Der erste Teil des Trendberichts ist im PROJECT CONSULT Newsletter 20090917Newsletter 20090917 erschienen. Die diesjährige DMS EXPO zeigte es sehr deutlich – Systemintegratoren mit ihren Lösungen treten immer mehr in den Vordergrund, die eigentlichen ECM-Komponenten verschwinden im Untergrund der IT-Infrastruktur. Daher sind auch die Bilder, die Analysten vom Markt zeichnen mit Vorsicht zu geniessen. Sie konzentrieren sich immer noch auf die Hersteller der Basisprodukte. Während Forrester bereits vor längerem erste Quadrantendarstellungen aus Sicht ECM-basierter Anwendungen vorstellte (siehe den PROJECT CONSULT Newsletter 20061025Newsletter 20061025) stellte Gartner am 21.09.2007 einen tradtionellen Magic Quadrant für ECM vor, der zumindest den Vergleich mit den vorangegangenen Quadranten ermöglicht und die Veränderungen seit dem letzten Jahr deutlich macht. Gartner ECM Quadrant September 2007
Bevor wir uns dem neuen Quadranten zuwenden, ein Blick auf die zwei vorangegangenen. Im September 2006 gab es diesen Quadranten.
Mobius und Hummingbird sind ebenfalls noch aufgeführt. Microsoft strebt aus dem linken unteren Quadranten der Mitte zu, SAP liegt im Mittelfeld des linken unteren Quadranten.
Kurz darauf wurde dieser Quadrant ohne FileNet, aber noch mit Stellent publiziert (Oktober 2006).
Hier ist Microsoft schon weiter nach rechts gerückt, ebenso Day und Vignette. Trotz der Übernahme von FileNet liegt IBM noch unterhalb von EMC.
Am 21.09.2007 gab es dann den ECM Magic Quadrant für 2007.
Hier sind jetzt IBM, EMC, Open Text und Oracle rechts oben eng beieinander angesiedelt. Vignette ist wieder mehr zur Mitte gerückt, XEROX ist aufgestiegen und Microsoft noch weiter nach rechts in die Abteilung der Visionäre gerückt. Day und Hyland sind etwas abwärts gerutscht und SAP ruht immer noch in der Mitte des linken, unteren Quadranten. Wie könnte sich dies im kommenden Jahr weiterentwickeln. Wir haben hierzu einmal in die Grafik einige Trendpfeile eingesetzt.
Die vier Hauptkombatanten, die zusammen deutlich über 50% des weltweiten Marktes ausmachen, werden sich ein Wettrennen liefern. Eines der Schlachtfelder werden dabei Lösungen für den Mittelstand sein. Mit neuen Modulen und Funktionen werden sich SAP und Microsoft im kommenden Jahr in den oberen Quadranten bewegen - müssen. Dabei ist aber bei diesen beiden Anbietern von unterschiedlichen Strategien auszugehen. Microsoft wird eher die breite Masse ansprechen, SAP eher sein Portofolio innerhalb des vorhandenen Produktangebotes ergänzen – die Übernahme von Business Objects war hier wahrscheinlich nur ein erster Schritt.
Ein kritischer Blick auf den Gartner Quadranten
Betrachtet man die Quadranten etwas näher, ergibt sich ein sehr heterogenes Bild. Im rechten oberen Quadranten, „Leaders : Completeness of Vision & Ability to Execute“, stehen die vier großen Anbieter, die in ihren Portfolios nahezu jedes Modul aufweisen können. Jedoch im Detail steht es um diese ECM Suiten sehr verschieden.
