19991217 \  In der Diskussion \  Content Management - das nächste "Buzz- Word"?
Content Management - das nächste "Buzz- Word"?
Wir haben uns kaum an den neuen schillernden Begriff "Knowledge Management" (KM) gewöhnt, da taucht in den Produktbeschreibungen zahl-reicher Anbieter innerhalb und außerhalb der DRT-Branche bereits der nächste Begriff auf: Content Management. Wie jeder neue Begriff ist auch Content Management mit den unterschiedlichsten Bedeutungen und Inhalten belegt. Geboren wurde Content Management aus dem Bedarf des Internets alle möglichen Inhalte zu verwalten und recher-chieren zu können. Erste Content-Server zielen daher auf die Verwaltung von Web-Pages, E-Mails oder Dokumenten-Repositories. Vielerorts wurden auch herkömmliche Dokumenten-Management- und Archiv-lösungen einfach zu Content-Manage-ment-Services umdefiniert, um "neue" Produkte am Markt plazieren zu können. Es ist jedoch nicht richtig, Content-Server einfach mit herkömmlichen Speicher- und Verwaltungs-systemen gleichzu-setzen. Durch die Form und den Inhalt der Informationen, die mit Content-Servern verwaltet werden sollen, ergeben sich neuartige Anforde-rungen, die bisherige Dokumenten-Manage-ment-, Records-Management- und Archiv-lösungen nicht erfüllen. Die Architektur herkömmlicher Lösungen in diesem Umfeld basiert auf einem Referenz-Datenbankmodell. Dies bedeutet, daß in einer Index-Datenbank die Such-informationen und Poin-ter auf das eigentliche, separate Dokumenten-Repository verwaltet werden. Besonders im Bereich der Archivierung ging man davon aus, daß diese separat gehaltenen Informationen und Dokumente relativ statisch sind und als singularisierte Einzel-objekte ohne weitere Beziehungen unter-ein-ander gespeichert werden können. Grund für diese Archi-tektur war häufig das Performance- und Mengen-problem. Die Index-Datenbank wurde relativ schmal gehalten um große Mengen von Objekten verwalten zu können. Besonders durch die Anfor-derungen von dynamischen Dokumenten auf Basis von HTML und XML sowie durch die Speicherung von Nachrichten und schwach strukturierten Informationen, die keinen aus-geprägten Dokument-Charakter haben, sind grund-legende Veränder-ungen in der Architektur not-wendig:
   
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Der Anwender möchte nicht mehr nur über die in der Index-Datenbank gespeicherten Attribute suchen, sondern im Dokumentinhalt selbst.
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Dokumente und Informationen besitzen dyna-mische Verbindungen, z. B. verweisen sie als URL (Universal Resource Locator) auf andere Doku-mente.
   
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Die Mitführung von Metadaten beim Dokument wird immer wichtiger, um die Infor-mation im Internet und in der Off-Line-Situation sichern und bearbeiten zu können.
   
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Die Dokumente und ihre Repositories besitzen eigene Strukturen, die nicht mehr mit dem Konzept der Index-Referenzdatenbank effektiv verwaltet werden können.
All diese und eine Reihe weiterer Anforderungen machen die Konzeption neuartiger Speicher- und Ver-waltungs-systeme erforderlich. Um eine Unter-schei-dung zu herkömmlichen Dokumenten-Manage-ment- und Archiv-systemen zu schaffen, ist es daher sinnvoll den Begriff "Content Manage-ment" oder "Content-Server" auf diese neuartigen, weborientierten Lösungen einzugrenzen. Der Be-darf an solchen Lösungen steigt durch E-Com-merce, E-mail und der Bereitstellung von Infor-mationen in Intra-, Extra- und im Internet ständig. Herkömmliche Dokumenten-Management-Lösun-gen, die sich nur an Client-Server-Architekturen, dem Referenz-Datenbank-modell und herkömm-lichen Dokument-typen orientieren, werden keinen großen Markt mehr finden, wenn der "Content-Server" mit einem universelleren Konzept gegen sie antritt. Die elektronische Archivierung wird sich bei großen Datenmengen und dort, wo Revisions-sicherheit und Unveränderbarkeit von Dokumenten gefordert ist, dagegen weiterhin langfristig be-haupten können. Dieses Marktsegment ist jedoch relativ beschränkt und die Thematik wird in unterschiedlichen Ländern mal stärker, mal weni-ger forciert. Es bleibt zu hoffen, daß Content Management nicht nur ein neues Schlagwort bleibt, sondern daß sich schnell Lösungen etablieren, die die ständig wachsenden, schwach strukturierten Informationsmengen effektiv handhaben können.                (Kff)
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