20020521 \  Artikel \  Wissensmanagement – denn Wissen ist wertvoll
Wissensmanagement – denn Wissen ist wertvoll
Artikel von Rainer Clemens, Berater bei PROJECT CONSULT Unternehmensberatung GmbH
Wissensmanagement beschäftigt sich mit den Möglichkeiten, auf die Ressource Wissen im Unternehmen Einfluss zu nehmen. Neben den traditionellen Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital und Boden gewinnt der vierte Produktionsfaktor „Wissen“ mehr und mehr an Bedeutung. Unternehmen an der Börse werden immer stärker nach ihrem intellektuellen Kapital bewertet. Die Nutzung verfügbaren Wissens ist in der Zukunft entscheidend für den Unternehmenserfolg. Damit wird Wissen zu einem existenziellen Unternehmenswert. Um aus dem Unternehmenswissen Mehrwert zu erzielen, ist neben der Organisation das Teilen und Multiplizieren des Wissens maßgeblich. Erfolgreiche Unternehmen werden sich in der Zukunft vor allem dadurch auszeichnen, dass sie Wissen optimal organisieren und nutzen.
Die Gesellschaft im Wandel
Die gesellschaftliche Realität befindet sich im Wandel von der Industrie- über die Informations- hin zur Wissensgesellschaft. Die Informationsgesellschaft bringt eine Informationsflut mit sich, die ohne technische Hilfsmittel nicht mehr überschaubar ist. Um die richtigen Entscheidungen im richtigen Moment treffen zu können, bedarf es jedoch einer schnellen, gezielten und verständlichen Bereitstellung der gesuchten Information – des Wissens – zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und in der richtigen Qualität. Diese Bereitstellung ist der Erfolgsfaktor, an dem sich heutige technische Informations- und Kommunikationssysteme messen lassen müssen.
Wissensaustausch ist eine Notwendigkeit
Entscheidend ist die Erkenntnis über die Notwendigkeit, Informationen und Wissen auszutauschen. Wissensmanagement benötigt zwar zum einen Hilfsmittel in Form von fortschrittlichen Technologien und intelligenten Werkzeugen, die Wissen organisier- und managebar machen, zum anderen aber steht internes Wissensmanagement in unmittelbarem Zusammenhang mit der Unternehmenskultur einer Organisation. Wissen ist ein persönliches Gut und eng mit den Menschen verbunden, die es besitzen. Ausschlaggebend ist, dass Unternehmen das Wissen ihrer Mitarbeiter als wertvolles intellektuelles Kapital verstehen, die daraus entstehende Wertschöpfung erkennen und aktiv ins Zentrum ihrer Bemühungen stellen. Wissensmanagement zu betreiben, ist keineswegs allein ein Thema für große Konzerne. Insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen ist die systematische Wiederverwendung von im Unternehmen bestehendem Wissen überlebenswichtig geworden.
Organisationen müssen kontinuierlich lernen
Die Grundvoraussetzung für erfolgreiches Handeln und das Generieren von Wissen ist die Fähigkeit der Organisation, die verschiedenen Wissensbestandteile und Wissensträger effizient kombinieren zu können. Hierfür muss aus individuellem Wissen der Mitglieder einer Organisation, welches aus implizitem und expliziten Wissen besteht, kollektives Wissen beziehungsweise organisationales Wissen entstehen. Kollektives Wissen entsteht grundsätzlich durch Kommunikation zwischen den Organisationsmitgliedern. Durch Kommunikation kann eine optimale Ergänzung und Weiterentwicklung des individuellen Wissens erfolgen. Organisationen müssen den Prozess fördern, in dem individuelles in kollektives Wissen und kollektives in individuelles Wissen überführt wird. Durch diesen Prozess ist es möglich, einen Wissensvorsprung zu erzielen. Da in solche Prozesse das gesamte Wissen der Organisation einfließen sollte, wird in diesem Zusammenhang auch von der „organisationalen Wissensbasis“ gesprochen, die Probst wie folgt definiert: „Die organisationale Wissensbasis setzt sich aus individuellen und kollektiven Wissensbeständen zusammen, auf die eine Organisation zur Lösung ihrer Aufgaben zurückgreifen kann. Sie umfasst darüber hinaus die Daten und Informationsbestände, auf welchen individuelles und organisationales Wissen aufbaut.