EMC (http://www.emc.com) hat mit Documentum Records Management, Business Process Management, Dokumentenmanagement, Collaboration und Digital Asset Management gut abgedeckt, besitzt mit Captiva einen vollständigen „Capture“-Zweig und verfügt mit den Speichersystemen auch über die entsprechenden Store“ und „Preserve“-Komponenten. Nur beim Output-Management und einigen anderen Diensten ist es noch schlecht bestellt. Mit D6 wurde eine attraktive neue Oberfläche geschaffen. Auch in Bezug auf Anzahl und Qualität der Integratoren steht EMC gut da. Dennoch waren im Bereich ECM die letzten Zahlen des Anbieters suboptimal. IBM (http://www.ibm.com) besitzt sicherlich das größte Portfolio, auch in Bezug auf redundante Funktionalität. Allerdings verlässt man sich im Bereich „Capture“ und auch in Teilen von „Deliver“ vielfach auf Partnerlösungen. Da aber auch solche Komponenten im IBM-Konzern vorhanden sind, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie einmal vernünftig gebündelt werden. In den Bereichen Business Process Management, Portale, Records Management, Dokumentenmanagement und Collaboration besitzt IBM eine Vielzahl von Komponenten und Lösungen, die zum Teil untereinander im Wettbewerb stehen. Mit Quickr kann das Unternehmen auch gegen Sharepoint sich positionieren und mit den Entwicklungen im Web 2.0 mithalten. Bei Speichern bietet IBM von der Virtualisierung bis zum Thema WORM nahezu alle Optionen. Allerdings liegt vor dem Unternehmen auch eine Herkulesaufgabe – einerseits sollen die IBM Plattformen CM8 und die IBM/FileNet-Plattform P8 weitergepflegt und auch weiterentwickelt werden, andererseits soll unter dem Codenamen „Tango“ (es gibt noch viele andere musikalische Codenamen bei IBM …) eine neue gemeinsame Plattform entwickelt werden. Diese wird irgendwann CM als auch P8 ablösen. Auch Produkte aus anderen IBM-Segmenten wie z.B. WebSphere werden in diese neue Plattform als Dienste integriert werden. Open Text (http://www.opentext.com) ist der einzige große ECM-Spezialist, der noch verblieben ist. In der Branche fragt man sich, ob die Größe ausreichend ist, gegen die anderen Standardsoftwareanbieter auf Dauer mithalten zu können. OT arbeitet immer noch an der Vereinheitlichung ihres Portfolios. Dieses deckt Collaboration, Business Process Management, Dokumentenmanagement, Records Management und Web Content Management gut ab. Wobei anzumerken ist, dass im Bereich WCM Reddot weiterhin eine Art Eigenleben führt, was den Verkaufserfolgen von Reddot aber nicht abträglich ist. In den Segmenten „Capture“, „Deliver“, „Store“ und „Preserve“ des AIIM-Modells ist Open Text aber auf Partner- und OEM-Produkte angewiesen. Dies wird aber durch Allianzen mit SAP und Microsoft mehr als wettgemacht. Open Text bietet zur Zeit die tiefste Integration in die Produktlinien Microsoft Exchange und SAP an. Der ehemalige IXOS-Zweig von Open Text wurde durch die sehr enge Vertriebskooperation mit SAP noch gestärkt. Dennoch stellt sich die Frage, ob das Unternehmen mittelfristig nicht zwischen den großen „Freunden“ aufgerieben wird, da diese selbst immer mehr ECM-Funktionalität in ihre Portfolios integrieren. Oracle (http://www.oracle.com) ist immer noch der große Unbekannte im ECM-Markt und ohne Stellent wäre ein Auftauchen im Gartner-Quadranten wohl sehr unwahrscheinlich. Oracle hat in seinem Stammportfolio sehr viel selbst an Komponenten für ECM entwickelt – von Collaboration über Business Process Management bis zum Records Management. Stellent liefert viele Ergänzungen von der Archivierung bis zum Web-Umfeld, ohne jedoch bisher richtig in das Portfolio und das Unternehmen integriert zu sein. Mit eigenen Portal-, Bus-, Filesystem- und Collaborations-Komponenten versucht Oracle den Anschluss an IBM, aber auch an SAP und Microsoft als Lieferant von Informationsinfrastruktursoftware zu wahren. In Punkto ECM hat das Unternehmen immer noch nicht richtig losgelegt, dafür mussten auf anderen Märkten von Datenbank über CRM bis zum ERP andere Schlachten geschlagen werden. Auch gibt es noch nicht genügend Partner, die ECM-Lösungen auf Oracle-Plattform anbieten. Dazu müssen auch zu viele