Hamburg. – Ein neues Schlagwort, das uns derzeit immer wieder über den Weg läuft, ist WAP (Wireless Application Protocol). Dieses Internetzugangsprotokoll für Mobile Telefone soll nach den Angaben der Werbestrategen unser Leben ändern und neu bestimmen. Deshalb setzen auch immer mehr Mobilfunkanbieter und Handyhersteller auf diese neue Technologie. Auf der Anbieterseite sind dies die Telekom (www.telekom.de), Mannesmann (www.d2mannesmann.de), E-Plus (www.eplus.de) und Viag Interkom (www.viaginterkom.de). Auf der Herstellerseite sind vor allem Ericsson (www.ericsson.de), Alcatel (www.alcatel.de), Motorola (www.motorola.de), Siemens (www.siemens.de) und Nokia (www.nokia.de) hervorzuheben. All diese Anbieter und Hersteller betreiben zudem eine gemeinsame Gremienarbeit im WAP-Forum (www.wapforum.org). WAP stellt den Nachfolger von SMS (Short Message Sending) dar, das bei seiner Datenübermittlung auf eine Länge von 160 Zeichen beschränkt gewesen ist, da es ausschließlich für das Senden und Empfangen von Nachrichten gedacht war. (FvB)
PROJECT CONSULT Kommentar:
Durch den direkten Anschluß an das Internet können beliebig lange Texte übertragen werden. Allerdings kann mit einem Handy nicht auf die zur Zeit verfügbaren Inhalte im Internet zugegriffen werden, weil diese in WML (Wireless Markup Language) verfaßt sein müssen, um den relativ kleinen Displays, den schwachen Prozessoren und der derzeitigen Schwarz/Weiß-Anzeige gerecht werden zu können. Ein weiteres Problem liegt in der relativ unkomfortablen Tastatureingabe. Zwar bestehen bereits Techniken, die anhand weniger Buchstaben erkennen können welches Wort eingegeben werden soll. Dennoch wird dieses für die Kommunikation mit Einzelpersonen per E-Mail, oder mit Gruppen in Foren, nicht ausreichend sein. Interessante Anwendungs-gebiete werden das Versenden von kurzen Nachrichten als Fortführung von SMS, mit dem Vorteil, diese von jedem beliebigen E-Mail-Clienten versenden zu können, sein sowie Informationsdienste, die auf den Benutzer maßgeschneiderte Informationen oder Informationen über die Region, in der sich der Benutzer gerade befindet, verschicken. Die Benutzung des Handys für sogenannte vertrauenswürdige Anwendungen wird zukünftig ebenfalls ein interessantes Anwendungsgebiet sein. Hierzu zählt genauso das Internetbanking wie auch die Verwaltung von persönlichen Adressen, Kalendern und Terminen. Dieses setzt allerdings die nötigen Sicherheitsvorkehrungen voraus. Dabei besagt die Theorie, daß durch die Übermittlung der Telefonnummer und die ständige räumliche Nähe zum Benutzer eine hinreichend große Authentifizierung gewährleistet sein soll. Um diesen schwachen Authentifizierungsmechanismus und darüber hinaus auch die Integrität der Daten zu sichern, wird sich aber auch in absehbarer Zeit die digitale Signatur im Handy-Umfeld durchsetzten, was den eigentlichen Sinn einer Unterschrift in Frage stellen kann. Ist der private Schlüssel des Benutzers z. B. automatisch auf der SIM-Karte des Handys integriert, so würde der Akt der eigentlichen Unterschrift entfallen und somit dem Benutzer die Gelegenheit genommen, über das nachzudenken, was dort gerade unterschrieben wird. Problematisch ist der Einsatz von WAP-Handys auch aufgrund der zur Zeit äußerst geringen Datenübertragungsraten. Die klassische Datenübertragungsrate liegt heutzutage bei 9600 bps. Um höhere Übertragungsraten nutzen zu können, stehen die Netzanbieter vor dem Problem, komplett neue Datennetze einführen zu müssen. Die geplante Einführung von GRPS (General Packet Radio Service) in diesem Jahr verspricht eine Übertragung, die zwischen Modem- und ISDN-Strecke liegt. Die nächste Ausbaustufe soll dann mit UMTS (Universal Mobile Telekommunication System) erreicht sein, mit dem dann Übertragungsraten von bis zu 2Mbps erreicht werden sollen, was z. B. Videokonferencing per Handy ermöglichen würde. Um eine solche Datenflut dann allerdings mit einem Handy verarbeiten zu können, müssen völlig neue Prozessoren entwickelt werden. Eines steht zur Zeit fest: WAP hat sich bereits als Standard etabliert, auch wenn die Anwendungsmöglichkeiten noch relativ eingeschränkt erscheinen. Der wirkliche Durchbruch wird sich mit der Verfügbarkeit höherer Datenübertragungsraten und leistungsfähigerer Prozessoren in den Handys einstellen. In dem Fall, daß die Prozessorentwicklung nicht mithalten kann und um eine größere Anwendungsvielfalt zu erhalten, wäre auch eine Verbindung von Notebooks und PDA’s (Personal Digital Assistant) denkbar. Viele Softwareanbieter stehen bereits in den Startlöchern. SCALA Business Solutions (www.scala.se) vertreibt z. B. eine komplette Plattform, um über WAP Geschäftsinformationen an alle Beteiligten zu verteilen. Der besondere Vorzug dieser Lösung ist die Integration von XML, um die publizierten Inhalte in jeder beliebigen Sprache repräsentieren zu können. Genauso wird auch Dr. Materna (www.materna.de) sein neues WAP Gateway auf der CeBIT präsentieren, daß die eigene Unified Messaging Lösung mit beliebigen WAP-fähigen Geräten verbinden soll.(FvB)