20040512 \  In der Diskussion \  12 Thesen zu ILM
12 Thesen zu ILM
ILM wird zur Zeit von zahlreichen Storage-Anbietern als der neue Trend propagiert. Die Informationen sollen entsprechend ihrem Wert, ihrer Nutzung und ihrem Lebenszyklus automatisiert nach Regeln auf die passenden Speichermedien transferiert und dort langfristig verfügbar gemacht werden. Hierfür werden immer mehr reine Hardwarekomponenten und Speichersubsysteme mit Software aufgerüstet. Andererseits wurde der gleiche Anspruch schon immer von den Anbietern von Archivierungs- und Dokumentenmanagementsystemen vertreten. ECM kennt "Store" und "Preserve"-Komponenten als Bestandteile einer umfassenden Enterprise Content Management Lösung. Inzwischen liebäugeln aber auch Firmen wie Documentum (durch den Aufkauf durch EMC) und OpenText/IXOS (durch die Kooperation mit Storage-Anbietern wie HDS, NetApps, StorageTek u.a.) mit dem neuen Akronym ILM. Die Frage ist allerdings, ist ILM wirklich so neu und hat ILM wirklich eine Lösung für die aktuellen Probleme der Erschließung und Bewahrung der ständig wachsenden Informationsberge. Hierzu einige leicht provokante Thesen:
12 Thesen  
zum Thema ILM Information Lifecycle Manag
ement

These 1 
ILM ist nichts Eigenständiges. Als Storage-Komponente ist ILM nur ein Bestandteil eines ECM Enterprise Content Management Systems. ILM ist daher keineswegs ein Obe
rbegriff, sondern eine Untermenge von ECM, auch wenn dies die Storageanbieter gern anders sehen. 

These 2 
ILM-Anbieter werben verstärkt mit E-Mail-Archivierung. Reine eigenständige Systeme zur E-Mail-Archivierung m
achen keinen Sinn. E-Mails gehören entsprechend ihrem Inhalt in Kunden-, Produkt- oder Vorgangsakten. Der Inhalt und nicht die Form bestimmt den Speicherort. 

These 3 
ILM ist noch ein leere Worthülse. Die Storage-Anbieter konnten sich noch auf keine gemeinsame Definition einigen. Jeder versteht das unter ILM (oder DLM Data Lifecycle Management) was gerade mal sein Produkt hergibt.
  

These 4 
ILM ist lediglich ein weiterentwickeltes HSM. Wesen
tliche funktionale Ansätze der elektronischen Archivierung wie Records Management und datenbankgestützter Direktzugriff fehlen. 

These 5 :
ILM ist noch nicht das Konzept, das wir für die Langzeita
rchivierung (Preservation) benötigen. Hier geht es nicht um die 10 Jahre Aufbewahrungsfrist nach Handelsrecht sondern um hunderte von Jahren Bewahrung unseres digitalen Wissens.

These 6 
Die ILM-Strategien der Storage-Anbieter schaffen Inkomp
abilität! Bisher konnte jedes Archiv-, DMS- und ECM-System nach Bedarf unterschiedlichste Speicher einbinden. Da die Storageanbieter nun selbst in das Software- und Lösungsgeschäft dringen und entsprechende Komponenten der Speicherhardware hinzufügen, kommt es vermehrt zu funktionalen Überschneidungen, Redundanzen und Inkompatibilitäten.

 
These 7 
ILM-Konzepte setzen auf den Wert der Information, der den Lebenszyklus und die Speicherorte bestimmt. Archiv-, DMS- und ECM-Lösungen tun dies seit Jah
rzehnten auf Basis der Inhalte und der Metadaten der Objekte. Ein wesentlicher neuer Fortschritt ist durch die ILM-Konzepte nicht zu erkennen. 

These 8 
Kein Anwender kann mit dem neuen Akronym ILM heute etwas anfangen. Mit immer neuen Akronymen und Mark
eting-Botschaften erreichen die Anbieter im DRT- und ECM-Markt nur eines: dass die Anwender ihre Produkte nicht kaufen.

These 9 
Kaum ein Unternehmen besitzt eine Information Manag
ement Policy oder ECM-Strategie, in der auf den Wert von Information, den Umgang mit Information, die zunehmende Abhängigkeit von der Verfügbarkeit von Information und Strategien zur langfristigen Bewahrung von Information eingegangen wird. Die Anwender haben außerdem kaum noch Chancen eine IT-Strategie durchzuhalten, da sie von neuen Releases und Updates externe Strategien der großen Software- und Systemanbieter aufgezwungen bekommen.  

These 10 
Information hat nur dann einen inhärenten Wert wenn sie als Wissen in Prozessen zur Verfügung steht. I
nformation Lifecycle Management muss daher weit über die Konzepte der Verdrängung von einem Speichermedium auf ein anderes hinausgehen, um den vielfach postulierten Wert von Information auch nutzbar zu machen. Die ILM-Anbieter springen hier derzeit deutlich zu kurz .

These 11 
Compliance-Anforderungen waren und sind eine der Trie
bkräfte von ILM. Systeme nur um der Erfüllung von Compliance-Anforderungen willen einzuführen ist jedoch der falsche Ansatz. Moderne Unternehmen benötigen heute eine Informationsmanagement-Infrastruktur mit Dokumenten-, Archiv- und Enterprise-Content-Management-Komponen-ten um Information effizient zu verwalten. Die Erfüllung regulativer und rechtlicher Vorgaben ist nur eine von mehreren Eigenschaften, nur ein Merkmal, das in solchen Lösungen erfüllt sein muss. Die Erfüllung von Compliance-Anforderungen muss zur Selbstverständlichkeit werden, die neben der zusammenhängend erschließbaren Speicherung von Wissen, Vorgängen, Dokumenten und Daten einer Organisation so quasi nebenbei mit erfüllt werden. 

These 12 
Immer mehr Speicherkapazität schafft auch immer größere Probleme. Das Wachstum von Information - derzeit pro Weltbürger und Jahr etwa 1 Gigabyte - lässt sich nicht durch immer größere Speicher bewältigen. Die Information
sflut kann nur durch zielgerichtete Vermeidungs-, Bewertungs-, Redundanzverhinderungs- und Auswahlstrategien bekämpft werden. Das Management von Informationen hält nicht mit der Information Flood Schritt. ILM suggeriert durch effizientere Speichernutzung eine Lösung dieses Problems, die aber noch nicht existent ist. (Kff)
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