andere Komponenten aus dem AIIM-Modell woanders besorgt werden – „Capture“, „Store“, „Deliver“ und „Preserve“. Damit ist Oracle grundsätzlich und auf Dauer schwächer als IBM und EMC aufgestellt. Dies soll aber durch die Datenbank wettgemacht werden, die selbst immer mehr Dokumenten-, Content- und Digital-Asset-Manage-ment beinhaltet. Das Speichern der Objekte in der Datenbank selbst macht herkömmliche Archivierungskonzept, bei denen aus einer Referenzdatenbank auf einen externen Speicher verwiesen wird, unnötig. Welches Konzept sich bei Oracle durchsetzt und wie es mit der Integration des Stellent-Portfolios weitergeht wird sich erst im kommenden Jahr zeigen. Eine Completeness of Vision lässt sich aber bei Oracle am Wenigsten von den vier Anbietern im oberen Quadranten feststellen. Mit dem Aufkauf von BEA hat Oracle außerdem wiederum einen neuen Aktivitätsbrennpunkt geschaffen, der die ECM-Aktivitäten verblassen lässt und neue Architektur- und Middleware-Fragen aufwirft. Im linken oberen Quadranten, fast schon in die Mitte gerückt, steht nur ein Anbieter, Hyland Software (http://www.onbase.com). Hyland hat sich neu kapitalisiert, um besser am Markt bestehen zu können. Das Onbase-Produktportfolio ist in Bezug auf die „Manage“-Komponenten inzwischen sehr vollständig, obwohl man die Herkunft aus der klassischen Dokumentenmanagement-Ecke immer noch merkt. Hyland deckt auch Workflow, Records Management und Archivierung ab, muss sich aber bei den „Capture“- wie auch „Preserve-„ und „Outputmanagement“-Kompo-nenten bei OEMs und Partnern bedienen. In Europa, besonders in Deutschland, ist Hylands OnBase noch nicht sehr weit verbreitet. Man überlässt das Geschäft Partnern und davon hat man zu wenige. Um nach rechts zu rücken, wird Hyland die Kraft fehlen, aber die Ability to Execute ist den Texanern zumindest für den amerikanischen Markt nicht abzusprechen. Dennoch könnte auch Hyland einer derjenigen Kandidaten sein, die sich ein anderer großer Software- oder ITC-Anbieter einverleiben könnte. Rechts unten, bei den führenden Visionären mit aber geringere Kraft zur Ausführung, findet sich ein Sammelsurium von Anbietern, die man eigentlich gar nicht in einen Quadranten packen dürfte. Mit Interwoven (http://www.interwoven.com) und Vignette (http://www.vignette.com) finden sich dort zwei der ehemaligen Protogonisten des ersten Content-Manage-ment- und Portal-Hypes, die sich inzwischen auch in das generelle Enterprise Content Management mit Records Management, Dokumentenmanagement, Archivierung und Business Process Management abgesetzt haben. Viele der Visionen stammen noch aus den goldenen Hype-Tagen des Web und werden jetzt in die Ära von SOA Service-oriented Architekturen hinübergerettet. Ob dies aber reicht, eine neue Completeness of Vision zu erreichen? In einer Zeit, wo sich durch Web 2.0 und Web 3.0 die Paradigmen ändern? Microsoft (http://www.microsoft.com) hat sich von links unten nach rechts unten vorangearbeitet. Dies ist auf das Marketing von Microsoft zurückzuführen, die immer sehr visionär von Microsofts Rolle im ECM-Markt geschwärmt haben. Die Produkte lassen aber zu viele Lücken und weisen Inkompatibilitäten auf, z.B. zwischen Sharepoint und Exchange und anderen Services. Eigentlich müssen alle klassischen ECM-Anbieter hierüber glücklich sein. Microsoft öffnet mit seiner Marketing-Power den Markt ohne richtig liefern zu können. Damit können die ECM-Anbieter die Lücken im Microsoft-Portfolio füllen. Sharepoint ist kein richtiges Dokumenten-, Web-Content- oder Records-Management-Produkt. Es ist eine Ergänzung zu einem Office-Portfolio und hat eigentlich nur die Aufgabe, Informationen aus dem Office-Portfolio, dem Filesystem und einigen Diensten zusammenzuführen. Dennoch wird Microsoft die Lücken schließen. Erste Anläufe waren mit der DoD 5015.2 Zertifizierung zu beobachten (obwohl diese nur Teilbereiche betrifft und zu dem sehr kurz befristet ist), weitere in der Zusammenführung von Vista, Sharepoint und Exchange werden folgen. Eine enge Kooperation ist daher für die Partner nur begrenzte Zeit nützlich. Je mehr Funktionalität Microsoft selbst liefert, desto