Das Handbuch „Eine kleine Enzyklopädie der digitalen Langzeitarchivierung“ (Handbuch) von nestor, dem deutschen Kompetenznetzwerk zur digitalen Langzeitarchivierung (nestor), sammelt das derzeit vorhandene Wissen über dieses Thema und seine unterschiedlichen Teilaspekte. Ziel ist, dieses Wissen in einer "kleinen Enzyklopädie" in strukturierter Form einer deutschsprachigen Community zugänglich zu machen. Das Dokument ist ein „living document“, die Inhalte sollen laufend ergänzt und fortgeschrieben werden. Bisher umfasst der Inhalt eine Darstellung der jetzigen Situation in Bibliotheken und Archiven sowie der Rahmenbedingungen auf nationaler und institutioneller Ebene, eine Beschreibung der existierenden Standards sowie des derzeit führenden Referenzmodells für vertrauenswürdige digitale Langzeitarchive OAIS Open Archival Information System und eine Darstellung einiger Format-Standards: METS Metadata Encoding and Transmission Standard, PREMIS Preservation Metadata: Implementation Strategies und LMER Langzeitarchivierungsmetadaten für elektronische Ressourcen. Zudem enthalten sind detaillierte Informationen über die Formate beliebiger digitaler Objekte, Dateiformate, Formaterkennung, Validierung, Verzeichnisse für Dateiformate und Softwarewerkzeuge. Eine Beschreibung digitaler Erhaltungsstrategien von der Migration bis zur Mikroverfilmung ist ebenso enthalten wie ein abschließender Überblick über Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in der Langzeitarchivierung. (SMe)
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| PROJECT CONSULT Kommentar:
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Das Thema Langzeitarchivierung elektronischer Informationen ist nicht einfach. Viele Projekte und Organisationen haben Konzepte erarbeitet, Nationalarchive und Nationalbibliotheken beginnen mit der Umsetzung von großen Archivprojekten. Immer wieder hört man dabei auch die Klagen, dass kommerzielle Produkte, die auf die Anforderungen der freien Wirtschaft ausgerichtet sind und den Archivierungsbegriff eher kurzlebig auslegen, den Anforderungen der „echten Langzeitarchivierung“ nicht genügen. Das exponentielle Informationswachstum, die Problematik „elektronische Originale“ aus dem Meer der Kopien und Plagiate zu fischen und immer neue, komplexere Formate für Informationsobjekte verschärfen den Druck auf die Archivare. Allein das Thema Metadaten für die Archivierung füllt inzwischen ganze Regale. Nestor hat mit seiner kleinen Enzyklopädie den Versuch unternommen, das Problem und die möglichen Lösungen für den deutschsprachigen Raum einmal in konpakter, übersichtlicher und auch für Nicht-Archivare verständlicher Form zusammenzufassen. Zwar ist das Werk noch keineswegs vollständig (wie wäre es mit der Einrichtung eines öffentlichen Wikis?) und der Anspruch ist weitergefasst. Es sollen die Probleme sowohl öffentlicher Archive, Bibliotheken und Sammlungen wie auch die Archivierungsprobleme der Wirtschaft adressieren. Vielleicht entschließt man sich ja sogar einmal die Archivierunnsprobleme des privaten Einzelanwenders anzusprechen, zumal es hier verstärkt ASP- und SaaS-Angebote gibt, die dem Anspruch einer „echten Langzeitarchivierung“ kaum gerecht werden. Von Sicherheit und Schutz der Privatsphäre einmal ganz zu schweigen. Auf jeden Fall sollte man die Entwicklung der Enzyklopädie weiter verfolgen, da es dem nestor Projekt gelungen ist, hier viele Kräfte zu bündeln und auch das Thema „Vertrauenswürdige Archive“ voranzubringen. (Kff)