen sowie die benötigten Schnittstellen zwischen verteilten Archiven beschrieben.
Interessanterweise geht die CCSDS in seinem Referenzmodell von sogenannten Packaging Informations aus. Diese Informationspakete beinhalten neben den Dokumenteninhalten die Preservation Description Informations und bilden somit zusammen einheitliche Informationsobjekte. Dieses ist derselbe Ansatz, wie er schon vor vier Jahren im Archivkonzept der S-Finanzgruppe unter der Begleitung von PROJECT CONSULT definiert worden ist. Auch im OAIS-Modell wird zusätzlich zur Inhaltskomponente ein Header erzeugt, der die beschreibenden Informationen enthält: Art des Dateityps, Informationserzeuger, Zugriffsberechtigter sowie Informationen aus Datenbanken wie beispielsweise Indexdaten. Header und Inhaltskomponenten bilden zusammen ein Informationsobjekt, das durch einen Unique Identifier weltweit eindeutig ist. Mit dieser Methode kann das entsprechende Informationsobjekt auch in Offline-Situationen identifiziert und eine Datenbank nach einem Crash wieder aufgebaut werden. Um auch die langfristige Verfügbarkeit der gespeicherten Informationen zu gewährleisten, wird im OAIS-Konzept erfreulicherweise auch über mögliche Migrationsstrategien nachgedacht, weil man heute noch keine Aussage darüber machen kann, wie in z. B. 30 Jahren diese Informationen abgespeichert oder verwaltet werden. Weiterhin wird auch das Problem der verteilten Archive analog dem Konzept der Sparkassenorganisation betrachtet. Der Zugriff auf die unterschiedlichsten Informationen in den verschiedenen Archiven soll über einen Common Catalog bewerkstelligt werden, der den Zugriff entsprechend dem Lokalisierer-Konzept über eine Metadatenbank gewährleistet.
Insgesamt wird mit diesem Referenzmodell ein Konzept beschrieben, wie es schon in vielfältigen Projekten von PROJECT CONSULT umgesetzt wurde, insbesondere dann, wenn mehrere Systeme unterschiedlicher Hersteller gemeinsam betrieben werden müssen. Leider werden bis heute nicht viele Hersteller von Dokumenten-Management-Systemen diesen Anforderungen gerecht. Es bleibt für die Zukunft zu hoffen, daß sich dieses ändert, wenn ein solches Konzept demnächst als internationaler Standard anerkannt ist. Die revisionssichere Archivierung von Dokumenten und Daten verlangt weiterhin, daß diese Informationen auch in zehn, dreißig oder mehr Jahren noch so präsentiert werden können, wie sie ursprünglich einmal in ein System gelangt sind. (FvB)