weniger kann der Partner beisteuern und muss andererseits sich in eine immer höhere Spezialisierung drängen lassen. Gerade bei allen Themen, die mit Compliance zu tun haben, wird Microsoft nachlegen. Gleiches wird für Funktionalität gelten, die Web-2.0-Feeling vermittelt und Microsoft-Internet-Angebote stärkt. Die Schwelle wird damit für Zulieferer und Partner immer höher gelegt. Andererseits lässt sich aber auch gut davon leben, die heutigen Lücken im Portfolio von Microsoft zu bedienen. Ein nicht unbeträchtlicher Teil des Marktwachstums wurde von Microsoft ausgelöst. Wenn Microsoft selbst ECM zum Thema macht, dann ist das keine exotische Nische mehr, dann ist das Mainstream, dem jeder folgt. Im gleichen Quadranten findet sich dann auch XEROX (http://www.xerox.com). In den USA hat Docushare sicherlich eine große Relevanz, auch in Norwegen und England hat das Produkt viele Liebhaber. Zusammen mit multifunktionalen Devices lässt sich auch ein vom herkömmlichen ECM-Markt unabhängiger Vertriebskanal ansprechen. Zumindest in Deutschland ist XEROX eher nachrangig zu sehen. Ob die Vision des Anbieters reicht, um zukünftig an der heutigen Position mitspielen zu können? XEROX bedient eher die „Brot-und-Butter“-Themen von ECM und sieht sich deutlich in der klassischen Dokumenten-Management- und Output-Management-Ecke. Technologien rund um das Dokumentenmanagement sind der Fokus. Weiter unten finden sich zwei wiederum ganz anders geartete Anbieter. Die relativ kleine Day aus der Schweiz (http://www.day.com) ist eher im WCM-, Portal- und DAM-Geschäft zu Hause. Größere Bekanntheit erhielt das Unternehmen durch die Standards JSR 170 und JSR 283, die von Day maßgeblich vorangetrieben wurden. Technisch hat Day einiges zu bieten, besonders wenn es um die Integration von WCm mit ECM geht. Die Allianz mit FileNet, die jüngst durch IBM erneuert wurde, ermöglicht es Day, auch in größeren Projekten mitzuspielen. Ein komplettes ECM-Portfolio bietet Day allerdings nicht. Und ob sich Day ewig als Partner von IBM halten kann ist fraglich, da IBM selbst Produkte in im Marktsegment von Day besitzt oder entwickelt. Anders ist dies beim Newcomer Xythos (http://www.xythos.com). Viel Marketing, ein flaches, aber abgerundetes Portfolio, eine klare Marktausrichtung, eher ein Schmalspur-ECM für kleinere Anwender. In Deutschland merkt man von diesem Anbieter noch sehr wenig, der zwar ein Liebling der Analysten ist, aber im Markt noch keine große Rolle spielt. Bleibt noch der linke, untere „Nischen“-Quadrant. Viele der dort aufgeführten werden ihre Positionierung dort ungerecht finden, sich in andere Quadranten wünschen. Andererseits muss man ja schon dankbar sein, überhaupt in einem Gartner-Quadranten aufzutauchen. Denn eigentlich müsste zumindest dieser Quadrant schwarz vor Punkten sein. Es gibt ein paar Anbieter aus England, aus Australien, aus Frankreich – aber der Rest der Welt? Wo sind die deutschen EASYs, Saperions, SERs, Optimals, Docuwares, Coremedias, ELOs, d.velops, COIs, IQDOQs, Docuportals, Hyperwaves, CEYONIQs – um nur einige wenige zu nennen. Wo sind die indischen Produkten, wo die chinesischen Clones – um den Rahmen einmal etwas weiter zu spannen? Es ist eine nahezu willkürliche Auswahl, die sich in diesem Quadrantensegment tummelnd. Man könnte fasst sagen, der eine oder andere ist nur ein Beispiel für eine ganze Kategorie von Anbietern. Es ließen sich viele Produkte finden, die sowohl von der „Vision“, vom Umfang, von der Verbreitung, von der Architektur und von der Umsetzung deutlich besser sind, als manches, was sich dort im Quadranten tummelt. So gesehen, muss man den gesamten Quadranten, mit seinen vielen Widersprüchen und seinem Mischmasch an Unternehmen in Frage stellen. Es werden Äpfel mit Birnen verglichen und die Bewertungsmaßstäbe werden auf die verschiedenen Produkte sehr unterschiedlich angelegt. Man kann weiterhin über den Gartner Magic Quadranten als Orientierungshilfe philosophieren, die Magie erschließt sich aber nicht. In dieser Form hat der Quadrant eigent-lich ausgedient (deshalb produzieren wir bei PROJECT CONSULT auch keine solchen Markteinschätzungen – sic!).
