20020327 \  Unternehmen & Produkte \  KPMG und Andersen, ein ideales Paar?
KPMG und Andersen, ein ideales Paar?
Genf - Das durch den Enron-Skandal angeschlagene Unternehmen Andersen Consulting ( http://www.andersen.com ) und die Wirtschaftprüfungsgesellschaft KPMG ( http://www.kpmg.com ) haben Gespräche über einen Zusammenschluss beider Firmen für die Länder außerhalb der USA aufgenommen. Vorangegangene Versuche, eine Fusion des gesamten Konzerns mit Konkurrenten wie Deloitte Touche Tohmatsu oder Ernst & Young zu erreichen, scheiterten vor kurzem. Die deutsche Andersen ließ bereits verlauten, dass die KPMG einer ihrer Wunschpartner sei. (AM)
  
PROJECT CONSULT Kommentar:
Der Enron-Skandal hat die Amerikaner aufgeschreckt und ihrem Glauben an den Kapitalismus ohne Grenzen einen Dämpfer versetzt. Zahllose Mitarbeiter stehen auf der Straße, die Altersvorsorge vieler dahin. Doch die Schuld trifft nicht nur die Chefetage des Unternehmens, sondern auch die Wirtschaftsprüfer von Andersen Consulting, die wissentlich das defizitäre Geschäftsgebaren von Enron übersahen oder nicht sehen wollten und sogar im großem Stil belastende Akten vernichteten. Dieser Umstand erhöht den Druck auf die US-Regierung, endlich verbindliche Richtlinien zu erlassen, die die Anforderungen an die elektronische Archivierung (compliance Richtlinien) sowie an die Revisionssicherheit erhöhen und einen vollständigen Nachweis der Daten ermöglichen. Der Enron-Skandal wird daher auch Bewegung in das Thema elektronische Archivierung und Records Management in Hinblick auf die Dokumentation relevanter Daten, Dokumente, E-Mails und Transaktionen bringen. Initiativen der Bundesverwaltung zu speziellen Gesetzen und Verordnungen sind bereits auf dem Weg. Die Vorwürfe gegenüber den Wirtschaftsprüfern gipfelten in der von US-Behörden erhobenen Anklage gegen Andersen wegen Behinderung der Justiz. Andersen steht nun am Pranger. Seit dem Skandal hat das Unternehmen zahlreiche Großkunden an die Konkurrenz verloren und ein Ende ist nicht abzusehen. Eine von dem Unternehmen nun gestartete Kampagne zur Ehrenrettung ist nicht mehr als ein schwacher Versuch, wenigstens einige vom Gegenteil zu überzeugen. Auch die anderen Gesellschaften wie KPMG werden die Nachwirkungen noch lange zu spüren bekommen, das Vertrauen in die gesamte Branche ist angeschlagen und es wird sicherlich noch eine lange Zeit ins Land gehen, ehe das Vertrauen der Kunden zurückgewonnen ist. Der Skandal beendet endgültig die große Zeit der Wirtschaftprüfungsgesellschaften, die zu einem Teil durch überhöhte Erwartungen auch die Misere der Dot-Coms und die Vernichtung von Milliarden von Dollar zu verantworten haben. (AM)
Weitere Kapitel
© PROJECT CONSULT Unternehmensberatung GmbH 1999 - 2016 persistente URL: http://newsletter.pc.qumram-demo.ch/Content.aspx?DOC_UNID=4b1f63a82c89430e002571e9003dd6de