“ Durch den Prozess der Überführung von individuellem in kollektives Wissen und umgekehrt unterliegt die organisationale Wissensbasis ständigen Veränderungen. Diese Veränderungen sind genau genommen nichts anderes als kontinuierliche Lernprozesse der Organisation. In Zukunft wird ein Unternehmen nur dann den härter werdenden Wettbewerb für sich entscheiden können, wenn es kundenorientierte Lernprozesse veranlasst und Geschäftsprozesse immer wieder überdenkt. Aus diesem Grunde ist es unumgänglich, dass ein Unternehmen in seiner Handlungsweise dynamisch agiert und sich einem ständigen Wandel unterzieht. Nur so kann sich ein Unternehmen in einer komplexeren neuen Umwelt mit wandelnden Anforderungen an die Organisation durch eine gesteigerte Problemlösungsfähigkeit behaupten. Diese Erkenntnis führt zu dem Konzept der lernenden Organisation. Eine lernende Organisation definiert sich durch dynamische Lernprozesse, die eine ständige Veränderung des Unternehmens voraussetzen. Zum Wandel einer Organisation in eine lernende Organisation, ist die Förderung des kollektiven Wissens unerlässlich. Organisationales Lernen kann jedoch nur zu dauerhaftem Erfolg führen, wenn Erlerntes auf der Ebene der Organisation behalten wird und im Bedarfsfall verfügbar ist. Bei der Entwicklung des kollektiven Wissens findet eine Vielzahl von Lernprozessen statt. Interessant sind insbesondere Lernprozesse, welche sich managen und steuern lassen. Aus diesem Grunde brauchen Führungskräfte Methoden, mit denen sie organisationale Wissensbestände lenken und in ihrer Entwicklung beeinflussen können.
Wissen – Unternehmenswert der Unternehmensberatungen
Das Produkt, welches von Unternehmensberatungen, die beispielsweise im Bereich der Projektmanagement-, Organisations- und Informationstechnologie-Beratung tätig sind, im Beratungsgeschäft generiert und verkauft wird, besteht ausschließlich aus Wissen und dessen Vermittlung. Wissen liegt im Unternehmen in impliziter und expliziter Form vor. Implizites Wissen ist in Unternehmensberatungen das Wissen, welches in den „Köpfen“ der Berater steckt und sich in soziales, methodisches und fachliches Wissen gliedert. Implizites Wissen ist das Wissen, welches durch die Beratungsdienstleistung verkauft wird und somit im ersten Anschein das wertvollere Wissen darstellt. Zu explizitem Wissen zählt Wissen, welches beispielsweise durch Projektberichte, Studien oder Workshopunterlagen im Beratungsgeschäft verkauft wird. Im Grunde stellt dieses Wissen das Ergebnis der Umwandlung von projektrelevantem, implizitem Wissen der Berater in explizites, dokumentiertes Wissen dar. Wissen stellt für eine Unternehmensberatung den wichtigsten Produktions- und Wertschöpfungsfaktor dar. Ziel muss es sein, das Wissen in jeder Form im Unternehmen so wirtschaftlich wie nur möglich zu nutzen. Daraus folgt, dass die Berater grundsätzlich vor der Generierung von neuem Wissen versuchen sollten, vorhandenes Wissen wiederzuverwenden, zumindest aber mit einfließen zu lassen. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, muss Wissen bei Unternehmensberatungen in jeder Situation vollständig, richtig, aktuell und in hoher Qualität vorliegen. Der Anspruch, den Unternehmensberastungen an das Wissen im Unternehmen stellen, ist folglich sehr hoch.
Einer der Grundsätze der internen Richtlinien der PROJECT CONSULT Unternehmensberatung zur Unternehmens-, Qualitäts- und Wissenskultur ist deshalb: „Nur wer Wissen preisgibt, kann auch Wissen – und damit Vertrauen – zurückerhalten“. Ziel ist es, dass im Unternehmen eine Unternehmens-, Vertrauens- und Wissenskultur herrscht, die einen uneingeschränkten Wissensaustausch und ein hohes Aktualitäts- und Qualitäts-Bewusstsein für Wissen zur Folge hat. (RC)
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