Werfen wir noch einen Blick auf die Anbieter im unteren Quadranten, denen wenig Vision und nur geringe Kraft zur Ausführung zugebilligt werden.
In der Mitte thront seit langem SAP (http://www.SAP.com). Kein ECM-Spezialist, aber ein Unter-nehmen, das – fast – alle notwendige Funktionalität in sein ERP-Portfolio direkt integriert hat: Records-Management, Dokumentenmanagement, Content-Repo--si-tories, Business-Process-Management usw. Mit der Anbindung an „Capture“- und „Preserve“-Sub-systeme sowie ein wenig Integration in Portale und die Office-Welt kommt man schon aus. Für SAP sind Dokumente halt nichts anderes als ein anderer, zugegebener Maßen etwas schwieriger zu handhabender Datentyp. Die ECM-Branche ist im SAP-Umfeld nur noch Zulieferer von Subsystemen. Dass SAP aber auch zum Angriff übergehen kann, zeigt die jüngste Übernahme von Business Objects. Wenn es im ECM-Seg-ment beginnt für SAP weh-zu-tun, sind auch hier interne wie externe Erweiterungen im SAP-ECM-Funktions-port-folio durchaus möglich und nicht unwahrscheinlich. Der Wettlauf mit Anbietern wie Microsoft, IBM oder Oracle – die gerade mit dem Kauf von BEA nachgelegt haben – wird auch die ECM-Strategie des ERP-Anbieters mittelfristig beeinflussen. Die anderen fünf, Tower Software, Cimage, EVER, Sungard und Objective, spielen alle in Deutschland keine ernsthafte Rolle. Sie bedienen offenbar auch andere „Nischen“ als SAP. Tower Software (http://www.towersoft.com) bietet mit TRIM eine recht vollständige ECM-Suite, die sich immer mehr auf das Thema Records Management in klassischen regulierten Branchen fokussiert. Das australische Unternehmen mit Töchtern in den USA und England bedient vorrangig den englischsprachigen Markt. Cimage (http://www.ciamge.com) gehört zur Sword-Gruppe und ist ebenso wie Tower Software international tätig, obwohl bei Cimage der Schwerpunkt deutlich in England liegt – und neuerdings wohl in China. Technisches Dokumentenmanagement, Records Management, Workflow und Content Management gehören zu den Spezialgebieten von Cimage. Ähnlich wie bei Tower Software lässt sich auch bei Cimage ein zunehmender Fokus auf Compliance-Themen feststellen. Eigene Lösungen gibt es daher für die Öl- und Gas-, die pharmazeutische, Nuklear- und Telekommunikations-Industrie. Ever Team (http://www.ever-team.com) kommt aus Frankreich und hat sich aus sehr speziellen Bibliotheks- und Records-Management-nahen Regionen zu einem vollwertigen ECM-Suiten-Anbieter entwickelt. Records-Management, Business-Process-Management, Report-Management, Archi-vierung, E-Mail-Management und Risk-&-Sicherheits-Management stellen die Hauptsäulen des Portfolios dar. Inzwischen setzt auch Ever auf Web-2.0-, SOA- und Web-Services-Themen. SunGard Data Systems (http://www.sungard.com) versteht sich als Softwareanbieter für Finanzdienstleister aber auch öffentliche Verwaltung und Bildungsstätten. ECM ist nur eine Komponente im Portfolio des international tätigen Anbieters. Mit 4 Milliarden US$ Umsatz gehört die amerikanische SunGard zu den größeren Softwareunternehmen. ECM macht nur einen kleineren Teil dieses