20040512 \  In der Diskussion \  Suiten: Ein Blick hinter die Kulissen
Suiten: Ein Blick hinter die Kulissen
ECM ist ein Thema für Suiten. ECM beinhaltet fünf große Komponenten Capture, Manage, Deliver, Store und Preservation wobei sich Manage in die Teilkomponenten Collaboration, Records Management, Workflow/Business Process Management, Document Management und Web Content Management gliedert. Eine „eierlegende Wollmilchsau“, die auch Trendthemen wie ILM Information Lifecycle Management, DRT Document Related Technologies  und in Teilbereichen KM Knowledge Management abdecken will. Daher ist das Gesamtthema nur mit Suiten abzudecken. ECM insgesamt  ist eine Strategie oder Vision, kein einzelnes Produkt.
Werfen wir zunächst einmal ein Blick auf den Anspruch an eine Suite: Eine Suite ist die Zusammenstellung verschiedener kompatibler Komponenten zur Lösung eines Gesamtszenarios, bei dem die Komponenten auch einzeln und unabhängig eingesetzt werden können. Hieraus ergeben sich die Anforderungen:
Definition einer Suite
   
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Kompatibilität aller Komponenten mit allen anderen Komponenten
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Modular und komponentenweise erweiterbar
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Nutzung gemeinsamer Administrationskomponenten und Ressourcen in Bereichen wie Berechtigungen, Sicherheit, Zugriff, Klassen, Metadaten, Speicherorte, Kommunikation etc.
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Einheitliche Nutzung aller Informationen durch alle Komponenten der Suite
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Plattform-Konformität, d.h. alle Komponenten sind auf allen Plattformen der Gesamtsuite lauffähig
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Einheitliche Clienten, die die Nutzung des Gesamtportfolios der Suite möglich machen
   
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Ausrichtung der einzelnen Komponenten auf die Rolle als Bestandteil der Suite, wobei sich die Komponenten als Dienste innerhalb einer gemeinsamen Architektur positionieren
   
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Gemeinsamer Weiterentwicklungsplan, der die Kompatibilität der Einzelkomponenten als auch der Suite selbst sicherstellt
   
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Vollständigkeit der Suite, d.h. möglichst Abdeckung aller Komponenten die üblicherweise zum Funktionsumfang gerechnet werden
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Einhaltung von Standards, um Komponenten von Dritten ebenso konform einbinden zu können wie die eigenen Komponenten der Suite
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Gemeinsames, konsistentes Vertriebs- und Marketing-Konzept für die Suite und alle ihre enthaltenen Komponenten einschließlich entsprechender Preismodelle für Suite und Komponenten
Wenn man sich auf diese Eigenschaften als Kennzeichen einer Suite einigen kann, ist es natürlich sehr schnell möglich, Suiten einzuschätzen und zu bewerten. Einige Merkmale sind sofort ersichtlich, wie z.B. die Vollständigkeit oder das Marketing-Konzept. Bei der Kompatibilitätsfrage auf den verschiedenen Ebenen muss man häufig schon in Detail gehen und mit bohrenden Fragen an die Entwickler gehen. Da Suiten durch die Veränderung des Marktes und neue Gruppierungen per Definitionem nie vollständig sind, muss man auch auf die Pläne zur Weiterentwicklung achten. Dies ist besonders im ECM-Umfeld bei der langzeitigen Bewahrung und Verfügbarmachung der gespeicherten Informationen über Jahrzehnte wichtig. Aufkäufe, neue Schlagworte, neue Trends oder neue Unternehmensfokussierung ändern den Charakter von Suiten laufend.
Wendet man dieses Schema auf die ECM-Anbieter an, zeigen sich sehr schnell die Unterschiede. FileNet und Hummingbird haben zur Zeit wohl das geschlossenste ECM-Portfolio, wohingegen IBM mit mehr Komponenten aufwarten kann, die jedoch aus verschiedenen Bereichen stammen und nicht immer die Kompatibilitätsanforderung erfüllen. Bei anderen großen Anbietern wie EMC oder OpenText fehlt trotz der Aufkäufe noch der eine oder andere Aspekt und die Integration der zugekauften Komponenten ist noch längst nicht abgeschlossen. Unternehmen wie Vignette oder Interwoven haben zwar die Portfolios erweitert, jedoch decken sie nicht alle Aspekte von ECM ab und sind bei den Kompatibilitätsanforderungen noch im Entwicklungsstadium. Je nach dem, aus welchem Blickwinkel man auf das Thema schaut, ergeben sich im Quadranten jeweils andere “führende“ Anbieter. Dem potentiellen Käufer einer Suite oder Suite-Komponente kann man daher nur anraten, seine eigenen fachlichen Anforderungen gegen die Kriterien einer Suite zu messen – und dann doch gegebenenfalls zu einer Strategie „Best-of-Breed“ mit Einzelkomponenten zurückzukehren. Häufig ist der Unterschied zwischen „Best-of-Breed“- und Suiten nur der, dass man bei „Best-of-Breed vorher weiß, was noch integriert werden muss, und bei einer Suite erst im Projekt feststellt, dass die Komponenten noch nicht vollständig miteinander zusammenspielen und individuell integriert werden müssen. (Kff)
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