20000418 \  Messen & Kongresse \  Die AIIM Show
Die AIIM Show
In Hinblick auf Fläche und Ausstellerzahl hat sich im Vergleich zum letzten Jahr wenig verändert. Es gab jedoch einen unerwartet hohen Ansturm von Besuchern. Rund 36.000 fanden ihren Weg trotz Schnee am ersten Tag in die Ausstellung im Javits Center. Knapp 3 Tage vom 10. bis 12. April war die Ausstellung geöffnet. In die Besucherzahlen wurden dabei noch nicht einmal die Anmeldungen für die parallel laufende CRMS-Messe und –Kongreß von Advanstar eingerechnet. Für den Besuch der jeweiligen Ausstellungen war ein wechselseitiger kostenfreier Eintritt vereinbart. Allein für die AIIM Show wurden rund 40.000 Besucher gezählt.
Wichtigstes Thema auf der AIIM Show war das “e” – kaum ein Produktname ohne Bezug auf e-Business. Ein Blick hinter die Produktkulissen zeigte jedoch, daß vielerorts herkömmliche Produkte einfach mit einer internetfähigen Hülle umgeben wurden. Echte Produktneuheiten waren wenig zu sehen. Dies liegt sicherlich auch daran, daß die AIIM Show noch nicht die Heimat für die e-Business-Startup’s und dot.com Firmen ist. Zu den interessanteren Einzeltrends gehörten unter anderem:
   
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e-Business Solutions
Es ist schwierig abzugrenzen, was keine e-Business Solution ist – vom herkömmlichen Archiv über Portals bis zum Supply-Chain-Workflow. Nur eines ist allen gemeinsam – die Nutzung von Browser- und Applet-Technologien für einen einheitlichen Zugriff. Hierbei stehen naturgemäß weniger die eigentlichen Basisprodukte im Vordergrund, da sie sich äußerlich aus Benutzersicht kaum noch unterscheiden lassen. Klassisches Dokumenten-Management wie es durch Produkte von Documentum (www.documentum.de), PcDocs (www.hummingbird.com) und andere repräsentiert wurde, spielt eine immer geringere Rolle. Die Bereitstellung von gescannten Images und PDF-Dateien (www.adobe.com) ist immer noch eines der Hauptanwendungsgebiete. Immer mehr Lösungen konzentrieren sich jedoch auf die Verwaltung von originär für das Web erstellten Dokumenten – HTML und XML sind hier die Schlagworte. Diejenigen Anbieter, die den Wechsel vom herkömmlichen DMS zu e-Business bereits vollzogen haben, waren mit ihren Produkten nur noch mit kleinen eigenen Ständen oder gar nur auf Partnerständen vertreten. Zu den letzteren gehören DMS-Traditionsanbieter wie FileNET (www.filenet.com) oder Documentum (www.documentum.de), die in den vergangenen Jahren mit ihren großen Ständen und Aktivitäten die AIIM noch dominiert hatten. Ähnliches vollzieht sich bei Workflow. In dem Maße wie Workflow-Engines im Bauch von e-Commerce-Anwendungen verschwinden, werden auch die Stände der Produktanbieter kleiner und seltener. Workflow ist anerkannter Maßen eine der wichtigsten Infrastruktur-Komponenten von e-Business, jedoch geraten die “Single-Product-Vendors” immer mehr unter Druck. Führend bei der Umsetzung von Workflow für e-Business sind Staffware (www.staffware.com), JetForm (www.jet-form.com) und Tibco (www.tibco.com). Lediglich Staffware war auf der AIIM Show mit Neuheiten aktiv vertreten.
   
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ASP (Application Service Providing)
Sehr viele der bisherigen reinen Softwareanbieter und Systemintegratoren richten derzeit Rechenzentren für das vollständige Outsourcing (DMCO Document Management Complete Outsourcing) ein. Gab es früher nur einen Markt für Scan-Dienstleister, der noch aus der Mikroverfilmung geboren worden war, so geht heute der Trend zur vollständigen Dienstleistung, bei der die Nutzung mit Modellen wie pay-per-view, pay-per-transaction, pay-per-index-entry angeboten wird. Diese Angebote schließen inzwischen auch die zeitbezogene Nutzung mit unterschiedlichen Tarifen wie beim Telefonieren ein und bieten zum Teil eine 99,9% Verfügbarkeit.  
DocHarbor (www.docharbor.com), ein Tochterunternehmen von Anacomp und führender Anbieter in diesem Markt mit Kunden wie z.B. Delta Airlines stellt die Vorteile heraus: zeit- und ortsunabhängiger Zugriff, kein eigenes Personal, keine speziellen Anwendungen, keine eigene Hardware, Skalier- und Ausbaufähigkeit innerhalb von Stunden, 24-Stunden-Betrieb, keine Updates, Migrationen etc.
   
