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Zahn der Zeit nagt am optischen Archiv
Gastbeitrag von Ulrike Rieß,  
Fachjournalistin im Auftrag von ECMguide.de
 
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Webseite:
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Langzeitarchive können nur so beständig sein wie ihre Medien. Die Ungewissheit um die Zukunft der UDO-Technologie zeigt deutlich, dass im Archivierungsbereich noch lange nicht die optimale Lösung gefunden wurde. Nutzer, die zudem gesetzliche Bestimmungen erfüllen müssen oder Daten einfach nur Jahrzehnte lang sicher ablegen wollen, sollten prüfen, ob es nicht Alternativen gibt.
Die Datenflut wächst unaufhörlich. Einer IDG-Studie zufolge wird der digitale Datenberg bis 2010 auf fast 1000 Milliarden GByte anwachsen. Das entspricht in etwa dem Zwanzigfachen der bis heute in Buchform publizierten Daten. Damit steigt aber auch das Verlangen, das Meiste für die Nachwelt dauerhaft festzuhalten. Zum anderen vermehren sich die rechtlichen Auflagen, die Firmen zum Langzeitvorhalten bestimmter Daten zwingen. Langzeitarchive und Archivierungslösungen haben also Hochkonjunktur. Optische Medien waren und sind neben Bändern ein bewährtes Mittel der Wahl. Allerdings zeigen die jüngsten Entwicklungen auf dem Markt – Verkauf des UDO-Herstellers Plasmon beispielsweise –, dass auch dieses Medium nicht unbedingt zukunftstauglicher ist als andere.
Optisch unter Druck
Gerade die UDO-Technologie versprach, sich deutlich von anderen optischen Medien zu unterscheiden und für den Enterprise-Bereich gut zu eignen. Die Medien bieten 30 bzw. 60 GByte an Speicherkapazität und sollen laut Herstellerangaben über 50 Jahre überdauern. Darüber hinaus sollten die Medien etwa 30 Jahre rückwärtskompatibel sein. Vergleicht man dies mit CDs und DVDs, so zeigen sich klare Vorteile. CDs und DVDs werden mit einer Lebensdauer von 10 bis 15 Jahren ausgezeichnet. Das hängt in erster Linie vom Herstellungszeitpunkt und vom Umgang mit dem Medium ab. Generell kann man feststellen, dass optische Medien leicht zu lagern bzw. auszulagern sind und nachträgliche Manipulation kaum möglich sind. Die meisten Medien lassen sich mittels einfacher Verfahren vor unerlaubten Änderungen oder Löschen schützen. Automatische Prozesse bis hin zum Etikettieren machten optische Archive für viele Anwender interessant.
Allerdings zeichnen sich nun die Schattenseiten ab. Vor allem die Zukunft der UDO-Technik ist ungewiss. Durch die Übernahme von Plasmon durch Storage Appliance Technologie lassen sich Prognosen über neue Modelle, Weiterentwicklungen oder Wartung kaum treffen, da sich der Neubesitzer bislang in Schweigen hüllt. Lediglich eine Zusage daran, dass die Technologie weiter unterstützt und getrieben wird, war bislang zu vernehmen. Abgesehen davon, sind die anvisierten 50 Jahre Gebrauchstauglichkeit in Frage zu stellen. Das Medium selbst mag durchaus noch existieren, auch die Daten darauf, allerdings denken die wenigsten Unternehmen daran, dass sie auch gelesen werden müssen. Laufwerke, Software und Formate spielen hier eine wichtige Rolle. Organisationen wie Grundbuchämter, Versicherungen oder Hospitäler, für die 50 Jahre ein durchaus valider Speicherzeitraum ist, müssen solche Kriterien bei der Planung eines Archivs einbeziehen.
CDs und DVDs sind auch nicht so zuverlässig wie angenommen. So meldete das Deutsche Musikarchiv 2007, bei mindestens 200 Musik-CDs aus den Jahren 1983 bis 1986, Zersetzungserscheinungen festgestellt zu haben. Offenbar sind hier die Aufdrucke der CD schuld an dem Malheur. Sie fressen sich langsam durch die Kunststoffschichten des Datenträgers, beeinträchtigen dessen Lesbarkeit. Wahrscheinlich lassen sich selbst unter perfekten Lagerungsbedingungen solche Zersetzungsprozesse nicht aufhalten. Hier muss zudem das Raumklima auf stets den gleichen Bedingungen gehalten werden, was in den meisten Fällen wiederum Mehraufwand bedeutet.                                              
Wer Langzeitarchivierung betreiben muss, sollte prüfen, ob optisch wirklich die erste Wahl ist. Zudem darf die Planung nicht kurzsichtig geschehen und umfasst weitaus mehr Kriterien als eine einfache Backup-Strategie. Der Faktor Zeit wird nun auch für optische Medien ein Gegner.
Archiv in Bewegung
Archive sind – entgegen des landläufig bekannten Rufes – keine verstaubten, muffigen Kellergewölbe, in denen nichts passiert. Jeder Archivar digitaler Informationen muss sich im Klaren darüber sein, dass für ihn – unabhängig von der Technologie – Stillstand keine Option ist. Die Medien sollten und dürfen auf keinen Fall etikettiert, gelagert und dann vergessen werden. Vielmehr muss ein stetiger Migrationspfad vorbestimmt werden, der die Zukunftstauglichkeit und somit Lesbarkeit gewährleistet. Hier haben optische Medien sowie Bandspeicher einen kleinen Nachteil. Sie müssten einzeln wieder ausgelesen werden. Moderne Archive, die bereits mit Festplattensystemen sichern, können auf neuere Produkte in der Regel recht einfach migrieren. Obwohl Disksysteme mehr Aufwand, Stellfläche und Strom benötigen, etablieren sie sich in Teilen bereits als Archivlösung. Nicht zuletzt weil Schutzmechanismen wie RAID besser und unkomplizierter vor Datenverlust schützen.
Die Lesbarkeit der Daten lässt sich nur mit entsprechenden Migrationsplänen garantieren. Dieser Mehraufwand rechtfertigt die Überlegung, eventuell auf Festplattenarchive auszuweichen.
Lösung in der Wolke?
Anwendern, die eine Lesbarkeit der Daten absichern wollen, aber zu hohe Aufwände scheuen, denen bieten sich mittlerweile auch ganz andere Möglichkeiten. Die Entwicklung von Cloud-Computing bringt nun auch Dienstleister im Bereich Datensicherung auf den Markt. Dabei kann das jeweilige Unternehmen Speicherplatz beim Anbieter erwerben und dort Daten online ablegen. Wartung, Migration und Administration kann dem Dienstleister überlassen werden.
Diese einfach klingende Lösung hat aber ein paar Haken. So muss eine Verschlüsselung der Daten vorliegen, so dass nur autorisierte Nutzer die Inhalte sehen können. Rechtliche Aspekte dieser Datenauslagerung sowie Sicherheitsbelange müssen je nach Firma geklärt sein. Zudem sollten die EDV-Verantwortlichen überlegen, ob und welche Daten sie in andere Hände geben möchten. Und nicht zuletzt muss eine Integration in interne Prozesse, Workflows oder Dokumenten-Management-Systeme geprüft werden. Nur so lässt sich das Archiv auch internen Anforderungen entsprechend füllen und verwalten.
„Optisch“ heißt also bei weitem nicht immer „Optimal“. Alternativen zu beleuchten, lohnt sich für jede Firma.
 
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