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Gartner Magic Quadrant 2009: ECM
Am 15.10.2009 veröffentlichte Gartner den diesjährigen Magic Quadrant für Enterprise Content Management (ECM). Der Quadrant wurde dieses Jahr von Toby Bell und anderen Analysten erstellt (Gartner_ECM_2009.PDF). Die Kriterien wurden leicht angepasst, so dass auch die führenden Anbieter im „Leaders Quadrant“ wieder mehr zur Mitte rücken mussten. Die Veränderungen ereigneten sich auch in diesem Jahr - wie meistens -  im „Niche Player Quadrant“. Auch wenn der Magic Quadrant umstritten ist (nicht nur für ECM), ist er immer noch einer der wichtigsten Orientierungspunkte für die Branche. Dafür muss man allerdings tief in die Kriterien und den Textkommentar der Studie einsteigen – oder bei Gartner noch Zusatzinformationen einkaufen. Den Markt für ECM schätzt Gartner sehr positiv und wachsend ein: bis zum Jahr 2013 um 9,5% auf ca. 5.1 Milliarden US$. Als wichtige Trends im Markt sieht Gartner zwei der ursprünglichen Ziele von ECM als vorherrschend an: ECM ist Infrastruktur und fügt sich als Dienste in die IT-Landschaft ein; und ECM setzt auf federated Repositories, einheitliche, übergreifend nutzbare Speicherorte. Eine wichtige Rolle für die Weiterentwicklung spielen ferner Web-Technologien. Collaboration und Web Content Management fliessen hier mit Web 2.0 und Digital Asset Management zusammen. An der Definition des Marktes hat Gartner nichts geändert. Es gehören immer noch Imaging,. Document Management, Records Management (erstmals explizit mit MoReq), Workflow, Web Content Management und Collaboration dazu. Dies sind auch die Kernbereiche der ECM-Definition der AIIM unter der Überschrift „Manage“.
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Gartner Magic Quadrant ECM – as of October 2009
Im „Leader“-Quadranten der „führenden Visionäre“ rechts oben befinden sich eng an eng und wie erwartet IBM, Microsoft, Oracle, EMC und Open Text. IBM hat immer noch das vollständigste Angebot, dass neben ECM Software auch Hardware, Appliances und Services einschließt. Strategisch kann IBM auch durch die Verfügbarkeit von Web-2.0-Funktionalität seine Position aufwerten. So billigt Gartner IBM auch die größte Kraft zur Umsetzung von ECM zu. IBM ist weiterhin der weltweit führtende Anbieter mit 22% Marktanteil im ECM-Umfeld. Microsofts Position ist immer noch nicht klar. Zugegeben, der Sharepoint 2010 ist funktional sehr stark aufgerüstet, aber ob er ein „richtiges“ ECM ist, daran glaubt selbst Microsoft nicht. Im Vergleich mit den anderen vier Anbietern weißt Microsofts Portfolio die größten Lücken auf. Gartner weist hier auch eher auf die Beschröänkungen des MOSS 2007 hin, denn der Sharepoint 2010 stand noch nicht zur Analyse an. EMC hat mit der neuen Documentum-Version wieder etwas Boden gut gemacht und kann auch bei den Archivspeichern zusätzlich punkten. Gartner bewertet die Mühen zur Intergation der verschiedenen Plattformen im EMC-Portfolio sehr hoch. Ob sich aber EMC im Collaboration-Umfeld gegen Microsoft oder IBM behaupten kann, ist eine ganz andere Frage (die von Gartner offenbar auch nicht betrachtet wurde). Open Text ist der einzige verbleibende reine ECM-Software-Spezialist, der sich aber auch gern in Richtung Enter-prise 2.0, CRM und anadere angrenzende Turfs ausbreiten möchte. Durch die Partnerschaften mit SAP und Microsft kann Open Text seine Position im Markt gut ausbauen. Auch wenn Vignette noch nicht richtig integriert ist, so bietet der Zukauf einige Möglichkeiten der Ergänzung und Ausweitung des Portfolios. Die Position von Oracle ist immer noch indifferent. Man hat im Hause Oracle viel, aber eine richtige ECM-Strategie ist nicht erkennbar und auch Beheeve und WebCenter passen nirgendwo so richtig rein. Inzwischen gibt es bei Oracle sogar Speichersysteme aus der SUN-Erbschaft. Vom Funktionsumfang, der Größe der Anbieter und der Marktdurchdringung sind die fünf in der rechten oberen Ecke nicht mehr einzuholen. Man könnte deshalb auch den Quadranten verkleinern und nur links unten und die Mitte betrachten.
Der linke obere Quadrant ist ganz einfach– fast / ganz - leer. Seit „ewigen“ Zeiten bewegt sich hier Hyland mit Onbase langsam auf den Mittelpunkt des Quadranten zu. Die .Net-Architektur und die SaaS-Fähigkeit wird Hyland hoch angerechnet. Die Unterschiede zu den anderen Anbietern im „Nischen-Quadranten“ sind aber doch nicht so eklatant dass man dieses Segment des Quadranten beibehalten müßte.
