20021218 \  Märkte & Trends \  Digital Rights Management Systeme
Digital Rights Management Systeme
EMMS Software Suite © IBM
Allgemein können Digital-Rights-Management (im folgenden abgekürzt als DRM) –Systeme auch als eine Art Vertriebssystem für digitale Inhalte bezeichnet werden, wobei es hier einen gewissen Interpretationsspielraum gibt. Gleichzeitig besteht die Aufgabe solcher Systeme auch darin, die Nutzung illegaler Daten, wie beispielsweise Raubkopien rechtlich geschützter Musik oder Bücher, zu verhindern. Ausgereifte DRM-Systeme bieten neben dem Kopierschutz auch die Verbreitung und Abrechnung der genutzten Inhalte. Diese Systeme werden zukünftig mehr an Bedeutung gewinnen, da durch die Nutzung des Internets langfristig geistige Inhalte immer häufiger digital abgerufen werden, beispielsweise auf den privaten Rechner. Z.Zt. geschieht das häufig noch auf illegale Art und Weise, deshalb ist die Industrie bestrebt, dies durch ein DRM-System zu kontrollieren und damit ein System zur Berechnung der Nutzungskosten für die heruntergeladene Datei(en) einzuführen. Damit sich das lohnt, muss natürlich dafür gesorgt werden, das sich der (potentielle) Kunde die gewünschten Dateien nicht auf anderem, illegalem, Wege beschaffen kann. Also müssen diese Dateien entweder gegen unberechtigtes Kopieren geschützt werden, bzw. muss die Verbreitung von Kopien unterbunden werden. Ein solches System ist natürlich nicht einfach zu realisieren, neben Verträgen oder der finanziellen Absicherung der Künstler müssen zahlreiche Gesetze beachtet werden, Stichworte in der Diskussion sind hierbei z.B. GEMA, Mediendienstestaatsvertrag, Datenschutz und andere europäische Richtlinien. Während in der Vergangenheit die Industrie meistens mit einem kontinuierlich höheren Qualitätsstandard als die der Raubkopierer aufwarten konnte, werden die Unterschiede heutzutage immer kleiner, was ja auch gerade die Attraktivität des illegalen Kopierens ausmacht. Eines der Probleme bei DRM-Systemen ist die beschränkte Nutzung der Inhalte, d.h. wie kann dafür gesorgt werden, das der Nutzer die Daten auch nur in dem ihm persönlich zugestanden Rahmen nutzen kann.
Was genau ist aber ein DRM-System?
Basis für ein solches DRM-System können beispielsweise Musikaustauschbörsensein, die im Gegensatz zu heutigen P2P-Netzwerken wie Kazaa jedoch auch die Rechte der Musiker, Autoren, etc. wahren. Ein solches System könnte man mit einem kombinierten Software-/Hardwarekopierschutz verbinden, das einen Missbrauch deutlich erschweren würde. Anbieter von DRM-Systemen sind neben Macrovision ( http://www.macrovision.com ) und Digital World Service ( http://www.dwsco.com ), u.a. Intertrust ( http://www.intertrust.com ), Microsoft ( http://www.microsoft.com ) und IBM ( http://www.ibm.com ). 
Bei IBM heißt die praktische Umsetzung eines DRM-Systems EMMS (Electronic Media Management System). Die Lösung ist mit den gängigen Medienformaten kompatibel. Das System funktioniert folgendermaßen:
   
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Der sog. EMMS Content Preparation Software Development Kit (SDK) ermöglicht den Besitzern des Contents, diesen inkl. der damit verbundenen Rechte mit einer digitalen und sicheren Datei zu verknüpfen. Des weiteren können Partner und Softwareentwickler mit dieser Anwendung verschiedene Applikationen in einer manipulationssicheren Umgebung entwerfen.
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Das Content Hosting Program ist das Repository für den in das EMMS-Format konvertieren Content, von dem aus die Daten an den Endverbraucher weitergeleitet werden können.
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Der Web Commerce Enabler ermöglicht beispielsweise Einzelhändlern, über ihr Internetportal maßgeschneiderte Angebote anzubieten.
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Das Clearinghouse Program ist der zentrale Part der Lösung, es sorgt für die Verwaltung, Autorisation sowie Berichtserstellung. Über diese Schnittstelle werden die Endverbraucher erfasst und autorisiert.
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Der Multi-Device Server sorgt für einen sicheren Transport zu anderen Geräten, wie z.B. mobile Handhelds.
 
Die Lösung setzt hierbei auf Verschlüsselungsalgorithmen, die sowohl den Inhalt als auch die Arbeitsumgebung vor Manipulation schützen sollen. Man darf jedoch auch nicht vergessen, das dem Schutz des Materials auch Grenzen gesetzt sind. Auch sind Vorhaben, ein solches System großflächig einzuführen, bisher an den komplizierten Vertragsregelungen der Musikindustrie gescheitert, die sich nicht auf eine gemeinsame Basis einigen konnten.
Ein positives Zeichen gibt es von der Universal Music Group, die seit dem 20. November zusammen mit verschiedenen Partnern Musikstücke zum Download auf mehreren Internetseiten anbietet. Mit dieser Strategie will der Medienkonzern gegen Tauschbörsen im Internet vorgehen, die weiterhin illegale Kopien im Netz verbreiten. Es ist zu erwarten, das weitere Anbieter diesem Konzept folgen werden. Das ganze ergibt jedoch nur einen Sinn, sobald auf internationaler Ebene Verträge oder einheitliche Richtlinien verabschiedet werden, die en detail vorschreiben, welche Daten beispielsweise unter illegale Inhalte fallen. Diese wichtige Grundlage fehlt bisher, denn das Internet ist, wie wir alle wissen, nicht alleine mit nationalen Regeln in seine Schranken zu weisen. Ein anderer Aspekt ist das fehlende Unrechtsbewusstsein der Masse, über die Gründe wir jedoch nur spekulieren können. Auch hier muss sich etwas ändern. Andernfalls ist anzunehmen, das DRM-Systeme sonst früher oder später umgangen werden, ebenso wie Sicherungssysteme, die sich allein auf Software stützen, wie die Vergangenheit gezeigt hat. Viele Internet-Nutzer warten auch nur darauf, anhand von Entwicklungen aus der Industrie ihr programmiertechnisches Potential zeigen zu können. (AM)
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