IBM hat sich mit der FileNet Geschäftsführung darauf geeinigt für ca. 1,6 Mrd. US-Dollar, was 35 US-Dollar pro Aktie bedeutet, die FileNet Corporation zu übernehmen. Nun fehlen noch die Zustimmung der FileNet-Aktionäre und der Aufsichtsbehörden sowie die weiteren, üblichen Genehmigungsverfahren. Deshalb wird die endgültige Akquisition erst für das vierte Quartal 2006 erwartet. Die Übernahme findet im Rahmen von IBMs Information-On-Demand-Initiative statt. IBM will zunächst auf der Content-Management-Technologie beider Unternehmen aufbauen und den Kunden und Partnern industriefokussierte Lösungen liefern, die Content als Teil eines Geschäftsprozesses proaktiv erfassen und bereitstellen können. (SMe)
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| Infobox IBM
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URL:
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Firmierung:
| IBM Corporation
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Sitz:
| Armonk / USA
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GF/CEO/MD:
| Samuel J. Palmisano
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Börse:
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Zuletzt behandelt im
| Newsletter 20060503Newsletter 20060503
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DRT-Markt Eintrag
| ./.
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URL press releases:
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Produktkategorien:
| CM, WCM, Col, ECM, RM, DM, Wf, Sto, Arc
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| Infobox FileNet
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URL:
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Firmierung:
| FileNet Inc.
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Sitz:
| Costa Mesa / USA
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GF/CEO/MD:
| Lee Roberts
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Börse:
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Zuletzt behandelt im
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Benchpark Rating:
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DRT-Markt Eintrag
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URL press releases:
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Produktkategorien:
| Cap, ECM, Arc, RM, COLD, DMS, Coll, WCM, Wf
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| PROJECT CONSULT Kommentar:
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Es war doch schon für viele eine Überraschung, dass Lee Roberts “eingeknickt” ist. Jahrelang hatte er alle Anwärter abblitzen lassen und die Eigenständigkeit von FileNet betont. Alle großen Standardsoftware- und IT-Anbieter hatten bei den Kaliforniern anticambriert. Aber 1,6 Milliarden US-Dollar (immerhin fast das Dreifache des Hummingbird-/OpenText-Deals) dürften den Aktionären den Abschied von der Eigenständigkeit versüssen. Die Übernahme geschah sehr spontan und so wundert es auch nicht, dass es seitens IBM noch keinen Plan gibt, wie man mit dieser Akquisition umgeht (man wird hier von IBM auf November vertröstet). Das zunehmende Gewicht von EMC im ECM- und ILM-Markt war sicher einer der Gründe, ein anderer, dass man FileNet nicht einem anderen Interessenten überlassen wollte. Die Integration in Bezug auf die Firmenkultur wird relativ einfach fallen, da FileNet ähnlich wie IBM sich im Kleinen aufgestellt hat. Nicht zuletzt waren viele FileNet-Manager früher IBMler. Anders sieht dies beim Produktangebot aus. Das FileNet-Portfolio ist weitgehend überlappend mit dem Produktangebot von IBM. Bei IBM ist dieses zum Teil auf verschiedene Geschäftsbereiche verteilt und nicht so geschlossen wie bei FileNet, jedoch wird sich bei IBM niemand dazu herablassen, zuzugeben, dass das FileNet-Angebot in vielen Bereich zur Zeit moderner und besser ist als das Sammelsurium von IBM. Wird FileNet integiert, wird ein Portfolio geschmiedet? Bleibt FileNet als eigenständige Business-Unit erstmal erhalten und kann weitermachen wie bisher? Die Kunden von FileNet erwarten hier eindeutige Auskünfte, besonders diejenigen, bei denen Systemwechsel oder Migrationen anstehen, bzw. wo gerade Ausschreibungen durchgeführt wurden. Was ist die Zukunft von FileNet? Entfallen Schlüsselpositionen im Vertrieb, im Marketing, in der Beratung – diese sind redundant zu IBM. Werden sich die Knowhow-Träger von FileNet von selbst verabschieden um nicht in einen internen Tretmühlewettewerb mit besser positionierten IBM-Mitarbeitern treten zu müssen? Was wird aus den Vertriebskonzepten? Auf der einen Seite IBM mit eigenen Projekten, Töchtergesellschaften wie Sercon, Organisationen wie Global Services, einigen großen Systemhauspartnern; auf der anderen Seite das explizite Partnerkonzept von FileNet. Was werden die Partner tun? Eine weitere offene Flanke: was vertreibt der IBM-Vertrieb? Bereits bei den IBM-eigenen Produkten fehlt die Übersicht – ein Beispiel: traditionelle Archivierung mit dem ContentManager versus IBM ILM im Tivoli-Umfeld versus Dritt-Lieferant-Partnerprodukte für die eigene Speicherhardware. Nun noch komplexe Produkte wie FileNet – kann der IBM-Vertrieb diese mitverteiben? Wie geht man in Angebots- und Ausschreibungssituationen um, wo sich heute IBM und FileNet im direkten Wettbewerb befinden? Wird sich IBM mit dem eigenen Angebot auch einmal zurückziehen oder werden über die Old-Boys-Connections die neuen Kollegen von FileNet aus dem Wettbewerb geworfen? IBM hat einiges zu tun, damit sich die große Investition letztlich lohnt. Parallelen, die nicht so gut ausgingen, gibt es bei IBM: man denke nur an die Übernahme von Informix. In jedem Fall muss sich der Markt neu orientieren. Die großen Standardsoftware- und IT-Anbieter setzen nun die Trends – nicht mehr die ECM-Spezialisten. Auf den oberen Rängen ist nun OpenText auf einsamer Flur. Viele ECM- und Dokumentenmanagement-Funktionen werden Commodities, d.h. sie werden einfach im Standardlieferumfang irgendwelcher Produktsuiten mitgeliefert. SAP bündelt Business Process Management, Microsoft tut dies mit Dokumentenmanagement, Workflow und Web Content Management bei VISTA, Sarepoint Portal Server und Sharepoint Portal Services. Auch Oracle wird Dokumentenmanagement und Records Management nicht lange als alleinstehende Komponenten betrachten sondern zur Datenbank einfach dazupacken. Den übriggebliebenen Anbietern bleiben nur Lücken, Spezialisierung und Anwendungslösungen. Man wird sich an die Produkte der großen Anbieter anlehnen müssen. Die Entwicklung eigener Infrastruktur-, Middleware- und Basissysteme machen keinen Sinn mehr. Die einzige Chance, die die kleineren udn mittelständischen Anbieter derzeit haben ist, dass IBM und FileNet jetzt erstmal mit sich selbst beschäftigt sind, OpenText sich mit Hummingbird ein Konsolidierungsproblem aufgeladen hat, die Produkte von Microsoft und Oracle noch nicht im Felde sow eit sind und SAP noch einige Lücken läßt. Dieses Fenster für die Neupositionierung der ECM-Spezialanbieter wird sich aber bald schließen. (Kff)