Rechts unten, im Bereich der „Visionäre“ tummeln sich immer noch Autonomy (die eigentlich nach dem Zukauf etwas hätten aufrücken können, aber wahrscheinlich ist man so mit der Integration von Interwoven beschäftigt, dass man keine Kraft mehr für die „ability to execute“ übrig hat. Im Übrigen hat man mit Meridio, Verity und Zantaz einiges an Potential im Portfolio). Die Position von Day ist unverändert. Richtig bewegt hat Day im Markt in letzter Zeit wenig (Day wird imme rnoch die Mitarbeit bei den Standards hoch angerechnet und Days CRX im Bereich Digital Asset Management wird gelobt). Allerdings ist der von Day vorangetriebene Standard JSR 283 zugunsten von CMIS aus den Schlgzeilen (und Programmierstuben?) verschwunden. Dafür hat sich aber Alfresco im Markt verbessern können (auch wenn hier Gartner einige Warnungen ausspricht und meint, das WCM ließe zu wünschen übrig). Einzig neu in diesem Quadranten ist SpringCM, wobei man sich fragen muss, in wieweit es sich um eine vollständige ECM-Produktlösung bei dem Anbieter handelt (hier wird von Gartner der innovative SaaS-Ansatz gelobt, aber dafür gleich rechts zu den Visionären?).
Bleibt das linke untere, das sogenannte „Nischen-Segment“ des Gartner-Quadranten. Die meisten der dort befindlichen Anbieter sehen sich aber keineswegs in einer Nische sondern als ECM-Komplettanbieter – vielleicht nicht so groß wie die großen Fünf, vielleicht nicht ganz so vollständig wie bei den großen Fünf, vielleicht nicht so viele Hype-Themen wie bei den großen Fünf. In diesem Segment findet sich als einziger ECM-Spezial-Anbieter aus Deutschland SAPERION (SAPERIONs Produktansatz wird als konservativ eingeschätzt, auch wenn SAPERION deutlich auf moderne Standards setzt). SAPERION konnte im Vergleich zu 2008 seine Position auch nicht wirklich verbessern. Man ist aber nicht mehr ganz allein. Auch Fabasoft aus Österreich ist in den Gartner-ECM-Quadranten aufgenommen worden. Fabasoft wird von Gartner auch als „visionärer“ als SAPERION eingeschätzt, aber vielleicht gab auch nur die MoReq2-Zertifizierung den Ausschlag für das bessere Abschneiden von Fabasoft (es wird auch die moderne Architektur mit WebDAV, SOAP und anderen Standards gelobt). Und die anderen deutsch(sprachigen)en Anbieter? Da wird bei vielen immer noch abgewogen, ob es Sinn macht, bei Gartner mitzuspielen, ganz abgesehen davon, ob man auch alle Kriterien erfüllen könnte. Bereits im letzten Quadranten waren XEROX (hat sich massiv von rechts nach links bewegt; Gartner sieht wenig Fortschritt bei Weiterentwicklung und Verbreitung von Docushare), HP (hat sich nach oben verbessert, ohne dass man weiß, wodurch – eine richtige ECM-Strategie ist bei HP nicht zu erkennen. Gartner sieht aber Chancen für TRIM), Objective (gut gehalten und neben Records Management ein neues Standbein mit ObjectPoint) Xythos (mit einem Mal so weit am linken Rand, was ist den da passiert? Gartner sieht aber weiterhin Potential für EDMS Produktlinie), SunGard (mit deutlicher Bewegung nach links unten. Gartner sieht wenig Weiterentwicklung und meint, dass die Produkte nicht genügend forciert in den Markt gebracht werden), Ever Team (aus Frankreich stammend in etwa gleicher Position wie im letzten Jahr – ja, ich weiß, man soll die Quadranten von Jahr zu Jahr nicht mit einander vergleichen und Basis des Quadranten schon gar keine Produktentscheidungen treffen. Bei Ever Team lobt Gartner das Partnerkonzept) und SAP (auf erratischem Zickzack-Kurs durch die Welt des Gartner-ECM-Nischen-Sub-Quadranten. SAP hat viele ECM-Kompo-nenten im Portfolio, vom ContentServer, über Records Management und DVS bis zum Business Process Management. Deshalb taucht auch SAP im Quadranten auf, auch wenn sich SAP nie schwerpunktmäßig als ECM-Anbieter positionieren würde) gab es bereits im Jahr 2008 zu sehen. Ganz neu im Quadranten sind neben Fabasoft auch Laserfiche (ein anerkannter und langjährig im Imaging und Dokumentenmanagement tätiger Anbieter aus den USA mit passender Positionierung im Quadranten), Perceptive (ohne dass man ganz genau nachvollziehen kann, warum dieser Anbieter aus Kansas sich hier mit seinem Produkt ImageNow wiederfindet), Newgen (aus Indien kommend und mit einem recht vollständigen und ausgereiften ECM-Portfolio ausgestattet) und Siav (aus Italien, einer der wenígen echten italienischen Produktanbieter, mit Erfahrungen bei Dokumentenmanagement, OCR usw.) sowie nicht zuletzt Systemware (obwohl bei denen kaum mehr als Archivierung vorhanden ist und eine vollständige ECM-Suite, nun ja).  
Die meisten der Anbieter aus diesem Segment des Quadranten spielen in Deutschland keine Rolle. Unbekannt, wenig verbreitet, keine Partner usw. Dies schränkt natürlich den Nutzen des Gartner-Quadranten für Deutschland ein. Nun gut, man kann sich orientieren,w er wie weit weg von den oberen Fünf ist, wer wegfällt wegen Aufkauf, wer neu hinbzukommt. Ein für Deutschland oder Europa nutzbares Bild des Marktes ist der Gartner Quadrant nicht.  (Gartner/Kff)
 
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