Da ist er nun, der elektronische Pass – nein - der Pass mit einem Datenchip, auf dem auslesbare, elektronische Informationen sind. Mit biometrischen Merkmalen, derer es noch mehr werden. Nicht nur das Bild, sondern meine physische Identität, mein reales Vorhandensein, sind nunmehr in dem Dokument dokumentiert. Und wie wir alle wissen, dürfen wir uns ja ins gelobte Land, äh, nach Amerika, nur mit diesem neuen Dokument wagen. Ansonsten blüht uns dort ja gleich im Terminal die Erfassung in der Verbrecherdatei. Nun ganz so schlimm ist es ja nicht, besonders wenn wir auf der grünen Karte die richtigen Kreuzchen gemacht und erklärt haben, dass wir nicht in die Vereinigten Staaten zur Verübung von Straftaten einreisen. Dennoch, vielleicht ist diese Form des Ausweises sogar noch zu kurz gesprungen. Es wird die Zeit kommen, wo wir selbst als Ausweis dienen, die Iris gescannt, die Kopfform ausgemessen, der Gang beobachtet, der Schweiss auf der Stirn chemisch analysiert, die Wellen des freundlichen „Guten Morgen“ interpretiert, die elektrische Spannung des Astralleibs gemessen, die Rillen des Daumens durchleuchtet oder das kleine RFID unter der Haut ausgelesen – oder gleich auch alles zusammen. Den „Strichcode auf der Stirn“ tragen wir schon längst. Es fehlt nur an der Zuordnung und daran wird man arbeiten. Viele neue Daten braucht man nicht dazu, es gibt genügend, die nur verknüpft werden müssen. Soviel zur realen Welt. Größer noch ist das Problem in der virtuellen Welt: der elektronische Pass. In der virtuellen Welt des Netzes nehmen wir beliebig neue Namen, neue Initialen, neue Pseudonyme, neue Identitäten an. Wo ist denn unsere offiziell beglaubigte virtuelle Identität, unser Pass im Internet, ausgestellt von der örtlichen Meldebehörde. Ja, ja, ich weiß – die elektronische Signatur. Aber wer hat sie schon. In dieser abendlichen Stunde im Büro wiege ich mich in der Gewissheit, dass ich der einzige Inhaber einer qualifizierten elektronischen Signatur im Umkreis von fünfhundert Metern bin, mindestens. Nein, ich frage nach einer persönlichen ID in der virtuellen Welt. Genau genommen nach einer persistenten persönlichen Identität - benutzen wir hier einmal ein neues Akronym – PPID – die mich mein Leben lang begleitet, wie mein Pass oder in Amerika die Social Insurance ID (letztere haben den Nachteil, dass man sie häufig nicht in einem Alter erlangt, wo man eine PPID braucht, die alle Rollen in allen Adventurespielen übergreifend zu verwalten). Ach ja, die PPID muss natürlich auch die Namensänderung auf dem Standesamt und die Geschlechtsumwandlung überleben können. Die Frage nach einer PPID wird immer wichtiger werden, je mehr die elektronische Kommunikation und das Internet in unsere privaten und geschäftlichen Universen eindringen. Sie gehört dann natürlich auch auf den Chip in meinen Pass – in der Hoffnung, dass sie so geschützt ist, dass ich nicht ihrer beraubt werden kann. Die Übernahme fremder Identitäten ist nicht nur das Problem der Passfälschung, sondern sie ist eine leicht durchzuführende und täglich vorkommende Situation im Internet. Hierdurch stellen sich an eine PPID viel größere Sicherheitsanforderungen als an einen herkömmlichen Pass. Es gibt noch viel zu tun. (Kff)