20030219 \  Unternehmen & Produkte \  SAP NetWeaver mit neuer Funktionalität
SAP NetWeaver mit neuer Funktionalität
Walldorf - SAP ( http://www.sap.com/germany ), CeBIT Halle4 / Stand D12, ergänzt in seiner Integrations- und Applikations-Plattform SAP NetWeaver sein BPM-Tool WebFlow um zwei weitere Funktionen, dem BPM in SAP Exchange Infrastructure (BPM in XI) und der Collaborative Process Engine (CPE). WebFlow baut auf der gleichen Engine auf wie BPM in XI. Die Fokussierung der Tools ist jedoch unterschiedlich, während sich CPE an den einzelnen Mitarbeiter wendet, so richtet sich BPM in XI an das ganze Unternehmen, bei dem die Geschäftsprozesse über mehrere Systeme verteilt sind, WebFlow hingegen steuert die Prozesse innerhalb der SAP-Anwendungen. Das neue Modul BPM in XI läuft auch außerhalb von SAP-Anwendungen wie beispielsweise mySAP CRM. Mit dem dritten Tool, der Collaborative Process Engine, soll der Anwender Prozesse nicht nur kontrollieren, sondern auch eigene kleine Ad-hoc-Workflows entwickeln können. (AM)
  
PROJECT CONSULT Kommentar:
Es ist immer wieder erstaunlich, wie kreativ Unternehmen bei der Schöpfung neuer Bezeichnungen für (alt)bekannte Lösungsansätze und Produkte sind. Während bisher IBM in diesem Umfeld kontinuierliche und umfangreiche Aktivitäten entfaltet hat, scheint mit der strategischen Allianz mit IBM nun auch SAP, zuletzt behandelt im Newsletter 20021025Newsletter 20021025, das Kreativstudio verstärkt zu haben. Es ist schon bemerkenswert, wie nicht nur für die einzelnen Komponenten neue Namen gefunden werden, sondern auch für unterschiedliche Lösungsstufen. Auf diese Weise kann man natürlich das Produktportfolio durch beliebige Schachtelungen und Kombinationen von Einzelkomponenten beeindruckend in beliebige Größenordnungen puschen. Ob die Anwender es danken werden, bleibt abzuwarten. Zumindest viele IBM-Kunden waren in der Vergangenheit nicht immer in der Lage und damit auch nicht sonderlich glücklich, die neuen Produktbezeichnungen nachzuvollziehen, ebenso wenig wie die regelmäßig stattfindenden organisatorischen Änderungen. Was verbirgt sich also wirklich hinter den Neuerungen? 
Da ist zunächst SAP NetWeaver, die Integrations- und Applikationsplattform zur Realisierung einer Enterprise Services Architecture (ESA). Aha! Ein
ige Benutzer dürften sich jetzt wohl fragen, wo der Unterschied zu mySAP Enterprise Portal ist. Schließlich gilt auch sie als die E-Business-Plattform, die wie NetWeaver auf grundlegenden Standards wie HTTP und XML basiert. Entgegen dem Verständnis von vielen Benutzern, dass unter einer Portalarchitektur die benötigten und verfügbaren Dienste (Funktionen) angeboten werden, ist bei SAP umgekehrt, d.h. mySAP Enterprise Portal ist eine unter vielen Funktionen von NetWeaver. Doch Vorsicht, diese Struktur ist nur aus Sicht von NetWeaver gültig ( http://www.sap.com ). Denn sucht man nach Lösungen heißt es auf einmal „Grundlage von mySAP Enterprise Portal ist SAP NetWeaver“ ( http://www.sap.com/germany/solutions/enterpriseportal ). Ist vielleicht doch alles ganz anders? Na ja, wir bewegen uns ja in einer relationalen Welt.
Business Process Management (BPM), SAP Business Workflow, WebFlow, BPM in XI und CPE – Produkte, Funktionen, oder…? Beginnen wir mit BPM, ein Schlagwort, das von allen als neuer Hype gepuscht wird, die als Beratungshaus Prozessberatung oder als Softwarehaus Workflow-Produkte anbieten. In dieser mittlerweile recht groß gewordenen Community wird BPM als ganzheitlicher Ansatz vom Design von Prozessen, der Integration von Applikationen, der Konvertierung von Daten, der automatisierten Prozesssteuerung bis hin zu Prozessauswertungen, Simulationen und Optimierungen verstanden. Nicht so SAP, die BPM lediglich als eine Funktion definieren ( http://www.sap.com/germany/solutions/netweaver/keycapabilities.asp ). Wenn aber BPM eine Funktion von NetWeaver ist, wozu dann noch WebFlow oder BPM in XI? Hier scheint eine Funktion in der Hierarchie einen höheren Stellenwert zu besitzen als ein Produkt wie z.B. WebFlow. Es darf vermutet werden, das WebFlow eine Komponente von BPM ist. Immerhin wird bekannt gegeben, dass WebFlow der offizielle Nachfolger von Business Workflow ist und BPM in XI ebenfalls auf der Engine von Business Workflow beruht. Richtig Spaß macht dagegen schon die Begründung, dass für unterschiedliche Einsatzzwecke auch spezifische Software statt einem Allroundtalent eingesetzt werden sollte. Ein Schelm, der die Ursache für diese Argumentation in der (limitierten) Leistungsfähigkeit von Business Workflow vermutet. Aber auch bei einer lockeren Betrachtungsweise des Themas stellt sich die ernsthafte Frage, welche Komponenten von Business Workflow hier als komplett neues Produkt verkauft werden sollen? Vor allem, da bereits mit der SAP Exchange Infrastructure (BC-XI) die wesentlichen Middleware-Services für den Datenfluss zwischen Anwendungen bereit gestellt werden. Der Hinweis, dass BPM in XI im Unterschied zu WebFlow Message-orientiert funktioniert, hilft bei der Beurteilung leider auch nicht weiter. Etwas einfacher fällt dagegen die Einschätzung von CPE. CPE ist im Unterschied zu den beiden genannten Komponenten ein Workflow-„Light“-Produkt, das geeignet ist, einfaches Dokumentenrouting zu unterstützen. Vergleichbar mit einem Domino-Workflow, das als People-to-People-Workflowprodukt klassifiziert werden kann. Positiv ist zu vermerken, dass alle drei Produkte in einer gemeinsamen Tasklist visualisiert werden können.
Was lernen wir also daraus? Während erste Workflowanbieter ernsthaft das anwenderfreundliche Redesign ihrer Produkte angehen, versucht SAP die bestehenden Leistungen von Ex-Business Workflow durch zusätzliche nicht einheitlich konsolidierte Funktionen aufzupeppen. Und wo das nicht ausreicht, wird schnell noch eine Lightversion für einfache Anforderungen mit angeboten. Gleichzeitig verschwimmen die Grenzen zwischen Lösungen, Produkten, Komponenten und ihren jeweiligen Leistungsspezifika immer mehr. Bleibt zu hoffen, dass zumindest die Integrationspartner von SAP den Überblick bewahren. (MF)
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