Umsatzes aus. Als SunGard EXP werden verschiedene Module wie Business-Process-Management, Formular-Management, Erfassung und Auswertung angeboten. Wieviel davon aus den eigenen Softwareentwicklungsabteilungen stammt bleibt offen. Schwerpunkt ist bei SunGard das Thema Business-Process-Managament, wobei Compliance eine zunehmende Bedeutung erhält. Objective (http://www.objective.com) aus England setzt seinen Fokus deutlich auf das Thema Records Management und Compliance. Daneben spielen aber auch Workflow, Reporting, Wissensmanagement, Collaboration und Web Content Lifecycle Management eine Rolle. Der öffentliche Sektor im angloamerikanischen Raum und regulierte Industrien liegen daher im Fokus von Objective. Allerdings hat sich das Unternehmen gescheut in Standards wie DOMEA zu investieren. Man setzt auf DoD, VERS und andere. Auch erwartet man sich einiges von MoReq2. So gesehen nur eine willkürliche Auswahl, die wiederholt die Frage aufgeworfen hat, wie kommt man in den Gartner Quadranten und macht es Sinn, dort zu sein? Wen würde man denn sonst noch dort erwarten? Vielleicht Adobe (http://www.adobe.com), die sich immer mehr in das Kerngeschäft von ECM mit ihren Servern hineinbewegen. Vielleicht HP, die sich aus der ILM-Ecke in das ECM-Geschäft vortasten und groß genug sind, auch schon einmal einen Sprung in höhere Sphären des Quadranten hinzulegen. Wie sieht es mit den Googles dieser Welt aus, wenn man im SAAs zum großen Schlag gegen Microsoft ausholt. Im Großen wie im Kleinen bietet der Gartner Quadrant zumindest eines – Diskussionsanlässe. Vielleicht ist dies auch der wichtigste Grund, warum es solche Quadranten geben muss – damit man angehalten wird, wieder einmal über die Realitäten im Markt nachzudenken. Der Quadrant stärkt zumindest die Visibilität und den Bekanntheitsgrad des Begriffes ECM – und das ist gut so – denn hier gibt es offenbar noch einiges aufzuholen. ECM als Begriff zu wenig bekannt?
Während in Deutschland der Begriff ECM Enterprise Content Management langsam den Begriff DMS für Dokumentenmanagementsystem ablöst, erbrachte eine Befragung in den USA erstaunliches. In den USA hatte offenbar die Marketing-Maschinerie zur Etablierung von ECM nicht so richtig gut funktioniert. Am 10. Oktober 2006 veröffentlichte die AIIM in ihrem Blog (http://aiim_blog/) das Ergebnis einer Marktbefragung, welche Begriffe denn von Anwendern definiert, bzw. mit einem Inhalt belegt werden können.
Dabei schnitt das „altertümliche“ Document Imaging, also Scannen und gescannte Dokumente verarbeiten, mit 64 % deutlich besser ab als Enterprise Content Management mit nur 28%. Auch Dokumentenmanagement (47%), Workflow (52%) und Collaboration (44%) liegen deutlich besser in der Publikumsgunst. Records Management, in Deutschland kaum verbreitet, schlägt ECM mit 48% um Längen. Wir wollen diesen guten Wert für elektronisches Records Management (das wie Workflow, Dokumentenmanagement und Collaboration ja eine der „Manage“-Komponenten bildet) unter dem Gesichtspunkt eines neuen Schlagwortes, GCR Governance, Compliance & Risk Management, näher betrachten.
