Aus einem Diskussionsforum im Internet:
„…Kennt ihr ECMs auf OS-Basis die auch wirklich lizenzkostenfrei sind? Gibt ja einige die sich Open Source nennen nur weil sie auf LAMP/ einem OS Framework laufen. Ist eben diese Misere mit den unklaren Begriffsabgrenzungen. Würdet ihr Typo3 als ECM zählen? Hab da selbst noch keinen Einblick, inwieweit es Module/Komponenten, wie z.B. richtige Workflows, schon gibt….“
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| PROJECT CONSULT Kommentar:
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Ein typisches Thema in zahlreichen Foren, die Web Content Management beschäftigen. Wer öffentliche Diskussionen in Foren zum Thema WCM verfolgt, wird immer wieder auf Beiträge stoßen, in denen die Frage gestellt wird: Open Source oder lieber doch kommerzielle Systeme?
Die Frage selbst ist sicherlich berechtigt und die Argumente hinsichtlich Kosten, Sicherheit, Benutzerfreundlichkeit, Investitionssicherheit usw. sind schon oft ausgetauscht worden. Für beide Seiten gibt es gute Gründe, die vom jeweiligen Anwendungsfall abhängen. Keine guten Gründe gibt es allerdings dafür, dass Systeme wie Typo3, Plone, Mambo, Joomla und andere, die als Open Source verfügbar sind, in diesen Diskussionen mit ECM in Verbindung gebracht werden. Diese Bezeichnung verdienen sie ebenso wenig wie ihre kommerziellen Pendants, es sei denn, diese sind Bestandteil einer Produktsuite, die sich tatsächlich zu einem ECM zusammensetzen lässt.
Um zu verdeutlichen, wie abwegig diese Verbindung zum ECM ist, rufen wir uns kurz ins Gedächtnis zurück, wie ECM definiert wird. Enterprise Content Management, wie es die AIIM definiert, umfasst die Bereiche Erfassung, Verwaltung, Speicherung, Bewahrung und Bereitstellung von Inhalten und Dokumenten. Genau dieser letzte Bereich der Bereitstellung von Information, von Content, ist es, der Systeme wie Typo3 überhaupt in die Verbindung mit ECM bringt. Im AIIM Modell ist Web Content Management nur eine der zahlreichen integrierten Komponenten und Dienste. Tatsächlich ist ein System wie Typo3 dazu gedacht, für die strukturierte und durch Sicherheitsmerkmale geschützte Bereitstellung von Inhalten zu sorgen. Dennoch stellte Typo3 kaum ein vollständiges ECM dar, allenfalls einen Bestandteil. Im Weg steht hier jedoch die Tatsache, dass Typo3 selbst eine in sich geschlossene Infrastruktur ist und nicht als Bestandteil einer ECM Infrastruktur konzipiert wurde. Sicherlich ist es möglich, über diverse Erweiterungen – und die Erweiterungsfähigkeit des Systems stellt einen der großen Vorteile von Typo3 dar – eine Anbindung an eine ECM Infrastruktur zu schaffen, aber zunächst einmal existiert diese Anbindung nicht. Für eine Anbindung des Systems an das ECM sind im Minimum zwei Schnittstellen notwendig. Die erste Schnittstelle besteht in der Verbindung zum Dokumentmanagement System und dem gegebenenfalls damit verbundenen Workflow System, die für die Anlieferung der Inhalte sorgen, die über Systeme wie Typo3 veröffentlicht werden sollen. Die zweite Schnittstelle besteht in der Verbindung zum Records Management oder Archiv System, das für die Aufbewahrung der Inhalte sorgen muss, auch über den Zeitraum der Veröffentlichung hinaus. Gerade hier besteht auf die Herausforderung, da die Inhalte wegen ihrer Komplexität und Abhängigkeit vom veröffentlichenden System nicht einfach als Einheit identifiziert und in der Form abgelegt werden können. Gerade das ist aber im Hinblick auf die Anforderung, im Internet veröffentlichte Dokumente und dynamische Seiten über lange Zeit auch über den Zeitraum der Veröffentlichung hinaus aus Nachweisgründen aufbewahren zu müssen.
Typo3 wie auch die anderen Open Source Web Content Management Systeme sind momentan noch auf ihre Kernfunktionen fokussiert. Bei „Closed Source“ Produkten sieht es nur dann besser aus, wenn der Hersteller nicht auf das Web Content Management konzentriert ist, sondern dieses Produkt nur als einen Bestandteil einer größeren Suite sieht. Beispiele dafür sind Systeme von Vignette oder Hummingbird, letztere durch den Zukauf von RedDot.
Zum Schluss eine klare Ansage: Typo3 ist kein ECM System. (CJ)