Das Bundesarchiv plant ein StandardArchivierungsModul (SAM) für elektronische Akten als „Einer-für-Alle“-Dienst (EfA-Dienst). Im Rahmen des Bundesarchiv-Projektes „Aufbau eines Digitalen Archivs“ soll die EfA-Dienstleistung die Schnittstelle zwischen Bundesbehörden und Bundesarchiv abdecken. Die diversen in den Behörden eingesetzten Produkte zur elektronischen Aktenführung bzw. Vorgangsbearbeitung sind trotz DOMEA-Zertifizierung nicht hinreichend in der Lage, archivtaugliche Aussonderungsdateien zu erstellen. Um den gesetzlichen Auftrag eines dauerhaften Rückgriffs der Behörden auf ihre archivwürdigen elektronischen Unterlagen zu gewährleisten, sind plattform- und herstellerunabhängige Standardprogramme erforderlich, daher ist geplant, für die Behörden ein Modul zur Verfügung zu stellen, mit dem aus unterschiedlichen Vorgangsbearbeitungssystemen über eine XML-Schnittstelle Daten (Primärdokumente) und Metadaten exportiert und in ein Standardschema umgesetzt werden können. Eine vierwöchigen Pilotphase wurde erfolgreich beendet, der Echtbetrieb ist für Ende 2007 geplant. (FH)
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| PROJECT CONSULT Kommentar:
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Die Initiative für SAM zeigt zumindest eines deutlich – DOMEA ist kein technischer Standard, auch nicht durch XDOMEA, der geeignet wäre, Informationsobjekte einschließlich Metadaten beim Bundesarchiv abzuliefern. Eigentlich ein Armutszeugnis für DOMEA, da im Rahmen der letzten Projekte auch die Themen Archivierung und XML in umfangreiche Dokumentationen gemündet sind. SAM soll die Möglichkeit schaffen, elektronische Dokumente, später vielleicht auch Dokumentenkonvolute mit eigenen Metadaten wie Vorgänge und Akten, an das Bundesarchiv abzugeben. Angesichts des Projektes fragt man sich, ob denn überhaupt schon einmal elektronische Daten und Dokumente an das Bundesarchiv abgegeben worden sind und wie diese dort behandelt, indiziert und archiviert wurden. Offenbar ist die digitale Flut, die bereits durch die Amtsstuben brandet, noch nicht in den Landesarchiven und im Bundesarchiv angekommen. Die Früchte des E-Government lagern offenbar derzeit in vielen Prototypen anwendungsnah und produktspezifisch verkodiert in den Behörden, die Probleme alter Formate und unzureichender Metadaten kommen noch auf die Archive zu. Bleibt zu hoffen, dass bis dahin es Lösungen gibt, die ausreichend skalierbar und auch von der öffentlichen Hand dauerhaft bezahlbar sich des Gedächtnisses der Informationsgesellschaft annehmen. Und vielleicht ist es auch eine gute Idee, die Spezifikation einmal dem MoReq2-Team (über das im Januar gestartete MoReq2-Projekt werden wir im nächsten Newsletter ausführlich berichten) mit an die Hand zu geben, denn vor ähnlichen Problemen stehen trotz der großen EU-geförderten Projekte wie z.B. Planets oder InterPares die meisten anderen Archive auch. Im Testbett lässt sich gut experimentieren, jedoch sieht die Welt anders aus, wenn wirklich einmal historische Daten elektronisch zur Archivierung eingereicht werden, vielleicht Jahrzehnte nach ihrer Entstehung, ohne Kontext und vielleicht noch nicht einmal mehr anzeigbar. Und es ist vielleicht auch eine gute Idee, sich einmal XAM der SNIA anzusehen und mit den Herstellern der Speichersysteme generell darüber zu sprechen, was man denn aus Archivsicht an Anforderungen an Schnittstellen und langzeitige Verfügbarkeit hat. Entscheidend ist nicht, welche Spezifikation oder welche Schnittstelle sich durchsetzt – sondern dass sich überhaupt einmal eine einheitlich und für einen gewissen Zeitraum stabil in Standardprodukten für jedermann wieder finden lässt. (Kff)