GCR Governance, Compliance und Risk Managenent
Beim Thema Compliance zeichnet sich ein neuer Trend ab. Besonders amerikanische Anbieter positionieren sich mit Compliance-Suiten oder speziellen Produkten. So hat z.B. IBM in das P8-Portfolio eine ganze Schicht von Compliance-Diensten eingezogen. Eng verbunden mit dem Thema Compliance ist natürlich Records Management und E-Mail-Management. In Deutschland wird Records Management meistens durch elektronische Archivierung abgedeckt, ohne dass diese Systeme alle Ansprüche an ein Records Management erfüllen. Während viele andere Funktionen von DRT Document Related Technologies inzwischen in die Infrastruktur wandern, besonders gefördert durch SOA Service orientierte-Architekturen, etabliert sich das Compliance-Management als ein neuer Kern von ECM. Während Capture, Output Management, Business Process Management und Collaboration weiterhin verstärkt ein Eigenleben führen soll nunmehr das Thema Records Management das Rückgrat von ECM bilden. Zumindest ist in den USA der Compliance-Druck eines der Hauptargumente sich mit ECM-Technologien auseinanderzusetzen. Man dehnt nunmehr das Thema Compliance auf Corprate und IT-Governance-Themen aus und verknüpft es – richtigerweise – mit dem Thema Riskmanagement.. Hier gibt es aber auch eigene Tool-Landschaften, die sich schwer von ECM vereinnahmen lassen werden. ECM wird hier wieder auf das Managen von unstrukturierten und schwachstrukturierten Informationen zurückgeworfen. Dennoch ist GCR in nächster Zeit der Motor, der ECM vorantreiben wird. Dies zeigt das in den letzten Jahren wieder sprunghaft angestiegene Angebot an Records-Manage-ment-Lösungen. MoReq2 wird diesen Trend auch in Europa beflügeln.
ECM Appliances?
Durch Internet-Suchmaschinen für den internen Gebrauch kam der Begriff „Appliance“ auf. Dabei geht es um vorkonfigurierte, anwendungsspezifische Lösungen bestehend aus Hardware und Software. Es gibt bereits ein weites Spektrum solcher Appliances: die "Google Search Appliance" für die Informationssuche, Appliances von Teradata, IBM, Hewlett-Packard oder Netezza für den Aufbau von DataWarehouses, den "BI Accelerator" von SAP und Intel zur Beschleunigung von Auswertungen mittels einer integrierten Datenbank.
Im Umfeld von ECM tut sich hier ebenfalls einiges. An erster Stelle sind sicher Subsysteme in Input- und im Archivspeichermanagement zu nennen. Auf der Erfassungsseite gehören z.B. Subsysteme zur automatischen Rechnungsverarbeitung, bei den Archivsystemen Kombi-nationen von Software mit Hardware wie von IBM oder HDS Hitachi dazu. IBM legt hier durch das Bundling auch in anderen Bereichen von ECM nach.
Aus Singapur stammt die Appliance „ECMS One“ von InfoGrid. Die Lösung soll verschiedene Aufgaben im Content Management übernehmen. Hierfür wurden Open-Source-Produkte wie Lucene (Suche), Postgres (Datenbank), Django (Python-Framework) und der Apache-Server als Basisprodukte gewählt, um ein möglichst kostengünstiges Angebot für kleinere und mittelständische Unternehmen anbieten zu können. Die Appliance soll Anwendungsgebiete wie Records Management und Archivierung bis hin zu Portalanwendungen und E-Commerce abdecken. Nicht unumstritten ist, ob der Anbieter seine Ankündigungen auch umsetzen kann. Ein erfolgreicher Start von ECMS One könnte auch das Signal für andere Anbieter sein, denn mit vorkonfigurierten Systemen, die sich schnell, einfach und kostengünstig installieren lassen, eröffnen sich neue Marktchancen. Der „Appliance“-Trend könnte so auch in den Wettbewerb zum „SaaS“-Trend treten.
Appliances, SaaS, SOA und neue Funktionalität durch Web 2.0 eröffnen dem Thema ECM weitere Facetten, lassen aber das einheitliche Bild einer ECM-Branche noch mehr schwinden. Das Jahr 2008 muss erst noch zeigen, welche dieser Trends sich nachhaltig durchsetzen können. (Kff)