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Digitale Signatur
In den USA wird die Frage nach der elektronischen Unterschrift wesentlich unverkrampfter betrachtet als in Europa oder Deutschland. Zu den populären Produkten gehören Lösungen wie Cyber-Sign (www.csign.com) oder PenOP (www.penop.com). Es bilden sich derzeit zwei Trends heraus: dokumentenorientierte Sicherung mit Produkten wie Authentica (www.authentica.com) und andererseits die Absicherung von finanziellen Transaktionen. Auf der AIIM-Show dominierten naturgemäß die Verfahren zur Absicherung von Dokumenten.
   
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Farb-Scannen
Schnelle, hochauflösende Farbscanner bieten inzwischen alle führenden Anbieter von Kodak (www.kodak.com), Fujitsu (www.fujitsu.com), Ricoh (www.ricoh.com) bis Bell&Howell (www.bell-howell.com) an. Auch die Verarbeitung von farbigen Vordrucken mit Produkten wie Clecs von Gentriqs (www.gentriqs.com), Laserfiche (www.laser-fiche.com) und anderer Anbieter läuft bereits perfekt. Zu wünschen übrig lassen jedoch die Standards für die Speicherung und Archivierung von Farbbildern. JPEG wird allgemein als nicht ausreichend betrachtet. Das Luratech-Format (www.luratech.com) ist zwar optimal, gilt jedoch als proprietär. Es bleibt daher noch abzuwarten, wie zukünftig farbige Dokumente langfristig und speicherplatzsparend archiviert werden sollen. Die Arbeit der hiermit befaßten offiziellen Standardisierungsgremien wird von der Branche als zu langsam und zu weit vom Markt entfernt betrachtet.
   
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Information Capture & Automatische Klassifikation
Im Bereich der verbesserten Scan-Erfassung und Indizierung mit ICR/OCR-Technolgien konnten eine Reihe von Anbietern sich profilieren: ReadSoft (www.readsoft.com), ITESOFT (www.itesoft.com), ImageAccess (www.imageaccess.com) oder Kofax (www.kofax.com). Anders als in Europa war zum Thema automatische Klassifikation oder Indizierung, in den USA “Auto-Categorisation” genannt, wenig zu sehen und die Ansätze sind noch sehr unvollkommen. Hier bieten sich besonders für die deutschen Anbieter ausgezeichnete Marktchancen. Ähnliche Lücken gibt es übrigens auch im Bereich von WAP und multilingualen Lösungen.
   
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Knowledge Management
Knowledge Management war Schlagwort Nr. 2 hinter e-Business. Nimmt man den Kriterienkatalog für Knowledge Management Systeme von PROJECT CONSULT, so stellt sich heraus, daß für viele der sogenannten KM-Systeme noch einige “Herausforderungen” (wie man in den USA fehlende oder unzureichende Funktionalität nennt) bestehen. Microsoft (www.microsoft.com) konnte auch mit den neuen Produkten nicht überzeugen. Ohne den Schutzschild von rund 25 Partnern, darunter auch Anbieter wie A.I.S. (www.windream.com), CE/TREEV (www.treev.com), SER Macrosoft (www.sermacrosoft.com) könnte Microsoft in diesem Markt nicht mithalten. Lotus (www.lotus.com) dagegen hat mit DOMINO.DOC Version 3 einige Neuheiten vorgestellt und den Abstand vergrößert. KM stellte sich jedoch bei der Mehrzahl der Anbieter ebenso wie e-Business nur als ein Etikett dar.
   
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Content Management und XML
Die Dokumentation von Web-Angboten, die sich ständig – aus Datenbanken gefüttert – ändern können, gewinnt aus rechtlicher und Kunden-Service-Sicht immer größere Bedeutung. Der Nachweis, was wann auf welcher WebSite angeboten wurde, die Diskrepanz zwischen Prospekten, Verträgen und Web-Angeboten sowie das Vorhalten von Informationen, die Kunden von den WebSites vor längerer Zeit abgerufen haben, stellt neue Anforderungen an ein professionelles Web-Content-Management und Web-Content-Archives dar. Unternehmen, die solche Systeme im Internet bereits anbieten, waren auf der AIIM aber nur sehr wenig vertreten. Eine ähnliche Diskrepanz zwischen Anforderungen und Marketing-Aussagen existiert auch beim Thema XML. Viele Anbieter auf der AIIM setzten  auf XML – jedoch nur als zusätzlich verfügbares Format. Bei Nachfrage auf den Ständen zeigte es sich, daß die Anbieter mit XML noch nichts rechtes anzufangen wissen. Es wird zwar von Kunden nachgefragt, jedoch das Anwendungsfeld ist noch längst nicht erschlossen. XML wäre eine ideale Basis für Web-Content-Management und B2B-Anwendungen, da es Inhalt und Präsentation trennt.   (Kff)
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